Der Tiefpunkt eures Musikerdaseins?

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

Moderatoren: jpick, RB, Gitarrenspieler

mbern
Beiträge: 1327
Registriert: Mo Nov 01, 2010 10:24 am

Beitrag von mbern »

Davanlo hat geschrieben:Hört sich fast an als ob ihr mistrauisch seid :D
Nein, so war das nicht gemeint...
maxpo
Beiträge: 326
Registriert: Mi Aug 07, 2013 10:16 am

Beitrag von maxpo »

Gitarrenspieler hat geschrieben:Mein Tiefpunkt kommt wohl noch, bis jetzt war alles erträglich... Oder ich bin nicht so leicht zu enttäuschen.
Nicht jeden erwischt es "subjektiv = gefühlt" gleich schlimm bis tragisch.

In früheren Bandjahren gab es selten schon mal finanzielle Nachverhandlungswünsche einiger Kneipiers nach dem Auftritt : wir sollten uns unser Honorar am nächsten Wochenende abholen oder er wolle es bald überweisen. Einer unserer Bandmitglieder bat dann freundlich um einen klärenden Rückruf am folgenden Montag bis 12 Uhr , auf dessen Dienststelle in leitender Position beim Finanzamt.
Benutzeravatar
laschek
Beiträge: 1430
Registriert: Sa Mai 22, 2010 3:21 am
Wohnort: Eisenach

Beitrag von laschek »

Ganz klar!

Der Umzug nach Eisenach!
Hübenbecker C1
Larrivee L03R
Avalon S200 Lorida
Takamine EF 408
tonidastier

Beitrag von tonidastier »

Hi Laschek,
ich weiß ja nicht, was du genau arbeitest, aber in Deutschland gibts bestimmt einige Musikerfreundlichere Städte, in denen du ohne Probleme einen Job finden wirst!
Hast du schon mal überlegt umzuziehen?
Benutzeravatar
Pappenheim
Beiträge: 9368
Registriert: Mi Feb 24, 2010 7:26 pm
Wohnort: Gaweinstal, Niederösterreich
Kontaktdaten:

Beitrag von Pappenheim »

Jap, am besten wieder sofort zurück nach Wien ... :mrgreen:
Benutzeravatar
Orange
Beiträge: 6045
Registriert: So Dez 12, 2010 5:56 pm
Wohnort: Linz
Kontaktdaten:

Beitrag von Orange »

Pappenheim hat geschrieben:Jap, am besten wieder sofort zurück nach Wien ... :mrgreen:
Ich sag nur: LINZ !

4 x open stage ... ! 8)
saitentsauber
Beiträge: 592
Registriert: Do Sep 21, 2006 2:37 pm
Wohnort: Tief im Westen - aber nicht ganz tief!

Beitrag von saitentsauber »

maxpo hat geschrieben:Einer unserer Bandmitglieder bat dann freundlich um einen klärenden Rückruf am folgenden Montag bis 12 Uhr , auf dessen Dienststelle in leitender Position beim Finanzamt.
Und dann? Lass mich raten...
zu verkaufen: Eastman MD515-CS Mando
Benutzeravatar
Jimminy
Beiträge: 14
Registriert: Mo Aug 11, 2014 12:56 pm
Wohnort: Schweiz

Beitrag von Jimminy »

Hm, ich wurde vor etwa sechs Jahren mal gebucht um an einer Edelstrandbar am Zürichsee zu spielen. Das ganze war unverstärkt. Zurückblickend gehe ich davon aus, dass ich unverstärkt spielen musste, um den laufenden Radio nicht zu übertönen...

Kurz vorm Ende meines Sets wurde ich von einem braungebrannten Herren gebeten mich doch etwas von ihm weg zu bewegen, da ich ihn beim Telefonieren störe. Ich bin seiner Bitte nachgekommen, habe mein Set beendet und bin etwas verärgert nach hause gegangen.

Lustigerweise habe ich vom Veranstalter einen Tag später einen Anruf erhalten bei dem er mir erklärte wie begeistert die Leute waren und dass man mich gerne für zehn weitere Termine buchen würde.

Ich habe dankend abgelehnt :wink:
Benutzeravatar
tired-joe
Beiträge: 2284
Registriert: Di Apr 13, 2010 10:41 pm
Wohnort: Ore Mountains, Saxony

Beitrag von tired-joe »

In den 90ern spielte ich in London eine Zeit lang jeden Montag Bluegrass und Oldtime in einem Pub. Die Musikerkollegen waren meistens US Expats. Regelmaessig kam es zu Schlaegereien, weil irgendein nicht mehr nuechterne Gast unbedingt wollte, dass wir Danny Boy spielen - und wir das aus Prinzip nicht machten. Meine Mitmusiker waren aber an den Handgreiflichkeiten nicht unschuldig, denn sie reagierten ziemlich genervt und agressiv. Der Dobrospieler verletzte sich mal beim Zuschlagen den Daumen, so dass der geschient werden musste. War zum Glueck die linke Hand und er konnte den steel bar irgendwie zwischen Schiene und Fingern einklemmen, so dass er beim naechsten Treffen wieder mitspielen konnte. Einmal ging auch mein Mandolinenkoffer zu Bruch. Ohne Mandoline, zum Gluck. War eine schoene Zeit.

Joe
---
I'm a simple man. In the morning I listen to the news. At night I listen to the blues
Benutzeravatar
Rolli
Beiträge: 5734
Registriert: Do Sep 21, 2006 1:48 pm
Wohnort: Zwischen Alzey und Mainz
Kontaktdaten:

Beitrag von Rolli »

Mir fällt noch Sylvester 1997 ein.

Eine sogenannte Telefonband bestehend aus der Cremé de là Cremé der Frankfurter Szene wurde auf den letzten Drücker für einen Ball im Bürgerhaus Dietzenbach gebucht. Ich durfte Gitarre spielen. Der Veranstalter wusste, dass wir Soul, Funk und die glorreichen guten Cover der 70/80er spielten.

Der Saal war voll, aber irgendwie überaltert, doch der Großteil tanzte erstmal kräftig. Aber nach einigen Titeln wussten wir es: Wir sind absolut die falsche Band. Ein "meinungsbildendes" faltiges Paar insistierte mit permanenten Zwischenrufen, ob wir auch "Marmor, Stein und Eisen bricht" oder was von "Roland Kaiser" und pöbelte irgendwann rum.
Die Stimmung kippte, wir ignorierten das Schlager-Paar und Elke guckte die nur mal etwas grantelig an.

In der Pause kam dann eine Schlagerdelegation inkl. des Pöbelpaares in unsere Gaderobe und verlangte in recht frechem, aggresivem Ton, dass wir doch bitte tanzbare Musik spielen sollten. Wohlgemerkt - der Saal tanzte wunderbar, aber da wollte jemand seinen Kopf durchsetzen.

Am Start waren damals echt die Größen der Szene, Mitglieder der RTL Band und wir hätten locker auch ein paar Schlager aus dem Hut zaubern können. Aber die Leute waren unsymphatisch und wir sehr locker drauf und haben es dann zum Eklat kommen lassen. Wir also schön weiter gefunkt und gerockt was das Zeug hält, bis uns dann der lokale Veranstalter kurz vor Mitternacht wutentbrannt von der Bühne schickte.

Gegen halb 2 Uhr trafen wir uns mit dem Typen, der uns gebucht hat und der zählte uns in irgendeiner Sachsenhausener Nebenstrasse ein paar Tausend Mark in die Hand. Da die Nacht noch jung war und wir uns in der Garderobe über gute Vorsätze unterhalten hatten (alle meinten mit dem Rauchen schluss machen wäre ne gute Sache), kauften wir an der nächsten Tanke ein paar Stange Kippen, Sekt und Bier. Wir gaben uns so richtig die Kante. Also so wirklich richtig schlimm!

Ich war danach 14 Tage krank ! Das gute daran - wir haben einen Haufen Geld bekommen und seit dem habe ich nicht mehr geraucht :)
Also am Ende alles gut.

PS: Es gab so gar einen Pressartikel. In etwa: "Eklat beim Sylvesterball in Dietzenbach". Und darunter war ein Bild der Band mit einem tanzenden Publikum...herrlich!
Schöne Grüße, Rolli
www.daskulturgut.de - KulturGUT
www.rolandkalus.de - Gitarrencoaching
Benutzeravatar
Herigo
Beiträge: 4328
Registriert: Sa Apr 03, 2010 11:23 pm

Beitrag von Herigo »

nun, in den vielen jahren seit ich musik auf der bühne machte, erlebte man viel ähnliches von dem was hier erzählt wurde.

insgesamt gibt es viel erfahrung mit der situation, dass mehr menschen auf anstatt vor der bühne standen. wir manchmal, dem wirt zuliebe, keinen eintritt mehr verlangten um die paar nachtstreuner doch noch in die kneipe zu bewegen um die paar vorhandenen kröten in trinkbares umzusetzen.

leider stellt man als band oft die unattraktivität eines auftrittortes erst beim auftritt fest.

es gab auch viele gute erfahrungen. über jahre regelmäßige buchungen und respektvolle und zuverlässige veranstalter und wirte.

den vogel schoß ein veranstalter in heppenheim ab. nachdem er feststellte, dass nicht mehr publikum für den abend zu erwarten war, er hatte null werbung gemacht, plakate und flyer die wir zur verfügung stellten waren weder ausgeteilt noch entsprechend plaziert, veranstaltungshinweise fehlten, kam er auf eine glorreiche idee, entweder wir verzichten auf einen großteil der vertraglich vereinbarten gage oder wir dürften nicht mehr weiter spielen. naja wir haben uns sehr schweren herzens für die gage entschieden. allerdings drohte er auch damit, dass wir niemals mehr bei ihm spielen werden. leider behielt er recht, wenige wochen später war der laden endgültig dicht.

ich muss allerdings zugeben, dass ich die eingangsfrage anders auffasste, denn niederschmetternd ist eher eine andere erfahrung, nämlich, wenn man ehrlich zu sich selbst ist erkennt man, dass talent tatsächlich ein geschenk ist, das nicht gleichmäßig verteilt ist und auch nicht von sonstigen menschlichen Qualitäten abhängt. wie im normalen leben halt. diese erkenntnis kommt zwangsläufig recht spät. während man in jungen jahren noch an den eigenen fortschritt glaubt, sieht man nach vielen jahren, auch des beständigen übens, dass es einfach menschen gibt, die mit einem bruchteil an lebensalter und damit auch einem bruchteil an übezeit, objektiv "besser" sind.

selbst wenn man fehler in der eigenen auffassung endlich wahrnimmt, bleibt einem zur korrektur nur noch wenig zeit. zudem kommen nun auch alterbedingte unpässlichkeiten hinzu.

außerdem wird die liste der enttäuschungen im zusammenhang mit bands länger. selbst wenn auch hier eigene fehler zunehmend vermieden werden.

nun klingt das sicher deprimiert, gleichzeitig nimmt jedoch das bedürfnis musik zu machen nicht ab. das finde ich erstaunlich.
Salud a Familia
Herigo Carajillo de los Bomberos de Alemania
kostenlos CD runterladen: www.mydrive.ch user: guest@current password: Burro01
Benutzeravatar
Gitarrenspieler
Beiträge: 8918
Registriert: Mi Feb 25, 2009 7:46 am
Wohnort: North German Lowland

Beitrag von Gitarrenspieler »

Herigo hat geschrieben:... selbst wenn man fehler in der eigenen auffassung endlich wahrnimmt, bleibt einem zur korrektur nur noch wenig zeit. zudem kommen nun auch alterbedingte unpässlichkeiten hinzu.

außerdem wird die liste der enttäuschungen im zusammenhang mit bands länger. selbst wenn auch hier eigene fehler zunehmend vermieden werden.
H. du bist doch noch jung =;O) und was ich bis jetzt von dir gehört habe musikalisch..., du bist ein sehr guter Musiker. Wenn ich das oben lese, ist es anscheinend ein guter Tag für dich heute einen Blues zu schreiben und ihn zu spielen.
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
https://www.taaken.net
tbrenner
Beiträge: 3723
Registriert: Mi Mai 02, 2007 12:26 pm
Wohnort: Mötzingen
Kontaktdaten:

Bad as bad can be...

Beitrag von tbrenner »

Meine schlechteste Gig-Erfahrung:

Muß im Sommer 1988 ( während der Fußball-EM...) gewesen sein. Wir fuhren mit der damaligen Bluesrock-Band nahezu 100 km ins schöne Münsingen/Schwäbische Alb (für Nicht-Schwaben: tiefste Provinz... :roll: ) um dort in einem uns vorab als belebt geschilderten Live-Club zu konzertieren. Bei der Monate im Voraus liegenden Terminabsprache hatte weder der Veranstalter noch wir selber auf der Rolle, daß es an dem Tag ein Viertelfinale mit dt. Beteiligung geben könnte. Von den vorab übersandten 50 Plakaten fand sich in der weiteren Umgebung kein einziges , dafür am Club ca. 10 Stck. aufgehängt.
Wir legten dann zur vereinbarten Zeit (20.30 Uhr) vor ganzen 5 Zuhörern los
(also so viele auf der - ebenerdigen - Bühne , als davor...).
Als wir dann 1 Song vor Programmende waren, füllte sich der Laden zusehends mit bierseligen Fussballfans, die uns aufforderten, nun bitte nochmal von vorn zu beginnen, besoffenerweise über Bodeneffekte und Verkabelungen trampelten und stolperten und natürlich nach AC/DC-Songs verlangten.... :bang:

Das sind so Anlässe, wo man sich wirklich fragte, was man da gerade eigentlich tut....

Grüssle,

tbrenner :wink:
http://www.souled-out-band.com" onclick="window.open(this.href);return false;
Benutzeravatar
Sperris
Beiträge: 2934
Registriert: Mi Feb 23, 2005 9:42 am
Wohnort: MS/WAF

Beitrag von Sperris »

Wir hatten malen einen Auftritt in der Nähe von Hamburg. Gott sei Dank für eine feste Gage, Fahrtkostenerstattung, Hotelzimmer und Frühstück. Im Vorfeld haben wir den Veranstalter darauf hingewiesen, dass an diesem Tag die Deutsch Nationalmannschaft im Rahmen eines kleinen, internationalen Tunieres (WM) spielt. "Kein Problem, ich habe das im Griff!" Immerhin gab es dann vier zahlende Gäste. Das hat der Veranstalter aber nicht mitbekommen. Der saß in der Küche um Fernsehen zu gucken. Ratet mal was er geguckt hat!

Gruß Ralf
Boucher Studio Goose Walnuss
Blueridge BR 371
Fenix TL 20
No Name Stratocaster
Benutzeravatar
Joynergy
Beiträge: 139
Registriert: Mo Apr 28, 2008 10:57 pm
Wohnort: Melbeck
Kontaktdaten:

Beitrag von Joynergy »

Das war wohl 1984/85, ich war als Toni von einer wirklich schlechten Punkband angemietet.
Auftrag: Livemix bei einem Open-Air-Dorffestival.
Dort angekommen packte der Gitarrist als erstes seine Klampfe aus, stöpselte seinen Selbstbauamp ein und legte los.
Keine zwei Minuten später stand der Veranstalter auf der Matte, zog seine Brieftasche und meinte nur, "dahinten steht euer Bier, hier ist eure Kohle, aber BITTE TRETET HIER NICHT AUF!!"
:D
Antworten