Musik auf Beerdigungen

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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Bernd C. Hoffmann
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Musik auf Beerdigungen

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Unser Pfarrer sprach mich die Woche an, ob ich mir vorstellen kann, auf Hochzeiten und Beerdigungen Gitarre zu spielen. Bei Hochzeiten habe ich kein Problem. Anders ist es bei Beerdigungen. Ich habe bedenken, dass mir dabei selbst die Tränen kommen - hoffentlich nicht vom Gitarrenspiel...

Wie denkt Ihr darüber, würdet Ihr auf einer Beerdigung spielen?
Liebe Grüße
Bernd
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Saitenheimer
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Beitrag von Saitenheimer »

Ein nicht ganz einfaches Thema.
Sicherlich kommt es auch drauf an, wie nahe man dem Menschen ist, um den es geht.
Ich hab vor zwei Jahren auf der Beerdigung meiner Nichte gespielt und das ging mir gewaltig an die Substanz...
Vor hunderten von Leuten bei einem normalen Konzert auf der Bühne zu stehen ist schon schlimm genug, aber da ging´s mit der Konzentration noch.
Bei der Beerdigung damals stand ich völlig neben mir und würde das auch nicht mehr machen, selbst wenn´s jemand wäre, der nicht zum Familien oder Bekanntenkreis gehört.
Bestimmt gibt´s genug Musiker, die da emotional besser Abstand nehmen können.

Stefan
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hoggabogges
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Beitrag von hoggabogges »

Ich hab mit meiner Sängerin schon einige Beerdigungen gespielt. Es war beim 1. Mal schon ein komisches Gefühl, wenn man sonst bei Hochzeiten oder kleinen Konzerten spielt..
Allerdings muss man, um es gut angehen zu können, das Thema Sterben und Tod bisschen ausklammern und/oder (wenn es sich um 'ältere' Leute handelt) sagen, dass das Leben einfach zu Ende ging, sei's durch Krankheit oder durch das Alter als solches.
Und einfach nie so genau zuhören, wenn vorn einer steht und über den Verlust eines lieben Menschen undundund erzählt. So sehr die Angehörigen dies brauchen und wünschen, ich klammer das aus, sonst gehts an die Substanz.
Zuletzt musst du das Ganze als Job ansehen, für den du engagiert wurdest.
Martin D28S '76
Stoll Ambition Fingerstyle Cut
Strohmer Konzert '74
K.Yairi Doppelhals
Taylor LKSM 12-String
Gast

Beitrag von Gast »

Bei Beerdigungen würde ich nicht spielen,
meiner Meinung nach passt da ein Posaunenchor
oder der Kirchenchor schon eher.

Und "Knocking on heavens door" in der Version
von Guns 'n Roses mit einem langen Mittelsolo
trifft in den meisten Fällen auch nicht unbedingt
auf Verständnis ;-)

Also, lieber auf die Hochzeiten konzentrieren und
in der Pause die Braut verführen.

Viele Grüße, Nik
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V.H.
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Beitrag von V.H. »

Hallo, als Schüler habe ich auch Posaune beim Pfarrer gelernt und gespielt.
Das machte riesig Spaß, vierstimmig zu Weihnachten, die Kirche voll,
die Orgel dazu...
Dann eine Beerdigung, eine alte Frau, Ihre Tochter am Grab = meine Lehrerin.
Das musste als 14jähriger erst mal einpacken können.

Dann vor etlichen Jahren starb meine Oma mit 88, normales Ding, die war nie im Krankenhaus.
Auf dem Friedhof alles gut mit mir, da wusste ich noch nicht was kommt.
Packt einer der Leute der Bestattungsfirma eine Trompete aus und spielt
alleine ! "Im schönsten Wiesengrunde" - da hat's mich arg gebeutelt !
Also ich könnte das auch nicht mehr, auf einer Beerdigung spielen.
V.H.
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Flow
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Beitrag von Flow »

Hai ,
ich finde es kommt auf die Sichtweise an ich würde es als letzte würdigung des toten sehen wenn ich noch einmal spiele und dass wär meine art der verabschiedung!
erniecaster

Beitrag von erniecaster »

Hallo!

Um auf einer Beerdigung konzentriert spielen zu können, muss man seine Emotionen schon sehr im Griff haben. Diese Abgebrühtheit kann man sicherlich lernen und trainieren - wenn man das will.

Gruß

erniecaster
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Sterni
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Beitrag von Sterni »

Ich habe auf der Beerdigung meiner Schwiegermutter im Sept.07 in der Kapelle, ne eigene Version von "Elise" in der Kapelle zur Einleitung auf meiner Flamenco-Gitarre gespielt, ihr zu Ehren weil sie immer meine Musik mochte. Es kostete schon viel Konzentration, die Nerven liegen eh blank und mit zittrigen Fingern hatte ich auch zu kaempfen und ja nicht an Sarg und Leute denken. Es ist schwer, kostet Überwindung und trotzdem ist es schoen, einem Menschen den man gern hatte, was ganz persönliches mit auf den Weg zu geben. Am Grab spielte ich dann nochmal ein eigenes Stück zum Ende hin, im Flamenco-Stil auch zur Beruhigung meiner Zigeuner-Seele.
Also warum nicht auch bei einer Beerdigung spielen, hat schon was ganz besonderes und schließlich gehört der Tod zum Leben dazu.
wirklich reich ist, wer mehr Träume in seiner Seele hat, als die Realität zerstören kann.
Blackbeer
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Beitrag von Blackbeer »

Moin,
ich finde es kommt auf die Sichtweise an ich würde es als letzte würdigung des toten sehen wenn ich noch einmal spiele und dass wär meine art der verabschiedung!
So sehe ich das auch. Wir haben uns auf diese Art und Weise von zweien unserer Mitmusiker verabschiedet.
Dem einen haben wir, weil der Song zu seinem Leben passte "Nobody knows you when you re down and out" und dem anderen Mitmusiker sein Lieblingslied "Wonderful tonight" als letzten Gruß gespielt. Jeweils unplugged mit A-Gitarre und A-Bass.

Es war sehr schwer zu singen, wenn einem die Tränen fließen, aber ich würde es immer wieder machen und man muß sich dabei auch nicht für seine Tränen und die vielleicht nicht perfekte musikalische Interpretation schämen. So etwas ist ein Abschiedsgruß und kein Gig. Das waren wir den Jungs schuldig!

Beide Songs haben wir noch immer im Repertoire und für uns ist es jedesmal eine Erinnerung an diese gegangenen Menschen

gerade wieder sehr traurig
Andreas
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Sterni
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Beitrag von Sterni »

Blackbeer hat geschrieben:Moin,
ich finde es kommt auf die Sichtweise an ich würde es als letzte würdigung des toten sehen wenn ich noch einmal spiele und dass wär meine art der verabschiedung!
genau so sehe ich das auch blackbeer,
kann das sein, dass es sich um einen Musiker von "The fantastic Mohrenbluesband" handelt. (CD habe ich) Sie haben auch genau dieses eine Lied "Nobody knows... und er hatte das "Gasthaus Mohren" so viel ich von einem Kumpel weiß,in Kempten?
wirklich reich ist, wer mehr Träume in seiner Seele hat, als die Realität zerstören kann.
Blackbeer
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Beitrag von Blackbeer »

Moin Sterni,
genau so sehe ich das auch blackbeer,
kann das sein, dass es sich um einen Musiker von "The fantastic Mohrenbluesband" handelt. (CD habe ich) Sie haben auch genau dieses eine Lied "Nobody knows... und er hatte das "Gasthaus Mohren" so viel ich von einem Kumpel weiß,in Kempten?
Ich habe Flow zitiert, der Eingangssatz meines Postings stammt also nicht von mir.

Es handelte sich auch um 2 andere Musiker aus meiner Heimatstadt.
Gruß
Andreas
muggel_vier
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Registriert: So Jul 29, 2007 12:01 pm
Wohnort: Bedburg

Beitrag von muggel_vier »

Hallo zusammen!

Ich habe auch schon einige male auf Beerdigungen Gitarre gespielt, darunter auch die Beerdigung meiner Oma.
Ich würde es jederzeit wieder tun, da ich - wenn ich Gitarre spiele - mich wirklich so sehr ins Spielen vertiefen kann, dass mir Alles, was um mich herum passiert, völlig egal ist. Ich kann dabei extrem gut abschalten, und so war es dann auch bei der Beerdigung meiner Oma mein eigener Wunsch zu spielen, da ich mich dabei auf die Orgelbühne zurückziehen konnte und nicht als "Gaffobjekt" in der ersten Bankreihe sitzen musste, wo doch alle dahinter nur darauf warten, dass man heult.
Ist bei mir aber ohnehin seltsam: Gitarre auf den Knien - neben mir könnte ein Haus einstürzen, ich würde es nicht merken.

Gruß

Steffi
Man kann einen Menschen nichts lehren. Man kann ihm nur helfen es in sich selbst zu finden. (Erich Kästner)
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