Verschiedene Tunings sinnvoll oder hinderlich für einen fortgeschrittenen Anfänger

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bookwood
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Re: Verschiedene Tunings sinnvoll oder hinderlich für einen fortgeschrittenen Anfänger

Beitrag von bookwood »

Ich trau mir nicht zu, einen ultimativen Tipp zur dieser Frage abzugeben, sind wir doch alle viel zu verschieden.
Den Einen bringt der Spaß am Ausprobieren schon früh auf eine spannende Klangreise, während andere Anfänger
sich vielleicht durchaus zu sehr vom eigentlichen Lernpfad ablenken lassen. Ich selbst habe micht erst nach
Jahrzehnten des dilettierenden Saitenspiels mit solchen Spezifitäten (ansatzweise) beschäftigt. Das lag aber vor
allem daran, dass ich mich dafür nicht interessiert und daher auch nichts darüber gewusst habe. :roll:

Aber mal ganz davon ab: Gemessen an dem, was ich von dir, fingerstricker, bisher an Tonbeispielen gehört habe,
würde ich dich gar nicht mehr zu den Anfängern zählen, für die Open-Tunings hinderlich sein könnten. :)
Gruß
von
Ralf
kelly

Re: Verschiedene Tunings sinnvoll oder hinderlich für einen fortgeschrittenen Anfänger

Beitrag von kelly »

In einem anderen Teil des Forums ist im Herbst eine 3 seitige Diskussion zum Thema Open G (nicht nur) in Bezug auf The Rolling Stones gelaufen. Es gab da mehrere tolle Lösungsvorschläge, u.a. Pappenheim hat das Tronical Tuning System angesprochen. Wenn jemand wie ich die Zahl der Gitarren überschaubar halten und schnell und sicher die Tunings wechseln möchte, sollte sich wohl Gedanken über Anschaffung machen. ich kenne das Teil zwar (noch) nicht, aber es ist ein festes Bestandteil meines "Tele-Projektes". Selbst wenn ich in keiner Band spiele, hätte ich halt keine Zeit und Lust, um ewig zu kurbeln und die Stimmung ständig zu kontrollieren.
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wunderfitz
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Re: Verschiedene Tunings sinnvoll oder hinderlich für einen fortgeschrittenen Anfänger

Beitrag von wunderfitz »

Schwierig zu beurteilen, ob es sinnvoll ist, zum Verzetteln führt, oder gar kontraproduktiv ist. Das ist ja auch abhängig davon, was Deine Absicht/Dein Ziel ist.
Für mich kann ich sagen, dass die Open Tunings ne Bereicherung sind und nie zu sehr vom Üben in Standardstimmung ablenkten. Habe mich halt immer nur bezogen auf die Songs damit befasst und z.B keine Tonleitern etc. geübt. So gesehen würde ich Deinem Wunsch nachgehen und mal open G versuchen...
Die Saiten gehen durchs Umstimmen früher zu Bruch. Bilde mir aber ein, ein gutes Gespür entwickelt zu haben, wann es Zeit ist die Saiten zu wechseln, so dass es bisher keine doofen Situationen gab.
lg wunderfitz
emptypockets
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Re: Verschiedene Tunings sinnvoll oder hinderlich für einen fortgeschrittenen Anfänger

Beitrag von emptypockets »

Nochmal zum Thema Saitenreissen durch Umstimmen.
Wie gesagt, dass mir eine Saite gerissen ist, ist schon eine ganze Reihe von Jahren her.
Ich behaupte, dass total verranzte, abgespüielte Saiten, die schon fast zu einem "chemisch, metallurgischen Experiment" geworden sind - wie man es leider immer wieder erleben mus - natürlich sehr wahrscheinlich irgendwann reissen werden. Und dies geschieht dann bevorzugt beim Stimmen/ Umstimmen/ Benden. Dann wäre es aber schon seit Wochen Zeit gewesen..... . Es sei denn, man steht, wie ich es voller Erstaunen auch öfter höre, auf den Klang alter Saiten....

Wenn man es gar nicht soweit kommen lässt, sondern seine Saiten regelmässig wechselt, passiert auch nichts.

Vorrausgesetzt man beachtet natürlich die Grundregel beim Stimmen auf Open Tunings: zu versuchen, immer 'runter zu stimmen. Und wenn das nicht geht, Gesamtstimmung ändern.
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Bernd
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Re: Verschiedene Tunings sinnvoll oder hinderlich für einen fortgeschrittenen Anfänger

Beitrag von Bernd »

von Rb: Ich spiele neben standard und dropD recht viel DADgad, auch live. Zur Vermeidung des Umstimmens muß daher eine weitere Gitarre her. Alleine das ist doch schon Grund genug für mehrere Stimmungen.

Das ist ein Grund für mehrere Gitarren. :)
Work hard-play hard
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wunderfitz
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Re: Verschiedene Tunings sinnvoll oder hinderlich für einen fortgeschrittenen Anfänger

Beitrag von wunderfitz »

@bluesopa: so isses, bei mir verhält sch das "pi mal daumen" 80% Standardstimmung und 20% Open Tunings. Dementsprechend wird geübt und habe nicht das Gefühl, dass irgendetwas leidet.
@emptypockets: Runterstimmen geht nicht immer und verbrauchte,alte Saiten mal aussen vor: meine erfahrung ist, dass häufig umgestimmte Saiten früher reissen als die anderen (vor allem die, die höher gestimmt werden, z.B. die D-Saite auf E).
lg wunderfitz
emptypockets
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Re: Verschiedene Tunings sinnvoll oder hinderlich für einen fortgeschrittenen Anfänger

Beitrag von emptypockets »

Naja, hilft ja nichts: meine Erfahrung ist nunmal anders.
Aber ich muss zugeben, dass ich n i e hochstimme.
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string
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Re: Verschiedene Tunings sinnvoll oder hinderlich für einen fortgeschrittenen Anfänger

Beitrag von string »

Leute, es gibt da Stimmgeräte - auch zum umstimmen geeignet :wink:
Ich liebe die Vielfalt wunderschöner Stücke in verschiedenen open tunings,
auch wenn ich überwiegend in standard tuning spiele.
Die Übung macht die "Stimmung". - Also keine Scheu und ran.
Will man ein Stück gut spielen, kommt man am auswendig lernen nicht vorbei
und das ist bei allen Stücken der Fall, egal, ob open tuning oder standard.

Gruß
Klaus
________________________________
"Das Wesentliche im Umgang miteinander ist nicht der Gleichklang,
sondern der Zusammenklang".
Ernst Ferstl
Jorma55
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Re: Verschiedene Tunings sinnvoll oder hinderlich für einen fortgeschrittenen Anfänger

Beitrag von Jorma55 »

Ich war in meinen Anfängerjahren zunehmend frustriert, weil es mir nicht gelingen wollte, einige eigentlich recht leicht klingende Stücke des von mir hoch geschätzten Bob Dylan originalgetreu nachzuspielen. Bis ich durch einen Artikel in einer britischen Fachzeitschrift dahinter kam, dass der junge Dylan relativ viel mit alternativen Stimmungen arbeitete. Für "It's all over now, Baby Blue" und "Desolation row" etwa verwendete er Dropped C, für "It's allright, Ma" und "Mr. Tambourine man" Dropped D und sämtliche Stücke auf der "Blood on the Tracks" wurden in Open D eingespielt.
Es kann sich also durchaus auch für Anfänger lohnen, sich ein wenig mit alternativen Stimmungen zu beschäftigen und den gitarristischen Horizont erweitert es auf jeden Fall ungemein.

Michael
If my thought dreams could be seen,they'd probably put my head in a guillotine
tbrenner
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Re: Verschiedene Tunings sinnvoll oder hinderlich für einen fortgeschrittenen Anfänger

Beitrag von tbrenner »

Hi Stoffel,

über das Veranstalten von nun bald 40 Gitarrenworkshops mit verschiedensten Cracks bin ich - fast zwangsläufig - mit gefühlt mindestens 15 (eher mehr...) verschiedenen open tunings in Berührung gekommen und habe auch welche davon in mein lfd. Spielrepertoire übernommen.
Ob das für einen persönlich sinnvoll ist ?

- Zweifellos tragen open tunings immer den Keim der Verwirrung in sich. Nahezu alle Merker, die sich dein Hirn in jahrelanger Beschäftigung mit Standard-Stimmung gesetzt hat, werden wieder hinfällig. Andererseits geht es bei den typischen Fingerstylestücken i.d.R. um fest arrangierte Solostücke, die man anhand einer TAB einstudiert und in den wenigsten Fällen um´s freie Improvisieren. Das reduziert den "NIrwana"-Faktor dann doch etwas.

- Manche Stücke sind so toll, die will man einfach spielen + wenn das nur mit open tuning geht, ist die Frage eh schon beantwortet... :whistler:

- Empirie: ich würde mal vermuten, daß die allermeisten Fingerstyler früher oder später mindestens bei Drop D + DADGAD landen. Ich habe für mich noch häufig G 6-Tuning (DGDGHE) und das DADF#AD-tuning (Open D) im Gebrauch .... und ein paar weitere eher selten.

Also - ich würde Dir schon zuraten, in dosierter Form mal gleich offene Stimmungen einfließen zu lassen.

Grüssle,

tbrenner :wink:
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docsteve
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Re: Verschiedene Tunings sinnvoll oder hinderlich für einen fortgeschrittenen Anfänger

Beitrag von docsteve »

Der Punkt ist mE wirklich, wie weit man ein bestimmtes Tuning lernen will. Drop D Ist für mich eine Variante des Standard-Tuning. Will man mehr beherrschen als nur ein paar Stücke in einem Open Tuning, muss man da genauso Tonleitern und Akkorde lernen wie im Standard Tuning. Das kann ich in DADGAD mal so ansatzweise. Nicht umsonst hat Pierre Bensusan sich irgendwann komplett umgestellt.

Um wieder praktisch zu werden. Lern einfach mal ein paar Stücke in alternativen Tunings, ob du damit klarkommst. Am Anfang muss man ja gar nicht das Griffbrett beherrschen, das tut im Standard Tuning auch kein Mensch. Wenn dir ein Tuning von Klang und Haptik zusagt, kannst du das weiter ausbauen. Meist geschieht das von ganz allein. Welches Tuning das ist, hängt ganz von deiner präferierten Musik ab. In Open G käme ich nicht über Country Blues hinaus, das wäre mir zu wenig, aber Keef hat Karriere damit gemacht...

Viele Grüße, Stephan
jazzloft

Re: Verschiedene Tunings sinnvoll oder hinderlich für einen fortgeschrittenen Anfänger

Beitrag von jazzloft »

Ich habe Anfangs ebenfalls öfters die Gitarre umgestimmt um bestimmte Stücke spielen zu können. Da mir das auf die Dauer aber viel zu umständlich war, habe ich mich dann letztendlich auf DADGAD konzentriert und dafür eine eigene Gitarre gekauft. Solange man die Stücke auswendig lernt und sich auch im Standard Tuning nicht unbedingt blind auf dem Griffbrett auskennt und/oder improvisiert, sollte das auch keine große Umstellung bedeuten.

Inzwischen habe ich mich vom Standard Tuning verabschiedet und verwende nur noch DADGAD als mein "Standard-Tuning". In der Hoffnung mich eines Tages in DADGAD blind auf dem Griffbrett auszukennen ;-)
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RB
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Re: Verschiedene Tunings sinnvoll oder hinderlich für einen fortgeschrittenen Anfänger

Beitrag von RB »

Ein systematisches Erlernen von Akkorden und Skalen gab es bei mir nicht. Vielmehr habe ich immer diejenigen Töne zusammengesucht, die richtig und gut klangen und mir gefielen. Das Gefühl des Blindflugs habe ich ignoriert. So hat sich - parallel zu standard/drop d - allmählich ein dadgad-Vokabular entwickelt. Das war nicht hinderlich, sondern bereichernd.
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