Adam Rafferty über das Lernen via youtube

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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Rolli
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Beitrag von Rolli »

stringbound hat geschrieben:@Rolli: immer vorausgesetzt, der Lehrende ist in der Lage diese Dinge zu vermittlen oder der Lernende ist in der Lage sie zu erfassen.
Wenn diese Voraussetzungen nicht erfüllt sind nutzt aller Unterricht nichts und das unabhängig von der Methode oder der Herangehensweise.

Meine Erfahrung ist, dass das Vermitteln von Tonbildung, Timing und Groove von Angesicht zu Angesicht sehr schwierig sind.
Viele der Lehrer, die ich getroffen habe, geraten beim Versuch der Vermittlung dieser Dinge ins Esoterische oder es wird knochentrocken und die Vermittlung gerät zur Auszählorgie.

Sobald der Lernende eine gewisse Musikalität hat, wird er in der Lage sein Timing und Groove instinktiv zu erfassen.
Immer im Rahmen dessen, was seine Fähigkeiten zulassen und der Lehrende, bzw. das Lehrmedium zulassen.

JM2C
Joe, ich stimme Dir insgesamt zu. Wenn der Lehrer das nicht vermitteln kann, wird's nix. Ich mache mit meinen Schülern die Erfahrung, dass diese sehr viel vom persönlichen Unterricht mitnehmen, wenn man z.B. am Ton arbeitet. Bendings oder Vibrato lassen sich da wundervoll erklären; durch das einfache Vorspielen/Vormachen - der Schüler kann sich dabei jeden Vorgang der Hand genau betrachten und direkt Fragen. Das kann kein Video, egal aus wieviel Blickperspektiven da gefilmt wird. Aber es schliesst das eine das andere ja nicht aus. Es gibt auch Lehrer, die wunderbar unterrichten können, aber "schlechte" Spieler sind und umgekehrt. Aber ich denke Groove und Ton kann man nur dann richtig rüberbringen, wenn man das selber drauf hat.
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stringbound
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Beitrag von stringbound »

Wenn jemand weiß, wie er sein Wissen vermitteln kann, ist YT als Lehrmedium klasse: Justin Sandercoe.

Und mal ehrlich: wielviele der selbsternannten Lehrer auf YT sind den ernstzunehmen?
Andererseits gibt es durch YT die Möglichkeit Workshops verschiedener Gitarristen zu sehen und daduch neue Ideen, Ansätze und Techniken zu holen.

Soviel zum Thema "Unterricht von Angesicht zu Angesicht": Segovia Masterclass. ;-)
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scifi
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Beitrag von scifi »

stringbound hat geschrieben: Und mal ehrlich: wielviele der selbsternannten Lehrer auf YT sind den ernstzunehmen?
Und mal ehrlich: wielviele der selbsternannten vor-Ort-Lehrer sind den ernstzunehmen?

;-)
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Rolli
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Beitrag von Rolli »

Na ja, aber wer weiß ob man nicht viel intensiver und reicher lernen würde bei Justin, wenn man dies einmal wöchentlich in Person täte?!?
Es geht ja auch nicht darum das in gänze abzulehnen! Aber ich glaube, wir sind eh bereits im sinnlosen Haarspalte Modus angelangt ;)
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Rolli
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Beitrag von Rolli »

scifi hat geschrieben:
stringbound hat geschrieben: Und mal ehrlich: wielviele der selbsternannten Lehrer auf YT sind den ernstzunehmen?
Und mal ehrlich: wielviele der selbsternannten vor-Ort-Lehrer sind den ernstzunehmen?

;-)

Ich kenne einige sehr gute!
Tilmann Höhn, Oli Klenk, Stefan Mönkemeyer...

Andereseits kenn ich auch viele Gitarristen, die sich kaum weiterentwickeln wollen, den Ar*** nicht hochkriegen, sich sperren und nicht ernst zunehmen sind.
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StephanD63
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"Lehrer" und Lehrer

Beitrag von StephanD63 »

Vielleicht ist auch das Wort "Lehrer" ein wenig zu weit interpretierbar.

Ich empfinde die YT und andere Tutorials als bereichernd und sicher auch geeignet, Anfänge zu erfahren. Ich benutze sie oft, um Ideen zu sammeln. Ein außerordentlich strukturierter Mensch, der z.B. über eigene Feedbacksysteme sein Spiel entwickelt, ist dabei wohl ebenso erfolgreich wie ein außergewöhnliches Talent. [Also nicht für mich :oops: ]

Ich empfinde einen wirklich guten Gitarren"lehrer" als Coach, als jemanden, der mein Verhalten fachkundig spiegelt und unbefangen kommentiert.
Das ist etwas, was im Tutorial definitiv nicht funktionieren kann, wegen der Grenzen des Mediums.

Wie bei Verhaltenstrainings gibt es auch hier gute und schlechte. Aber ein Vergleich sollte schon auf der gleichen Qualitätsstufe stattfinden, wenn man solche Dinge betrachtet: ist also der ideale Lehrer / Coach besser als das ideale Tutorial? Ich denke, ja.

Ich hab nen Super-Coach, stimmt`s, Rolli? :-)
Gruß vom Roten Hang
Stephan

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Rolli
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Re: "Lehrer" und Lehrer

Beitrag von Rolli »

StephanD63 hat geschrieben:
Ich hab nen Super-Coach, stimmt`s, Rolli? :-)
Ich hoff es Stephan, ich hoffe es. Und Coach ist ein guter Begriff.
Bis zum Engelrausch!
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Without a knowledge of form or harmony – it’s like reading a foreign language out loud and having no comprehension of the meaning of the words.
Das ist ein ganz toller Standpunkt doch ich sage mit 100%iger Überzeugung: kein (!!!!!) Zuhörer wird es hören ob der Interpret weiß, dass er gerade einen "Em7add9" gespielt hat. Und jetzt? Was nun? Wo wollen wir denn hin? Ist das hier E-Musik? Ist man toller, besser wenn man z.B. im Schlaf Harmonien korrekt indizieren kann? Worauf möchte Adam denn hinaus? Für das Klangerlebnis spielt es absolut keine Rolle ob der Interpret "weiß, was er tut". Jemand, der ausschließlich reproduziert kann exakt so klingen wie jemand, der jeden einzelnen Ton in Sekundenschnelle in Relation zum Grundton der Tonika als Intervall korrekt benennen kann.
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Das ist ja rühmlich, dass da eine Lanze für Musiktrainer gebrochen wird. Doch wer einen gewissen Stand erreicht hat ist schlichtweg in der Lage sich best. weiterführendes Wissen / Fähigkeiten / Fertigkeiten...anzueignen ohne fremde Hilfe. Und längst nicht jeder Gitarrentrainer grabs your hand properly.
Groove, Timing, Ton und andere wesentliche musikalische Elemente treten dabei leicht in den Hintergrund.
Ist das so? Und bei wem? Ich weiß ja nicht wen man alles so beobachten kann (also exemplarisch für "youtube-Lernen") - doch jeder, der halbwegs ernsthaft am Instrument ist wird sich früher oder später hin zu einer rein auditiven / taktilen Selbstkontrolle bewegen...

http://www.youtube.com/watch?v=SimZ5o38UEI

Blick überwiegend auf die Noten, eine Kontrolle des Ergebnis findet über die Lauscher statt.
Und mal ehrlich: wielviele der selbsternannten vor-Ort-Lehrer sind den ernstzunehmen?

;)
Genau drei. Doch ich verrate nicht welche es sind, Bestechung zwecklos. Alle fremdernannten sind natürlich uneingeschränkt zu empfehlen?! Oder wie war das?
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Rolli
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Beitrag von Rolli »

Danke Holger, das ist genau das richtige Beispiel. Schon als Kind hatte Sungha eine meise Haltung und sein Ton ist leider auch nie richtig erwachsen geworden. Bin aber sicher, dass sich das auch bei ihm noch hinbiegen ließe, wenn der z.B. statt an die Mosel zum Monte fahren würde oder ein paar Stunden bei Clive nähme.
:roll:
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

@Rolli: Miese Haltung, nicht erwachsener Ton? Haben wir das selbe Video geschaut / -hört? :wink:

Der Mann verfügt über eine unfassbare Kunstfertigkeit doch es ist gewiss Geschmackssache; ich mag aber diese Sachen von z.B. Bögershausen oder Stotzem sehr.

* * *
Meiner Erfahrung nach lässt sich "groove" total schwierig vermitteln. Vll. auch deshalb, weil der Begriff so schwer zu fassen ist?! Wie stringbound es so schön beschreibt: "esoterisch <--> staubtrocken". ;) Da ist was dran. Der Weg der Nachahmung muss nicht der schlechteste sein; idR werden ja nur Dinge nachgespielt, die man selbst mag und die man sich schon einige Male angehört hat = im Grunde beste Voraussetzungen, "die Rille zu finden" und es rund klingen zu lassen.
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Rolli
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Beitrag von Rolli »

@Rolli: Miese Haltung, nicht erwachsener Ton? Haben wir das selbe Video geschaut / -hört? Wink
Der Mann verfügt über eine unfassbare Kunstfertigkeit doch es ist gewiss Geschmackssache; ich mag aber diese Sachen von z.B. Bögershausen oder Stotzem sehr.
Huhu Holger! Ich denke schon. Also ich habe einiges von Sungha gehört und manches von Ulli B.
Unfassbar Kunstfertiges habe ich bei beiden nicht erlebt. Sungha ist ein talentierter Gitarrist, ohne Frage. Aber was Ton und Ausdruck anbelangt, geht das eher so in Richtung Bauknecht Kühltruhe. Ist aber, wie Du ja sagst Geschmacksache und zumindest Sungha kann sich ja evtl. noch entwickeln. Ulli B. ist da noch ein ganz anderes Thema ;)

Ich habe selten Gitarrenmusik mit weniger Ausdruckskraft erlebt!
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Haja - Geschmackssache halt. Und das isses halt, wenn einem die Musi von z.B. Seasick Steve oder Jacques Stotzem oder Hannes Wader eher in den Hörtunnel geht als z.B. Sungha dann hat das auch idR mehr Ausdruck für einen selbst, keine Frage. Ist Text / Gesang mit im Spiel wird die Vergleichbarkeit nochmals um mind. eine Ebene schwieriger - gutes Potential für´ne Endlosdiskussion. ;)

Doch wo Du das mit dem Ausdruck gerade erwähntest: Ulli hat vor geraumer Zeit mal eine Art "Bluesworkshop" oder sowas gemacht, ich kann mich gerade nicht erinnern in welcher Form das war. Hui - das war der "Krankenhaus-Blues", also wirklich total steril. :? Für mich nicht bluesy. Die Harmonien waren natürlich "blues", doch der Klang / tone nicht.
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Rolli
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Beitrag von Rolli »

Holger Danske hat geschrieben:
Doch wo Du das mit dem Ausdruck gerade erwähntest: Ulli hat vor geraumer Zeit mal eine Art "Bluesworkshop" oder sowas gemacht, ich kann mich gerade nicht erinnern in welcher Form das war. Hui - das war der "Krankenhaus-Blues", also wirklich total steril. :? Für mich nicht bluesy. Die Harmonien waren natürlich "blues", doch der Klang / tone nicht.
Ulli und Blues ist ein Widerspruch an sich !!! :)
Ich glaube, wir verstehen uns schon richtig. So - noch ein paar Geschenke verpacken und dann noch was aufnehmen.... So long!
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Beitrag von stringbound »

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Horror. :shock:
Einer der Hauptgründe, warum ich mit DVD's lerne.
Workshops zu besuchen verkneife ich mir auch, seit bei einem Workshop meine Spielhand ohne Vorwarnung ergriffen, verdreht und neu plaziert wurde.
Dabei hatte ich den Künstler, der den Workshop gegeben hat, darauf hingewiesen, dass ich Autist bin...
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Beitrag von stringbound »

mr335 hat geschrieben:
Danke Holger, das ist genau das richtige Beispiel. Schon als Kind hatte Sungha eine meise Haltung und sein Ton ist leider auch nie richtig erwachsen geworden.
Meine Haltung ist beim lernen von Noten/Tabs auch nicht besser und mein Ton wahrscheinlich noch schlechter, als der von Sungha Jung in dem Video.
Das ändert sich, sobald das Stück, dass ich lerne "in den Fingern" sitzt.
Erst ab dem Zeitpunkt geht es bei mir um Haltung, Timing, Groove und Ausdruck und zwar genau in dieser Reihenfolge.
Das wird bei Sungha Jung nicht viel anders sein.
Was den Ausdruck von Gitarristen wie Sungha Jung, Sönke Meinen, Joe Robinson oder Brooks Robinson angeht: der wird mit den Jahren zunehmen.
Der Ausdruck ist eine Sache der (gemachten) Erfahrungen und Erfahrungen zu machen dauert halt seine Zeit.
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