Bestimmte Gitarrentypen für bestimmte Musikstile?

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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tele
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Beitrag von tele »

"So wie die Selmerstyle Gitarren, die den Rhythmus durchpeitschen lassen, während eine Konzertgitarre da nur "pling" machen würde."

Es gibt auch Nylon-String Maccaferri Gitarren, die Konzertgitarren sehr ähnlich sind.
Zumndest über Pickup machen die mehr als "pling"https://www.youtube.com/watch?v=fg9rUwaAbFE


"Aber was zum Teufel sind "Maccaferri-Pomopsten"? "

Sorry, das sollte natürlich Pompisten heißen. La Pompe ist der typische Viertelrhythmus des Gypsy-Jazz und ein Pompist ein Feuerwehrmann. Maccaferri ist die Gypsy Gitarre mit dem großen Schallloch und einem 12 Bund Hals, die aus der Konzertgitarre entwickelt wurde. Sie war zeitlich vor der 14-bündigen Selmer "Petite Bouche"

Das mit den New Orleans-Gitarristen war mir neu, ich dachte immer, Banjo setzt sich besser gegen Bläser durch und wäre deshalb die erste Wahl für Dixielandakkordarbeiter.
micha
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Beitrag von micha »

tele hat geschrieben: Diese eher aus Gründen schierer Lautstärke kreierten Instrumentenklänge...
Die Fokussierung allein auf Lautstärke greift m.E. zu kurz.
Es geht auch um die Betonung bestimmter Frequenzbereiche im Bandkontext. Fingerstyle und ähnliche moderne Stilistiken, für die man nach heute gültigem Zeitgeschmack Gitarren mit "abgrundtiefen Bässen, feinziselierten Mittenbereichen und glockenklare Höhen mit wunderbar hörbaren Obertönen" bevorzugt und die vorwiegend von Solisten bearbeitet werden, gab es damals nicht. Die Teile mussten in Zusammenspiel mit anderen Instrumenten im jeweiligen musikalischen Kontext gut hörbar sein in der Form, dass sich die Instrumente "frequenztechnisch" nicht gegenseitig in die Quere kommen.
Das bedingt unterschiedliche Bauformen.
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tele
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Beitrag von tele »

Ok, "Lautstärke" war der falsche Begrif".
"Hörbarkeit im jeweilgen Bandkontext" wäre korrekter gewesen.
Aber auf jeden Fall weniger klangliche Nuancen, die für sich gesehen als angenehm empfunden werden, als vielmehr Durchsetzungsfähigkeit im jeweiligen musikalischen Umfeld.
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bluesballads
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Beitrag von bluesballads »

docsteve hat geschrieben:...Oscar Aleman (den kannte ich noch gar nicht),...
Ich kannte ihn bisher auch nur vom Foto mit einer wunderschönen Tricone, bei Youtube findet man aber nur Aufnahmen, die nach Selmerstyle oder Jazzgitarre klingen, eventuell ist hier die Tricone dabei (der Gitarrenpart klingt nicht nach Holz, er müsste allerdings lauter und treibender sein, aber wer weiß, ob seine Tricone vernünftig eingestellt war...):
https://www.youtube.com/watch?v=bHKCXZM2N2Y

Hier ist auf dem Youtube-Bild zwar eine drauf, klingt aber auch nicht richtig nach Tricone (hat Elvis sein Hüftwackeln etwa von Oscar abgeguckt?):
https://www.youtube.com/watch?v=_fKHtlLIvyQ
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tele
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Beitrag von tele »

Die Vielseitigkeit der Dreadnought-Gitarre wird gemeinhin unterschätzt.
Das hat sich wohl auch Martin Taylor gedacht,als er für "Bernie'a Tune" seine Archtop gegen eine Martin HD-28 eingetauscht hat.
Er klingt trotzdem mehr nach MT als nach Martin (oder gar Taylor).
TE har solche Probleme nicht. Er spielt fast alle Stile auf seiner OM. :wink: https://www.youtube.com/watch?v=cCBgBXZeORc
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docsteve
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Beitrag von docsteve »

tele hat geschrieben: "Aber was zum Teufel sind "Maccaferri-Pomopsten"? "

Sorry, das sollte natürlich Pompisten heißen. La Pompe ist der typische Viertelrhythmus des Gypsy-Jazz und ein Pompist ein Feuerwehrmann. Maccaferri ist die Gypsy Gitarre mit dem großen Schallloch und einem 12 Bund Hals, die aus der Konzertgitarre entwickelt wurde. Sie war zeitlich vor der 14-bündigen Selmer "Petite Bouche"

Das mit den New Orleans-Gitarristen war mir neu, ich dachte immer, Banjo setzt sich besser gegen Bläser durch und wäre deshalb die erste Wahl für Dixielandakkordarbeiter.
Ah, danke. Die Story mit dem Banjo habe ich aus einem Buch über die New Orleans Jazz Preservation Hall. Natürlich setzte sich das Banjo besser gegen Bläser durch, zumindest in der Frühzeit, als Gitarren noch nicht so auf Lautstärke gebaut waren. In den 50ern (?), als die Preservation Hall eröffnete, waren Gitarren aber durchaus schon konkurrenzfähig.

Viele Grüße, Stephan
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Rolli
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Beitrag von Rolli »

Also ich halte das für überbewertet. Richtig gute Gitarristen spielen alle möglichen Klampfen genreübergreifend. Klar mag es authentischer oder clische-mäßiger klingen mit einer Tele Country zu spielen oder mit einer L5 Jazz, aber wie wir wissen geht das absolut auch andersrum. Karl Ratzer (jazz auf Tele) oder Chet Atkins (Halbreso und Country), alles geht. Der Ton kommt aus den Fingern. Ich glaube die meisten benutzen das um gute Ausreden zu haben schöne Gitarren zu kaufen. Ich schließe mich da ein :)
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bluesballads
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Beitrag von bluesballads »

Rolli hat geschrieben:Also ich halte das für überbewertet. Richtig gute Gitarristen spielen alle möglichen Klampfen genreübergreifend. Klar mag es authentischer oder clische-mäßiger klingen mit einer Tele Country zu spielen oder mit einer L5 Jazz, aber wie wir wissen geht das absolut auch andersrum. Karl Ratzer (jazz auf Tele) oder Chet Atkins (Halbreso und Country), alles geht. Der Ton kommt aus den Fingern. Ich glaube die meisten benutzen das um gute Ausreden zu haben schöne Gitarren zu kaufen. Ich schließe mich da ein :)
Deine Beispiele engen ja schon auf bestimmte Gitarrentypen und Genres ein: ob Tele oder L5 im Jazz, Gretsch oder verstärke Nylonstring bei Chet Atkins, da ist der Unterschied der verwendeten Instrumente nicht allzugroß (E-Gitarre versus E-Gitarre, Acoustic versus Semiacoustic), und die Stilvariationen auch nicht - da müsste man sonst Eddy Van Halen, Schredden, Hawaimusik und Ähnliches in den Vergleich mit einbeziehen, damit es eine allgemeingültige Aussage ergäbe, oder nicht?
Und so werde ich auch nicht zum Joscho- oder TE-Hörer, nur weil beide auf ihren Acoustics auch Licks bzw. Songs aus Stilrichtungen darbieten, auf die ich persönlich (!) mehr stehe: was sie auch treiben, es bleibt instrumentaler Gipsyjazz bzw. Fingerstyle, egal wie gut oder schlecht die Finger den Ton formen.
Meine beiden Resonatorgitarren sind mittlerweile so tief gelegt, wie es irgend geht, um auf ihnen noch einigermaßen sliden zu können, und der "Stray Cat Strut" darauf entlockt dem einen oder anderen Zuhörer sicher ein positives "Ah" oder "Oh", aber richtig schön ist es weder klang- noch spieltechnisch (aufgrund Saitenart, Saitenstärke, Saitenlage, 12-Bundansatz, Sattelbreite 47mm, kein Crunch im Tone, etc.), und das ließe sich beliebig auf andere Instrumente ausweiten: je nach Stilrichtungen braucht man unterschiedliches Equipment - ich möchte mal TE mit einer 12-Bund-NRP Gitarre, 013er Saiten, 3,2mm Saitenlage und Kondensatormikro davor erleben, mal sehen, was von seiner üblichen Show und seinem Repertoire dann noch übrig bleibt.
"Der Schmerz liegt in den Fingern" wird er nach 5 Minuten sagen...

Ich weiß, was du meinst, Rolli, aber für mich funktioniert das leider nur ganz begrenzt, und an einer Fingerstylelösung á la TE hätte ich keinen Spaß.
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OV1667
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Beitrag von OV1667 »

Moin,

wenn TE hinter der Bühne unterschiedlichste Gitarren autogrammjagender Fans anspielt, klingt das zwar den Instrumenten entsprechend aber immer noch nach TE. Er wird Gründe für seine Wahl (Lokalpatriotismus, ...) haben.
.013er Saiten lassen sich übrigens prima picken ... war Standardbesaitung auf meiner ersten OV.
Ich stimme Rolli zu: im Zeitalter von Modelling u. ä. ist vieles möglich.
Gitarristen sind halt konservativ und so kann nicht sein, was nicht sein darf.
Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann.
(Jean Paul)
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bluesballads
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Beitrag von bluesballads »

Moin,

"12-Bund-NRP Gitarre, 013er Saiten, 3,2mm Saitenlage", das hattest du schon gelesen?
Sich eine Variable herauszupicken und dann zu sagen "geht doch" ist doch sehr simpel, finde ich. Natürlich lassen sich 013er super picken, aber der Flitzefinger wird beim Singlenotesolo schon ganz schön langsam, wenn die Saitenlage bei 3,2mm liegt, und der Barree im 14. Bund erzeugt nicht nur Verzücken, wenn man ihn denn bei 3,2mm und 12-Bundansatz im Eifer des Songs überhaupt schafft.
Wie gesagt, ich versteh Euch ja, aber die von Euch vertretene Verallgemeinerung trifft eben nicht auf alle Gitarristen zu. Nicht, weil sie zu konservativ sind, sondern weil nicht jeder damit rundum glücklich ist, auf einer angenehm bespielbaren Steelstring alles hoch und runter zu spielen, was ihm so unter die Finger kommt.
Und sobald du wählerischer wirst oder andere Klänge erzeugen willst (du selbst, nicht das Modelling), bist du ganz schnell bei Instrumenten angelangt, auf denen eben nicht mehr alles möglich ist.
Vielleicht ist es konservativ, in Zeiten des Modelling überhaupt noch Instrumente wie 12-Strings (vielleicht noch in Open C) zu spielen, weil einem das besser gefällt, als mit einer locker bespielbaren 6-Steelstring nur noch das richtige Modellingprogramm für Gitarrentyp, Tuning, etc. herauszusuchen.
Natürlich ist vieles möglich - mit und ohne Modelling -, aber auf eine Gitarre könnte ich mich - ich spreche für mich - nicht beschränken. Das darf doch auch so sein, selbst wenn andere das können.
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Rolli
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Beitrag von Rolli »

Bluesballad, Du hast vollkommen recht. Ich hatte das auf Gitarren in ähnliche Bereichen im Ohr. Oft wir halt diskutiert, ob man denn im Country ausser Tele oder evtl. einer Strat oder Gretsch irgendwas klingen könnte. Aber was zu Saitenlagen. Ich kenn ja den Larry Carlton ganz gut und der kann wenn er will recht flott dudeln und die Saitenlage ist so hoch, dass man Cowboyhüte drunter werfen könnte. Also hohe Saitenlage hat nix mit schnell oder langsam zu tun. Ist alles ein sehr individuelles Ding.
Schöne Grüße, Rolli
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bluesballads
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Beitrag von bluesballads »

Klar, Rolli, die Saitenlage für sich gesehen muss die Geschwindigkeit des Spiels nicht beeinflussen. Aber wenn dann verschiedene Faktoren zusammen kommen, habe ich festgestellt, dass das so viel Kraft kostet, dass bestimmte Sachen einfach leider nicht mehr gehen, bzw. nur noch mit Mühe.
Für sich gesehen sind das alles Peanuts (wenn man auf dickere Saiten und höhere Saitenlage steht und das gewohnt ist): Meine Hauptgitarre hat ein planes Griffbrett, 47 mm Griffbrettbreite, 013er Saiten (früher spielte ich dickere), 3 bis 3,2mm Saitenlage im 12. Bund und 12 Bundansatz. Was allein schon das plane Griffbrett an Kraft kostet, wenn ich nicht Blues darauf spiele (dafür ist es ideal), sondern schnelle Licks oder dauerhaft Barree, merke ich, wenn ich die sonst identische Schwestergitarre mit 14" Griffbrettadius in die Hand nehme. Für rockigere Sachen ist aber auch die nichts, also kommt mindestens eine Gitarre mit schmalerem Griffbrett, Griffbrettradius, 012er Saiten, Pickups und Tremolo dazu. Und wenn ich mir richtig was gönne, noch die Nylonstring - Flamenco auf Phosphor Bronze schrubbt die Fingernägel dünn wie nichts Gutes und klingt auch nicht so cojonudo wie ich es gern hätte...
Egal, was ich versuche, ich persönliche lande immer wieder bei mindestens drei Gitarren, die ich benötige, um nicht einen Teil meines Repertoires veröden zu lassen. Dass auch ich hier und da darüberhinaus eine Gitarre bestelle, weil ich meine, ohne die ginge es einfach nicht, das stimmt allerdings auch :wink:
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StringKing
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Beitrag von StringKing »

Gruß StringKing
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Beitrag von Andreas Fischer »

Ich spiele auch auf allen möglichen Gitarren alle möglichen Stile, zb klassik auf der Dread oder Pop auf der klassischen.

Trotzen hätte mich, besonders hier im fingerpickerforum, interessiert welcher Gitarrentyp typisch fürs Fingerstyle ist.

Kleinere liest man hier und da? Warum?
Ich hätte gedacht ein breiteres Griffbrett wäre wünschenswert

Welche nehmt ihr gern für Fingerstyle und warum?
Andreas Fischer
Versucht seit 2012 nach 30 Jahren zum 2. Mal Gitarre zu lernen
* Blog
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* Deutsches Dulcimer-Forum
Mischkin
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Beitrag von Mischkin »

Ich spiele vor allem OM oder Grand Auditorium. Vorzugsweise mit Mahagoniekorpus. Dazu breite Griffbretter und eher dicke Hälse. Warum?
Diese Gitarren haben guten Bass ,aber nicht verschwommen. Sie haben eine gute Trennung der Töne über das ganze Griffbrett. Es macht keinen Spass sich zu Plagen die Töne sauber zu spielen und danach läuft alles zu einem Brei zusammen. Dann kann man auch schlampig spielen. Für Blues und Ragtime nehme ich gerne eine Parlorgitarre. Klingt irgendwie knackiger. Halsform hat was mit dem Spielgefühl zu tun. Ich mag was in der Hand haben.
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