5000$ Gitarre vs 150$ Gitarre

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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RB
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Re: 5000$ Gitarre vs 150$ Gitarre

Beitrag von RB »

Kopfschüttelnd gelassen geht bis irgendwann, dann nicht mehr. Obwohl ich das im Grundsatz gerne unterschreiben würde, wenn ich schreiben könnte.

Bei den Preisvergleichen oder besser der Heranziehung des Preises als Qualitätsindikator muß man vorsichtig sein. Das liegt daran, daß die Gitarrenherstellung - auch in großen Betrieben industriellen Zuschnitts - mit viel Handarbeit einhergeht. Also sind die Arbeitskosten ein wesentlicher Faktor der Preisbildung. Nimmt man nun China und Vietnam oder den gesamten pazifischen Raum, so muß man sehen, daß die Arbeitsstunde den Hersteller etwa 1,50 Eur kostet. Demgegenüber muß der US-amerikanische oder europäische Betrieb mit vielleicht 25 Eur rechnen. Das spiegelt sich letztlich in den Preisen der Instrumente wieder, wie sie dem Interessenten am Markt dann gegenüberstehen.
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jab
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Re: 5000$ Gitarre vs 150$ Gitarre

Beitrag von jab »

Jorma55 hat geschrieben:
Alles möglich, aber wirklich beurteilen kann es keiner von uns. Und bezogen auf die Stradivari ist Frau Mutter bestimmt anderer Ansicht. Und Herr Romero spielt selbst bestimmt keine 150,-Euro Gitarre. Dass Frau Mutter auch auf einer billigen Violine toll klingen würde, stelle ich natürlich nicht in Abrede.

Michael
Die Stradivaris waren schon sehr gute Instrumente, keine Frage. Sehr viele seien aber, wie man hört, am Ende ihrer Leistungsfähigkeit, oft defekt und sehr kompliziert und anstrengend zu spielen in dem Sinne, dass der Spieler sehr stark variieren muss um die Schwächen auszugleichen. In den meisten Blindtests, die so gemacht werden, schneiden moderne Instrumente besser ab als alte Italiener, wenn weder der Spieler noch die Zuhörer wissen, welches Instrument gerade gespielt wird.
Viele der Topstars besitzen eine Strad, weil man in der Liga eine haben muss. Sehr viele von denen spielen die aber nicht, sondern haben sich erstklassige Kopien anfertigen lassen (die sich natürlich auch in einem entsprechenden fünfstelligen Rahmen bewegen), die sich vernünftig spielen lassen, sehr gut klingen und nicht so heikel auf Klimaänderungen reagieren. Ganz abgesehen von der Versicherungshysterie...

Beste Grüße,
Jab
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rwe
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Re: 5000$ Gitarre vs 150$ Gitarre

Beitrag von rwe »

Nochmal zu den Preisvergleichen, allerdings nicht 150 vs. 5000, sondern gut und simpel (äh: schlicht) gegen gut und aufwändig.

Ich habe spaßeshalber mal den Lakewood-Designer aufgerufen. Eine A14 mit Flachkopf kostet dort 1750 EUR.

Jetzt habe ich nur optische Dinge geändert, also keine Kopfform, keine andere Mechanikgröße (nur Griffe), keine Halsform, keine andere Lackierung (!), keine Holzänderung an Steg, Griffbrett etc., nur ein paar Zierspäne.
=> teure Rosette um das Schalloch, 150€
=> Kopfplatte anders furniert, 30€
=> Korpusränder Kunststoff weiß, 100€
=> Kopfplattenränder Schlangenholz, 120€
=> Griffbrettränder Schlangenholz, 140€
=> Korpusspäne Abalone, 900€
=> Kopfspäne Abalone 120€
=> Griffbrettspäne Abalone 140€
=> Griffbretteinlagen Domino 200€
=> "Kopfplatte auf der Kopf-Rückseite mit Einfassung wie Vorderseite" € 250,00
=> "Verbindung zwischen Decken- und Bodenrand am Hals" € 200,00
=> Schaller M6 Gold, 30€

Macht zusammen mehr als das Doppelte, nämlich 4130 EUR.

Für Schaller GrandTune kann ich nochmal Geld drauflegen, für Abalone um die Brücke und das Pickgard auch, eine Unterschrift auf dem Griffbrett ebenso für Hochglanz, vor allem, wenn das Instrument schwar sein soll. Würde nochmal zusammen ca. 1200€ ausmachen. => EUR 5370. Und damit habe ich immer noch keine AAAA-Decke, keine anderen Hölzer etc. Es ist immer noch eine A14 ohne Cut (300 für den Cut + 100 Mehrkosten für Abalone-Späne).

Ok, nicht 150€ vs. 50000 aber 1750 vs. 5370. Macht ca. 307%... Wird die 5370€-A14-Custom besser klingen als eine 1750€-Std-A14-Custom?
Zuletzt geändert von rwe am Di Aug 09, 2016 11:09 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Aläx
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Re: 5000$ Gitarre vs 150$ Gitarre

Beitrag von Aläx »

So, ich nochmal :bide:

ich war ja letztens auf den Lindauer Gitarrentagen.
Nun gut, da war ein Gitarrenbauer, der eigentlich relativ wenig Ahnung vom Gitarrenbau hatte :?
Nixdestotrotz hatte der eine Gitarre dabei, die ich (und ich kenne mich aus) zu den Topten meinerLaufbahn gezählt habe.
Auf meine Frage was das Teil kosten soll hat er gemeint "keine Ahnung, was iss es denn Wert".
Ich habe ihn dann gefragt wie lange er für das Teil gebraucht hat ? 400 Stunden und jetzt kann man mal das rechnen anfangen :guitar1:
da ist ja noch nicht mal das Material dabei ?????
Also, nehme ich an , dass man für 150 € nur eine Gitarre bauen kann, die eben maximal eine gute Stimmung hält.
gruß aläx
rwe
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Re: 5000$ Gitarre vs 150$ Gitarre

Beitrag von rwe »

Aläx hat geschrieben:Nun gut, da war ein Gitarrenbauer, der eigentlich relativ wenig Ahnung vom Gitarrenbau <...>
Ich habe ihn dann gefragt wie lange er für das Teil gebraucht hat ? 400 Stunden <...>
Das ist der Punkt, an dem ein gelernter Instrumentenbauer sicherlich auf Grund seiner Erfahrung deutlich schneller arbeitet. - Schlichte Gitarren, in größerer Serie produziert, lassen sich deutlich günstiger auch in guter Qualität herstellen, auch in Hochlohnländern (wenngleich nicht als "Meisterstücke"), vgl. Godin in Kanada.
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Gitarrenmacher
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Re: 5000$ Gitarre vs 150$ Gitarre

Beitrag von Gitarrenmacher »

Aläx hat geschrieben: Ich habe ihn dann gefragt wie lange er für das Teil gebraucht hat ? 400 Stunden und jetzt kann man mal das rechnen anfangen
Da war dann aber das Fällen der Bäume dabei?
Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind.
-Benjamin Franklin- *1706 t 1790-
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Jorma55
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Re: 5000$ Gitarre vs 150$ Gitarre

Beitrag von Jorma55 »

Nur noch einmal zur Klarstellung meiner Sichtweise :
Ab einer gewissen Preisklasse ist der Preis sicherlich kein Qualitätsindikator mehr. Auch versteht es sich von selbst, dass bei Instrumenten derselben Gattung der Klang keinesfalls einen Preisunterschied von 1.000.000,- (Stradivari) oder 100.000,- Euro (alte Martin) rechtfertigt. Die meisten Stradivaris oder Guarneris, die heute von Weltklasseviolinisten gespielt werden, wurden auch nicht von diesen käuflich erworben, sondern sind Leihgaben von Banken oder irgendwelchen Großkonzernen. Zudem ist der Klang weitgehend Geschmackssache, weshalb m.E etwa Rainer immer Vergleiche anstellt, die sich im Grunde verbieten. Ich bin mit der Folkmusik der 60er und 70er Jahre und damit mit dem Klang von Martin und Gibson aufgewachsen, das ist meine Vorstellung vom Klang einer akustischen Gitarre, weshalb ich beispielsweise mit einer Lowden - bei aller unbestreitbaren Qualität- herzlich wenig anfangen kann. Bei Martin und Gibson gibt es allerdings gewaltige Unterschiede. Als ich 1977 - damals noch Besitzer einer TAMA, die ich mir mühsam zusammen gespart hatte - von meiner damaligen Freundin zu meinem 22sten Geburtstag meine erste Martin, eine D-41 geschenkt bekam, habe ich das wie einen Quantensprung empfunden. Die TAMA war bestimmt nicht schlecht und die Martin war auch bestimmt bei 3-fachem Preis nicht doppelt so gut (so ein Vergleich ist völliger Schwachsinn) aber ein Unterschied war schon deutlich hörbar. Ob man dafür nun gleich den 3-fachen Preis ausgeben will, muss jeder für sich selbst entscheiden und diese Entscheidung ist einer sachlichen Kritik entzogen. Mittlerweile habe ich festgestellt, dass die Leute bei Martin noch weitaus bessere Gitarren zustande bringen können, als es die D-41 damals war, und das Alter durchaus auch eine Rolle spielen kann. Mein Klangideal verkörpert seit mehr als 40 Jahren die 1929er Martin 0-45 von Joan Baez, die allerdings - so wurde es mir zugetragen - Werner Lämmerhirt, der sie einmal ausprobieren durfte, als nahezu unbespielbar bezeichnet hat. Ob an dem Mythos der prewar Martins tatsächlich etwas dran ist, kann ich Gott sei Dank nicht aus eigener Erfahrung beurteilen. Ich bin auf diese Erfahrung auch nicht scharf, weil hier der Frust so oder so vorprogrammiert wäre. Aber ich träume nun einmal diesen Traum und da ich weder an einem Ferrari noch an einer Patek Philippe interessiert bin und ein frisch gezapftes Pils jedem chateau petrus vorziehe, steht für mich fest : Mit einer Million ein Haus direkt an der französischen Atlantikküste (vorzugsweise in der Bretagne), mit 150.000,- eine alte 45er Martin (vorzugsweise eine 12-fret 000)

Michael
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tbrenner
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Re: 5000$ Gitarre vs 150$ Gitarre

Beitrag von tbrenner »

@ Jorma 55: aus Deinen obigen Ausführungen ergibt sich für mich im engeren Sinne eigentlich nur folgende Fragestellung: wo, in Dreiteufelsnamen findet man solche Freundinnen ??? :bl:
(die mit den D 41 ern...)

Grüssle,

tbrenner :wink:
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jab
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Re: 5000$ Gitarre vs 150$ Gitarre

Beitrag von jab »

Jorma55 hat geschrieben: Mit einer Million ein Haus direkt an der französischen Atlantikküste (vorzugsweise in der Bretagne)

Michael

Das würde mir auch gefallen!
Wolln wir mal hoffen, dass das nicht etwas knapp wird mit der Million...
:D

Jab
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fingerstricker
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Re: 5000$ Gitarre vs 150$ Gitarre

Beitrag von fingerstricker »

tbrenner hat geschrieben:@ Jorma 55: aus Deinen obigen Ausführungen ergibt sich für mich im engeren Sinne eigentlich nur folgende Fragestellung: wo, in Dreiteufelsnamen findet man solche Freundinnen ??? :bl:
(die mit den D 41 ern...)
Grüssle,
tbrenner :wink:
Das war auch mein erster Gedanke ... :lol:
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Angorapython
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Re: 5000$ Gitarre vs 150$ Gitarre

Beitrag von Angorapython »

fingerstricker hat geschrieben:
tbrenner hat geschrieben:@ Jorma 55: aus Deinen obigen Ausführungen ergibt sich für mich im engeren Sinne eigentlich nur folgende Fragestellung: wo, in Dreiteufelsnamen findet man solche Freundinnen ??? :bl:
(die mit den D 41 ern...)
Grüssle,
tbrenner :wink:
Das war auch mein erster Gedanke ... :lol:
Genau so eine Freundin möchte ich auch, obwohl wahrscheinlich meine Frau dagegen wäre...
FCK-NZS
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Sperris
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Re: 5000$ Gitarre vs 150$ Gitarre

Beitrag von Sperris »

Mit einer Million ein Haus direkt an der französischen Atlantikküste (vorzugsweise in der Bretagne)

Das kann ich so bedenkenlos unterschreiben. Ich hätte sogar schon das passende Haus im Auge. Am Samstag geht es los!

Freue mich!

Gruß Ralf
Boucher Studio Goose Walnuss
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Fenix TL 20
No Name Stratocaster
Jorma55
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Re: 5000$ Gitarre vs 150$ Gitarre

Beitrag von Jorma55 »

tbrenner hat geschrieben:@ Jorma 55: aus Deinen obigen Ausführungen ergibt sich für mich im engeren Sinne eigentlich nur folgende Fragestellung: wo, in Dreiteufelsnamen findet man solche Freundinnen ??? :bl:
(die mit den D 41 ern...)

Grüssle,

tbrenner :wink:
Ohne Garantie : An der juristischen Fakultät der LMU München. Damit bestätigt die Geschichte genau die Vorurteile, die meine Tochter als angehende Ingenieurin gegen Jurastudenten hegt. Leider erfüllt ihr Bruder dieses Klischee perfekt.
Die Freundin ist übrigens nach 2 Jahren mit fliegenden Fahnen zu meinem damaligen besten Freund übergelaufen. Immerhin hat sie sich eisern geweigert, die Martin zurückzunehmen ("geschenkt ist geschenkt").

Michael
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Jorma55
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Re: 5000$ Gitarre vs 150$ Gitarre

Beitrag von Jorma55 »

Sperris hat geschrieben:
Mit einer Million ein Haus direkt an der französischen Atlantikküste (vorzugsweise in der Bretagne)

Das kann ich so bedenkenlos unterschreiben. Ich hätte sogar schon das passende Haus im Auge. Am Samstag geht es los!

Freue mich!

Gruß Ralf
Gratuliere, viel Spass. Bei uns ist es demnächst auch wieder soweit.

Michael
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Aläx
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Re: 5000$ Gitarre vs 150$ Gitarre

Beitrag von Aläx »

@Gitarrenmacher

Wie lange dauert es denn für einen geübten Gitarrenbauer eine gute Gitarre zu bauen ?
Ich habe mal die Info bekommen, dass z.B. ein Cutaway den Preis um cirka 3-400 € nach oben treibt.
Jedenfalls hatte der gute Mann an die 400 Stunden Arbeit an dem Instrument.
Wie bereits gesagt war das ein absolut gutes Teil und ich hatte schon die Gelegenheit so ziemlich alles an klassischenGitarren was Rang und Namen hat zu testen (Fleta, Friedrich Smallman usw.)
Die Gitarre die er dabei hatte war aus meiner Sicht eine der besten Gitarren die ich jemals in der Hand hatte.

Gruß aläx
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