Western oder Klassik Gitarre zum Lernen (Kind)

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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Filigran
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Re: Western oder Klassik Gitarre zum Lernen (Kind)

Beitrag von Filigran »

Das sind schlechte Erfahrungen, die aber nicht gegen klassischen Unterricht, sondern eher gegen diese merkwürdige Musikschule sprechen. Musikschulen wollen halt was verkaufen und ein gewonnener Wettbewerb ist gute Werbung. Genau deshalb haben wir für unsere Kinder einen privaten Lehrer engagiert. Das kostet zwar mehr, aber dafür ist der Unterricht intensiver und der Spaßfaktor höher.

Inhaltlich bin ich bei Tele. Vom klassischen Spiel kommt das musikalische Rüstzeug, unterschiedliche Techniken zwischen Nylon oder Stahlsaite sind dann nicht mehr das große Problem.

Ich habe es bei mir umgekehrt gehalten (erst Song-Begleitung auf Dreadnought, dann nach Jahren auf Nylon/Klassik "umgeschult") und habe es mir damit schwerer gemacht als nötig.
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RB
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Re: Western oder Klassik Gitarre zum Lernen (Kind)

Beitrag von RB »

Die klassische Haltung ist im stählernen Bereich kein Vorteil. Ich kenne keinen Stahlsaitenspieler, der so spielt. Auch die Art und Weise der Musiker- und verarbeitung ist die Methode, in der dann drei Jugendliche in klassischer Haltung vom Blatte abspielen und "Emsemble üben" ist in heutigen Zeiten bestenfalls eine Nischenerscheinung. Man sollte schauen, welche Instrumente und welche Musik die überwiegende Zahl der Einsteiger spielen will. Diesen Umständen muß ein vernünftiger Unterricht sich stellen. Aber es würde den Rahmen hier vermutlich tatsächlich sprengen.
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JazzDude
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Re: Western oder Klassik Gitarre zum Lernen (Kind)

Beitrag von JazzDude »

RB hat geschrieben:Die klassische Haltung ist im stählernen Bereich kein Vorteil. Ich kenne keinen Stahlsaitenspieler, der so spielt.
Na, aber das Prinzip "Griffbrett auf Augenhöhe" ist schon auch bei Stahlsaiten verbreitet. Nur dann eben mit Gurt.
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Filigran
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Re: Western oder Klassik Gitarre zum Lernen (Kind)

Beitrag von Filigran »

RB hat geschrieben:Die klassische Haltung ist im stählernen Bereich kein Vorteil. Ich kenne keinen Stahlsaitenspieler, der so spielt. Auch die Art und Weise der Musiker- und verarbeitung ist die Methode, in der dann drei Jugendliche in klassischer Haltung vom Blatte abspielen und "Emsemble üben" ist in heutigen Zeiten bestenfalls eine Nischenerscheinung. Man sollte schauen, welche Instrumente und welche Musik die überwiegende Zahl der Einsteiger spielen will. Diesen Umständen muß ein vernünftiger Unterricht sich stellen. Aber es würde den Rahmen hier vermutlich tatsächlich sprengen.
Davy Graham war so einer. Aber Du hast Recht, in klassischer Haltung agiert die linke Hand auf einem 14-Fret-Hals sehr weit weg vom Körper und der Rücken bzw. die Schultern verdrehen sich unangenehm. Darum empfiehlt sich auch die Nylon-Gitarre mit ihrem 12-fret Hals und der geringeren Saitenspannung (tut dann auch nicht so weh am Anfang).

Stichwort Nischenerscheinung: das gilt für jeden Instrumentalunterricht, da streitet die eine Randerscheinung mit der anderen. Die Frage ist doch eher, was Du einem Kind mitgeben willst.
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RB
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Re: Western oder Klassik Gitarre zum Lernen (Kind)

Beitrag von RB »

So, wie auf meinem Bild werden die Dickschiffe die üblicherweise gehalten. Manche spielen gar mit dem Hals leicht abwärts geneigt. Ich kenne - nach guter Überlegung - doch einen, der in einer minimal vielleicht etwas angedeutet annähernd klassischen Haltung spielt: Jack Lawrence.
rwe
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Re: Western oder Klassik Gitarre zum Lernen (Kind)

Beitrag von rwe »

RB hat geschrieben:Man sollte schauen, welche Instrumente und welche Musik die überwiegende Zahl der Einsteiger spielen will. Diesen Umständen muß ein vernünftiger Unterricht sich stellen.
Richtig, aber viele Einsteiger, gerade Kinder, haben eben kein komplett festgefahrenes Instrumenten- und Musikideal, singen "Atemlos" gleich hinter Mozart-Arien gleich hinter "Hänschen klein". Das ändert sich dann irgendwann oft als Jugendliche/r. Vorher würde ich denen eine möglichste "breite, anknüpfungsfähige Plattform" mitgeben, die ich eher in der klassischen Ausrichtung sehe als in Stahlsaitenspiel (obwohl mir letzteres den Kick gegeben hat, tiefer in die Gitarre einzusteigen; aber da hatte ich schon ein paar Jahre Ensemble mit Barock- und Renaissancemusik hinter mir, die ich dann auch noch liebend gerne auf Stahl gespielt habe, Renbourn ließ damals grüßen).

Irgendwann machen die Leute geschmacklich" zu", meist als Jugendliche, dann bleibt einem nur noch übrig, sie da abzuholen, wo sie stehen. Oder dort, wo sie hinwollen. Vorher ist das einfacher.
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tele
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Re: Western oder Klassik Gitarre zum Lernen (Kind)

Beitrag von tele »

Ergänzend zu rwe:

Ich bin keineswegs der Meinung, dass der Einstieg über die klassische Gitarre generell der Königsweg ist.
Optimal ist es, dem Anfänger, der klare Vorstellungen hat, wozu er seine Gitarre zu missbrauchen möchte, einen Weg aufzuzeigen wie er das möglichst ohne Umwege tun kann.
Einem 15 jährigen Metalfreak, der sich zu Weihnachten eine Metalaxt wünscht, eine Nylonsaitengitarre zu schenken und ihn zum Klassikunterricht anzumelden, wäre so ziemlich das motivationshemmendste, was man sich vorstellen kann.
Da hilft nur die Flying-V und Unterricht bei einem fähigen Metal-Gitarristen, der ihn auf dem Highway to Hell begleitet.

Schüler im Grundschulalter haben aber meistens noch keinen festen Musikgeschmack und nur sehr vage Vorstellungen von dem, was sie auf der Gitarre spielen wollen.
Und um die Zeit, bis sich solche Vorstellungen entwickelt haben, sinnvoll zu nutzen, ist Kinderunterricht auf der Basis der klassischen Gitarre durchaus sinnvoll.

Musikalische "Karrieren" müssen dabei nicht immer straight verlaufen, sondern durchaus mit Pausen und Knicks, etwa:

-ein 13 jähriger entscheidet nach 5 Jahren klassischer Gitarre, dass er jetzt die Nase voll hat, und sich ganz auf seinen Fußballverein konzentrieren will.
Als er 16 ist, sucht seine Schulband einen Bassisten. Er übernimmt den Job, wobei ihm sein klassisches Appoyando-Spiel zu Gute kommt.

-eine 14 jährige entscheidet nach 3 Jahren klassischer Gitarre, dass Stücke nach Noten zu üben doch nicht so ihr Ding ist.
Ihr reicht es in ihrer Pfadi-Gruppe Lieder zu begleiten. Durch ihre klassische Technik, kann sie das aber nicht nur gestrummt, sondern auch gezupft....
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tele
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Re: Western oder Klassik Gitarre zum Lernen (Kind)

Beitrag von tele »

Man sollte schauen, welche Instrumente und welche Musik die überwiegende Zahl der Einsteiger spielen will.
Auch die Art und Weise der Musiker- und verarbeitung ist die Methode, in der dann drei Jugendliche in klassischer Haltung vom Blatte abspielen und "Emsemble üben" ist in heutigen Zeiten bestenfalls eine Nischenerscheinung.
Den Mainstream zelebrieren wir dagegen in diesem Forum...
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Re: Western oder Klassik Gitarre zum Lernen (Kind)

Beitrag von RB »

Optimal ist es, dem Anfänger, der klare Vorstellungen hat, wozu er seine Gitarre zu missbrauchen möchte, einen Weg aufzuzeigen wie er das möglichst ohne Umwege tun kann.
Dem kann ich voll zustimmen.
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JazzDude
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Re: Western oder Klassik Gitarre zum Lernen (Kind)

Beitrag von JazzDude »

tele hat geschrieben:-ein 13 jähriger entscheidet nach 5 Jahren klassischer Gitarre, dass er jetzt die Nase voll hat, und sich ganz auf seinen Fußballverein konzentrieren will.
Als er 16 ist, sucht seine Schulband einen Bassisten. Er übernimmt den Job, wobei ihm sein klassisches Appoyando-Spiel zu Gute kommt.
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Re: Western oder Klassik Gitarre zum Lernen (Kind)

Beitrag von jazzloft »

RB hat geschrieben:Die klassische Haltung ist im stählernen Bereich kein Vorteil. Ich kenne keinen Stahlsaitenspieler, der so spielt.
Pierre Bensusan ist nach 40 Jahren vom rechen auf das linke Bein umgestiegen - soweit mir bekannt ist aufgrund von Rückenschmerzen:

Bild

Auch ich spiele die Steelstring schon immer in der "klassischen" Haltung - also auf dem linken Bein und mit Fußbank. Alles andere fühlt sich für mich persönlich falsch an und führt bei mir ebenfalls zu Rückenschmerzen.

Und wenn ich mich recht erinnere hat Ulli Bögershausen vor nicht allzu langer Zeit - ebenfalls aus gesundheitlichen Gründen - eine eher klassische Haltung eingenommen:

Bild
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RB
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Re: Western oder Klassik Gitarre zum Lernen (Kind)

Beitrag von RB »

Bögershausen hat einmal klassisch gelernt. Das merkt man irgendwie.
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tele
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Re: Western oder Klassik Gitarre zum Lernen (Kind)

Beitrag von tele »

In heutigen Zeiten bestenfalls eine Nischenerscheinung
Man sollte schauen, welche Musik die überwiegende Zahl der Einsteiger spielen will
K-Pop rules!
Bei Mädels im Alter von 10-13 auf jeden Fall mehr als Dickschiffmusik...
(Sorry für die Links, aber ich habe das Gefühl, dass wir ohne konkrete Musikbeispiele irgendwie aneinander vorbeireden, und jeder vage Oberbegriffe mit für seine Argumentation genehmen konkreten Inhalten füllt...)
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Re: Western oder Klassik Gitarre zum Lernen (Kind)

Beitrag von Filigran »

Außerdem geht es haltungstechnisch auch nicht mehr so dogmatisch zu. Klassische Haltung mit Fußbank ist nicht jedem Rücken zuzumuten. Mittlerweile wird mit allerlei Stützen/Kissen etc. gespielt, es wird mal mehr oder weniger hoch gesessen, ein Bein über das andere gelegt usw. usw.. Ein "dieses Teil hat so und nur so gehalten zu werden" ist bei den Klassikern eher "out". Hauptsache, Ton und Instrument sind kontrollierbar und der Rücken macht mit.
Zuletzt geändert von Filigran am Do Okt 13, 2016 1:28 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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tele
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Re: Western oder Klassik Gitarre zum Lernen (Kind)

Beitrag von tele »

Aber von Anfang an neben dem "Üblichen" auch modernere Musik bis hin zu geeigneten Rock- und Pop-Songs gespielt, und neben der klassischen auch in der moderneren Spielhaltung.
Es ist auch nicht so, dass der Einstieg über "klassische Gitarre" in der klassischen Haltung mit klassischer Fingerzupftechnik für ein Kind im Alter von 10 Jahren ein Muss ist.
Bei entsprechendem Interesse kann auch auf einer umgehängten E-Gitarre mit Plektrum begonnen werden.
Wichtig dabei ist lediglich, dass das Instrument das Kind größenmäßig nicht überfordert, dazu gibt es Short Scale E-Gitarren, für Girlies zum Beispiel die Squier Strat Mini Pink.
Und dass der Lehrer über eine gewisse Methodik im Bereich Kinder-E-Gitarrenunterricht verfügt, weil so ganz alleine lassen will man die Kiddies ja nicht mit der Fülle der Youtube Tutorials.
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