Unzeitgem??er Musik-,bzw. Gitarrenunterricht??

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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notenwart
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Beitrag von notenwart »

@RB
Lieber Reinhard, nichts liegt mir ferner, als in eine Scharz-Weiß-Malerei verfallen zu wollen und nur dem Lehrer die Verantwortung für den Lernfortschritt eines Schülers aufzubürden.
Ob es allerdings eine Misere ist, wenn eine junge Dame, die vielleicht unglaublich gut klassische Stücke interpretieren kann, das wissen wir nicht denn darüber wurde nichts gesagt, nicht spontan auf die a-Moll-Frage reagiert, mag ich nicht bewerten
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Die "A-Moll-Frage" ist schon philosophisch - grundsätzlich könnte sie ja A-Moll durchaus spielen (können), nur nicht wissen, dass es sich um A-Moll handelt. Konventionsgemäß kann man den Dreiklang aus A, E und C ja auch anders indizieren als mit "Am". Das macht mMn niemanden zu einem besseren oder schlechteren Musiker. Sicher ist es praktisch, wenn man es kann, keine Frage. Sehr praktisch sogar. :lol:
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V.H.
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Beitrag von V.H. »

Hallo, man könnte noch viel schreiben über Musikunterricht u.ä..
Es geht in unseren Schulen um das gleiche Thema :
Falls ein Schüler glaubt, durch einfaches Absitzen das Ziel zu erreichen,
liegt er falsch. Nun mache als Lehrer den Eltern das mal plausibel.
Nein, ich bin kein Lehrer - ich habe auf Arbeit mit diesen jungen Leuten
zu tun und ein Problem mit deren sog. Allgemeinbildung.
Zurück zur Gitarre : die Tonarten sind Bestandteil des Musikunterrichts.
Zurück zur Arbeit : bestimmte Grundlagen der Physik würde ich bei
einem Industrieelektroniker voraussetzen.

Ein 25-jähriger bestandener Ind.elektroniker behauptet
allen Ernstes : "Am Äquator steht die Sonne immer senkrecht".

Auf meine Frage, was dann die Wendekreise bedeuten
hat er nicht den Ansatz einer Antwort, der Abiturient...

Es ist traurig ohne Ende.
V.H.
WolfF
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Beitrag von WolfF »

V.H. hat geschrieben:... ich habe auf Arbeit mit diesen jungen Leuten
zu tun und ein Problem mit deren sog. Allgemeinbildung.
Ja, ja, die Jugend von "heute". Dazu habe ich ein paar passende Zitate parat:

Unsere Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos. Die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern. Das Ende der Welt ist nahe. (Keilschrifttext aus Ur, Chaldäa, um 2000 vor Christus)

Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer. (Sokrates, gr. Philosoph, 470-399 v.Chr.)

Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen. (Aristoteles, gr. Philosoph, 384-322 v. Chr.)

Und davon gibt's noch jede Menge ...Wie komisch, dass es doch immer irgendwie weitergegangen ist.

:wink: Wolfgang
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clone
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Beitrag von clone »

WolfF hat geschrieben: Wie komisch, dass es doch immer irgendwie weitergegangen ist.

:wink: Wolfgang
"Irgendwie" ist gut. Das sind Kulturen die dann auch untergegangen sind. Die Menschheit lebt weiter, die Kultur dann nicht ... . :wink: :wink:
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RB
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Beitrag von RB »

Jetzt wird es wirklich philosophisch. Kann man behaupten, daß mit dem alten Griechenland oder der Polis Athen auch die griechische Kultur "untergegangen" sei ? Oder sollte man nicht vielmehr anerkennen, daß vieles von dem, was uns ausmacht, von dort stammt, womit deutlich wäre, daß sie gerade nicht untergegangen ist.
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clone
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Beitrag von clone »

RB hat geschrieben:Jetzt wird es wirklich philosophisch. Kann man behaupten, daß mit dem alten Griechenland oder der Polis Athen auch die griechische Kultur "untergegangen" sei ? Oder sollte man nicht vielmehr anerkennen, daß vieles von dem, was uns ausmacht, von dort stammt, womit deutlich wäre, daß sie gerade nicht untergegangen ist.
Sicher, Fragmente sind in den letzten Jahrhunderten in der westlichen Welt wiederentdeckt worden. Dennoch ist das Antike Griechenland ja nun nicht mehr existent. Und es ist ja nicht einmal klar wo ihre Nachfahren sind, auf jeden Fall ja nicht in Griechenland... .
WolfF
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Beitrag von WolfF »

clone hat geschrieben: Das sind Kulturen die dann auch untergegangen sind. Die Menschheit lebt weiter, die Kultur dann nicht ...
Na ja, ich bekenne, dass ich ein "gnadenloser" Kulturoptimist und ziemlich froh bin, dass da einiges (oder sogar das Meiste) untergegangen ist. Ich jedenfalls möchte auf gar keinen Fall in den alten und mehr oder weniger guten Zeiten gelebt haben ... Aber das führt wohl wirklich zu weit. Mir geht halt nur das Gejammere über die jeweilige "Jugend von heute" auf den Senkel (wahrscheinlich weil ich schon zur Großvatergeneration gehöre)...

:D Wolfgang
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clone
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Beitrag von clone »

WolfF hat geschrieben:
clone hat geschrieben: Das sind Kulturen die dann auch untergegangen sind. Die Menschheit lebt weiter, die Kultur dann nicht ...
Na ja, ich bekenne, dass ich ein "gnadenloser" Kulturoptimist und ziemlich froh bin, dass da einiges (oder sogar das Meiste) untergegangen ist. Ich jedenfalls möchte auf gar keinen Fall in den alten und mehr oder weniger guten Zeiten gelebt haben ... Aber das führt wohl wirklich zu weit. Mir geht halt nur das Gejammere über die jeweilige "Jugend von heute" auf den Senkel (wahrscheinlich weil ich schon zur Großvatergeneration gehöre)...

:D Wolfgang
Ja, das verstehe ich schon. Nur gab es eben noch nie so viel Wissen wie heute. Und man musste wohl auch noch nie im Alltag soviel können und wissen wie heute. Wenn man da nur an Computer, Handy etc., die verschiedenen Tarife, Computerspiele usw. denkt. Und die Fortschritte in Wissenschaft und Technik. Das kommt ja alles zu dem Schulstoff noch dazu... . Insofern ist klar, dass dann irgendwo Lücken sind, die es so früher nicht gab, denke ich.
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jafko
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Beitrag von jafko »

"... daß nichts bleibt, daß nichts bleibt, wie es war."

(träller, jodel)
Zuletzt geändert von jafko am So Dez 06, 2009 5:45 pm, insgesamt 1-mal geändert.
http://www.wolfgang-meffert.de" onclick="window.open(this.href);return false;
silent
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Beitrag von silent »

Ich seh das ganze etwas weniger philosophisch und breche mal eine Lanze für unsere Jugend.
Die junge Dame hat Jafko ganz einfach akustisch nicht verstanden als er sie bat ein a-moll Akkord zu greifen und hat höflich und gut erzogen nachgefragt - "was bitte?" 8)
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RB
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Beitrag von RB »

Also auch noch schwerhörig und das schon in so jungen Jahren.
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V.H.
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Beitrag von V.H. »

edit : führt zu nichts - Rückzug.
V.H.
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Wolf
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Beitrag von Wolf »

clone hat geschrieben:Und man musste wohl auch noch nie im Alltag soviel können und wissen wie heute. Wenn man da nur an Computer, Handy etc., die verschiedenen Tarife, Computerspiele usw. denkt. ... Das kommt ja alles zu dem Schulstoff noch dazu...
:rotfl: :rotfl: :rotfl: :rotfl:

uahahaha - ich lache Tränen!!! Das ist ja besser als Ditsche!


Oder war das etwa ernst gemeint ???
Naja, dann wär´s zumindest der größte Blödsinn, den ich seit langem gelesen habe - uahahaha - ich lache Tränen!!! You made my day!
--- ab hier beginnt die Signatur ---

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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Und man musste wohl auch noch nie im Alltag soviel können und wissen wie heute. Wenn man da nur an Computer, Handy etc., die verschiedenen Tarife, Computerspiele usw. denkt. ... Das kommt ja alles zu dem Schulstoff noch dazu...
@Wolf: Mit Sicherheit ist zumindest ein Teil davon Realität. Es findet - und das schon seit diversen Jahren - ein sehr spannender und nicht mehr rückgängig zu machender Prozess statt; k.A. wie die Experten ihn nennen, ich würde ihn ähnlich umschreiben wie clone. Bsp. du kommst in eine "normale" dreijährige Berufsausbildung, es wird von dir idR erwartet, dass du gängige Programme wie Word, Excel, Outlook etc. beherrschst. Zusätzlich die Fähigkeit, in vertretbarer Zeit einen Text in ein Textverarb.programm eingeben zu können, den Umgang mit einem Webbrowser, verschiedene Recherchemethoden im Internet und und und. Keine Zusatzbelastung? Ich denke schon, für mich war es eine, ich bin nicht gerne zu diesem bescheuerten Schreibmaschinenkurs gegangen, hätte in der Zeit lieber mit meiner Metalband gerockt damals. Ganz im Ernst.

Die Argumente wie Computerspiele, Rasenmähen, den Dreisatz können, sprachlich geschult zu sein, im Musikunterricht Vierklänge analysieren zu können usw. mögen auf den ersten Eindruck banal klingen - sie sind jedoch in ihrer Summe zu sehen - es lässt sich nicht leugnen, dass junge Menschen immer mehr auf der Pfanne haben müssen um im Wettlauf um die besseren Chancen auf unserem gelobten Arbeitsmarkt dabeizubleiben - dass es nach Meinung vieler "Erwachsener" immer noch chick ist, dabeizubleiben sieht man u.a. an der Differenz zwischen den Anmeldezahlen für Realschulen und den für Realschule ausgesprochenen Empfehlungen nach der vierten Klasse.
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