docsteve hat geschrieben:...Motorisches Auswendiglernen bringt bei mir nur was für schwierige Passagen. Wenn ich auswendig lerne, dann nach Möglichkeit komplett OHNE Instrument. Ich lerne ja ein Stück Musik, keine Fingergymnastik.
Das heißt: ich versuche ein Stück, das ich natürlich bereits soweit geübt habe, dass die Finger die richtigen Bewegungen in angemessener Zeit machen, nur im Kopf zu reproduzieren. Ich stelle mir also die Musik vor, nicht die Bewegungen. Die kommen dann von ganz allein. Nur wenn manche Bewegungen partout nicht klappen wollen, lerne ich die ebenfalls bewußt im Kopf.
Das ist ein guter Punkt, geht mir genauso.
Trotzdem, ich wiederhole mich, glaube ich, gerade, das Auswendiglernen hängt für mich wesentlich von der Komplexität des Stückes ab. Ich unterscheide da zwischen Stücken, welchen man anmerkt, dass sie auf der Gitarre im Wesentlichen "motorisch erzeugt" wurden und solchen, die wirklich auch theoretisch durchdrungene Musik sind. Zur ersten Gruppe gehören für mich typische Picking-Stücke von der Art Chet Atkins oder Marcel Dadi. Das Zeug konnte ich immer nach wenigen Stunden auswendig (oftmals halt einige Barregriffe mit irgendwelcher Gymnastik dahinter). Zur Zweiten Gruppe gehört für mich z.B. Pierre Bensusan. Seinen Stücken merkt man an, dass sie nicht durch "Rumprobieren" entstanden sind. Da gibt es einiges, das ich nach Jahren halbwegs hinnehmbaren Vom-Blatt-Spielens immer noch nicht im Kopf habe und das motorische Gedächtnis reicht da auch absolut nicht mehr aus (naja, die Fingerfertigkeit allerdings oft auch nicht

).
Ich vermute aber auch, dass das Problem bei den meisten Gitarristen selbst liegt. Ich nehme mich davon nicht aus, aber wie viele von uns haben denn wirklich halbwegs hinreichende musiktheoretische Hintergrundkenntnisse, von ein paar Jazzern mal abgesehen? Gerade bei Nichtklassikern gehört sowas selten zur Sozialisation und diese "verfluchten Tabs" sind halt leichter zu lesen, bringen aber ohne parallele Noten nur Spielpraxis.