Stimmton

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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Herigo
Beiträge: 4328
Registriert: Sa Apr 03, 2010 11:23 pm

Beitrag von Herigo »

mipooh hat geschrieben:
die gitarre reagiert mit mehr oder weniger starker resonanz wenn man zum beispiel ein g singt
Interessant, hab ich gerade mal probiert. Meine Gitarren entwickeln eine starke Resonanz bei einem reingesungenen A. Und zwar nicht nur so eben hörbar, sondern ganz deutlich, so dass ich den Eindruck habe, sämtliche Saiten kommen in Schwingung und der gesamte Korpus schwingt in A mit. Nur einen knappen Halbton drunter oder drüber ist das weg.
Die Frage wäre, wie wirkt sich das beim Spielen aus. Da merke ich zunächst einmal nichts.
...........
im allgemeinen liegt die resonanzfrequenz zwischen g und gis. natürlich kann sie auch auf a liegen. man sagt bei konzertgitarren liegt sie bei sehr hochwertigen sogar auf fis. das beeinflusst schon den klangcharakter.
es geht eigentlich um den ersten resonanzpeak, es gibt weitere nach oben hin. auf dieser resonanzfrequenz liegt oft auch ein deadspot oder wolfston. bei meiner bellido ist das g auf der tiefen e saite deutlich lauter stirbt aber auch sofort ab. die gitarre reagiert auf ihrer eigenfrequenz mit starker mechanischer resonanz die die energie schnell verbraucht.

ist das ein echtes a oder stimmst du die gitarre bereits einen halbton tiefer, ich nehme an du hast die töne der gitarre nachgesungen? aber egal, das liegt noch im bereich des normalen.

wie klingt das a im verhältnis zu den anderen tönen beim anschlag der saiten (einzelne töne, keine akkorde)?

beim spielen fällt das auch nicht weiter auf. es ist nur so, dass gitarren mit einer tieferen eigenresonanz insgesamt voller und auch weicher klingen, mit einer höheren etwas klarer und weniger stark im bass.

bei meiner martin om-21 liegt die resonanz freundlicherweise mehr zwischen fis und g. wenn man genau nach A440 stimmt. dadurch fällt das nicht so auf, und bestätigt indirekt den relativ bassstarken klang der martin gitarren.

bei meinen taylors ist die resonanz nicht besonders stark bei g, man sagt denen ja gerne einen etwas sterilen (oder positiv einen sehr ausgeglichenen) klang nach.

bei der knut welsch liegt die resonanz eindeutig auf fis, sie ist also die am tiefsten abgestimmte gitarre. und in der tat hat sie einen sehr starken bass, aber, und das macht sie auch zu etwas besonderem, ist sie gleichzeitig auch sehr klar mit einen eigenen mitten-touch. mit der gitarre gelingt es mir mich gegen drei andere akustische gitarren durchzusetzen.

jedoch würde ich persönlich nicht sagen, dass allein die resonazfrequenz aussagt ob eine gitarre gut oder schlecht klingt, mir gefallen sie alle, ganz besonders auch die manuel bellido flamenca trotz ihrer ausgeprägten resonanz auf dem g.
Salud a Familia
Herigo Carajillo de los Bomberos de Alemania
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mipooh

Beitrag von mipooh »

Ich stimme seit einiger Zeit normal, also A=440 Hz.
Die Töne hatte ich einfach reingesungen und dann anschliessend mit dem Gitarrenton verglichen. Es gibt später noch Bereiche mit etwas mehr Resonanzen, aber erst in der Oktave dann wieder ähnlich stark.
So, mal lesen, was Du da alles verlinkt hast...
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bookwood
Beiträge: 3371
Registriert: Mo Okt 18, 2010 4:49 pm

Beitrag von bookwood »

Weil es vielleicht die interessiert, die damals noch nicht mitgelesen haben:
Wir hatten einen netten kleinen Faden zu Resonanzfrequenz und Dead Spots.
Gruß
von
Ralf
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docsteve
Beiträge: 726
Registriert: Mo Okt 01, 2012 2:39 pm

Beitrag von docsteve »

Jungs und Mädels,

nagelt mich nicht auf die 439 Hz fest, ich habs nicht wissenschaftlich getestet. Ich merke aber jeden Tag beim Stimmen, wie klanglich die Sonne aufgeht, wenn die 440 Hz (laut Stimmgerät) erreicht sind. Das Instrument gewinnt einfach an Klang und Strahlkraft, wenn es korrekt gestimmt ist.

Ich bin mir übrigens nicht sicher, ob diese Frequenz mit der zum Deadspot führenden Resonanzfrequenz zusammenhängt. Da ich die Gitarre gebraucht gekauft habe, bin ich mir nicht mal sicher, ob das so beabsichtigt war oder einfach nur durch jahrelanges Spiel auf 440 Hz entstanden ist.

Nur so am Rande: Ein "Wolf" ist was anderes als ein Deadspot. Wer mal einen Wolfston auf einem Streichinstrument gehört hat, weiß, was ich meine. Da heult das ganze Instrument, und der Bogen fängt an zu springen, weil alles so stark schwingt. Meist klemmt man dann einen Wolfstöter an die Saite und weg ist das Tier.

@Herigo: Im Konzertgitarre-Forum hatten wir das Thema auch schon mal durch; mit ganz ähnlichen Beobachtungen von dir und mir.

Aber um auf meinen letzten Punkt zurückzukommen: warum eine Gitarre anders klingt, wenn man einen Kapo drauf macht, finde ich schon interessant. Der Druck auf die Saiten kanns doch nicht allein sein? Und dass dem so ist, wird wohl jeder bestätigen können. Was hat der Kapo, was ein Finger nicht hat?

Viele Grüße, Stephan
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scifi
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Beitrag von scifi »

docsteve hat geschrieben:nagelt mich nicht auf die 439 Hz fest, ich habs nicht wissenschaftlich getestet. Ich merke aber jeden Tag beim Stimmen, wie klanglich die Sonne aufgeht, wenn die 440 Hz (laut Stimmgerät) erreicht sind. Das Instrument gewinnt einfach an Klang und Strahlkraft, wenn es korrekt gestimmt ist.
Geht mir genauso und ich bin nicht mit einem absoluten Gehör ausgestattet.
Und zwar bei allen meinen "besseren" Instrumenten (nicht nur Gitarre). Ob das an einer Hörerwartung liegt (müsste ich dann nicht doch so etwas wie ein absolutes Gehör haben???)? Oder daran, dass die Instrumente in aller Regel auf 440 gestimmt werden und sich dort mit der Zeit "einrichten"?
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docsteve
Beiträge: 726
Registriert: Mo Okt 01, 2012 2:39 pm

Beitrag von docsteve »

Noch eine Idee, warum der Kapo den Klang anders beeinfluisst als ein Barree: er fügt Masse zum Hals hinzu. Deshalb klingt jeder Kapo auch ein bisschen anders - womit die Diskussion über den ultimativen Sound in eine ganz andere Dimension zu rücken droht.

Viele Grüße, Stephan
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