ich möchte hier über ein Erlebnis aus den letzten Wochen berichten. Es betrifft sowohl die Gitarrenbauform der „Western“ als auch die der „Klassik“ – ich stelle es deshalb unter „Allgemeines“ ein.
Von Zeit zu Zeit treffe ich mich mit Freunden zum Gedankenaustausch und Gitarrenspielen. Es kommen auch immer mal neue Leute dazu. Bei unserem letzten Treffen hatte einer die Nylonsaitengitarre „Ricardo Montes“ dabei (näheres hier: http://ergonomic-guitar.com/index.php
Ich durfte diese Gitarre mit der „Ergonomischen Form“ testen und war von dieser Bauform mehr als begeistert. Die beiden abgeflachten Kanten ermöglichen ein äußerst komfortables Spielgefühl. Die Gitarre liegt eng am Körper und ermöglicht ein ermüdungsfreies Spielen. Für den rechten Arm ist es eine Entlastung und wenn jemand die „klassische Haltung“ bevorzugt, so sorgt die Schräge am hinteren Teil dafür, dass sich der Körper nicht so stark „verbiegt“ und die Wirbelsäule entlastet wird.
Wenn ich mich recht erinnere, so wurde hier im Forum schon mal dieses Instrument angesprochen. Der Gitarrenbauer „Kevin Ryan“ hat ja auch einige Modelle mit dieser weggenommenen Kante. Jedoch sind diese nicht so stark abgeschrägt wie bei der „Ricardo Montes“.
Dieses Instrument ist mir in den folgenden Tagen nicht mehr aus dem Kopf gegangen, so dass ich aus „Jux und Tollerei“ ein Instrument bei dem französischen Anbieter bestellt habe (es ist das Modell 4 c, da mir bei den Soundbeispielen der Klang am besten gefallen hat). Wohl wissend, dass die 215 Euro möglicherweise nicht sonderlich gut angelegt sind und es vielleicht besser gewesen wäre, diese dem DRK zu spenden. Aber gut: Alter schützt vor Torheit nicht!
Zwischenzeitlich ist sie eingetroffen (Versandkostenfrei, ein Tuner und Gigbag war auch noch dabei) und ich wurde nicht enttäuscht. Das Spielgefühl war mir ja schon bekannt. Die Bedenken, dass bei diesem geringen Preis vielleicht die Verarbeitung mangelhaft sei, haben sich nicht bestätigt. Die Gitarre ist einwandfrei. Keine überstehenden Bünde, keine Schlampereien bei der Lackierung, Mechaniken laufen einwandfrei und vor allen Dingen eine einwandfreie Halsverarbeitung.
Sicherlich ist es so, dass die Tonhölzer nicht die beste Qualitätsstufe haben und somit der Klang nicht an eine „Meistergitarre“ heran kommt. Das wäre bei diesem Preis auch zu viel des Guten. Aber: Ich hatte in Musikgeschäften auch schon Instrumente von höherer Preisklasse in der Hand, die – IMHO - vom Klang nicht wesentlich besser waren. Ich hatte bei mir noch einen Deckentransducer herumliegen und habe diesen jetzt erst mal provisorisch eingebaut . Das Signal läuft über das Zoom A 2 und wird mit etwas Hall angereichert – und siehe da: Es hört sich richtig gut an.
Da ich mich in nächster Zeit auch stärker dem Bossa Nova widmen will, kann diese „billige Nylon“ mir sicherlich für dies Stilrichtung viel Spaß bereiten - wenn auch meine Lakewood`s die Hauptinstrumente bleiben werden.
Fazit: Nicht alles was billig ist, muss auch schlecht sein.
Vielleicht sehen ja unsere Gitarren in den nächsten Jahren ganz anders aus.

Ich hoffe, nicht gelangweilt zu haben und wünsche einen schönen ersten Advent.
Harald H. Morton