Fokale Dystonie - Musikerkrampf
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Fokale Dystonie - Musikerkrampf
Hey ho,
Die Fokale Dystonie http://de.wikipedia.org/wiki/Fokale_Dystonie, bezeichnet ein nicht willentlich zu beeinflussendes kontrahieren von bestimmten Muskeln. Habe am kommenden Montag meinen Ersttermin beim IMMM http://www.immm.hmtm-hannover.de/. Es wird wahrscheinlich auf eine Botox-Injektion in den Daumenbeugemuskel hinauslaufen. Zusätzlich werde ich wohl Übungen bekommen, um die Bewegungsmuster neu zu strukturieren.
Möchte hier meine Erfahrungen und den Krankheitsverlauf schildern - Fragen, Anmerkungen und Kommentare sind erwünscht!
Ich bemerkte es zum ersten mal beim Üben auf der Renaissancelaute. Hier wird die Melodie vornehmlich im Wechselschlag zwischen Daumen und Zeiger gespielt, wobei der kleine Finger als "Scharnier" auf die Decke gestützt wird, was aus dem mittelalterlichen Plektrumspiel resultierte. http://www.youtube.com/watch?v=GUAMdPsBJ8M
Der Daumen der rechten Hand begann öfters im Endgelenk einzuknicken - also übte ich den Wechselschlag noch mehr und verstärkt. Leider erwies sich dies als grundlegender Fehler! Der Musikerkrampf ist in seiner Ursache kaum erforscht, jedoch kristallisierte sich heraus, dass übermäßiges, stereotypes und "verbissenes" Üben ihn fördert.
Mittlerweile ist es so, dass ich eigentlich nur noch mit dem Plektrum spielen kann. Zum Teil ist noch eine Hybridtechnik möglich, jedoch auch nur noch mit Einschränkungen.
Bin nun gespannt auf den Termin beim Prof. für Musikmedizin. Ich soll mit Instrument kommen und etwas vorspielen. Falls es zur Injektion kommt, ist nach ca. 3-5 Tagen eine Wirkung zu erwarten.
Die Fokale Dystonie http://de.wikipedia.org/wiki/Fokale_Dystonie, bezeichnet ein nicht willentlich zu beeinflussendes kontrahieren von bestimmten Muskeln. Habe am kommenden Montag meinen Ersttermin beim IMMM http://www.immm.hmtm-hannover.de/. Es wird wahrscheinlich auf eine Botox-Injektion in den Daumenbeugemuskel hinauslaufen. Zusätzlich werde ich wohl Übungen bekommen, um die Bewegungsmuster neu zu strukturieren.
Möchte hier meine Erfahrungen und den Krankheitsverlauf schildern - Fragen, Anmerkungen und Kommentare sind erwünscht!
Ich bemerkte es zum ersten mal beim Üben auf der Renaissancelaute. Hier wird die Melodie vornehmlich im Wechselschlag zwischen Daumen und Zeiger gespielt, wobei der kleine Finger als "Scharnier" auf die Decke gestützt wird, was aus dem mittelalterlichen Plektrumspiel resultierte. http://www.youtube.com/watch?v=GUAMdPsBJ8M
Der Daumen der rechten Hand begann öfters im Endgelenk einzuknicken - also übte ich den Wechselschlag noch mehr und verstärkt. Leider erwies sich dies als grundlegender Fehler! Der Musikerkrampf ist in seiner Ursache kaum erforscht, jedoch kristallisierte sich heraus, dass übermäßiges, stereotypes und "verbissenes" Üben ihn fördert.
Mittlerweile ist es so, dass ich eigentlich nur noch mit dem Plektrum spielen kann. Zum Teil ist noch eine Hybridtechnik möglich, jedoch auch nur noch mit Einschränkungen.
Bin nun gespannt auf den Termin beim Prof. für Musikmedizin. Ich soll mit Instrument kommen und etwas vorspielen. Falls es zur Injektion kommt, ist nach ca. 3-5 Tagen eine Wirkung zu erwarten.
Zuletzt geändert von Liederbolt am Di Apr 23, 2013 10:30 am, insgesamt 2-mal geändert.
"Mit Harrfen und Lauten schönen Metzen hofieren, solches nimmt ein böses Ende"
Reformator Johann Mathesius 1560
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Danke Sci, Sam...
Wenn ich jetzt zurückblicke, hab ich es in einer sehr leichten Form eigentlich schon sehr lange. Mit dem Daumen-Zeiger-Wechselschlag kam ich irgendwie nie wirklich richtig ins Laufen.
Das merkwürdige ist, dass die gleiche Bewegung auf der Tischplatte völlig problemlos geht - also sind anatomische und orthopädische Ursachen auszuschließen.
Schwierig zu beschreiben, wie sich's anfühlt. Schon etwas wie eingefroren, aber ohne Kälte. Vom Daumenwurzelgelenk ausgehend entsteht eine Art Anspannung, die bewirkt dass der Daumen sich einwärts krümmt. Ähnlich wie bei diesem Gitarristen, aber ich hab's nicht mit den anderen Fingern.
http://www.youtube.com/watch?v=WGSwsXPLu98
Auch die Plektrumhaltung kann betroffen sein - wäre mein absoluter Albtraum:
http://www.youtube.com/watch?v=Ev9x-AEyroQ
Bevor ich mit Laute anfing, lief alles richtig gut mit klassischer Gitarrentechnik. Die historische Renaissancelautenspielweise scheint mir einfach nicht zu liegen, aber ich wollte damals unbedingt "authentisch" spielen. Dies kann ich ja immerhin noch mit Plektrum auf einer Mittelalterlaute tun...
Im Nachhinein kann ich nur Jedem empfehlen auf seinen Körper zu hören, und nicht mit allen Mitteln zu versuchen etwas zu spielen, was einem nicht gut liegt.
Hatte mal eine Lautenistin kennengelernt, die mit der Gitarrentechnik nicht klarkam, und deren Finger erst beim historischen Lautenspiel anfingen zu "laufen".

Wenn ich jetzt zurückblicke, hab ich es in einer sehr leichten Form eigentlich schon sehr lange. Mit dem Daumen-Zeiger-Wechselschlag kam ich irgendwie nie wirklich richtig ins Laufen.
Das merkwürdige ist, dass die gleiche Bewegung auf der Tischplatte völlig problemlos geht - also sind anatomische und orthopädische Ursachen auszuschließen.
Schwierig zu beschreiben, wie sich's anfühlt. Schon etwas wie eingefroren, aber ohne Kälte. Vom Daumenwurzelgelenk ausgehend entsteht eine Art Anspannung, die bewirkt dass der Daumen sich einwärts krümmt. Ähnlich wie bei diesem Gitarristen, aber ich hab's nicht mit den anderen Fingern.
http://www.youtube.com/watch?v=WGSwsXPLu98
Auch die Plektrumhaltung kann betroffen sein - wäre mein absoluter Albtraum:
http://www.youtube.com/watch?v=Ev9x-AEyroQ
Bevor ich mit Laute anfing, lief alles richtig gut mit klassischer Gitarrentechnik. Die historische Renaissancelautenspielweise scheint mir einfach nicht zu liegen, aber ich wollte damals unbedingt "authentisch" spielen. Dies kann ich ja immerhin noch mit Plektrum auf einer Mittelalterlaute tun...
Im Nachhinein kann ich nur Jedem empfehlen auf seinen Körper zu hören, und nicht mit allen Mitteln zu versuchen etwas zu spielen, was einem nicht gut liegt.
Hatte mal eine Lautenistin kennengelernt, die mit der Gitarrentechnik nicht klarkam, und deren Finger erst beim historischen Lautenspiel anfingen zu "laufen".
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Reformator Johann Mathesius 1560
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Du schreibst:
" Das merkwürdige ist, dass die gleiche Bewegung auf der Tischplatte völlig problemlos geht - also sind anatomische und orthopädische Ursachen auszuschließen. "
Das muss nicht so sein; sollten die Probleme z. B. von der Halswirbelsäule kommen - wie bei mir - macht es schon einen Unterschied, ob die Bewegung auf dem Tisch oder am Instrument stattfindet. Ich spüre schon Unterschiede zwischen OM und GA - Korpus.
Aber ich bin kein Arzt und will hier auch nicht herumspekulieren; wäre aber nett, wenn Du uns auf dem Laufenden hälst. Alles Gute -
" Das merkwürdige ist, dass die gleiche Bewegung auf der Tischplatte völlig problemlos geht - also sind anatomische und orthopädische Ursachen auszuschließen. "
Das muss nicht so sein; sollten die Probleme z. B. von der Halswirbelsäule kommen - wie bei mir - macht es schon einen Unterschied, ob die Bewegung auf dem Tisch oder am Instrument stattfindet. Ich spüre schon Unterschiede zwischen OM und GA - Korpus.
Aber ich bin kein Arzt und will hier auch nicht herumspekulieren; wäre aber nett, wenn Du uns auf dem Laufenden hälst. Alles Gute -
Liebe Grüsse - Sam
...
Zuletzt geändert von RAc am So Okt 11, 2015 3:59 pm, insgesamt 1-mal geändert.
http://soundcloud.com/rac-13" onclick="window.open(this.href);return false;
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So, gerade aus Hannover zurück. Nun hab ich es schwarz auf weiß: Fokale Dystonie - und in meinem Fall ganz eindeutig. Die Leute dort sind sehr nett, und die Diagnose war ganz ausführlich - ging alles gut 2 1/2 Std. Eine Kraftmessung der einzelnen Finger versetzte den Assistenzarzt in Erstaunen - ungewöhnlich stark, auch für einen Gitarristen. Hab mal früher sehr viel Kung Fu geübt - da wurde viel gegriffen...
Unter Ultraschallbeobachtung dann die Botox-Spritze direkt in den großen Daumenbeuger. Dazu ein Rezept über Tabletten mit dem Wirkstoff Trihexiphenidyl. Das ist ein Medikament aus der Parkinson-Forschung, und zeigt Erfolge bei der Dystonie. Soll erst hinzugefügt werden, wenn das Botox schon wirkt. Da ich noch wegen einer anderen Sache eine Behandlung bekomme, werde ich das aber erst mal mit meinem Doc besprechen - will nur ungern so viele Medis einwerfen...
Diese Maßnahmen sind symptomatisch zu betrachten. Der Kern ist das "Retraining". Ich soll es mir so vorstellen, dass die Bewegungsprogramme auf der "Festplatte" durcheinandergeraten sind, und nun neu programmiert werden. Dazu soll ich ganz entspannt üben - gaaaanz laaangsam. Sobald der Daumen wegknickt pausieren und entspannen. Also im Prinzip ganz von vorne anfangen. Werde mal so 45 min (eher gefühlt als auf die Uhr geschaut) dafür am Tag einplanen. Gut, dass ich mit Plektrum weiter musizieren kann. Ein weiterer Trick war das Anziehen eines Latexhandschuhs - und wirklich war das Problem damit etwas geringer.
@RAc:
Wirklich ein Jammer! Den Gedanken die Musik trotzdem nicht aufzugeben teile ich aber voll. Neben dem Plektrumspiel bliebe mir noch die Tenorfidel (Gambe) - hab ich in Gitarrenstimmung, hat Bünde, musste nur den Strich lernen. Nach 2 Wochen "gequälter Katze" doch schon hörbar geworden. Und falls die Finger gar nicht mehr wollen bliebe der Gesang. Früher war ich mal Trommler, und zur Not kauf ich mir 'ne Panflöte...
Unter Ultraschallbeobachtung dann die Botox-Spritze direkt in den großen Daumenbeuger. Dazu ein Rezept über Tabletten mit dem Wirkstoff Trihexiphenidyl. Das ist ein Medikament aus der Parkinson-Forschung, und zeigt Erfolge bei der Dystonie. Soll erst hinzugefügt werden, wenn das Botox schon wirkt. Da ich noch wegen einer anderen Sache eine Behandlung bekomme, werde ich das aber erst mal mit meinem Doc besprechen - will nur ungern so viele Medis einwerfen...
Diese Maßnahmen sind symptomatisch zu betrachten. Der Kern ist das "Retraining". Ich soll es mir so vorstellen, dass die Bewegungsprogramme auf der "Festplatte" durcheinandergeraten sind, und nun neu programmiert werden. Dazu soll ich ganz entspannt üben - gaaaanz laaangsam. Sobald der Daumen wegknickt pausieren und entspannen. Also im Prinzip ganz von vorne anfangen. Werde mal so 45 min (eher gefühlt als auf die Uhr geschaut) dafür am Tag einplanen. Gut, dass ich mit Plektrum weiter musizieren kann. Ein weiterer Trick war das Anziehen eines Latexhandschuhs - und wirklich war das Problem damit etwas geringer.
@RAc:
Wirklich ein Jammer! Den Gedanken die Musik trotzdem nicht aufzugeben teile ich aber voll. Neben dem Plektrumspiel bliebe mir noch die Tenorfidel (Gambe) - hab ich in Gitarrenstimmung, hat Bünde, musste nur den Strich lernen. Nach 2 Wochen "gequälter Katze" doch schon hörbar geworden. Und falls die Finger gar nicht mehr wollen bliebe der Gesang. Früher war ich mal Trommler, und zur Not kauf ich mir 'ne Panflöte...
"Mit Harrfen und Lauten schönen Metzen hofieren, solches nimmt ein böses Ende"
Reformator Johann Mathesius 1560
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Kann nun sagen: "Das Zeugs wirkt!"
Konnte gestern Abend ungewöhnlich gut spielen, wobei ich mir aber nicht sicher war, ob es an der Injektion lag, oder ich nur gut entspannt war. Ich ziehe jeden Abend den Stecker meiner Computeranlage heraus, um unnützen Standby-Betrieb zu vermeiden. Als ich ihn wie gewohnt mit Daumen und Zeiger der rechten Hand ziehen wollte, schaffte ich es nicht - es fehlte die nötige Kraft. Habe es dann mit links gemacht - null Problemo. (...er sitzt aber auch extrem fest...)
Ansonsten bemerke ich keine Einschränkungen im Alltag. Erfahrungsgemäß wird nach 12-18 Wochen nachgespritzt, wobei sich die Abstände der Injektionen mit der Behandlungsdauer verlängern.
Die große Frage ist natürlich, ob und wann ein Ende der Behandlung in Sichtweite ist, und ob danach die große Frustration einsetzt, oder das Retrainig langfristig Frucht bringt...
Konnte gestern Abend ungewöhnlich gut spielen, wobei ich mir aber nicht sicher war, ob es an der Injektion lag, oder ich nur gut entspannt war. Ich ziehe jeden Abend den Stecker meiner Computeranlage heraus, um unnützen Standby-Betrieb zu vermeiden. Als ich ihn wie gewohnt mit Daumen und Zeiger der rechten Hand ziehen wollte, schaffte ich es nicht - es fehlte die nötige Kraft. Habe es dann mit links gemacht - null Problemo. (...er sitzt aber auch extrem fest...)
Ansonsten bemerke ich keine Einschränkungen im Alltag. Erfahrungsgemäß wird nach 12-18 Wochen nachgespritzt, wobei sich die Abstände der Injektionen mit der Behandlungsdauer verlängern.
Die große Frage ist natürlich, ob und wann ein Ende der Behandlung in Sichtweite ist, und ob danach die große Frustration einsetzt, oder das Retrainig langfristig Frucht bringt...
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Reformator Johann Mathesius 1560
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Ich drücke Dir die Daumen (nicht zu doll wg. Fokaler Dystonie
)
So wie ich Deine Ausführung verstanden habe, geht es auch darum, dass Dein Hirn neue Bewegungsmuster, erlernt. Das Blöde fürs Hirn ist es, dass es sehr schlecht "verlernen" kann. Daher brauchst Du wahrscheinlich viel Zeit bzw. Übung - wobei das Fatale ja ist, dass gerade das viele, angestrengt Üben eher zu der Situation führte. Also immer locker und entspannt und lass Dir Zeit.
Das wäre schade, wir würden Dich als guten Gitarrenspieler missen

So wie ich Deine Ausführung verstanden habe, geht es auch darum, dass Dein Hirn neue Bewegungsmuster, erlernt. Das Blöde fürs Hirn ist es, dass es sehr schlecht "verlernen" kann. Daher brauchst Du wahrscheinlich viel Zeit bzw. Übung - wobei das Fatale ja ist, dass gerade das viele, angestrengt Üben eher zu der Situation führte. Also immer locker und entspannt und lass Dir Zeit.
...Und falls die Finger gar nicht mehr wollen bliebe der Gesang. Früher war ich mal Trommler, und zur Not kauf ich mir 'ne Panflöte
Das wäre schade, wir würden Dich als guten Gitarrenspieler missen

Viele Grüße
ralphus
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ralphus hat geschrieben:
So wie ich Deine Ausführung verstanden habe, geht es auch darum, dass Dein Hirn neue Bewegungsmuster, erlernt. Das Blöde fürs Hirn ist es, dass es sehr schlecht "verlernen" kann. Daher brauchst Du wahrscheinlich viel Zeit bzw. Übung - wobei das Fatale ja ist, dass gerade das viele, angestrengt Üben eher zu der Situation führte. Also immer locker und entspannt und lass Dir Zeit.
Danke Ralphus...

So sieht's aus. Durch die Schwächung mit dem Botox, muss das Hirn quasi andere Impulse senden, um die Bewegung auszuführen zu können - also das veränderte Bewegungsmuster führt (hoffentlich) zu einem Umlernen der Bewegungsabläufe.
Musikalisch interessant finde ich auf jeden Fall die neue Erfahrung der Langsamkeit. Einige Stücke die ich lange gar nicht spielen konnte gehen schon wieder, jedoch nur in Zeitlupe. Ist zwar weit entfernt von jeder Bühnentauglichkeit, lässt aber jeder Note sehr viel Zeit und Raum für das Gestalten von Phrasierungsbögen - muss man sich nur voll drauf einlassen... Insofern kann ich den von "RAc" zitierten Fall des Musikers, der erst durch die Dystonie gefühlvoll spielen lernte, gut nachvollziehen.
"Zeit" ist in jedem Fall ein ganz entscheidender Faktor - als ich gestern noch eine halbe Stunde vor der Arbeit etwas üben wollte, gelang es mir nicht gut - hatte den nahenden Termin vor Augen. Habe es dann besser sein lassen. Ich glaube, dass wenn ich nicht entspannt üben kann, das Gehirn nun nicht neue Bewegungsmuster sendet, sondern die alten verstärkt (...um sich gegen das Botox zu "wehren"[?]) - dies wäre im höchsten Maße kontraproduktiv. Am besten gelingt es mir ausgeschlafen und ohne Termindruck.
"Mit Harrfen und Lauten schönen Metzen hofieren, solches nimmt ein böses Ende"
Reformator Johann Mathesius 1560
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Es wird besser...
Habe nun mal ein Stück auf drei Arten gespielt. Da die Musik GEMA-Frei ist erlaube ich mir, es hier im thematischen Bezug direkt einzustellen und nicht im Forumsinternen Veröffentlichungs-Thread.
Die Reihenfolge der Aufnahme differenziert. Da ich nach dem Spiel ohne Focus auf Entspannung nur schwer in den "Entspannungsmodus" zurückkehren kann, habe ich zuerst das Video II aufgenommen, dann die Nr. III mit dem Plek und dann die I ohne Beachtung der Dystonie...
Video I zeigt das Lautenstück "Ein welscher tantz Wascha mesa" von Hans Neusiedler, 1536. So sieht es aus, wenn ich einfach drauf los spiele. Trotz des nicht perfekten Winkels der Einstellung kann man deutlich sehen, wie der Daumen ständig einknickt und hinter der Hand verschwindet was zu den "Hakern" führt. Wenn ich es nun sehe, kommt es mir gar nicht einmal so katastrophal rüber, wie es sich beim Spielen für mich anfühlt, bzw. ist auch das einfache Losspielen schon etwas besser - konnte es noch vor wenigen Monaten kaum durchspielen:
http://www.youtube.com/watch?v=czRM-2_9Ac4
Das Video II zeigt den Tanz nun unter dem Focus auf Entspannung. Das Tempo ist gedrosselt, aber kommt schon langsam an eine denkbare Interpretation heran, da es sich eigentlich um eine Pavane - einen Schreittanz handelt. Ein für mich ganz wichtiger Aspekt ist das bewußte, möglichst weite Ausholen mit dem Daumen wenn vor oder nach dem Zeigefingerschlag ein Daumenschlag folgt. Dies hilft mir sehr den Daumen ohne Verkrampfung außen zu halten, wenn es hier auch nicht immer ganz gelingt. Es gibt gute und schlechte Tage die Dystonie betreffend - heute war ein mittelmäßiger. Habe das Stück auch schon "noch besser" spielen können. Meine Zielsetzung ist es einen Weg zu finden, in dem ich für mich bestmöglich spielen kann - es wird nicht unbedingt angestrebt eine historisch überlieferte Lauten-, oder Gitarrentechnik bewältigen zu können. Es hat sich aber gezeigt, dass es mir am besten gelingt, wenn ich die rechte Hand ohne Stützfinger locker hängen lasse - ähnlich wie es auf Bildern alter Meister wie Tarrega zu sehen ist. Heute wird ja allgemein eher die rechte Hand als Verlängerung des Armes gesehen, und das Handgelenk am Unterarm nicht abgeknickt - da werde ich aber weiter experimentieren.
http://www.youtube.com/watch?v=CB6KimwJK4s
Hier noch eine eigene, Bearbeitung mit dem Plektrum - quasi mein "Trost" zu der ganzen Misere. Habe eines aus Leder (LEATHER TONES) verwendet, welches dem Spielgefühl und Klang der Fingerkuppen etwas besser entspricht als harte Materialien. Die Akkorde wurden voll ausgefüllt wobei ich aber öfters, wenn es möglich ist, die Terz mit einem Finger der linken Hand abdämpfe/bzw. nicht richtig niederdrücke (nicht im Video zu sehen), da es mir sonst etwas "zu harmonisch" klingt. Bin gerade dabei eine noch volltönendere Version in Drop-D zu erarbeiten - die wird dann später mal eingestellt und wird auch den folgenden Nachtanz, den "Huppf auf" im punktierten Tripeltakt beinhalten - den in einem Tempo mit den Fingern zu spielen das ihm gerecht wird, ist z.Zt. noch Utopie für mich...
http://www.youtube.com/watch?v=g2K0k0SIrRY
Die Reihenfolge der Aufnahme differenziert. Da ich nach dem Spiel ohne Focus auf Entspannung nur schwer in den "Entspannungsmodus" zurückkehren kann, habe ich zuerst das Video II aufgenommen, dann die Nr. III mit dem Plek und dann die I ohne Beachtung der Dystonie...
Video I zeigt das Lautenstück "Ein welscher tantz Wascha mesa" von Hans Neusiedler, 1536. So sieht es aus, wenn ich einfach drauf los spiele. Trotz des nicht perfekten Winkels der Einstellung kann man deutlich sehen, wie der Daumen ständig einknickt und hinter der Hand verschwindet was zu den "Hakern" führt. Wenn ich es nun sehe, kommt es mir gar nicht einmal so katastrophal rüber, wie es sich beim Spielen für mich anfühlt, bzw. ist auch das einfache Losspielen schon etwas besser - konnte es noch vor wenigen Monaten kaum durchspielen:
http://www.youtube.com/watch?v=czRM-2_9Ac4
Das Video II zeigt den Tanz nun unter dem Focus auf Entspannung. Das Tempo ist gedrosselt, aber kommt schon langsam an eine denkbare Interpretation heran, da es sich eigentlich um eine Pavane - einen Schreittanz handelt. Ein für mich ganz wichtiger Aspekt ist das bewußte, möglichst weite Ausholen mit dem Daumen wenn vor oder nach dem Zeigefingerschlag ein Daumenschlag folgt. Dies hilft mir sehr den Daumen ohne Verkrampfung außen zu halten, wenn es hier auch nicht immer ganz gelingt. Es gibt gute und schlechte Tage die Dystonie betreffend - heute war ein mittelmäßiger. Habe das Stück auch schon "noch besser" spielen können. Meine Zielsetzung ist es einen Weg zu finden, in dem ich für mich bestmöglich spielen kann - es wird nicht unbedingt angestrebt eine historisch überlieferte Lauten-, oder Gitarrentechnik bewältigen zu können. Es hat sich aber gezeigt, dass es mir am besten gelingt, wenn ich die rechte Hand ohne Stützfinger locker hängen lasse - ähnlich wie es auf Bildern alter Meister wie Tarrega zu sehen ist. Heute wird ja allgemein eher die rechte Hand als Verlängerung des Armes gesehen, und das Handgelenk am Unterarm nicht abgeknickt - da werde ich aber weiter experimentieren.
http://www.youtube.com/watch?v=CB6KimwJK4s
Hier noch eine eigene, Bearbeitung mit dem Plektrum - quasi mein "Trost" zu der ganzen Misere. Habe eines aus Leder (LEATHER TONES) verwendet, welches dem Spielgefühl und Klang der Fingerkuppen etwas besser entspricht als harte Materialien. Die Akkorde wurden voll ausgefüllt wobei ich aber öfters, wenn es möglich ist, die Terz mit einem Finger der linken Hand abdämpfe/bzw. nicht richtig niederdrücke (nicht im Video zu sehen), da es mir sonst etwas "zu harmonisch" klingt. Bin gerade dabei eine noch volltönendere Version in Drop-D zu erarbeiten - die wird dann später mal eingestellt und wird auch den folgenden Nachtanz, den "Huppf auf" im punktierten Tripeltakt beinhalten - den in einem Tempo mit den Fingern zu spielen das ihm gerecht wird, ist z.Zt. noch Utopie für mich...
http://www.youtube.com/watch?v=g2K0k0SIrRY
"Mit Harrfen und Lauten schönen Metzen hofieren, solches nimmt ein böses Ende"
Reformator Johann Mathesius 1560
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