Unterschiedliche Konzentrationsfähigkeit beim Spielen

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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string
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Unterschiedliche Konzentrationsfähigkeit beim Spielen

Beitrag von string »

Mich würde mal interessieren, wie das bei Euch so ist.
Ich habe ein kleines Repertoire, das ich fast jeden Tag durchspiele.

An manchen Tagen macht das Spielen wirklich Freude. Die Stücke laufen
zufriedenstellend klanglich sauber und ohne „Hänger“.
An anderen Tagen wiederum muss ich bestimmte Passagen eines Stück mittels tab
wieder konzentriert einüben und festigen.

Das kann natürlich am fortgeschrittenen Alter liegen. :wink:
Tägliches Spielen dürfte als Gehirnjogging auf jeden Fall von Vorteil sein – Hoffe ich.

Gruß

Klaus
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"Das Wesentliche im Umgang miteinander ist nicht der Gleichklang,
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Ernst Ferstl
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L1
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Re: Unterschiedliche Konzentrationsfähigkeit beim Spielen

Beitrag von L1 »

Ist bei mir alles exakt genau so ...
(Bin auch schon "etwas älter").
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uwesemmelmann
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Re: Unterschiedliche Konzentrationsfähigkeit beim Spielen

Beitrag von uwesemmelmann »

"Kleines Repertoire" habe ich auch und ich versuche das fast täglich durchzuspielen. Manchmal ödet mich das aber absolut an. Wenn ich dann ein neues, herausforderndes Stück finde... und mich darauf konzentriere... und das Repertoire dann etwas weniger spiele, dann beginnt sofort das Vergessen des Letzteren...

Das muss wohl wirklich etwas mit dem Alter zu tun haben...
Fylde Orsino (Zeder/Mahag.)
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Niels Cremer
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Re: Unterschiedliche Konzentrationsfähigkeit beim Spielen

Beitrag von Niels Cremer »

Oh weh, das mit dem Vergessen war bei mir immer schon so, muss ich mir Sorgen machen? Ich habe auch Zeiten in denen ich kaum spiele (aktuell zB), und wenn, so wie zB gestern, macht‘s keinen rechten Spaß und ich häng die Gitarre wieder an die Wand.

Wenn ich spiele, versuche ich bewußt, eben nicht jeden Tag das Gleiche zu spielen - weshalb ich wohl auch gelernte Sachen schnell wieder „verdränge“. Oft bleibt’s aber auch nur bei dem Versuch und man endet wieder bei den ewig gleichen Stücken, dann stellt sich oben beschriebener Effekt ein. Etwas bizarr wird‘s wenn ich mich an meine eigenen Stücke nicht mehr erinnere, da zweifle ich echt an mir selbst … :roll:

LG,
Niels
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berndwe
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Re: Unterschiedliche Konzentrationsfähigkeit beim Spielen

Beitrag von berndwe »

string hat geschrieben:
Fr Jul 12, 2024 10:03 am
Mich würde mal interessieren, wie das bei Euch so ist.
Ich habe ein kleines Repertoire, das ich fast jeden Tag durchspiele.
Ich habe auch ein kleines (Fingerstyle-) Repertoire, das ich jeden Tag durchspielen müsste, damit es vortragsreif bliebe. Das bekomme ich aber nicht hin. Dementsprechend hakt es dann immer wenn ich die Stücke mal vorspielen will oder soll, wenn zum Beispiel Besucher die Formel „spiel doch mal was vor“ sprechen.

Dass es nicht jeden Tag gleich gut klappt, Stefan, ist völlig normal.
fingerstylist
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Re: Unterschiedliche Konzentrationsfähigkeit beim Spielen

Beitrag von fingerstylist »

Mir geht es ähnlich. Alles was ich nicht ständig spiele vergesse ich in Teilen und muss dann nochmal die Noten/Tabs rausholen und Stellen nochmal nachschauen.
Jeden Tag das erarbeitete zu spielen mag ich nicht. Ich versuche jedes mal mit Freude und Aufmerksamkeit für jeden einzelnen Ton zu spielen ( Betonung auf: versuche) Das geht nicht wenn ich das in Routine abarbeite oder vom Blatt spiele oder spiele weil ich "muss".

Ich finde das aber gar nicht schlimm. Ich habe Freunde und Spaß beim üben!
Manche Sachen lasse ich so lange liegen , das ich es mir neu erarbeiten muss ( was aber meist recht schnell geht ) und so entwickelt sich die Interpretation mit mir zusammen.
(Über die Jahre hab ich aber recht viel so lange liegen gelassen das ich es mir komplett neu erarbeiten müßte,)

Wenn man auftreten möchte geht es wohl aber nicht anders als das Programm immer und immer wieder täglich durch zu spielen. Das ist dann eher Arbeit als Spaß und Freunde und unterscheidet wohl den Profi vom Amateur.
"Schön ist, was ohne Begriff als Gegenstand eines notwendigen Wohlgefallens erkannt wird."( I. Kant: Kritik der Urteilskraft )
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string
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Re: Unterschiedliche Konzentrationsfähigkeit beim Spielen

Beitrag von string »

Danke Euch.
Das kann ich in Allem auch für mich bestätigen.
Es beruhigt mich, dass dies noch keine Anzeichen für eine beginnende Demenz sind. :wink:

Gruß

Klaus
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bob's art
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Re: Unterschiedliche Konzentrationsfähigkeit beim Spielen

Beitrag von bob's art »

Mir geht es da ganz ähnlich. Das ist vielleicht nicht einmal allein das Alter, sondern eben ganz einfach auch die Tagesform. Es gibt Zeiten, da spiele ich jeden Tag zwei Stunden und dann auch mal einige Tage überhaupt nicht. Dabei ist mir aufgefallen, dass es bei mir oft erst nach spielfreien Tagen, wieder besser und vor allem dann auch etwas lockerer läuft.
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string
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Re: Unterschiedliche Konzentrationsfähigkeit beim Spielen

Beitrag von string »

dass es bei mir oft erst nach spielfreien Tagen, wieder besser und vor allem dann auch etwas lockerer läuft.
Das ist bei oft etwas schwierigen Passagen bei mir auch der Fall.

Gruß
Klaus
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Re: Unterschiedliche Konzentrationsfähigkeit beim Spielen

Beitrag von Gitarrenspieler »

Das geht doch fast jedem so, und nicht nur Musikern. Mein Bruder fährt Motorrad. Er hat mir mal erzählt, wenn ich losfahre und die ersten Kurven nehme ich nicht so leicht und locker wie ich möchte, fahr ich am besten gleich wieder zurück nach Haus. Und andere Tage gelingt alles wie im Traum. So mein Bruder.
Ich hab Tage da spiel ich alles fehlerfrei und leicht durch und andere Tage da klappt nichts so richtig... alles ist nur erarbeitet. Hat bei mir auch nichts mit längeren Pausen zu tun wie bei Niels, es ist irgendwie Tagesform.
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
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JazzDude
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Re: Unterschiedliche Konzentrationsfähigkeit beim Spielen

Beitrag von JazzDude »

Ja, Tagesform ist wichtig. Ich persönlich finde, dass allerdings auch die Gitarren eine Tagesform haben, und die beeinflusst wiederum auch meine Form.
Wenn Stücke selten gespielt werden, schleichen sich schneller Fehler ein, das kennt glaube ich jeder. Ich habe bei mir festgestellt, dass wenn ich mir das dann wieder draufgeschafft habe - meinetwegen nur die kritischen Stellen, die dann aber intensiv - es dann am nächsten Tag wieder ganz normal fluppt. Überhaupt, intensives Üben und dann aber auch Pausen, vielleicht auch mal ein richtig guter Nachtschlaf dazwischen, das ist das Rezept.
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rwe
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Re: Unterschiedliche Konzentrationsfähigkeit beim Spielen

Beitrag von rwe »

JazzDude hat geschrieben:
So Jul 14, 2024 10:43 am
auch die Gitarren eine Tagesform haben
Abhängig von der Luftfeuchte, so meine Beobachtung.
Tagesform: Klar, aber auch "Stundenform". Nach der Arbeit direkt zur Probe, ohne vorheriges Einspielen zu Hause am Nachmittag, ist nicht besonders gut. Da ist eine am WoEnde am Vormittag beginnende Probe, auch bei mangelndem Schlaf in der Nach, für mich regelmäßig besser.
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string
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Re: Unterschiedliche Konzentrationsfähigkeit beim Spielen

Beitrag von string »

"Warmspielen" bzw. Einspielen konnte ich auch
bei super Profis wie Piere Bensusan, David Qualey, Alex de Grassi, Pat Kirtley. Franco Morone, Tony McManus u.a,
beobachten.
Trotzdem bewunderte ich immer wieder deren Niveau ein Konzert ohne für mich hörbare "Fehler" oder
gar Aussetzer zu entdecken.
Ich musste lernen mir gegenüber als Hobbymusiker "tolerant" zu werden und mir einzugestehen,
dass ich deren Level einfach nie erreichen kann.
Man vergißt natürlich das hierfür aufgewendete Übungspensum der Profis und dass es, um es zu erhalten,
unzählige Stunden braucht.

Über eine Klassikgeigerin habe ich einmal gelesen, dass es im Schnitt etwa 10 000 Übungsstunden braucht,
um so ein hohes Niveau zu erreichen.

Um mir meine Spielfreude zu erhalten habe ich gelernt mir gegenüber auch mit meinem bescheidenen Niveau
mir den Spaß am Spielen nicht zu vermiesen.
Und dies gelang mir mit zunehmenden Alter bis heute relativ oft. :wink:

Gruß

Klaus
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berndwe
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Re: Unterschiedliche Konzentrationsfähigkeit beim Spielen

Beitrag von berndwe »

Bei alledem dürfen wir auch nicht vergessen, dass wir als (überwiegend) Freizeitmusiker jedes Recht haben, beim Spielen Fehler zu machen. Natürlich hat man den Ehrgeiz möglichst fehlerfrei zu spielen. Allerdings sollten wir auch Gnade mit uns selbst walten lassen. „Be kind to yourself“ sagt hierzu der YouTuber Tomo Fujita.
rwe
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Re: Unterschiedliche Konzentrationsfähigkeit beim Spielen

Beitrag von rwe »

string hat geschrieben:
So Jul 14, 2024 7:08 pm
Über eine Klassikgeigerin habe ich einmal gelesen, dass es im Schnitt etwa 10 000 Übungsstunden braucht, um so ein hohes Niveau zu erreichen.
Das sind ca. 5 Jahre fulltime (40h/Woche). Ok, falls man nicht fulltime übt, vielleicht 15 Jahre.

Das ist aber machbar und gilt auch für andere Berufe, jedenfalls ähnlich. Entscheidend ist aber das ÜBEN, das bedeutet, nicht nur vor sich hinspielen.
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