Gitarre - Lust - Frust - Unvermögen - aufhören?

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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Herigo
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Beitrag von Herigo »

Finnes hat geschrieben:Naja ich spiel auch 20 Jahre, mit Unterbrechung, aber geändert hat sich nix. Klar bischen zupfen dazu gelernt, aber das war es auch. Es fehlt einfach an dem was Musik ausmacht und das ist der Groove.
du hast vollkommen recht, groove ist das wichtigste. du siehst deine situation vollkommen klar. das ist aber ein vorteil weil du weißt wo deine haupt schwäche ist. bei mir ist es z.b. das melodische gehör, was mich auch am singen hindert und letztlich verhindert wirklich gute stücke zu schreiben. über 35 jahren versuche ich schon das gitarre spielen. die frage die du dir stellst habe ich mir auch schon oft gestellt. ein auf und ab ist das.

zurück zu deinem problem.
wenn du kirchenorgel spielen würdest hättest du es vielleicht gar nicht. erstens sind die stücke im allgemeinen fast groovelos (ist nicht ganz richtig, aber lassen wir das mal so stehen) zweitens sind sie im allgemeinen langsam, getragen.
wenn man sich gedanken über einen rat macht dem man geben kann, weiß man aus erfahrung, dass er oft sowieso nicht angenommen wird. mit der zeit hält man sich mit so was zurück. ich versuchst trotzdem mal.
1. schmeiß sämtliche noten weg, übe nichts mehr von dem ganzen mist.
2. setzt dich hin und spiele nur das was du irgendwie auswendig kannst, hör dabei auf die musik nicht auf dich.
3. lerne zuhören, nicht mit dem kopf, sondern mit deinem bauch, mit deinem ganzen körper, wie reagiert er auf bestimmte rhythmen, was spricht dich an, was lässt dich kalt.
4. höre dir in deinem innern so weit als möglich ein ganzes stück an von anfang bis zum schluss, nur in deinen gedanken keinesfalls mit den ohren. und nur eins was dir wirklich vollkommen gefällt.
5. lass dich in deinem geschmack von nichts und niemanden beeinflussen. beurteile es nicht. und wenn es das kleine krokodil ist, egal.
6. such dir einen platz und eine zeit in der du so laut wie du willst und vollkommen ungestört spielen kannst, nochmal - übe nicht, spiel einfach drauflos, wenn du singen kannst sing dazu, wenn nicht sing trotzdem. house of rising sun oder kumbaya my lord. nimm auf keinen fall irgendeinen zettel auf dem text oder akkorde oder sonst was steht zur hilfe. und wenn eine zeile fehlt, ein akkordwechsel nicht klappt oder auch vergessen wird, stur weiter spielen, nicht nachbessern oder korrigieren einfach nur versuchen "drin" zu bleiben.
7. noten, tabs, texte, liederhefte...... ALLES VISUELLE IST IN DEINER SITUATION GIFT FÜR DICH. du musst davon unbedingt weg, deine akademischer herangehensweise ist eine sackgasse FÜR DICH.
8. deine probleme hängen auch mit deiner persönlichkeit zusammen es jedem und allen recht zu machen und probleme mit verständnis und im gespräch lösen zu wollen weil es auch beruflich von dir erwartet wird.
9. warum machst du überhaupt musik, warum spielst du überhaupt gitarre? stell dir die frage immer wieder auch wenn es keine endgültige antwort gibt.
10. wenn du musik machst und gitarre spielst ist das was ganz persönliches, intimes, niemand hat dir da reinzureden, wenn sie glück haben DÜRFEN sie zuhören, müssen es aber nicht.

das wären so die top ten die ich an deiner stelle mal beachten würde damit du dich überhaupt mal aus deiner sackgasse befreien kannst. das du nicht groovest hat einen grund der eher in deinem persönlichen verhalten liegt als in der wahrscheinlich falschen annahme, dass du es einfach nicht kannst.

eine blockade kann darin liegen es immer richtig machen zu wollen, spiel einfach mal sch***e, hau rein wenn du dich über was ärgerst, drücke deine emotionen mit der gitarre aus. spiel einen dreivierteltakt mit Fdur und C7, humbaba humbaba ................. musik ist was sinnloses, also spiel einfach mal sinnloses zeug.
Zuletzt geändert von Herigo am Fr Okt 21, 2011 7:29 am, insgesamt 1-mal geändert.
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notenwart
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Beitrag von notenwart »

Hi Finnes,
dass Deine Frau Deine Spiel "abgehackt" findet kann eine sehr ehrliche Kritik sein, kann aber auch sein, dass sie andere Prioritäten setzt als Du.
Es ist nicht dramatisch, die Gitarren mal für eine Zeit wegzuräumen und sich anderen Dingen zu widmen, was immer Dir Spaß macht.
Und dann warte einfach mal ein bis zwei Wochen.....
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Rainer H
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Beitrag von Rainer H »

wichtig, ist das es Dir Spaß macht,
Ich Spiele bestimmt 10mal besser Trompete als Gitarre, meine Frau
hört aber 100 mal lieber mein Gitarren Spiel, Trompete, egal auf welchem Niveau kann Sie nicht ausstehen. Mein Gitarrenspiel wird sich nicht viel von deinem Unterscheiden, da fehlt mir auch der Groove, es macht mir aber Spaß und ich finde dabei Entspannung.
Gruß Rainer
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Servus Finnes,

also erstmal: Vergiss die Kritik von Lebenspartnerinnen, ob Freundin, Verlobte oder Eheweib. Denn: Am Anfang sind sie alle von unserem Spiel hingerissen, in weiterer Folge erkennen sie, dass das Gitarrespielen in seiner Regelmäßigkeit sowie in zeitlichem und finanziellem Aufwand doch eine erhebliche Rolle spielt und wir uns in der Regel das nicht abgewöhnen lassen. So. Unbewusst sicherlich, aber doch, kriegen sie zu unseren Lieblingsinstrumenten eine andere Einstellung. Meine Holde kritisiert mich immer, egal wie gut ich spiele. Da ist immer irgendwas, was sie meint, das nicht passt. Da musst Du drüberstehen, aber sowas von. :wink:

Ansonsten kenne ich das mit dem Hinschmeißen. Mir war auch schon öfter danach. Lass mal die Gitarre eine Woche stehen. Schau sie nicht an. Die Sehnsucht und die Lust kommt wieder von ganz alleine. Dann spiel wieder Sachen, die sich aus Deiner Sicht wirklich gut anhören, und genieße es beim Spielen. Und wenns nur langsame sind, na und? Schiceegal!

Und zum Brümmer-Buch: Man muss nicht jedes Stück können. Mir liegen manche überhaupt nicht. Ich habe mich zwar konsequent bemüht, jedes Stück fehlerfrei zu spielen, bei manchen gehts aber nicht. Und man will sich ja schließlich nicht ein Jahr lang nur mit einem Buch herumquälen. Scheiterst Du vielleicht an dem schnellen Blues-Brothers-Stück, relativ am Anfang des Kapitels Barreegriffe? Das "Everybody needs somebody?" - wenn ja, mach Dir ja nix draus. Mach einfach andere Sachen weiter vorne im Buch, und dann versuchs irgendwann nochmal. Wenns wieder nicht klappt, dann irgendwann wieder. Und wenns nie klappt: Wen interessierts? Ist doch wurscht. Dafür gibts sicher eine Menge anderer Sachen, die super klappen.

Kopf hoch, wird schon wieder. Und sag mir, bei welchen Sachen Du im Brümmer-Buch Schwierigkeiten hast. Vielleicht kann ich den einen oder anderen Tip geben.

Und lach wieder, schau mal, so: :D
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Gitarrenspieler
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Beitrag von Gitarrenspieler »

Finnes das Thema hattest du doch vor ca. einem Jahr schon mal hier :roll:
Rollie´s Tip mit Trommler finde ich übrigens sehr gut, gibt es auch als Computer diese Trommler. Und sonst? Vielleicht bist du ja kein Fingerpickertyp. Hast du mal Strumming und Gesang versucht, Flatpicking und was es da noch alles gibt? Ich will mir im Fingerpickerforum ja keine Feinde machen, aber Fingerpicking ist nur ein kleines Segment beim Thema Gitarrenspiel. Fingerpicking kann ich z.B. fast gar nicht (jetzt ist raus), ich spiele nur mit Plektron. Aber deshalb höre ich doch nicht auf Gitarre zu spielen, so "doc" will werde ich hier demnächst auf CD veröffentlicht...

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Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Gitarrenspieler hat geschrieben:Ich will mir im Fingerpickerforum ja keine Feinde machen, aber Fingerpicking ist nur ein kleines Segment beim Thema Gitarrenspiel.
:rotfl: In der Tat. Jetzt sollten wir aber langsam das alte "Duckundwech"-Spiel machen.
Gitarrenspieler hat geschrieben:Fingerpicking kann ich z.B. fast gar nicht (jetzt ist raus), ich spiele nur mit Plektron. Aber deshalb höre ich doch nicht auf Gitarre zu spielen, so "doc" will werde ich hier demnächst auf CD veröffentlicht...
Yeah! Und mir gehts ganz genau so. Und dem Kaindee auch. Wir haben uns ja schon immer als Strummer/Plektrumspieler deklariert. Na und?

Niemals würde ich aufhören Gitarre zu spielen, nur weil ich kein Picker bin! :)
Ecki
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Finnes

Beitrag von Ecki »

Hi Finnes,

nach 20 Jahren immer noch kein Stück halbwegs flüssig mit Groove spielen zu können, ist wirklich eine bedenkliche und frustrierende Ausbeute. Ich finde somit den Gedankengang von Finnes, sich evtl. ein anders Hobby zu suchen ehrlich gesagt mehr als berechtigt und auch mutig. Warum zwanghaft ein Ziel verfolgen, dass man doch nach menschlichem Ermessen nie erreicht und das auch noch freiwillig im Bereich des Privatvergnügens? Also Finnes - wenn Dich Gitarre spielen quält, lass es einfach sein.

Gruß,

Ecki
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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

Tja, Finnes. Nun bist du da, wo jeder hin und wieder ist. Ich mit eingeschlossen. Aber bei mir hat es nichts mit der Gitarre zu tun.

Streichen wir mal alles auf das absolute Minimum zusammen, sehe ich bei dir folgendes Problem: Du hast geübt, und bei einem Vortrag vor kritischem Publikum blieb die Standing Ovation aus. Mehr noch, du wurdest abgwatscht. Von einem Publikum, dessen Urteil dir sehr wichtig ist. Ergo: Gitarre ins Feuer, nie wieder Musik.Verzweifelter Ausruf "Ich kann das nicht!". Finnes, das ist dummes Zeug!


Herigo hat da völlig Recht. Vergiss diesen ganzen Quatsch und spiele einfach das, was dir Spaß macht und so, wie du es kannst. Ich beobachte immer wieder, wie manche Gitarristen unbedingt wie Bögershausen oder Finger spielen wollen. Wenn das dann trotz aller schönen TABs und Noten, trotz Lehrvideos und üben und verkniffenen Lippen irgendwie "falsch" klingt, kommt die Verzweiflung und das Gefühl des Unvermögens. Dabei vergessen sie aber, dass man persönlichen Ergeiz nicht mit professionellen Musikern messen sollte.

Es freut mich persönlich, wenn andere Leute mein Gitarrenspiel schön finden. Natürlich. Aber wichtig ist es nicht. Ich mache zunächst Musik für mich. Damit es mir besser geht. Ich mache Musik, weil ich so Dinge sagen kann, für die ich keine Worte habe. Ich spiele Lieder, die mir gefallen. Und das so, wie ich glaube, dass sie für mich richtig sind. Dabei kann herauskommen, dass sie sich anders anhören, als der Durchschnittshörer es gewohnt ist. Und ich lasse mich nicht an anderen Musikern messen: es ist völlig egal, ob ein Bögershausen das so spielt, der Morone es aber so und der Grassi aber viel mehr Groove in dem Stück hat. Ich bin ich, und ich nehme es mir heraus, das so zu spielen, weil ich es so spielen kann/will und nicht anders. Und du bist du, und du solltest das so spielen, wie du es kannst und glaubst, dass es für dich gut klingt. Und wenn es denn irgendwo anders klingt (z.B. weil du die Melodie vergessen hast, oder weil du einen Griff nicht richtig kannst, oder weil du einfach glaubst, dass es so "schöner" zu spielen ist) - so what. Tu es einfach. Spiele einfach nicht "bewußt", lass einfach Ohren, Bauch und Finger ihr Werk tun. Die werden dir schon zeigen, wo der Weg ist.

Also sei einfach mal egoistisch und mache die Musik zu deinem eigenen Ding. Man kann viel Spaß und Erfüllung auch in einfachen Stücken finden, und niemand sagt, dass du in der nächsten Woche vor 70.000 Musikkritikern im Olympiastadion ein mehrstündiges Konzert geben mußt. Es macht vielleicht, wenn du Publikum haben möchtest, viel mehr Spaß, wenn du mit ein paar Freunden in der Runde sitzt und ihr zusammen ein paar alte Songs aus "Das Ding" schrammelt und singt. Das mag gruselig klingen, aber es ist ungemein witzig, weil mit absoluter Sicherheit auch kein Caruso unter den Gästen ist.

Also Kopf hoch.

:pro:

Viele Grüße vom
* * * * * * * * * * * * * * *

"I usually play songs in two chords, C and G, and every once in a while I throw in an F, just to impress the girls."
(Woody Guthrie)
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Warum zwanghaft ein Ziel verfolgen, dass man doch nach menschlichem Ermessen nie erreicht und das auch noch freiwillig im Bereich des Privatvergnügens?
@Ecki: Diese Einstellung ist ja im Grunde voll mein Ding, so habe ich es mit z.B. Sport, Kochen und dem Absolvieren des Führerscheins Klasse BE getan und fahre verdammt gut damit. Doch bzgl. Gitarrespielen, darauf kann man diese goldene Lebensregel nicht anwenden, finde ich: hat man ein mal verstanden, dass das Bespielen einer Gitarre einen natürlichen rock´n roll-Faktor ins Leben bringt - wie sollte man je damit aufhören können?! Dafür müsste erst mal´ne Entzugsklinik geschaffen werden.
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

nun in der öffentlichkeit bin ich noch nie als fingerpicker aufgetreten. immer nur strumming und singlenotes mit dem plektrum.

ist das das problem von finnes?

wenns am groove fehlt, geht gar nix, so habe ich jedenfalls verstanden, er sieht ein unvermögen was er nicht lösen kann.

hat er nicht dieses petit musette gespielt, das war doch recht flott und ganz gut im time...

ich würde jetzt nicht pausieren sondern ganz aufhören - oder eben die sache mal von grund auf angehen.

man kann viele motivationen haben um musik zu machen, manche sind halt nur vorübergehend, dann soll man es lassen und nie mehr daran denken. es kann auch echte freiheit bedeuten den zwang zum üben endlich und für alle zeit hinter sich zu lassen.

musik gibt viel, verlangt aber auch viel, gut man kann sich auch besser sehen als man ist, manche können sich da ganz schön was vormachen, spielt aber keine rolle, wenn sie so glücklich sind ist das ok.

finnes ist nicht so ein typ. er sieht das realistisch und hat einen hohen anspruch an sich selbst.

ich kann leicht reden, für mich stand immer der rhythmus im vordergrund, das hat mich angeregt, erregt, habe in funkbands gespielt, zehn minuten ein akkord E7/9-, meine lieblingslieder haben oft nur 2 akkorde, ich mag keine beatles, mochte früher auch die eagles und CSN&Y nicht so besonders, keinen sing sang pop, etc......da waren mir die allmans mit ihrem groove, 2 drummer, und minutenlangen solo genudel auf zwei akkorden lieber und santana natürlich mit seinem latin-rhythmen und wieder ellenlange soli auf zwei akkorden. G Am wie samba pati und natürlich deep purple eine der groovigsten hard- und heavy bands überhaupt..... und so weiter...... wenn ich das nicht so intensiv gehört hätte wüsste ich auch nicht was groove ist. man muss halt anfangen zu schwitzen, das ist wie.......ne lassen wir das......

wie soll jemand wissen was groove ist wenn er solche musik nicht hört, groove kann man nicht erklären, man muss es hören und fühlen.
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doc
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Beitrag von doc »

Hallo Finnes,
Dein Ding für die Forums-CD machste aber trotzdem!
Keep on pickin'
Doc
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flyingshoes
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Beitrag von flyingshoes »

finnes,

einerseits tuts mir leid, dass Dich der frust gepackt hat - andererseits bin ich froh zu hoeren, dass ich nicht der einzig frustrierte war in den vergangenen tagen... kann man sich ja schon mal einbilden in seiner einbildung.

wie geschrieben "spiel" ich seit ueber 30 jahren gitarre. und im grunde heute noch so schlecht wie damals in zeiten von schulbands etc. damals waren schon alle anderen immer um welten besser als ich. dann hab ich mich zu zurueckgezogen und nur fuer mich gespielt. bis die gitarre eine ganze zeitlang nur rumstand.

vor einigen jahren dann bin ich pleotzlich in die bluegrass-szene geraten. und da ist was lustiges passiert: es waren lauter leuts um mich herum, die zwar mit anspruch versuchen, musik zu machen, das aber extrem entspannt. die nehmen mich mit meinem geklimper so, wie es halt ist. mache ich kleinste fortschritte, freuen sich alle, mach ich keine, so what? ich bin mit leuten auf kleinen buehnen gestanden, die sonst mit den groessen aus amiland umgang gewohnt sind. ohne allueren, ohne zu zeigen, dass das, was sie gerade machen, ja eigentlich doch unter ihrer wuerde ist. das zauberwort fuer mich waren die sessions: entspannt miteinander musik machen, ohne das einer den anderen jagt.

hm, langer rede kurzer sinn: such Dir leuts, mit denen Du vielleicht gerne musik machen wuerdest - gemeinsam machts am meisten spass und man traegt sich gegenseitig!

viel glueck!
a how how how howl!
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StringKing
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Beitrag von StringKing »

Hallo Finnes,

vielleicht solltest Du wirklich aufhören und Dich auf andere grundlegende Sachen konzentrieren und Deine Basis festigen.
Immerhin weißt Du wo Deine Herrausforderung liegen sollte: "Groove".

Viele nützliche Hinweise wurden hier schon gegeben und ich möchte Sie hier mal zusammenfassen:

1. Gönne Dir mal eine Pause. Manchmal ist es gut das Instrument mal "liegen zu lassen", aber immer mit dem Blick darauf, es wieder in die Hand zu nehmen ( Wenn Du es willst!? ). Sowas kann manchmal "Knoten" lösen und Dich schneller zum Erfolg bringen als Du denkst. Als Erfahrung kann ich folgendes Beispiel einbringen: wenn ich Stücke, die ich immer wieder übe keinen Fortschritt zeigen, spiele ich sie eine Zeit lang nicht mehr. Nach einer kleinen Zeitspanne scheint sich dann der Erfolg wie von selbst einzustellen. Wichtig hierbei ist natürlich, dass man "richtig" und "systematisch" übt.

2. Fingerpicking ist eine anspruchsvolle Angelegenheit, die verschiedene Aspekte der Musik verbindet: Melodie, Bass, Zwischenstimmen (Begleitung), Rhythmik - man könnte es mit Klavierspielen vergleichen. Diese Sachen alle auf einmal hinzukreigen verlangt schon eine immense Kondition. Hat man diese Kondition nicht kann man es versuchen wie man will, es wird nicht funktionieren. Du solltest den Groove (Rhythmik) einzeln trainieren. Ich habe mal in einer Capoeira-truppe getrommelt und dabei einen unheimlichen Schub in Sachen Groove bekommen. Versuche es doch mal hier (in Hannover): http://www.capoeira-samba.de/

3. Finde Dein Spielniveau! Du hast ja gesagt, dass Du schon 20 Jahre (mit Unterbrechungen) spielst. Da du nach dieser Zeit noch nicht Deinen Groove gefunden hast, liegt die Vermutung nahe, dass Du Dich noch nie ernsthaft mit dem Thema befasst oder falsch genähert hast! (siehe auch 2.) Ein wirklich guter Tip ist diese neu erschienene Publikation zum Thema: http://www.chords-online.de/Schulen/Git ... ke[oxtyp]= Hier findest Du viele Anregungen und Tips.

4. Nutze das Metronom! Aber nicht bei Pickingstücken, die Du spielst (wahrscheinlich sind diese für Dich zu schwer mit Metronom), sondern mach einfache rhythmische Strummingübungen mit abgedämpften Saiten z.B. im 4/4 Takt mit Variationen (spiele erst Viertel und Achtel in verschiedenen Tempi - erst langsam, dann schneller. Schaffst Du das, verbinde Viertel und Achtel in verschiedenen Konstellationen --> notiere Dir den Rhythmus. Klappt das, mach eine andere Konstellation. Geht das auch, verbinde diese beiden Rhythmen und spiele Sie nacheinander im Kreis. Dieses kannst Du dann, wenn Dein Groove sich gefestigt hat auf Pickingpattern/Akkorde anwenden. Ect., etc., etc. ... nennt man Übungssystematik. Du kannst nicht erwarten Pickingstücke mit Metromon zu spielen ( heißt auch flüssig spielen ohne Metronom, nicht abgehackt), wenn Du diese Groovebasis nicht hast!!!

5. Schaffe Dir so Erfolgsmomente, indem Du solche einfachen Sachen gut meistert.

6. Hast Du dann ein Stück/Groove was vollkommen flüssig funktioniert, musst Du Dich von Hilfen wie Noten und/oder Metronom lösen. Nur dann wird das Stück wirklich grooven.

7. Verliere nicht das Ziel nicht aus den Augen und habe Spaß! Auch wenn das heißt, erst ein paar Schritte zurückmachen zu müssen. ;) :)


Nach diesem Motto
Gruß Stefan

p.s.: Rock'n'Roll Faktor, schau Dir die Kids an --> http://www.amazon.de/School-Rock-Collec ... B00024G84G
Zuletzt geändert von StringKing am Fr Okt 21, 2011 9:39 am, insgesamt 2-mal geändert.
Gruß StringKing
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

Holger Danske hat geschrieben:Doch bzgl. Gitarrespielen, darauf kann man diese goldene Lebensregel nicht anwenden, finde ich: hat man ein mal verstanden, dass das Bespielen einer Gitarre einen natürlichen rock´n roll-Faktor ins Leben bringt - wie sollte man je damit aufhören können?! Dafür müsste erst mal´ne Entzugsklinik geschaffen werden.
ich vermute aber das genau dieser rock'n'roll faktor fehlt oder er ist nur verschüttet, das ist herauszufinden, meine ich.
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Herigo hat geschrieben:
Holger Danske hat geschrieben:Doch bzgl. Gitarrespielen, darauf kann man diese goldene Lebensregel nicht anwenden, finde ich: hat man ein mal verstanden, dass das Bespielen einer Gitarre einen natürlichen rock´n roll-Faktor ins Leben bringt - wie sollte man je damit aufhören können?! Dafür müsste erst mal´ne Entzugsklinik geschaffen werden.
ich vermute aber das genau dieser rock'n'roll faktor fehlt oder er ist nur verschüttet, das ist herauszufinden, meine ich.
Ja, das könnte sein. Deshalb bin ich auch ein großer Freund von Sessions, da erwacht der rr-Faktor meist wie von selbst - die helfen in fast allen Lebenslagen, also wenn man meint, dass es nicht vorangeht mitm Gespiele; dann kann es helfen mit anderen zusammenzuspielen, v.a. die Einschätzung der eigenen Fertigkeiten kommt somit voran. Das motiviert die wenigsten - bei yt einem 17jährigen zuschauen der die düstersten sweepings abzieht und in der Videobeschreibung steht dann "sorry folks, ich spiele erst seit ca. 1,5 Jahren Gitarre...blabla...". Das darf keine Referenz sein! Eine Session, gediegen bei Kaffee, Kuchen, Bier und Likör mit anderen Muckern - das ist der Trick, denke ich. Da findet sich dann recht schnell eine Konstellation, an die man sich vll. "ranhängen" kann, den Song durchspielen kann. Dann merkst Du vll. "ok, es klappt mit Spieltechnik X net so recht, alles klar. Dann zocke ich die nächste Strophe mal das, was der Kerl mit der Furch da gerade gespielt hat, das krieg´ich hin..."...und "schlimmstenfalls" wird der Kerl mit der Furch nach dem Song gefragt, wie er das gerade gemacht hat. So funktioniert das, denke ich.
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