Hallo
meine Erfahrungen sind ähnlich, wobei ich solche Situationen nicht immer gleich gut händeln kann. Ich habe letztes Jahr 120 Gigs gespielt, rund die Hälfte nur mit Gitarre und Gesang im Singer & Songwriter Stil. Gerade bei dieser Musik, wie natürlich auch bei instrumentalen Fingerpicking-Songs, braucht es eine konzertante Stimmung. Es kommt immer wieder vor, dass man an einen Veranstalter gerät, der es nicht versteht, den Anlass richtig zu lancieren und für die Musiker gute Rahmenbedingungen zu schaffen. Und leider ist es nicht selten, dass kein oder das Falsche Publikum anwesend ist.
Aus menschlicher Sicht ist der Frust von Oldpicker verständlich. Als Musiker sollte man jedoch auch versuchen, sich auf eine professionelle Ebene zu geben. Also zu sagen, es geht hier nicht um meinen persönlichen Erfolg und schon gar nicht darum, dass ich selber einen schönen Abend verbringe, sondern es geht hier um einen Job, einen Auftrag, den es zu erfüllen gilt. Also ich erbringe die vereinbarte Leistung und bekomme dafür meine Geld. Lieber Oldpicker, ich werfe Dir keine Unprofessionalität vor, bitte verstehe das nicht falsch. Es ist mehr ein Trick, wie Du selber besser mit solchen Gigs umgehen kannst.
Besonders, wenn man für einen Freundschaftspreis spielt, fällt es einem schwer, diese professionelle Haltung einzunehmen, das geht mir auch so. Aber trotzdem würde ich solche Gigs auf keinen Fall grundsätzlich ablehnen. Denn jeder Auftritt hat zahlreiche Positive Aspekte, sei es dass man es als Übungsstunde einordnen kann und damit seine Routine verbessern kann, sei es, dass Folgegeschäfte entstehen oder sei es nur dass man wieder mal On Stage war, anstallt vor dem TV zu sitzen.
Bema
Tresenkrieg
Moderatoren: jpick, RB, Gitarrenspieler
- Taylorpicker
- Beiträge: 261
- Registriert: Mi Feb 23, 2005 3:27 pm
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Meine Erfahrungen sind ganz unterschiedlich. Meine ersten Bühnenerfahrungen habe ich in einem Jugendzentrum in Mannheim gemacht, in dem an jedem Freitag Abend offene Bühne war. Dort hatte sich eine regelrechte Szene gebildet mit teilweise richtig guten Musikern. Es war auch immer genug Publikum da, auch dank der moderaten Getränkepreise. Der Eintritt war umsonst. Das Problem war, daß diese Veranstaltung als Treffpunkt genutzt wurde, um zu besprechen, was man an dem Wochenende wohl machen könnte. Aus diesem Grund war die Konzentrationsfähigkeit des Publikums begrenzt. Die schönsten Auftritte hatte ich dort nach Mitternacht, wenn nur noch 20-50 Leute da waren. Das waren die, die wirklich Interesse an der Musik hatten.
Später hab ich mal auf wiederholtes Überreden (man nennt das auch "quengeln") in meiner damaligen Stammkneipe in der Vorderpfalz gespielt. Ich wollte eigentlich nicht, weil ich wußte, daß meine Musik da nicht reinpaßt. Ich hab mich also von der Wirtin breitschlagen lassen, sie sorgte für die Anlage usw. Der Abend war dann genau so, wie ich es erwartet hatte. Da ich die Thekenkumpels alle kannte, hielten sie sich natürlich nicht zurück mit ihrer Meinung über meine Darbietung. Ich hab weiter gespielt und mit passenden Liedern gekontert. Das ging so lange, bis einer die Musikbox anwarf. Die Wirtin war daraufhin doch sehr sauer und hat kurzerhand ihre gesamten Stammgäste mit Worten wie "Bauerntrampel" und Kulturbanausen" rausgeworfen. Damit war das Konzert dann zuende. Ich hab aber meine Gage bekommen und eine Entschuldigung von der Wirtin für das Benehmen ihrer Gäste. An diesem Abend habe ich beschlossen nie wieder für Geld zu spielen.
Daran habe ich mich auch gehalten, bis ich vor ca. 2 Jahren 3 Konzerte mit Vauge zusammen gespielt habe. Das war aber etwas anderes, weil die Gäste kamen, um uns zu hören und auch sehr aufmerksam waren. Von der Athmosphäre her war das sehr angenehm.
Insgesamt kann ich sagen, daß ich heute in erster Linie für mich selbst spiele. Wenn ich gut spiele und das Publikum weiß es nicht zu schätzen, dann habe ich trotzdem gut gespielt und das Publikum war es einfach nicht wert. Und wenn ich Mist spiele, ärgert mich das auch, wenn gar keiner zuhört. Mir ist die Bühne heute nicht mehr so wichtig. Es ist mir viel lieber, wenn ich (ohne Gage) vor 2 oder 3 Leuten spiele, die meine Musik mögen und sich damit beschäftigen als vor vielen Leuten, die nur ein Hintergrundgeräusch brauchen.
Viele Grüße
Taylorpicker
Später hab ich mal auf wiederholtes Überreden (man nennt das auch "quengeln") in meiner damaligen Stammkneipe in der Vorderpfalz gespielt. Ich wollte eigentlich nicht, weil ich wußte, daß meine Musik da nicht reinpaßt. Ich hab mich also von der Wirtin breitschlagen lassen, sie sorgte für die Anlage usw. Der Abend war dann genau so, wie ich es erwartet hatte. Da ich die Thekenkumpels alle kannte, hielten sie sich natürlich nicht zurück mit ihrer Meinung über meine Darbietung. Ich hab weiter gespielt und mit passenden Liedern gekontert. Das ging so lange, bis einer die Musikbox anwarf. Die Wirtin war daraufhin doch sehr sauer und hat kurzerhand ihre gesamten Stammgäste mit Worten wie "Bauerntrampel" und Kulturbanausen" rausgeworfen. Damit war das Konzert dann zuende. Ich hab aber meine Gage bekommen und eine Entschuldigung von der Wirtin für das Benehmen ihrer Gäste. An diesem Abend habe ich beschlossen nie wieder für Geld zu spielen.
Daran habe ich mich auch gehalten, bis ich vor ca. 2 Jahren 3 Konzerte mit Vauge zusammen gespielt habe. Das war aber etwas anderes, weil die Gäste kamen, um uns zu hören und auch sehr aufmerksam waren. Von der Athmosphäre her war das sehr angenehm.
Insgesamt kann ich sagen, daß ich heute in erster Linie für mich selbst spiele. Wenn ich gut spiele und das Publikum weiß es nicht zu schätzen, dann habe ich trotzdem gut gespielt und das Publikum war es einfach nicht wert. Und wenn ich Mist spiele, ärgert mich das auch, wenn gar keiner zuhört. Mir ist die Bühne heute nicht mehr so wichtig. Es ist mir viel lieber, wenn ich (ohne Gage) vor 2 oder 3 Leuten spiele, die meine Musik mögen und sich damit beschäftigen als vor vielen Leuten, die nur ein Hintergrundgeräusch brauchen.
Viele Grüße
Taylorpicker
aktuelle Baustellen: keine, komme nur wenig zum Spielen zur Zeit
Hallo
ich finde das Thema sehr interessant, daher gleich noch eine Wortmeldung von mir. (Wenn Zuviel ist, genügt ein Wink mit dem Zaunpfahl).
Ich habe im laufe der Zeit gewisse "Rezepte" entwickelt, wie man solchen Situationen als Musiker begegnen kann. Manchmal funktionieren sie, manchmal aber auch nicht.
Rezept für Umgang mit besoffenen Gästen
Besoffene Gäste sind sehr unangenehm: Sie hören nicht zu und erzeugen sehr viel Lärm, manchmal erfolgen sogar agressive oder beleidigende Kommentare an den Musiker. In solchen Situationen versuche ich jeweils mich auf diese Ebene zu begeben - nur musikalisch natürlich. Ich spiele dann Sauf- und Trinklieder, wo die Gäste mitgröhlen können: Kreuzberger Nächte, Lady in Black, Hände zum Himmel, Mamor Stein und Eisen bricht, Sierra Madre, Amigo Charly etc. Nicht selten ist es mir gelungen so eine Schunkelparty zu lancieren. Die Besoffenen werde so schnell müde und halten nacher den Mund und man kann sich wieder auf höheres Niveau begeben.
Rezept bei unaufmerksamen Zuhörern
Es gibt einige Grundregeln. Zum Beispiel entsteht bei meinen Gigs niemals eine Pause von mehr als 5 Sekunden. Zwischen den Songs kommt immer eine kurze Ansage, ich erzähle Anektoten oder Hintergründe zum kommenden Song. Nicht zu lang, 1, 2 Minuten. Gerade mit diesen "Ansagen" kann man die Aufmerksamkeit gewinnen. Zum Einstieg ist zum Beispiel auch ein Witz geeignet, jene, die nicht zugehört haben, werden sich ärgern, dass ihnen die Pointe entgagen ist und werden besser hinhören.
Ein weiterer Trick ist, an den Intellekt der Gäste zu appelieren. Zum Beispiel zu sagen "Wer ein bisschen Englisch kann, wird die dritte Stophe am lustigsten finden".
Auch die direkte Anrede einzelner Gäste, kann etwas bringen. Zum Beispiel frage ich gestern eine Blondiene: Der nächste Song heisst "I spend an hour under the shower" wie lange haben Sie heute geduscht ? Oder ich sage: Welche Lady hat Lust mit mir ein Duett zu singen ? Im ernst, ich habe noch immer jemand auf die Bühne gekriegt und die Zuhörer sind dann mäuschenstill. Natürlich muss man dann auf Standrds zurückgreifen, wie Something Stupid, Amazing Grace, Stand by your man etc.
Bei einer Gig sagte ich kürzlich: Der nächste Song klingt am besten, wenn man dazu einen Whiskey trinkt. Allein dieser Satz hat dem Veranstalter rund 200 Euro in die Kasse gespielt.
Umgang mit Störefrieden
Hin und wieder kommt es vor, dass man von einem einzelnen Gast angepöbelt wird. Meist ist Alkohol im Spiel. Ein einzelner Störerfried kann sehr lästig sein und die Stimmung total versauen. Daher ist der Umgang mit solchen Brüdern sehr heikel. Missachtung ist eine Möglichkeit, bringt aber oft nicht viel. Ich versuche es zuerst auf die freundliche Tour und frage, ob er einen Liederwunsch hat. Ich sage dann übers Mic, der nächste Song ist für den symphatischen Mann im roten Hemd und ich hoffe, dass er danach Ruhe gibt und uns nicht mehr stört. Meistens applaudieren dann die Gäste und der Störefried zieht sich zurück. Die Hardcore-Variante ist zu sagen: "Der Mann im roten Hemd ist ein profesioneller Musiker, der viel besser spielt als ich. Er wird jetzt auf die Bühne kommen und A Capella einen Song vortragen." Noch nie hat sich ein Störefried nach dieser Ansage auf die Bühne getraut.
Einmal spielte ich eine Familienfeier und es war gute Partystimmung. Der Auftraggeber und auch einzelne Gäste kaen in den Pausen bei mir vorbei und machten mir Komplimente. Gegen Schluss kam eine Dame zu mir und sagte: "Ich habe gerade mit dem Auftraggeber und den Gästen gesprochen, wir alle sind uns einig, dass wir noch nie so schlechte Musik gehört haben, bitte packen sie zusammen und verschwinden sie." Ich war völlig konsterniert, weil dich Party bisher erfolgreich verlief, die Tanzfläche war immer gerammelt voll und der Dauem des Auftraggebers zeigt immer nach oben. Also habe ich Pausenmusik eingelegt und bin zum Auftraggeber gegagen und habe ihm erzählt, dass eine Dame zu mir gesagt hätte, ich solle zusammenpacken. Darauf lachte er und sagte: "Ja, das war sicher die Rita, die war mal mit einem Musiker verheiratet und hasst seither alle Musiker. Ihre Musik ist perfekt, spielen sie nur weiter !
Bema
ich finde das Thema sehr interessant, daher gleich noch eine Wortmeldung von mir. (Wenn Zuviel ist, genügt ein Wink mit dem Zaunpfahl).
Ich habe im laufe der Zeit gewisse "Rezepte" entwickelt, wie man solchen Situationen als Musiker begegnen kann. Manchmal funktionieren sie, manchmal aber auch nicht.
Rezept für Umgang mit besoffenen Gästen
Besoffene Gäste sind sehr unangenehm: Sie hören nicht zu und erzeugen sehr viel Lärm, manchmal erfolgen sogar agressive oder beleidigende Kommentare an den Musiker. In solchen Situationen versuche ich jeweils mich auf diese Ebene zu begeben - nur musikalisch natürlich. Ich spiele dann Sauf- und Trinklieder, wo die Gäste mitgröhlen können: Kreuzberger Nächte, Lady in Black, Hände zum Himmel, Mamor Stein und Eisen bricht, Sierra Madre, Amigo Charly etc. Nicht selten ist es mir gelungen so eine Schunkelparty zu lancieren. Die Besoffenen werde so schnell müde und halten nacher den Mund und man kann sich wieder auf höheres Niveau begeben.
Rezept bei unaufmerksamen Zuhörern
Es gibt einige Grundregeln. Zum Beispiel entsteht bei meinen Gigs niemals eine Pause von mehr als 5 Sekunden. Zwischen den Songs kommt immer eine kurze Ansage, ich erzähle Anektoten oder Hintergründe zum kommenden Song. Nicht zu lang, 1, 2 Minuten. Gerade mit diesen "Ansagen" kann man die Aufmerksamkeit gewinnen. Zum Einstieg ist zum Beispiel auch ein Witz geeignet, jene, die nicht zugehört haben, werden sich ärgern, dass ihnen die Pointe entgagen ist und werden besser hinhören.
Ein weiterer Trick ist, an den Intellekt der Gäste zu appelieren. Zum Beispiel zu sagen "Wer ein bisschen Englisch kann, wird die dritte Stophe am lustigsten finden".
Auch die direkte Anrede einzelner Gäste, kann etwas bringen. Zum Beispiel frage ich gestern eine Blondiene: Der nächste Song heisst "I spend an hour under the shower" wie lange haben Sie heute geduscht ? Oder ich sage: Welche Lady hat Lust mit mir ein Duett zu singen ? Im ernst, ich habe noch immer jemand auf die Bühne gekriegt und die Zuhörer sind dann mäuschenstill. Natürlich muss man dann auf Standrds zurückgreifen, wie Something Stupid, Amazing Grace, Stand by your man etc.
Bei einer Gig sagte ich kürzlich: Der nächste Song klingt am besten, wenn man dazu einen Whiskey trinkt. Allein dieser Satz hat dem Veranstalter rund 200 Euro in die Kasse gespielt.
Umgang mit Störefrieden
Hin und wieder kommt es vor, dass man von einem einzelnen Gast angepöbelt wird. Meist ist Alkohol im Spiel. Ein einzelner Störerfried kann sehr lästig sein und die Stimmung total versauen. Daher ist der Umgang mit solchen Brüdern sehr heikel. Missachtung ist eine Möglichkeit, bringt aber oft nicht viel. Ich versuche es zuerst auf die freundliche Tour und frage, ob er einen Liederwunsch hat. Ich sage dann übers Mic, der nächste Song ist für den symphatischen Mann im roten Hemd und ich hoffe, dass er danach Ruhe gibt und uns nicht mehr stört. Meistens applaudieren dann die Gäste und der Störefried zieht sich zurück. Die Hardcore-Variante ist zu sagen: "Der Mann im roten Hemd ist ein profesioneller Musiker, der viel besser spielt als ich. Er wird jetzt auf die Bühne kommen und A Capella einen Song vortragen." Noch nie hat sich ein Störefried nach dieser Ansage auf die Bühne getraut.
Einmal spielte ich eine Familienfeier und es war gute Partystimmung. Der Auftraggeber und auch einzelne Gäste kaen in den Pausen bei mir vorbei und machten mir Komplimente. Gegen Schluss kam eine Dame zu mir und sagte: "Ich habe gerade mit dem Auftraggeber und den Gästen gesprochen, wir alle sind uns einig, dass wir noch nie so schlechte Musik gehört haben, bitte packen sie zusammen und verschwinden sie." Ich war völlig konsterniert, weil dich Party bisher erfolgreich verlief, die Tanzfläche war immer gerammelt voll und der Dauem des Auftraggebers zeigt immer nach oben. Also habe ich Pausenmusik eingelegt und bin zum Auftraggeber gegagen und habe ihm erzählt, dass eine Dame zu mir gesagt hätte, ich solle zusammenpacken. Darauf lachte er und sagte: "Ja, das war sicher die Rita, die war mal mit einem Musiker verheiratet und hasst seither alle Musiker. Ihre Musik ist perfekt, spielen sie nur weiter !
Bema
Matrtin-D-41 / Yahama LLX-16