OldPicker hat geschrieben:Es ist mir völlig schleierhaft, warum Selbstständige, Künstler, freiberufliche Musiker
und andere, die für ihre Versicherungen selbst sorgen müssen, wider besseren Wissens bewußt, aus
reiner Bequemlichkeit oder mit der Begründung darauf verzichten, es wäre ihnen zu teuer. Jeder kann
krank werden, jeder kann mal einen Unfall haben, die meisten gehen irgendwann in Rente und alle
müssen sterben.
Deshalb gibt es in Deutschland die obligatorische Künstlersozialabgabe,
deren Regeln aber nicht ganz unumstritten sind.
In den USA wird Krankenversicherungsschutz als Privatangelegenheit angesehen, es gibt keine Krankenversicherungspflicht. Eine staatliche Gesundheitsfuersorge gibt es nur in Einzelfaellen und fuer aeltere Personen, ich glaube ueber 65 Jahre. Ich habe jetzt die Zahl nicht mehr genau im Kopf, aber ich glaube es waren 10 bis 20% der Bevoelkerung, die weder krankenversichert sind, noch auf staatliche Hilfe anspruch haben, und Pete Huttlinger wird zu dieser relativ grossen Gruppe gehoehren. Leider.
In Notfaellen ist es Pflicht, das Krankenhaeuser einen aufnhemen, auch wenn man nicht versichert ist. Krebs im Anfangsstadium is z.B. ist kein Notfall....und wenn es dann einer wird, ist es meistens zu spaet. Praeventivmedizin ist ein Privileg.
Aehnlich wie Pete Huttlinger erging es Barney Kessel, einem beruehmten Jazzgitarristen, der u.a. mit Billie Holiday, Charlie Parker, Oscar Peterson zusammenspielte und jahreland in den US Pols zum fuehrenden Jazzgitarrist gewaehlt wurde (sehr zu empfehlen sind sie Polwinner Trios mit Ray Brown und Shelley Manne...genialer Gitarrenswing). Er konnte in der 90ern wegen eines Schlaganfalls nicht mehr auftreten und hatte nicht genug Geld fuer adaequate aerztlichre Betreung. Damals wurde auch fuer ihn Geld gesammelt und Konzerte gegeben bei denen befreundete Musiker ihre Gage spendeten.
Als ich in den USA gearbeitet habe, gehoehrte eine Krankenversicherung zum Service meines Arbeitgebers. Das ist haufig der Fall fuer qualifizierte Jobs. Das gilt leider nicht fuer die Masse von Jobs in Schnellrestaurants, Supermaerkten, etc. Das paradoxe ist, dass gerade diese Arbeitnehmer so wenig verdienen, dass eine private Krankenversicherung einen grossen Teil des Verdienstes ausmacht.
Ich habe selbst erlebt, dass sich jemand wegen Zahnscherzen von seiner Gitarre trennen musste. Und das moeglichst schnell.
Wie schon geschrieben, es ist ein anderes historsisch gewachsenes System, verglichen zum Sozialstaat deutscher Praegung, so wie auch die Rolle des Staates unterschiedlich betrachtet wird. Beide Systeme ins extreme getrieben, habe Nachteile.
Joe
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I'm a simple man. In the morning I listen to the news. At night I listen to the blues
Und wie ist es, wenn man einen angeborenen Herzfehler hat? Müssen die Krankenversicherungen in den USA jeden nehmen, der es möchte, oder kann es auch sein, dass man sich in so einem Falle gar nicht versichern kann, weil die Versicherungen "nein" sagen?
Welch grausamer Preis, den man bereit ist für seine uneingeschränkte persönliche Freiheit zu zahlen. Und was für ein grausames Land, das diese perönliche Freiheit allen Bürgern als verbrieftes Recht garantiert, aber ebenso bereit ist, seine Bürger - trotz aller Technologie und allen Wissens - hemmungslos sterben zu lassen, weil es Geld kostet.
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"I usually play songs in two chords, C and G, and every once in a while I throw in an F, just to impress the girls."
(Woody Guthrie)
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Zu den verschiedenen System:
Beide haben Ihre Berechtigung, Ihre Vor- und Ihre Nachteile. Abgesehen von der potentiellen Nichtversicherung durch die Versicherungsgesellschaften, die meines Wissens immer noch in USA gewisse Personen nicht versichern müssen, wird prinzipiell bei uns Verantwortung eines jeden einzelnen für sich selbst auf den Staat übertragen. Dies führt in extremer Form immer zu Zuständen, die ich nicht gut finde. Im extremen ist dies eine sozialistische oder gar kommunistische Staatsform, wie z.B. in unseren ehemaligen Ostteilen.
Unsere derzeitige Entwicklung auf dem Gesundheitssektor zeigt ähnliche Tendenzen. Fehlallokationen zuhauf, die Verwaltungskosten der Krankenkassen haben daran einen großen Anteil. Was brauchen wir so viele?
Die ideale Lösung stellt für mich deshalb eine Mischlösung dar. Eine Einheitskrankenversicherung, in die jeder, auch Beamte und Selbständige eintreten muss, für wirkliche Krankheiten und Unfälle, und die Möglichkeit der freiwilligen Zusatzversicherung für individuelle Notwendigkeiten. Beispielsweise bei Krebs greift die nennen wir Sie Basisversicherung, bei Kieferorthopädieleistungen, die heute unbestritten größtenteils mehrheitlich kosmetischer Natur sind, die freiwillige Zusatzversicherung. Heute haben 90% aller 14-16 Jährigen Zahnspangen. Eine 1 min Kontrolle kostet beim Kieferorthopäden im Schnitt 80€. (Ich weiß das genau, weil meine beide Kinder ein Spange hatten und da meine Frau Beamtin ist, die Rechnungen ins Haus flattern). Dies alles wird meist durch die Solidargemeinschaft bezahlt...
Und wer meint, das Handy und der Urlaub seien wichtiger als Krankenversicherung kann dass dann selbst entscheiden und im Zweifel die Konsequenzen selber tragen.