Holzraubbau

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mbern
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Holzraubbau

Beitrag von mbern »

Wir hatten ja diese Rio Pal Diskussion unter "Steelstrings".
Hier noch was zum Holzraubbau auf Planet Ertum, ich mache unter "Allgemeines" diesen neuen Thread auf, weil man das doch nicht nur auf die Metallstrings beschränken darf.

http://www.videoportal.sf.tv/video?id=0 ... ac74597920

Wird Ebenholz eigentlich nicht auch, so wie Palisander, auf irgendwelchen Plantagen angebaut?


Zusatz:
Prowildlife Zitat:
"Viele Kunden glauben, Produkte "aus Plantagenwirtschaft" seien unbedenklich, da sie ja eigens angebaut würden. Doch Plantagen sind triste Monokulturen, in denen nur wenige Arten überleben können. Und noch immer werden Wälder abgeholzt, um neue Plantagen anlegen zu können. Selbst das häufig gelobte Siegel FSC (Forest Steward Council) gibt keine wirkliche Sicherheit: Noch immer ist Vieles in FSC-zertifizierten Einschlagsgebieten und Firmen im Argen. Und FSC-Artikel dürfen – je nach Produkt – bis zu 82,5 Prozent aus nicht-FSC-Quellen kommen und trotzdem das Siegel tragen"

Quelle:
https://www.prowildlife.de/Holzhandel
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Angorapython
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Beitrag von Angorapython »

Wie gut in diesem Falle recherchiert worden ist, zeigt sich nicht nur bei der (am Schluss) erwähnten falschen Bebilderung (Fender) sondern auch bei der mehrmals falschen Bezeichnung "Rosenholz"
Mich persönlich betrübt es, dass durch die schlechte Regelung der Einfuhr von geschützten Hölzern ganz plötzlich der Verkauf von alten, gebrauchten Instrumenten legal fast verunmöglicht wird, bei neuen die Regelungen offensichtlich recht leicht übergangen werden können. Das rettet natürlich keinen Baum.
Wer eine amerikanische Gitarre aus den 50er Jahren besitzt, die ein Griffbrett aus dem damals üblicherweise und legal verarbeiteten Riopalisander hat, aber leider keine Rechnung oder einen anderen Beleg vorlegen kann, dass diese Gitarre vor 1992 schon hier in Europa war, hat eventuell ein Problem!
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antaisce
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Beitrag von antaisce »

Hat denn eigentlich jemand den Überblick, wie es sich jetzt mit den neu aufgenommenen Holzarten in die CITES Appendix II und III verhält ? Ist ja nicht ganz uninteressant, wenn man sich z.B. eine Martin mit so einem Holz kaufen möchte und dann plötzlich in irgendeiner Situation als kriminell gilt, wenn man keine Papiere hat, die ja auch niemand je mitgeliefert hat...
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Orange
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Beitrag von Orange »

"... man kann auch schwarze Griffbretter aus Kunststoff nehmen die vom Holz nicht zu unterscheiden sind ..." Aaahhhaaaaaaaaaa .... :roll:
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Angorapython
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Beitrag von Angorapython »

Kaindee hat geschrieben:"... man kann auch schwarze Griffbretter aus Kunststoff nehmen die vom Holz nicht zu unterscheiden sind ..." Aaahhhaaaaaaaaaa .... :roll:
Stimmt, kann man.
Wenn jemand aber zum Beispiel eine bestimmte Gitarre, die zum Beispiel ähnlich alt ist, wie die Person selbst, völlig legal privat kauft, keine Rechnung dafür hat (was ja bei Privatkäufen durchaus üblich ist oder war, und Jahrzehnte später plötzlich durch fehlende Belege eine illegale Gitarre besitzt, die jederzeit von der Behörde eingezogen werden könnte, ist es einem letzlich egal, welche Hölzer oder Nichthölzer man bei neuen Gitarren verwenden könnte!
Ich werde gelegentlich darüber berichten, ob es dieser Person gelingen kann, ein CITES Zertifikat zu erhalten indem sie bei der zuständigen Stelle
alte Fotos als Beweis vorlegt, dass die Gitarre schon vor 1992 im Land war. Beim Kauf in den 80er Jahren wurde das Holzthema noch gar nicht diskutiert!
Antaisce weist richtig darauf hin, dass solche Probleme auch auf zukünftige Besitzer von Gitarren zukommen könnten, wenn das verwendete Holz später auf die Listen kommt.
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clone
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Beitrag von clone »

Ohne nun hier etwas weg- oder schönreden zu wollen. Mich würde aber schon einmal interessieren, wie Hoch der Anteil an dem Holzabbau ist, der in den Gitarrenbereich geht.

Aus den Hölzern werden ja auch z.B. Möbel hergestellt. Und ein massiver Kleiderschrank würde sicher viele Gitarren ergeben.

Ein zweiter Punkt ist wohl dazu dieser ´Vollmassiv-Hype` durch Fernost Hersteller. In den letzten 10 Jahren ist so doch wohl vermutlich Holz in ganz anderen Dimensionen verbraucht worden als früher.

Bitte jetzt nicht falsch verstehen, aber es muss ja auch nicht jeder, der über drei Wanderakkorde nie hinauskommt eine vollmassive Klampfe mit Ebenholzgriffbrett für möglichst unter 500€ zu Hause bei sich verstauben lassen.

Ich meine in dem Zusammenhang mit dem Holzabbau gibt es etliche `Schieflagen`.
Saitensprung

Beitrag von Saitensprung »

Angorapython hat geschrieben:Wie gut in diesem Falle recherchiert worden ist, zeigt sich nicht nur bei der (am Schluss) erwähnten falschen Bebilderung (Fender) sondern auch bei der mehrmals falschen Bezeichnung "Rosenholz"
Eigentlich wollte ich darauf nicht mehr kontern, weil der Thread schon so alt ist, aber jetzt wo du dich doch nochmal äußerst, passt's ja.
Ich nehme an, du meintest die Stelle im Video, wo Hendrix mit einer Fender zu sehen ist und Bezug darauf genommen wurde, dass einige Musiker zum Bekanntheitsgrad von Gibson beigetragen haben.
Ich finde es zwar etwas unglücklich, gerade Hendrix mit der Strat zu zeigen, aber ansonsten stimmt's schon. Hendrix spielte schon des öfteren Gibson und das eine Exemplar hat er ziemlich bekannt gemacht, auch wenn es das schon lange zuvor gab.
Gibson, nicht Fender
hat Gibson dadurch schon etwa populärer gemacht
wuchris
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Beitrag von wuchris »

clone hat geschrieben:Ohne nun hier etwas weg- oder schönreden zu wollen. Mich würde aber schon einmal interessieren, wie Hoch der Anteil an dem Holzabbau ist, der in den Gitarrenbereich geht.
Mich würde das auch mal interessieren.

Mir kommts allerdings so vor, als würde eine alte Gitarre zu einer abartig guten Investition mutieren - noch besser als das jetzt schon ist.
Mit anderen illegalen Dingen lässt sich ja auch gut Geld verdienen. Man denke an Heroin, gestohlene Picassos und schweizer Bankdaten.
wuchris
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Beitrag von wuchris »

clone hat geschrieben:
Bitte jetzt nicht falsch verstehen, aber es muss ja auch nicht jeder, der über drei Wanderakkorde nie hinauskommt eine vollmassive Klampfe mit Ebenholzgriffbrett für möglichst unter 500€ zu Hause bei sich verstauben lassen.
"Problem" ist, dass man es aber auch niemanden verbieten kann.
Wo käme man denn hin, wenn jeder zuerst berechtigtes Interesse anmelden müsste, um zum Kauf berechtigt zu sein. Ist ja keine Waffe im herkömmlichen Sinne ;)
Saitensprung

Beitrag von Saitensprung »

wuchris hat geschrieben: Mir kommts allerdings so vor, als würde eine alte Gitarre zu einer abartig guten Investition mutieren - noch besser als das jetzt schon ist.
Glaube ich nicht. Betrachtet man mal die paar Gitarren, die mit Seltenheitswert zum vielfachen der ursprünglichen Wertes verkauft werden, so ist das im Vergleich zur produzierten Masse doch eine sehr kleine Menge. Das meiste sind wohl doch eher Billigklampfen, bei denen möglichst doch noch etwas an teuren Hölzern verbaut wurde, um sie interessant genug zu machen. Die Dinger will doch später keiner mehr haben.
wuchris hat geschrieben: "Problem" ist, dass man es aber auch niemanden verbieten kann.
Wo käme man denn hin, wenn jeder zuerst berechtigtes Interesse anmelden müsste, um zum Kauf berechtigt zu sein.
Denke ich auch. Verbieten kann man es niemandem, aber was das "sich leisten können" betrifft... Ich darf mir auch einen dicken Bentley kaufen - aber ich muss wohl sehr lange darauf sparen, sonst bekomme ich ihn nicht. Und der Martin Wieland baut mir bestimmt auch keine Gitarre für 200 Euro mit Ebenholzgriffbrett und Koa-Decke.
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Gitarrenmacher
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Beitrag von Gitarrenmacher »

antaisce hat geschrieben:Hat denn eigentlich jemand den Überblick, wie es sich jetzt mit den neu aufgenommenen Holzarten in die CITES Appendix II und III verhält ? Ist ja nicht ganz uninteressant, wenn man sich z.B. eine Martin mit so einem Holz kaufen möchte und dann plötzlich in irgendeiner Situation als kriminell gilt, wenn man keine Papiere hat, die ja auch niemand je mitgeliefert hat...
Hier kann man schauen.
http://wisia.de/FsetWisia1.de.html
Es ist etwas umständlich, weil man über Wiki oder ähnliche Quellen eventuell erst den botanischen Namen heraussuchen muss. Danach klickt man dann die angezeigten Hölzer an und kann sehen, wie der Schutzstatus ist.
Z.B. für Palisanderarten gibt man dann dalbergia ein.
Hier gibts auch eine Menge Infos:
http://www.bfn.de/0305_holz.html
Am 20.Sept. bekomme ich Besuch vom BfN zu einer Betriebsbesichtigung. Ich werde mal versuchen herauszukriegen, was der Besitzer von Instrumenten mit kritischen Zutatan machen kann, um seinen Besitz zu schützen.

Munterbleiben
Christian
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Angorapython
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Beitrag von Angorapython »

wuchris hat geschrieben: Mir kommts allerdings so vor, als würde eine alte Gitarre zu einer abartig guten Investition mutieren - noch besser als das jetzt schon ist.
Mit anderen illegalen Dingen lässt sich ja auch gut Geld verdienen. Man denke an Heroin, gestohlene Picassos und schweizer Bankdaten.
Genau das kann sicher im Einzelfall passieren.
Ich möchte zum Beispiel aber keine abartig gute Investition, sondern nur eine legale Gitarre. Es scheint aber tatsächlich leichter zu sein, eine legale Gitarre neu zu erwerben, die aus letztlich undurchsichtigen Quellen stammen kann, als eine schon im Besitz befindliche zu "relegalisieren", bei welcher erwiesenermaßen seit über 50 Jahren kein einziger Baum gefällt wurde.
Zuletzt geändert von Angorapython am So Sep 09, 2012 2:36 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Gitarrenmacher »

Angorapython hat geschrieben:Wie gut in diesem Falle recherchiert worden ist, zeigt sich nicht nur bei der (am Schluss) erwähnten falschen Bebilderung (Fender) sondern auch bei der mehrmals falschen Bezeichnung "Rosenholz"
Zu Rosenholz, Auszug aus einslägiger Fachliteratur.

Handelshölzer
H. G. Richter and M. J. Dallwitz

Dalbergia nigra Fr. All. (Rio Palisander, Brazilian rosewood)

Nomenklatur etc. PAPILIONACEAE. Steht auf WA-Liste, Anhang 1 included in CITES appendix I. Handelsname: Rio Palisander, Rio Jacarand , Brasilianisches Rosenholz (D), palissandre Brésil, palissandre Rio (F), Brazilian rosewood (GB), cabiúna, camboré, caviuna legitima, jacarandá, pau preto, urauna (BR), palissandro (I), palisandro (E), palissander Rio (NL). Schutzstatus unter CITES: gechützt: ANNEX I.
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Captain Harry
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Beitrag von Captain Harry »

Bei der ganzen diskussion frage ich mich, wie wahrscheinlich es ist, dass da tatsächlich mal eine Gitarre "eingezogen" wird, weil der Besitzer deren Herkunft nicht zweifelsfrei nachweisen kann. Nach meinem Verständnis gilt doch in unserer Rechtssprechung - gerade bei alten Instrumenten von vor 1992 - immer noch die Unschuldsvermutung.
Ganz abgesehen davon liegt der Anteil von geschützten Hölzern im GESAMTEN Musikinstrumentenbau (also nicht nur für Gitarren) bei unter 1%. Den Löwenanteil nehmen Möbel, Yachten, Nobel-Autos etc. ein.
Seagull maritime SWS
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antaisce
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Beitrag von antaisce »

@ Gitarrenmacher: ich freu mich auf Deinen Erfahrungsbericht! Vielleicht komm ich auch mal vorbei, brauch noch eine neue Stegeinlage...
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