Strecksehnenabriss - Greifhand

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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MrPolli

Beitrag von MrPolli »

Das einfachste ist sicher das capo um aus dem f erstmal ein e zu machen.

Du kannst dir aber auch mit dem Daumen verhelfen. F und b kann man gut mit dem Daumen spielen. Also einfach das kleine f nehmen, Daumen übers Griffbrett und damit die e Saite im ersten Bund greifen. b dann einfach als f Dur Form im 6. Bund. Was zu den Tonarten gehört kann man doch recht gut mit drei Fingern spielen, es etc auch mit zweien, wie mein Vorposter schon Schrieb.

Wie wichtig die Spielpause für dich ist kann ich aus medizinischer Sicht nicht sagen, da würde ich im Forum ach keine medizinischen Tipps entgegen nehmen sondern einen Arzt fragen der da Expertise hat. Es gibt fast in jeder Region Ärzte bzw Chirurgen die auf musiker spezialisiert sind. Vielleicht suchst du mal einen auf? Die Zukunft deines Spiels wird es dir vermutlich danken.
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

tele hat geschrieben:Ich kann denen, die für eine generelle Spielpause plädieren, nur bedingt zustimmen (..)
Ich nach dem Beitrag auch, denn konkret hängt es vom Repertoire ab. Wenn es eben nur um Liedbegleitung geht, dann kann man Akkorde vereinfachen. Bei Klassik & Flamenco ist das undenkbar. Den Zeitaufwand, den man für einen Teil des Repertoires zur Vereinfachung aufbringen müsste, wäre keine Option für die Heilungsdauer als Spielpause.

Ähnlich wie "DerPappa" hatte ich mir auch die Anschlagshand mit wenig Aufwand für lange Zeit versaut. Ich wollte besonders schnelle Läufe spielen können und war von der Logik überzeugt, wenn ich mit einem Finger auf einer Saite besonders schnell spielen kann, dann bin ich im Wechsel doppelt so schnell. Also tauschte ich überall dort, wo nach Arpeggien und Akkordanschlägen Skalenspiel auftauchte, den Wechselschlag gegen die Zuordnung p = 6. bis 4. Saite und i = g, m = h und a = e aus. Der Aufwand betrug am Tag rund 30 Minuten. Als ich das nach 2 bis 3einhalb Monaten sauber und rasant konnte, wollte ich die Perlen meines Höhenflugs erleben. Resultat: Ich konnte überhaupt keinen Wechselschlag mehr! Sobald ich einen Skalenschritt vor mir hatte oder improvisieren wollte, machten die Finger automatisch die neu antrainierten Bewegungsmuster. Ich brauchte eineinhalb Jahre, um das einigermaßen wieder loszuwerden. Nach 2einhalb Jahren (mit täglich ca. 6 Stunden Spielzeit) war ich davon "geheilt".
Zuletzt geändert von Bernd C. Hoffmann am Mo Jan 19, 2015 2:58 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
Bernd
:
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tele
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Beitrag von tele »

Das ,was Der Papa und Bernd beschreiben , sind natürlich abschreckende Beispiele, wie man sich seine Technik versauen kann, aber ich denke mal, wenn man eine Zeitlang leicht abgewandelte Akkorde spielt, schadet man sich nicht, sondern gewinnt eher an Flexibilität.

E7 kann man ja mit dem kleinen Finger auf dem 3.Bund der h-Saite greifen, oder mit leerer D-Saite, mir gefällt die erste Version besser, weil da die Septime nicht im Bass rumbrummt, aber bevor ich gar nicht mehr spielen würde, würde ich lieber die Septime im Bass brummen lassen.

Oder bei G-Dur predige ich ja immer, es mit dem 2.3. und 4.Finger zu greifen, weil dann das Umgreifen zu C leichter fällt, aber 1.2.3 geht auch.Das Umgreifen zum C ist halt etwas aufwändiger,

Bei H7 muss man wohl das Fis auf der hohen E-Saite weglassen, aber der so entstehende H7/add4 hat auch seinen Reiz.

Alles nichts, was man nicht schnell wieder umlernen kann, wenn der 4.Finger wieder funktioniert, Und wenn nicht, Django hat mit zwei Fingern virtuose Soli gespielt. Das wird schon wieder :D
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docsteve
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Beitrag von docsteve »

Django ist ein Stichwort. Schau dir mal typische Jazzvoicings im Stil von Freddie Green an (http://freddiegreen.com/technique/berens_german.html, http://freddiegreen.com/technique/cerve ... ering.html). Die kommen fast alle mit drei Fingern aus. So lernst du in der Zeit noch was Sinnvolles.

Okay, für Irish Folk nur bedingt geeignet :lol:

Gute Besserung, Stephan
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tele
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Beitrag von tele »

Hallo Paradise,
spielst du in deiner Irish Folk Band bei Jigs den Rhthmus, den der rotgelockte Jüngling hier demonstriert?https://www.youtube.com/watch?v=0vDcn2xbWO0
Ich krieg das in dem Tempo nicht hin und muss deshalb, wenn ich einen Jig , den ich mit meinem Irish Tenor Banjo spiele, begleiten will, auf einfachste Boom-chick Rhythmen zurückgreifen.
Aber wenn mal meine linke Hand für eine bestimmte Zeit ausfallen würde, würde ich meine Gitarre auf einen Akkord stimmen und den Jig-Schlag perfektionieren, Das ist doch das schöne am Muskmachen, dass man irgend etwas fast immer machen kann.
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Paradise
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Beitrag von Paradise »

Danke nochmal für die vielen Ratschläge.

Ich werde doch noch einen Handchirurgen aufsuchen, erst mal nur um seine
Meinung zu hören. Dieser ist bekannt dafür dass er auch mal von einer
OP abrät, wenn es nicht nötig ist.

@Herigo
Das Capo! Dass ich da nicht selbst drauf gekommen bin....
Danke!

@tele
Jigs und Reels spiele ich mit der TinWhistle, zum Glück brauche ich da den
kleinen Finger nicht.

Hauptsächlich spiele ich auf der Gitarre Liedbegleitung. Das geht inzwischen
gezupft ganz gut, wenn ich bestimmte Saiten weg lasse.
Beim Schlagen tue ich mir noch etwas schwerer manche Saiten nicht zu
berühren.
Klassische Stücke spiele ich nur zu Hause zu meinem eigenen Vergnügen,
die werde ich jetzt nicht mehr spielen, da gebe ich den Klassikern hier
vollkommen Recht. Obwohl ich nur einfache Stücke spiele würde ich mir
da sicher einiges verderben.

L.G. Simone
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moses
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Sehne durchtrennt

Beitrag von moses »

Ich hab mir an Freitag, dem 13. (Juni 2014), beim Verwerten des Ela-Sturmholzes mit einem guten schwedischen Spaltbeil die Strecksehne des linken Zeigefingers am Grundgelenk komplett durchtrennt und auch das Gelenk angeschnitten.

Sehne wurde genäht, 6 Wochen Kleinert-Schiene, danach 6 Wochen Physio 2x die Woche, damit die Sehne nicht anwächst und das Gelenk beweglich bleibt/wird.

Gitarrespielen nach Entfernen der Schiene war machbar, sollte aber alles nur in dem Maße gemacht werden, was der Finger freiwillig möchte. Überlastung ist kontraproduktiv!

Jetzt nach 7 Monaten würd ich sagen:

Sehne ohne Einschränkung nutzbar, nur das Gelenk ist noch dicker als normal und das Narbengewebe der Haut schränkt die Beweglichkeit des Grundgelenks ein. Aber auch das soll noch besser werden. Geduld...
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Paradise
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Beitrag von Paradise »

@moses
Vielen Dank für deinen Beitrag.
Das macht mir wieder Mut. Der Termin beim Handchirurgen ist erst am
nächsten Mittwoch.

L.G. Simone
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Paradise
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Beitrag von Paradise »

Falls es noch jemanden interessiert:

Der Handchirurg hat tatsächlich von einer OP abgeraten.
Das Ergebnis sei in der Regel nicht besser als mit der konservativen
Methode.
Der Finger wird mit Sicherheit nicht mehr so wie vorher, d.h., eine kleine
Beugung wird immer bleiben, auch mit OP.
Sollte nach Abnahme der Schiene überhaupt keine Besserung eingetreten
sein, dann könnte man immer noch operieren.
Er meinte auch dass ich mit dieser leichten Beugung gut Greifen könnte.
Das denke ich auch, denn der kleine Finger liegt ja eh' etwas gebeugt auf
dem Griffbrett.

Im Moment greife ich nur einfache Grundakkorde, zupfe diese, und lasse
die Saiten, die ich nicht greifen kann weg.
Es sind jetzt erst drei Wochen, aber mir fehlt das Spielen von
schönen Stücken und Verzierungen schon enorm.
Das wir ein Fest wenn die Schiene weg ist und ich wieder richtig
spielen kann!
:D

L.G. Simone
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wernoohm
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Beitrag von wernoohm »

Glückwunsch! Jetzt weißt Du aus berufenem Munde, woran Du bist. Noch ein paar Wochen drei-Finger-Akkorde und dann geht´s wieder los!
Eine Operation hätte die Sache übrigens auch nicht schneller gemacht!
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RB
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Beitrag von RB »

Interessiert mich schon, auch wenn ich nur lese und nichts dazu schreibe.
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Paradise
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Beitrag von Paradise »

Mehr als 10 Wochen sind jetzt inzwischen vergangen und ich muss sagen,
dass ich leider etwas frustriert bin.

Die Fingerschiene hätte ich mir wohl sparen können, der Orthopäde hatte wohl
Recht, als er sagte, dass er nichts tun würde, wenn es sein Finger wäre.
Der Finger ist so krumm wie am Tage als die Sehne riss, nur dass er jetzt
auch noch rot, dick und steif ist.

Der lange ersehnte Tag der Schienen-Abnahme brachte schon nur Frust, denn
der Finger veränderte sich stündlich zum Nachteil. Die Haut wurde rot, dick,
rissig und platzte schließlich (trotz Wund- und Heilsalbe) auf. Der Finger sah
bald aus wie ein aufgeplatztes Würstchen.
Die erste Woche konnte ich ihn kaum bewegen ohne Schmerzen. Die Schiene
konnte ich auch nicht mehr zum Schutz anziehen, weil der Finger zu dick war.

In der zweiten Woche erholte sich die Haut wieder, aber der Finger tat bei
der kleinsten Belastung weh.
Ich kam noch nicht mal in die Nähe der Saiten.
Jetzt in der 3. Woche geht es erst langsam aufwärts. Ich kann auf der
Konzertgitarre leichte klassische Stücke spielen, wenn der Finger nur kurz
benutzt wird. Aber es tut immer noch weh.
Akkorde greifen geht noch gar nicht.

Beim Tin Whistle spielen steht der Finger jetzt krumm und hässlich ab, weil
ich mir angewöhnt habe, ihn hochzustrecken.
Jetzt übe ich ihn hinter der Whistle zu verstecken.

Eine OP kommt für mich nicht in Frage, weil ich nicht an den Erfolg glaube.

Ich hoffe dass der Schmerz mit der Zeit verschwindet, wenn der Finger
wieder Kraft bekommt.
An das hässliche Aussehen werde ich mich wohl gewöhnen müssen....

L.G. Simone
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Sperris
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Beitrag von Sperris »

Ich wünsche Dir gute Besserung und viel Geduld!

Gruß Ralf
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Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Paradise hat geschrieben:In der zweiten Woche erholte sich die Haut wieder, aber der Finger tat bei
der kleinsten Belastung weh.
Ich kam noch nicht mal in die Nähe der Saiten.
(..)
Beim Tin Whistle spielen steht der Finger jetzt krumm und hässlich ab, weil
ich mir angewöhnt habe, ihn hochzustrecken.
Jetzt übe ich ihn hinter der Whistle zu verstecken.
Vorab: Es tut mir wirklich leid für Dich. Aber was Du sagst, ist genau das, warum ich sagte, "ich würde gar nichts machen", also eisern bleiben und die Gitarre gar nicht in die Hand nehmen. Auf der einen Seite hast Du das Problem, dass ich mit dem antrainierten Bewegungsmuster geahnt habe, zusätzlich ist der Finger nicht ausreichend zur Ruhe gekommen. Sehnenprobleme sind selten nicht schmerzhaft und dauern oft länger als man denkt. Das ist klar ärgerlich, lässt sich aber nicht vermeiden.

Wenngleich ich Dich verstehen kann, dass es sehr schwer fällt, die Gitarre nicht in die Hand zu nehmen, hätte ich probiert eisern zu bleiben. Ich gebe zu, ich weiß nicht, ob ich selbst es durchgehalten hätte.

Ich schließe mich Sperris an und wünsche Dir, dass Du da in jedem Fall heile herauskommst.
Liebe Grüße
Bernd
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Luggi
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Beitrag von Luggi »

Paradise hat geschrieben:Mehr als 10 Wochen sind jetzt inzwischen vergangen und ich muss sagen,
dass ich leider etwas frustriert bin.
...

L.G. Simone
Das hört sich ja alles nicht so toll an und der Frust ist verständlich.
Auch ich wünsch Dir natürlich gute Besserung und das sich die Situation
doch noch verbessert im Lauf der Zeit.
Grüße Luggi
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