Taktart von Norwegian Wood

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Pit the Picker

Re: Taktart von Norwegian Wood

Beitrag von Pit the Picker »

Ich denke, dass die meisten wegen eines Täuschungsversuchs eine "Fünf mit Zusatzzahl" bekommen hätten. Fast alle haben irgendwie und irgendwo nachgeschaut, sei es bei Google, Sheet - music oder im Keller in alten Songbüchern. :mrgreen:
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RB
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Re: Taktart von Norwegian Wood

Beitrag von RB »

Blues ist eine von manchen Leuten grenzenlos überschätzte, sich harmonisch im Kern auf die I IV-V-Kadenz in simpelster Form beschränkende Musik. Insofern dürfte jedes deutsche Volkslied, auch solche aus der Zeit, bevor man Blues kannte, mehr mit Blues gemein haben, als ausgerechnet Norwegian Wood. Die Behauptung, sozusagen alle Musik nach der Existenzwerdung des Blues leite sich vom Blues ab, ist eine zwar immer gerne wiederholte, aber fachlich und sachlich nicht haltbare Aussage. Ich habe noch nie verstanden, wie man hergehen kann und von den vielen Musikrichtungen und Stilistiken, die es gibt, eine relativ neue, relative simple ausdeuten und zur Ursuppe der Musik deklarieren kann.

Hat jetzt mit dem eigentlichen Thema nichts zu tun. Mir jedenfalls ist egal, was das Schlagzeug in einem Stück macht. Die Frage nach "Blues oder was anderes", sofern man sie denn überhaupt stellt, entscheidet sich in erster Linie im harmonischen Gerüst, der Meloieführung (im vorliegenden Fall etwas Modales), hilfsweise der Instrumentierung und allgemeiner Stilmittel. Und da sehe ich ein Lied, das mir ziemlich fest in der angelsächsischen Lied-Tradition verwurzelt scheint, wie so einiges von Paul McCartney.
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wolfwal
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Re: Taktart von Norwegian Wood

Beitrag von wolfwal »

RB hat geschrieben: .... sozusagen alle Musik nach der Existenzwerdung des Blues leite sich vom Blues ab, ist eine zwar immer gerne wiederholte, aber fachlich und sachlich nicht haltbare Aussage. ....
.. wahrscheinlich geht das zurück auf RB (Roberto Blanco): "A bizzle Schbas mus sei!" :wink:
Der Nachteil am Nichtstun ist, dass man nie weiß, wann man fertig ist!

Gruß, Wolfi!
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tele
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Re: Taktart von Norwegian Wood

Beitrag von tele »

Warum so mißlaunig, tele?
Es hat mich halt ein klein wenig gewurmt, dass niemand darauf eingegangen ist, was einer der unmittelbar am Schaffensprozess Beteiligten zur Taktart des Stücks gesagt hat. “It’s in waltz tempo, 3/4 time," (Paul Mc Cartney, kein PhD in Musikwissenschaft, aber vermutlich mit den Grundlagen vertraut)
Und da sehe ich ein Lied, das mir ziemlich fest in der angelsächsischen Lied-Tradition verwurzelt scheint, wie so einiges von Paul McCartney.
Bestätigung von Paul: "it’s a quirky song, like an Irish folk song;"
Allerdings fiele mir auf die Schnelle außer Reinhard Mey und Roy Black niemand ein, dessen Musik ohne den Einfluß des Blues denkbar wäre...
Annabell ist für meine Ohren ein Dixie-Ragtime-Folkblues.

Oder Ich bin Klempner von Beruf Das Piano streut da munter Blue-Notes ein.
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wuwei
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Re: Taktart von Norwegian Wood

Beitrag von wuwei »

RB hat geschrieben:[...] Mir jedenfalls ist egal, was das Schlagzeug in einem Stück macht. Die Frage nach "Blues oder was anderes", sofern man sie denn überhaupt stellt, entscheidet sich in erster Linie im harmonischen Gerüst, der Meloieführung (im vorliegenden Fall etwas Modales), hilfsweise der Instrumentierung und allgemeiner Stilmittel.
Woher die apodiktische Gewißheit dieser Aussage? Aber laß' gut sein, Reinhard, denn wir sind da so weit auseinander in der Anschauung, daß 'ne Brücke nur schwer möglich ist. Sollte Dir allerdings tatsächlich danach sein, meine Position besser zu verstehen, wäre es möglicherweise eine gute Idee, Blues von Musikern zu hören, die nicht bis zum Erbrechen das Ewig-gleiche spielen (sei's aus mangelnder Phantasie, sei's aus pekuniärem Interesse), sondern für die Blues eine lebendige Musik ist, die sich deshalb immer weiter entwickelt. (Modalen Blues gibt's im Jazz übrigens spätestens seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts.)

Davon ab stünde Deine Forderung nach einem expliziten harmonischen Gerüst schon bei einem so schlicht gestrickten Bluesmusiker wie John Lee Hooker auf tönernen Füßen. Denn wenn er bei einer Liveperformance minutenlang nur auf der Tonika sitzenbleibt, oder nur immer zwischen I und IV hin und her rutscht (gerne auch mit wechselnder Taktzahl), um den Song dann einfach abzubrechen wenn ihm danach ist, könnte das ja schließlich gar kein Blues sein...

Herzlichen Gruß, Uwe

P.S.: @tele: Was sagt man nun dazu? Nicht mal auf Reinhard Mey ist noch Verlaß. :wink:
"A Harf’n g’hert in ka Symphonie;
i’ hab’ ma nöt helf’n könna."
(Anton Bruckner über seine 8.)
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RB
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Re: Taktart von Norwegian Wood

Beitrag von RB »

Die Gewißheit kommt daher, daß ich immer recht habe. Nein, Scherz beiseite, ich setze nur eine apodiktische Gewißheit gegen die andere und Ulrich entscheidet dann, wer recht hatte.
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wally
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Re: Taktart von Norwegian Wood

Beitrag von wally »

Damit es jeder versteht: Dammdabadaba dammdadah
Wenn man das korrekt auszählt, dann erhält man genau 8 Dinger.
Wenn man diese 8 Dinger mit eins Komma fünf mal multepenziniert oder wie das da heißt,
dann landet man genau auf bei zwölf.
Es sind also mattemahtisch bewiesene zwölf Dinger, wenn man nur ein klein wenig rechnen kann.
Zwölf Viertel kann doch keiner zählen.
Jetzt kommt der interessante Teil:
Man merkt ja irgendwie, dass da was nicht stimmt, wenn man nur zwölf hat. Da fehlt noch etwas.
Wenn man wissen will, ob es sich um ein gerades oder ungerades Taktmaß handelt, muss man
schauen, was passiert, wenn man sich an 0,75 erinnert.
Wenn man das mit vier munterprofindizinkonfrentiziert, dann erhält man 5 1/3.
Was noch fehlt,ist die Anpassung.
Also muss man noch ein mal munterprofindizinkonfrentizieren oder so und landet genau bei 1,5. Das macht dann acht.
Und wenn man bei dem Rechnen mit dem zweiten Teil weniger als 1 raushat, dann stimmt was nicht.
Ja, rechnen muss man können.
@wuwei
Das mit der Brücke geht nicht. No Said She Would hat keine.
Das Forum kann zu. Hopf, dreißig Euro - reicht. (RB)
saitentsauber
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Re: Taktart von Norwegian Wood

Beitrag von saitentsauber »

Auch zu Roy Black lässt sich übrigens was finden: https://www.youtube.com/watch?v=gxAETXmfigg" onclick="window.open(this.href);return false;
zu verkaufen: Eastman MD515-CS Mando
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tele
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Re: Taktart von Norwegian Wood

Beitrag von tele »

Und noch was . Das ist jetzt mal ein lupenreiner 12/8 Takt.
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clone
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Re: Taktart von Norwegian Wood

Beitrag von clone »

tele hat geschrieben: Es hat mich halt ein klein wenig gewurmt, dass niemand darauf eingegangen ist, was einer der unmittelbar am Schaffensprozess Beteiligten zur Taktart des Stücks gesagt hat. “It’s in waltz tempo, 3/4 time," (Paul Mc Cartney, kein PhD in Musikwissenschaft, aber vermutlich mit den Grundlagen vertraut)
Und da sehe ich ein Lied, das mir ziemlich fest in der angelsächsischen Lied-Tradition verwurzelt scheint, wie so einiges von Paul McCartney.
Bestätigung von Paul: "it’s a quirky song, like an Irish folk song;"
Ich dachte indirekt hätte ich das.

Die Beatles waren ja keine Musiktheoretiker... . Für die ist das Lied vermutlich im 3/4 Takt mit einer anderen Betonung an dem jeweiligen Satzenden, wie ... "norwegian wood" (dat dat daaa damm)

"she once had me" (dat dat daaa damm)
leo
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Re: Taktart von Norwegian Wood

Beitrag von leo »

was muss ich da lesen:

"Die Gewißheit kommt daher, daß ich immer recht habe. Nein, Scherz beiseite,
ich setze nur eine apodiktische Gewißheit gegen die andere und Ulrich entscheidet dann, wer recht hatte." (streng zitiert nach RB)

köstlich, reinhard, einfach nur köstlich. langsam fängt mir der laden hier an spass zu machen.

mit freudigen grüssen

der leo
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string
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Re: Taktart von Norwegian Wood

Beitrag von string »

Berndwe
Gibt es nicht mehrere Möglichkeiten diese Melodie zu notieren und jeder notenkundige Musiker würde dann "vom Blatt" die Melodie spielen wie wir sie kennen?
Das klingt logisch.

Gruß
Klaus
________________________________
"Das Wesentliche im Umgang miteinander ist nicht der Gleichklang,
sondern der Zusammenklang".
Ernst Ferstl
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clone
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Re: Taktart von Norwegian Wood

Beitrag von clone »

string hat geschrieben:
Berndwe
Gibt es nicht mehrere Möglichkeiten diese Melodie zu notieren und jeder notenkundige Musiker würde dann "vom Blatt" die Melodie spielen wie wir sie kennen?
Das klingt logisch.

Gruß
Klaus
Ja, liest sich logisch, ist es aber nicht.

Lennon sagte selbst, immer wenn seine Musik notiert und dann so gespielt wurde, war es falsch. (Was im Grunde auch schon die Threadfrage beantwortet...)
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berndwe
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Re: Taktart von Norwegian Wood

Beitrag von berndwe »

clone hat geschrieben:
string hat geschrieben:
Gibt es nicht mehrere Möglichkeiten diese Melodie zu notieren und jeder notenkundige Musiker würde dann "vom Blatt" die Melodie spielen wie wir sie kennen?
Das klingt logisch.

Gruß
Klaus
Ja, liest sich logisch, ist es aber nicht.

Lennon sagte selbst, immer wenn seine Musik notiert und dann so gespielt wurde, war es falsch. (Was im Grunde auch schon die Threadfrage beantwortet...)
Kommt darauf an wie eng man die Sache fast. Wenn wir mal Feinheiten der Interpretation außer acht lassen - ich würde mir zutrauen die Melodie dieses Liedes rhythmisch korrekt wiederzugeben, egal ob es jetzt im 3/4, 6/8 oder 12/8 aufgeschrieben wäre.
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