Ja, ist schon richtig, dass jedes Genre losgelöst von instrumentalen Fähigkeiten prägnante Figuren
hat/braucht, um Anhänger zu begeistern. Keith Richards, Meister simpler aber eingängiger Riffs,
hätte dem Erfolg der Rolling Stones sicher nicht mehr gedient, wenn er zufällig Gitarrenvirtuose
statt markante Type auf der Vollgas-Seite des Rock 'n Roll wäre.

Bei den Studio-Qualitäten von Slash sehe ich das allerdings eingeschränkt. Mein Eindruck ist, dass
er gerufen wird, um das zu tun, was er kann und sonst auch tut. Gut, ist immerhin so was wie ein
Markenzeichen. Steve Lukather schätze ich ganz anders ein. Der hat die "kundenorientierte"
Arbeitsweise von Grund auf gelernt und ist dann aus dem No-name-Schatten herausgetreten. Das
passiert gar nicht so häufig, obwohl Studiomusiker oft die viel besseren Instrumentalisten oder
Sänger sind. Andere Eigenschaften (u.a. ein eigener Stil mit Wiedererkennungswert) zur richtigen
Zeit sind da manchmal wichtiger. So, und damit bin ich jetzt (ungeachtet meiner geschmacklichen
Orientierung) eigentlich schon näher dran, an Deiner Argumentation, gell.

Es ist übrigens interessant, wer früher bei wem meist unerkannt schon als Studiomucker mitgewirkt
hat. In den 1960ern haben wir die zunächst als Gerücht verbreitete Nachricht, Eric Clapton habe das
Solo bei "While my guitar gently weeps" oder bei Donovans "Hurdy Gurdy Man" gespielt, als Sensation
diskutiert. Später habe ich nicht geahnt, dass Larry Carlton das goile Zeuchs bei Steely Dan abgeliefert
hat usw...