Kaindee hat geschrieben:Und man mag es ja sehen wir man will, aber mir gefällt
sowas trotzdem.
Bei den E-Gitarren (Fender) habe ich es schon im Geschäft gesehen, sieht leider doch etwas "mau" aus im Gegensatz zum Foto

. Gar nicht sooo

...
Wie viele Stunden müsste ich meine Breedlove wohl mit dem Plek bearbeiten bis sie so aussieht ?
mir gefällt es nicht weil es künstlich ist und das sieht und spürt man, ich hatte mal so einen relic bass von sandberg, der ist ja auch der spezialist für die lakewood donots gitarre. der kann nicht so toll lackieren, wahrscheinlich ist er deswegen auf diese schiene gekommen. mein jetziger sandberg, ist wie alle meine bässe (hallo pappe) schwarz, neu aber der lack ist relativ empfindlich. ansonsten halte ich seine bässe für das beste was es gibt und seine unlackierten oder mattlackierten natur finishes sind teilweise atemberaubend. nur mit dem hochglanz hat er es scheinbar nicht so.
trotzdem wird keines meiner instrumente jemals so aussehen wie eine relic gitarre, gebraucht schon aber eben nicht abgeschabt und misshandelt bis zum geht nicht mehr. und wenn es wirklich eine stelle gibt wo ich schon mit den fingern den lack abgerieben habe wird das alle paar jahre restauriert. eine neulackierung würde ich wahrscheinlich nicht machen, wird es wahrscheinlich auch nicht brauchen.
aber - gebraucht, also leichtes road worn hat seine vorteile. ich denke gerade an meine alte bellido, der sieht man an, dass sie viel gespielt wurde, ist trotzdem noch recht gut erhalten. diese gitarre nehme ich einfach unbefangener in die hand als meine immer noch fast nagelneue burguet, da haben nur die saitenwechsel ein paar leichte spuren hinterlassen. die bellido nehme ich wie sie ist und genieße das was sie von sich gibt ohne zu sehr auf die optik zu achten, ist gar nicht so schlecht für entspannteres spiel.
die martin ist zwar neu gewesen, aber optisch nicht so das schmakerl, sie hat mich rein vom klang und der bespielbarkeit überzeugt, auch da bin ich entspannt. die larrivée war schon gebraucht und ich hätte mir auch keine nagelneue taylor 12 string kaufen müssen wenn was gescheites gebrauchtes angeboten worden wäre. der 12er markt ist klein und daher auch das angebot begrenzt. ich wollte sofort eine haben und nicht monatelang suchen.
ich tendiere auch bei einer weiteren gitarre doch mittlerweile eher zu einem gebrauchten und wenn möglich viel gespieltem instrument wenn es ansonsten gut im schuß ist. meine e-gitarren sind auch alt und viel gespielt, die jüngste habe ich auch schon wieder 16 jahre, und selbst die meist gespielteste ist noch sehr weit von road worn entfernt. also muss es sowas ab und zu auch im angebot des gebrauchtmarktes geben.
ich meine, dass ein satz den das ORF zitiert eben doch stimmt. "Eine neue Gitarre ist wie ein junger Chor: eine Ansammlung ungleicher Teile, die nur mit Druck zusammenhalten und unter Anstrengung dieselbe Tonhöhe halten. Je öfter sie gespielt wird, desto eher findet sie ihre wahre Stimme".
etwas stimmt allerdings nicht, das vorurteil relics werden nur von leuten gekauft die wenig spielen. so viele abgeschabte gitarren die man bei den profis auf den bühnen sieht kann es auf natürlichem wege gar nicht geben. das ist voll die mode.
übrigens begann der trend schon vor über 15 - 20 jahren, anfangs ein gag jetzt ziemlich angesagt. es war mitte der neunziger als ich das erste mal eine fender strat relic für 5000 DM(!) in den händen hielt, und die war gut. sicher nicht weil sie alt aussah sondern eher weil es ein custom shop instrument war. rory gallagher kannte ich nur mit seiner abgeschabten strat.
und noch was, wäre ich noch 20 würde ich das anders sehen, gebrauchtes war für mich lange zeit keine option doch ich habe heute eben nicht mehr ganz so viel zeit ein instrument reifen zu sehen.
der vergleich mit den edel lumpen jeans ist schon berechtigt, aber war es jemals trendy nagelneue jeans zu tragen? vor 40 jahren hat man sich doch schon in badewanne gesetzt und mit scheuermittel und wurzelbürste die neuen levi's auf alt getrimmt. es ist eine mode, eine antimode, und folgerichtig wird es auf das hauptinstrument dieser antimode übertragen, es ist rock'n'roll.
und wenn ich zurückdenke, dachte ich anfangs alle musiker besonders gitarristen sind rock'n'roller und zeigen den spießern am liebsten den mittelfinger. heute bin ich da um einige erfahrungen des gegenteils reicher. relic ist der versuch rock'n'roll am leben zu erhalten und der gezeigte mittelfinger für die wohnzimmermöbel gitarren.