Ein Hoch auf das Älterwerden!

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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wolfwal
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Beitrag von wolfwal »

Möglichst viel (Spiel-)Freude transportieren finde ich am wichtigsten!

Ich habe vor zig Jahren Georg Danzer live erlebt (toll!!), der hat irgendwann zu sich und den Musikern gemeint: "Des kennan ma bessa!" - hat das Stück abgebrochen und nochmal von vorn begonnen!
......... war kein Beinbruch!! :D
Der Nachteil am Nichtstun ist, dass man nie weiß, wann man fertig ist!

Gruß, Wolfi!
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Paradise
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Beitrag von Paradise »

....ist mir auch schon einmal passiert.
Das war bei einem langen Intro.
Hab dafür sogar noch Applaus bekommen.
Ich habe mich aber trotzdem etwas geschämt.

Wenn das einem Georg Danzer passiert ist es in der Regel
nicht so schlimm wie bei Hinz und Kunz.

L.G. Simone
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Denken ist allen erlaubt, vielen bleibt es erspart.
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

ich finde man sollte unterscheiden zwischen eigenem anspruch und dem des zuhörers. ich sehe kein problem darin wenn ein profi oder hobby gitarrist ein versautes stück noch mal anfängt. bei beiden sehe ich es auch nicht als schlimm oder störend an wenn da mal ein fehler oder eine unsauberkeit auftaucht, wenn man die als zuhörer überhaupt wahrnimmt. wenn aber jemand, das sind halt meist hobby gitarristen, ständig an oder über seine grenzen hinaus spielen will und dadurch die ganz sache leidet nichts grooved oder gerade so hingewürgt ist, dann ist der spaß für das zuhören sehr begrenzt.

in einer band hört man minimale unsauberkeiten oder verspieler nicht, bzw. die fallen nicht auf wenn sie nur bei einzelnen und nur vereinzelt auftreten.

bei einem solovortrag ist das was anderes, vor allem dann wenn es sich fast ausschließlich um instrumentalstücke handelt.
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rum315
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Beitrag von rum315 »

@Herigo
Das ist ein wesentlicher Punkt: Kenne deine Grenzen!

In allen Könnensstufen sollte man bei Auftritten die Stücke vortragen, bei denen man sich sicher fühlt. Es spricht auch nichts dagegen gerade bei Fingerstyle-Stücken eine eigene Version daraus zu machen, die für dich selbst sicherer zu spielen ist. Also einfacher als die Meister greifen.
Auf jeden Fall sollte das Publikum nicht mit zittern ob jetzt wenigstens dieses Stück ohne rießen Patzer geht.
Aus meiner Sicht sind Patzer in einem angemessenen Rahmen erlaubt. Die dürfen den Spielfluss, das Feeling und den Groove nicht stören. Patzer sollten aber bei der Vorbereitung nicht einkalkuliert werden.

Also: deine Version des Stücks für dich perfekt einüben. Beim Auftritt locker bleiben und über kleine Patzer lächeln. Das lockert ungemein.

Grüße aus der Pfalz
Ralph
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wolfwal
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Beitrag von wolfwal »

Herigo hat geschrieben: bei beiden sehe ich es auch nicht als schlimm oder störend an wenn da mal ein fehler oder eine unsauberkeit auftaucht, wenn man die als zuhörer überhaupt wahrnimmt.
Sehe ich genauso! :pro:
Der Nachteil am Nichtstun ist, dass man nie weiß, wann man fertig ist!

Gruß, Wolfi!
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scifi
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Beitrag von scifi »

Herigo hat geschrieben: bei einem solovortrag ist das was anderes, vor allem dann wenn es sich fast ausschließlich um instrumentalstücke handelt.
nope... nicht bei Rhythmus
Fall: Fingerstyle zusammen mit einem Percussionisten, der grooved wie es sich gehört. Was solo noch für den Hörer ganz gut klingt, wird schnell furchtbar, weil dem Klampfenisten die "rubatohaften Freiheitsgerade" fehlen und alle merken, dass der Vortrag eigentlich nicht tight ist. Oder man ist halt wirklich gut, aber wer ist das schon :roll:

Mein Senf
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

na komm... das meine ich doch auch nicht, wer redet von unfähigkeit? :lol:

apropo, wie weit bist du mit dem "kühe hüten"? bin jetzt durch, manchmal komme ich fast fehlerfrei zum schluss. ...aber nur manchmal, immerhin auswendig und etwas langsamer als die tele-version. dafür mit rasgueados am ende. :D
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Gitarrenspieler
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Beitrag von Gitarrenspieler »

Versuche immer so gut zu spielen wie ich nur kann. Unsauberkeiten die mich selbst stören versuche ich durch üben zu beseitigen. Das gilt für Musik im stillen Kämmerlein und vor Leuten.
Zum älter werden an sich, in dem Film „The Straight Story “ wird der Protagonist an einer Stelle im Film gefragt, es müsste doch auch sein gutes haben älter zu werden. „Alvin Straight“ daraufhin: Ich weiß nicht was daran gut sein soll wenn man gleichzeitig blind, lahm und taub wird. Noch ist es bei mir nicht so weit, es kommt wie es kommt und das mit Sicherheit.
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
https://www.taaken.net
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koppots
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Beitrag von koppots »

Zur Klarstellung: Ich will natürlich alles fehlerfrei spielen, aber es wird (zumindest bei mir) niemals funktionieren, zwei Stunden perfekt zu sein. Die anderen Zuhörer, bis auf den einen von der Musikerpolizei, waren auch zufrieden.
Wie sagte ein Bandkollege mal: Kein Mensch hört eine falsche Note, aber jeder hört, wenn es nicht groovt...
Alles klar, alles klar, wenn Du mich fragst, bei mir is alles klar...
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Paradise
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Beitrag von Paradise »

Hallo Wolfgang,
ich versuche auch immer so sauber zu spielen wie ich nur kann, egal ob
vor Publikum oder alleine.
Aber vor Leuten ist bei mir leider immer mal wieder eine Nervosität im Spiel
die manchmal zu unsauberem Greifen führt.
Ich sehe das heute nicht mehr als so schlimm an und werde dadurch nicht
noch nervöser. Das ist das Schöne am Älter-werden.
Ich kann viele Dinge heute gelassener sehen und bin viel toleranter geworden.

L.G. Simone
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scifi
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Beitrag von scifi »

koppots hat geschrieben:Wie sagte ein Bandkollege mal: Kein Mensch hört eine falsche Note, aber jeder hört, wenn es nicht groovt...
Absolut! Zumindest in Pop, Funk, Blues, Rock, Folk und jeder Art potentiell tanzbarer Musik.

Und zur Fehlerquote: Ich kann mich jetzt auch nicht an einen Profi-Klampfenisten oder Fingerstyle-Gott erinnen, den ich in den letzten 3 Jahren live gesehen habe, und bei dem ich nicht meine, den einen oder anderen Patzer gehört zu haben. Wir sind halt keine Maschinen.
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scifi
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Beitrag von scifi »

Herigo hat geschrieben:na komm... das meine ich doch auch nicht, wer redet von unfähigkeit? :lol:

apropo, wie weit bist du mit dem "kühe hüten"? bin jetzt durch, manchmal komme ich fast fehlerfrei zum schluss. ...aber nur manchmal, immerhin auswendig und etwas langsamer als die tele-version. dafür mit rasgueados am ende. :D
Liegt wieder bis Oktober auf Eis :-(
Die Band hat gerade einen unverhofften "Kreativschub" und ich muss irgendwie versuchen 10 neue Stücke unter einen Hut zu bringen bzw. überhaupt erstmal die Arrangements und meine Teile fertig zu bekommen.
maxpo
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Beitrag von maxpo »

Es kommt sicher auch auf die Art der Musik an.

Kleiner Verspieler, ungeplante Blue Notes , reduzierte Riffs , vorgezogene oder verspätete Noten: das macht eine individuelle Interpretation aus und gibt vielen Darbietungen eine leibhaftige Seele. Wir sind keine App, wir machen Fehler und haben das Glück das nicht jeder jeden Fehler merkt im Publikum. Es geht doch um Unterhaltung, kein Vorspielen für ein Stipendium an einer Privatschule.

Bewußte Schlampereien , zugedrönt oder angesoffen herumzappeln geht nur bei den unangefochtenen Gigahelden, als Teil der Show.

Ein 5 Minuten Stück jederzeit fast auf die Sekunde genau abrufbar haben macht Auftritte steril.

Interaktion mit dem Publikum macht für mich den Reiz von gitarrenbezogener Livemusik aus, Entertainment.

Die Ausgewogenheit zwischen Können, Disziplin und tagesaktuelle Interpretation seines Programmes sollte ausgewogen sein, den Zuhörer mit einbinden.

Einen Vortrag halten, eine Festrede , eine Predigt oder eine Musikdarbietung fällt mit steigender Routine auch in der Vorbereitung immer leichter. Manchmal helfen ein paar Drinks für die notwendige Lockerheit, solange keiner von der Kanzel fällt. Hop oder Top liegen nicht weit auseinander

Dinner for One zeigt es wunderbar
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koppots
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Wohnort: Düsseldorf

Beitrag von koppots »

Letzte Woche habe ich Neil Young live sehen dürfen. Unglaublich, was bei ihm schnarrt, scheppert, abgedämpft ist, obwohl es klingen sollte... Aber die Show war unglaublich, das Publikum war fast ausnahmslos begeistert. Er steht auf der Bühne, verspielt sich, lächelt, spielt weiter. Frank Sampredo agiert ähnlich. Spielfreude ist m. E. nach einfach wichtiger als Perfektion, und die kam bei mir leider erst mit dem Alter.
Mir fällt dazu immer Radar Love von Golden Earing ein. In den 80ern haben wir dieses Stück gecovert, und mir war jedesmal Angst und Bange. Es war eine Zugabe, also habe ich den kompletten Auftritt nicht genießen können, weil ja noch Radar Love gespielt werden musste. Es hat mich schlicht überfordert, weil der Anspruch an mich selbst zu hoch war.
20 Jahre später haben einige Kollegen und ich das Stück nochmals zu einem Geburtstag gespielt, nicht geprobt, stark vereinfacht, nur kurz die Abläufe abgesprochen und los... WAR DAS TOLL! Zum ersten Mal habe ich dieses Lied genossen, jeder hat es erkannt (obwohl wirklich stark vereinfacht) und alle hatten Spaß.
Das wollte ich eigentlich mit diesem Thread sagen: Mit dem Alter (oder dem Älterwerden) kommt für mich so richtig der Spaß an der Musik, die Typen mit den verschränkten Armen vor der Bühne interressieren mich nicht mehr.
Alles klar, alles klar, wenn Du mich fragst, bei mir is alles klar...
maxpo
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Beitrag von maxpo »

koppots hat geschrieben: Das wollte ich eigentlich mit diesem Thread sagen: Mit dem Alter (oder dem Älterwerden) kommt für mich so richtig der Spaß an der Musik, die Typen mit den verschränkten Armen vor der Bühne interressieren mich nicht mehr.
Genau das ist es: man macht Musik für sich und ggf. die Mitspieler der Band oder Session. Gemeinsam musizieren, nicht vorspielen

Wenn man selbst oder die ihren natürlichen Spaß haben, springt der Funke aufs Publikum über und es wirkt authentisch.

Ob Fingerpicking, Blues oder R&B auf der E-Git : mit dem Altern wird es besser , weil man sich und den Youtube- und Forenwelten nichts mehr beweisen muß ;-)
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