"Aging", "Relic" oder wie auch immer

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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Orange
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Beitrag von Orange »

VB hat geschrieben:@Kaindee:

Dir kann geholfen werden!

Schick doch mal deine Breedlove zu uns, ich lass sie dann 3 Wochen im Zimmer unseres Jüngsten (2,5 Jahre) stehen...

Ich sag dir, bei Lakewood, Fender, etc. kriegen die das nicht so gut hin

:lol:

Gruß
Volker
:lol: , ein verlockendes Angebot, aber ich muss dann trotzdem dankend ablehnen :wink: !

Ich will und würde mir ja so ein Teil auch nicht kaufen, mir gefällt halt die Optik, aber natürlich soll die von alleine kommen 8) !

Werde nicht krampfhaft versuchen das zu beschleunigen, keine Angst.

Bei meiner Breedlove freu ich mich das sie "Roots" in der Bezeichnung hat und die Decke schon nachgedunkelt hat. Mehr "Vintätsch" geht nicht in der kurzen Zeit :D !

Und bei der Walden (Lagerfeuer & Co) wird´s sowieso von alleine Sommer für Sommer schlimm ... äääh ... schön .... äääh ... schlimm ... äääh schön ... äääh schlimm ... oder doch schöner ? :bl:
Mischkin
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Beitrag von Mischkin »

Das ist halt Gitarren-Voodoo. Wenn meine Gitarre die gleichen Abnutzungsspuren wie irgendein "Gitarrengott" hat, dann bin ich evtl auch so gut und kann mir das jahrelange Üben sparen.
Guild M 120
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jay-cy
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Beitrag von jay-cy »

Dazu kommt noch, dass ein wirklich gutes aging extrem schwierig ist. Bei den Fenders kann man deutlich sehen, dass die künstlich gealtert sind. Das ist aging von der Stange. Wirklich gute Arbeiten sind extrem aufwändig; da steckt mindestens genau so viel Arbeit und Aufwand drin, wie das Ding zu bauen.
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Manati
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Beitrag von Manati »

Ich find's amüsant.

Etwa so, wie es auch Leute gibt, die viel Geld für brandneue, künstlich zerlumpte Jeans ausgeben. Da könnte ich mich immer "wegschmeißen".
"Real stupidity beats artificial intelligence every time."
Terry Pratchett, 1948 - 2015
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Orange
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Beitrag von Orange »

Könnte man auch mal in der Autoindustrie probieren. Also, dann liegt meiner zur Zeit voll im Trend Bild
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

Kaindee hat geschrieben:Und man mag es ja sehen wir man will, aber mir gefällt sowas trotzdem.

Bei den E-Gitarren (Fender) habe ich es schon im Geschäft gesehen, sieht leider doch etwas "mau" aus im Gegensatz zum Foto :( . Gar nicht sooo 8) ...

Wie viele Stunden müsste ich meine Breedlove wohl mit dem Plek bearbeiten bis sie so aussieht ?
mir gefällt es nicht weil es künstlich ist und das sieht und spürt man, ich hatte mal so einen relic bass von sandberg, der ist ja auch der spezialist für die lakewood donots gitarre. der kann nicht so toll lackieren, wahrscheinlich ist er deswegen auf diese schiene gekommen. mein jetziger sandberg, ist wie alle meine bässe (hallo pappe) schwarz, neu aber der lack ist relativ empfindlich. ansonsten halte ich seine bässe für das beste was es gibt und seine unlackierten oder mattlackierten natur finishes sind teilweise atemberaubend. nur mit dem hochglanz hat er es scheinbar nicht so.

trotzdem wird keines meiner instrumente jemals so aussehen wie eine relic gitarre, gebraucht schon aber eben nicht abgeschabt und misshandelt bis zum geht nicht mehr. und wenn es wirklich eine stelle gibt wo ich schon mit den fingern den lack abgerieben habe wird das alle paar jahre restauriert. eine neulackierung würde ich wahrscheinlich nicht machen, wird es wahrscheinlich auch nicht brauchen.

aber - gebraucht, also leichtes road worn hat seine vorteile. ich denke gerade an meine alte bellido, der sieht man an, dass sie viel gespielt wurde, ist trotzdem noch recht gut erhalten. diese gitarre nehme ich einfach unbefangener in die hand als meine immer noch fast nagelneue burguet, da haben nur die saitenwechsel ein paar leichte spuren hinterlassen. die bellido nehme ich wie sie ist und genieße das was sie von sich gibt ohne zu sehr auf die optik zu achten, ist gar nicht so schlecht für entspannteres spiel.

die martin ist zwar neu gewesen, aber optisch nicht so das schmakerl, sie hat mich rein vom klang und der bespielbarkeit überzeugt, auch da bin ich entspannt. die larrivée war schon gebraucht und ich hätte mir auch keine nagelneue taylor 12 string kaufen müssen wenn was gescheites gebrauchtes angeboten worden wäre. der 12er markt ist klein und daher auch das angebot begrenzt. ich wollte sofort eine haben und nicht monatelang suchen.

ich tendiere auch bei einer weiteren gitarre doch mittlerweile eher zu einem gebrauchten und wenn möglich viel gespieltem instrument wenn es ansonsten gut im schuß ist. meine e-gitarren sind auch alt und viel gespielt, die jüngste habe ich auch schon wieder 16 jahre, und selbst die meist gespielteste ist noch sehr weit von road worn entfernt. also muss es sowas ab und zu auch im angebot des gebrauchtmarktes geben.

ich meine, dass ein satz den das ORF zitiert eben doch stimmt. "Eine neue Gitarre ist wie ein junger Chor: eine Ansammlung ungleicher Teile, die nur mit Druck zusammenhalten und unter Anstrengung dieselbe Tonhöhe halten. Je öfter sie gespielt wird, desto eher findet sie ihre wahre Stimme".

etwas stimmt allerdings nicht, das vorurteil relics werden nur von leuten gekauft die wenig spielen. so viele abgeschabte gitarren die man bei den profis auf den bühnen sieht kann es auf natürlichem wege gar nicht geben. das ist voll die mode.

übrigens begann der trend schon vor über 15 - 20 jahren, anfangs ein gag jetzt ziemlich angesagt. es war mitte der neunziger als ich das erste mal eine fender strat relic für 5000 DM(!) in den händen hielt, und die war gut. sicher nicht weil sie alt aussah sondern eher weil es ein custom shop instrument war. rory gallagher kannte ich nur mit seiner abgeschabten strat.

und noch was, wäre ich noch 20 würde ich das anders sehen, gebrauchtes war für mich lange zeit keine option doch ich habe heute eben nicht mehr ganz so viel zeit ein instrument reifen zu sehen.

der vergleich mit den edel lumpen jeans ist schon berechtigt, aber war es jemals trendy nagelneue jeans zu tragen? vor 40 jahren hat man sich doch schon in badewanne gesetzt und mit scheuermittel und wurzelbürste die neuen levi's auf alt getrimmt. es ist eine mode, eine antimode, und folgerichtig wird es auf das hauptinstrument dieser antimode übertragen, es ist rock'n'roll.

und wenn ich zurückdenke, dachte ich anfangs alle musiker besonders gitarristen sind rock'n'roller und zeigen den spießern am liebsten den mittelfinger. heute bin ich da um einige erfahrungen des gegenteils reicher. relic ist der versuch rock'n'roll am leben zu erhalten und der gezeigte mittelfinger für die wohnzimmermöbel gitarren.
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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

Ich war ziemlich stolz darauf, meine EN25 nach gut 25 Jahren mit nahezu unsichtbaren Gebrauchsspuren anbieten zu können (müssen). Und ich schrieb ja schon einmal, wie wenig Verständnis ich für Leute habe, die ihre Instrumente so behandeln, dass sie nach einem Jahr aussehen, als hätten sie schon den Untergang der Titanic mitgemacht.

Ich habe schon so behandelte Gitarren von Fender und von Gibson gesehen. Und ich habe die Preise wahrgenommen. Wer sich so eine Gitarre kauft und bereit ist, dafür ein Vermögen mehr auszugeben, als für eine gleichwertige ohne aging, der wird schon seine Gründe haben. Soll er doch. Mir bleibt dafür nur ein mitleidiges Lächeln.
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Servus Altpicker,

ich handhabe das genauso wie Du. Ich bin extrem heikel auf meine Instrumente. Sie werden gehätschelt und gepflegt, auf dass sie noch lange wie am ersten Tag aussehen. Leider lässt sich der intensive Holzgeruch einer neuen Gitarre nicht konservieren, das wäre schön, dann würden sie auch noch riechen wie am ersten Tag.

Künstlich auf alt trimmen, nein danke ... :P
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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

Da fällt mir der Typ ein, der auf dem Bühnenrand saß, Gitarre quer über den Oberschenkeln, vollgekleckert mit übergeschapptem Bier und auch sonst ziemlich ramponiert. Als er mit seiner Zigarette fertig war, streifte er die Glut an der hohen E-Saite ab und versenkte den Stummel im Schalloch. Ich finde, das ist kaum zu toppen...

:lol:
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JeSter
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Beitrag von JeSter »

Manati hat geschrieben:Ich find's amüsant.

Etwa so, wie es auch Leute gibt, die viel Geld für brandneue, künstlich zerlumpte Jeans ausgeben. Da könnte ich mich immer "wegschmeißen".
Zum Glück sind Geschmäcker verschieden, sonst würden wir ja alle gleich langweilig rumlaufen ;-)

Und du hast also keine einzige stonewashed Jeanshose im Schrank?! Respekt, denn...

"...Stone washing is a textile manufacturing process used to give a newly manufactured cloth garment a worn-out appearance. Stone-washing also helps to increase the softness and flexibility of otherwise stiff and rigid fabrics such as canvas and denim...."

Grüße Hendrik
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Beitrag von OldPicker »

JeSter hat geschrieben:
Manati hat geschrieben:Ich find's amüsant.

Etwa so, wie es auch Leute gibt, die viel Geld für brandneue, künstlich zerlumpte Jeans ausgeben. Da könnte ich mich immer "wegschmeißen".
Zum Glück sind Geschmäcker verschieden, sonst würden wir ja alle gleich langweilig rumlaufen ;-)

Und du hast also keine einzige stonewashed Jeanshose im Schrank?! Respekt, denn...

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Wenn der Name Programm ist, dann empfehle ich die Marke "Washburn". Diese Instrumente sind nicht nur gewaschen - die sind auch gebrannt.
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tired-joe
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Beitrag von tired-joe »

Ich finde Gitarren ohne Spielspuren spiessig. Vor allem, wenn sie 25 Jahre alt sind.

Meine alte Maton ist wirklich road worn. Ich habe sie nicht gehaetschelt oder gepflegt, sondern gespielt.

Eine Gitarre kuenstlich in einen stark gebrauchten und abgenutzten Zustand zu bringen ist das Vorspielen falscher Tatsachen. Dazu braucht es viele Jahre an Abenteuer, Schmerz und Freude.

Joe
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Andreas
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Beitrag von Andreas »

..
Zuletzt geändert von Andreas am Mi Jun 01, 2011 8:21 am, insgesamt 2-mal geändert.
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JeSter
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Beitrag von JeSter »

OldPicker hat geschrieben: Wenn der Name Programm ist, dann empfehle ich die Marke "Washburn". Diese Instrumente sind nicht nur gewaschen - die sind auch gebrannt.
Achso, jetzt weiß ich auch wer als erster flamed koa benutzt hat! Danke :guitar1:
Zuletzt geändert von JeSter am Fr Mai 27, 2011 9:59 am, insgesamt 2-mal geändert.
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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

tired-joe hat geschrieben:Ich finde Gitarren ohne Spielspuren spiessig. Vor allem, wenn sie 25 Jahre alt sind.

Meine alte Maton ist wirklich road worn. Ich habe sie nicht gehaetschelt oder gepflegt, sondern gespielt.

...

Joe
Aha... Spiessig.. naja, damit kann ich leben. Aber willst du damit sagen, ich würde meine Instrumente nicht spielen?

Es gibt Menschen, die entschuldigen ihren ziemlich gleichgültigen und achtlosen Umgang mit ihren Instrumenten mit der erstaunlichen Begründung, es handle sich hierbei um einfach nur Werkzeug und Gebrauchsgegenstände. Das Allererste, das ich damals als Stift beigebracht bekommen habe, war der sorgsame und fachgerechte Umgang und die regelmäßige Pflege meiner Werkzeuge. Dass es heute anders sein mag, ist wohl nicht nur ein allgemeines Verständnis-, sondern auch ein Generationsproblem.

Naja, ich brauch den Schrott ja nicht kaufen. Aber wenn ich mal jemanden auf der Bühne stehen sehe, der so ein ungepflegtes Instrument präsentiert, der bekommt auf jeden Fall von mir Abzüge in der B-Note und ich denke mir meinen Teil.

:lol:
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