Absolutes Geh?r

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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gahlenguitar
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Beitrag von gahlenguitar »

Ist ja schon sehr viel gesagt worden, insbesondere über die nicht zwangsläufig vorhandene Korrelation zwischen absolutem Gehör und Musikalität. Zuträglich für letztere ist doch wahrscheinlich eher ein hoch entwickeltes relatives Gehör.
Beitragen könnte ich meine Erfahrung, dass "Absoluthörer" dazu tendieren, gehörte Musik inklusive der tonalen Referenz abzuspeichern. Konkret bedeutet das, dass ein Song, der im Original etwa in C-dur steht von einem Absoluthörer innerlich transponiert werden müsste, wenn er ihn in A-dur aus dem Gedächtnis reproduzieren wollte.
Wer sehr gut "relativ" hört, hat dieses Problem nicht: er nimmt die harmonischen und melodischen Strukturen eher funktional wahr und kann ein einmal verinnerlichtes Stück sofort in jeder Tonart spielen (entsprechende Fertigkeiten am Instrument vorausgesetzt).

Als Studiomusiker wirke ich häufig auch bei Choraufnahmen mit. Eine begnadete Kollegin mit absolutem Gehör ist häufig ebenfalls dabei. Gelegentlich kommt es vor, dass Stücke spontan im Studio transponiert werden, weil der Solist mit der vorgesehenen Tonart doch nicht zurecht kommt. (Dies passiert natürlich normalerweise nur dann, wenn das Playback vom Rechner kommt und leicht transponiert werden kann, ansonsten müsste man ja alle aufgenommenen Instrumente neu einspielen...)
In solchen Situationen kommt die besagte Kollegin häufig ins Schwitzen, denn sie muss dann "in Echtzeit" transponieren: es bereitet ihr Schwierigkeiten, z.B. C-dur in den Noten zu lesen und gleichzeitig d-dur zu singen.
Für alle anderen, nicht mit absolutem Gehör Begabten macht das aber überhaupt keinen Unterschied.
Man kann sich das ungefähr so vorstellen: wenn ich ein Lead Sheet für einen Song in G-dur vor mir liegen habe und den Capo in den 2. Bund klemme, macht mir das gleichzeitige Ablesen und Spielen keine Schwierigkeiten, auch wenn nun a-dur erklingt. Wer ein sehr ausgeprägtes absolutes Gehör hat, kann hingegen aufgrund des Unterschiedes zwischen Gelesenem und Gehörtem schon mal ins Schleudern kommen.

Aber wie hörte ich neulich jemanden sagen? "Alles hat seine Vor- und Schattenseiten!" :wink:
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Manati
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Beitrag von Manati »

Erst einmal vielen Dank an alle, die etwas dazu geschrieben haben. Ich weiß es zu schätzen.

Inzwischen liegt hier ein dtv-Taschenbuch "Gehörbildung im Selbststudium"; ich denke, damit liege ich sicher nicht falsch und tu mir etwas Gutes. Mal sehen, ob mich das weiterbringt.
"Real stupidity beats artificial intelligence every time."
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jafko
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Beitrag von jafko »

Manati hat geschrieben:Erst einmal vielen Dank an alle, die etwas dazu geschrieben haben. Ich weiß es zu schätzen.

Inzwischen liegt hier ein dtv-Taschenbuch "Gehörbildung im Selbststudium"; ich denke, damit liege ich sicher nicht falsch und tu mir etwas Gutes. Mal sehen, ob mich das weiterbringt.
Das Buch interessiert mich. Wenn du einen Eindruck gewonnen hast würde es mich freuen davon zu hören.

Gruß

Wolfgang
http://www.wolfgang-meffert.de" onclick="window.open(this.href);return false;
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Manati
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Beitrag von Manati »

Gerne, Wolfgang. Ich denke, das wird für mich eine Art Sommerferien-Projekt.
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ralphus
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Beitrag von ralphus »

Hallo,

zum Trainieren des Gehöres kannst Du folgende Seite nutzen

Intervall ear trainer

Die Hauptseite ist diese.

Entdeckt habe ich die Seiten über eine hervorragende Youtube Tutorialreihe von Klaus Kauker, hier der Link zur Lektion Teil 1 - Intervalle - Klaus Kauker
Viele Grüße

ralphus
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Servus!

Ich beglückwünsche Dich zu dieser Feststellung, damit stehst Du mit Falco, einem unserer größten musikalischen Helden in Österreich (wenn nicht DER größte) in einer Reihe.

Bild

Das da, nehme ich an, hast Du ja schon gelesen. Alles Gute!

Der Pappenheimer.
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Finnes
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Beitrag von Finnes »

Also nachdem ich ei parr Mal den Intervall Trainer ausprobiert habe, muss ich sagen das ich sicher kein absolutes Gehör habe und auch kaum bekommen werde. :cry:
http://finnes.blogspot.com/

Larrivee L-02 (Schatten HFN Player)
Stoll PT 59 (Fichte/Walnuss)
Sigma OMR-21 (Fichte/Palisander)
Quintus GW-30 12 String
Fender Squier SA-105 SB
Sigma DR-28H (Fishmen Ellipse Matrix Blend)
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Manati
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Beitrag von Manati »

Danke für den Intervall-Trainer-Tipp.

Allerdings gibt es auch einen sehr guten hier:

http://www.musikwissenschaften.de/interaktiv/index.htm

Und auch für Kinder gibt's da ein nettes Angebot:

http://www.musikwissenschaften.de/kids/index.htm
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Gast

Beitrag von Gast »

Also nachdem ich ei parr Mal den Intervall Trainer ausprobiert habe, muss ich sagen das ich sicher kein absolutes Gehör habe und auch kaum bekommen werde.
aber es kann Lerneffekte beim relativen Hören geben !!!! kann wie alles geübt werden....

der intervalltrainer ist echt witzig.....ich kanns noch !!!! jippi....bloß tritonus und Major 7th krieg ich manchmal durcheinander...reibt sich halt alles und ich kann nicht sofort unterscheider ob es eine großer oder mittlerer reibungsabstand ist....nach ein paar mal training geht das aber auch sicher zu 100%
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RB
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Beitrag von RB »

Geht schon, zur Not kann man abzählen, beim Tritonus und der großen Septime habe ich aber dennoch auch versagt.
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eschnack
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Beitrag von eschnack »

Manati hat geschrieben:Aber ein Beispiel: Einen isolierten, auf dem Klavier angeschlagenen Akkord kann ich als Anfangsakkord eines ganz bestimmten Lieds heraushören. Obwohl ein anderes Lied mit genau dem gleichen Akkord, nur eine Quint höher, beginnt. Oder ein anderes Lied mit dem gleichen Akkord, nur eine Terz niedriger, beginnt.
Wenn ich das richtig verstehe, würde ich sagen dass du nicht absolutes Gehör hast, sondern ein sehr gutes musikalishes Gedächtnis. Beim richtiger absolutes Gehör kann man Töne, sogar Frequenzen...egal welche, erkennen und identifizieren, selbst wenn man kein Name dafür hat. Genau wie alle kann ein Apfel als "Rot" erkennen.

Jedenfalls heisst das, dass Du ein sehr gutes Gehör hast und es lohnt sich das weiter zu entwickeln. Ich habe "Gehörbildung im Selbststudium" ein paar mal vom Bibliothek ausgeleihen, sieht gut aus. Es gefällt mir weil es arbeitet mit echte Musik und nicht trockene Übungen.
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