chrisb hat geschrieben:aber es wird sich wieder ändern wenn in einigen jahren/jahrzehnten das gute und wertvolle tonholz in gebrauchten instrumenten geschätzt wird, weil es keine "neuen" exotischen hölzer mehr gibt und einheimische hölzer nicht in genügend menge vorhanden sind.
von daher könnten die jetzigen highend-gitarren vielleicht doch eine wertanlage sein?
Vergiss' es. Es hieß auch vor 30 Jahren schon, dass es "schon bald" kein gutes Indisches Palisander mehr gäbe, nachdem Rio schon vom Markt verschwunden war. Und ich kratzte mein BaföG zusammen und kaufte eine klassische Gitarre mit massivem Korpus aus indischem Palisander.
Die war und ist auch o.k. - aber mittlerweile gibt es Instrumente aus den gleichen Hölzern, die absolut (und nicht nur kaufkraftbereinigt) weniger Kosten als damals. Und Instrumente aus Rio sind m.E. deutlich stärker auf dem Markt als noch vor 20 oder 30 Jahren. Ansonsten werden einfach neue Tonhölzer eingeführt: Fylde war mit Zederndecken vor 35 Jahren noch ein Exot bei Steelstrings, Lowden hat sie dann Ende der 1970er, Anfang der 1980er stärker etabliert und mittlerweile hat sie jeder im Programm, z.T. sogar als Standard (Seagull). Walnuss ist ebenfalls erst später im Markt angekommen, mal sehen, was als nächstes kommt.
chrisb hat geschrieben:moin,
unser GAS ist schuld!
das bringt zuviele gebrauchte gitarren auf den markt.
Ja, und das Ganze nun bitte vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung sehen: Der typische Forumsaktivist scheint zwischen 40 und 60 Jahren zu sein und allmählich das Geld zu haben, mit dem er seine Jugendträume verwirklichen kann. Das betrifft sowohl alte als auch neue Gitarren (vergleiche die Mondpreise für alte Ibanez Concords oder spät-1970er /früh-1980er 7ender, Gippsens oder Maddins, von denen wirklich viele einfach nur grottig waren) als auch HiFi-Boxen, Fahrräder (ein altes Hertie-Rad - Baumärkte gab es damals noch gar nicht - mit abgeflextem Dynamohalter und abgeschraubter Schaltung kann im Prenzlberg als Fixi verkauft werden), Youngtimer etc. Schön, dass wir jetzt das Geld dafür haben und uns die Jugendträume realisieren können. Aber vielleicht auch nicht, oder bald nicht mehr, wenn wir die Ausbildung der Kinder bezahlen müssen oder das Pflegeheim. Oder auf HartzIV kommen.
Wer soll die Instrumente kaufen: Unsere Kinder? Die sind erstens teuer genug, deren Ausbildung wird, damit sie auch nur annähernd eine vergleichbare Berufschance haben, für uns deutlich teurer werden, als unsere Ausbildung für unsere Eltern: Auslandsaufenthalte sind heute Std, das Studium ist heute Voraussetzung für Jobs, die man früher mit Realschulabschluss und Lehre bekommen hat [z.B. bei Banken])
Und zweitens hat "die Gitarre" oder "die Musik" in deren Leben häufig nicht mehr die Bedeutung, die sie vor 40 Jahren hatte. - Ich habe gerade mit meinen Studis über das Thema "Metadaten" gesprochen, zum Beispiel, um die mp3-Sammlung zu sortieren. Das ist denen schnuppe, da sie die Player immer nur im Random-Shuffle-Modus laufen lassen.
Ob dann irgendwann gebrauchte iPads den Markt für alte Martins einnehmen, wage ich zu bezweifeln.
Oder kommen als Kunden die Youngster in China in Betracht für gebrauchte, am besten noch individualisierte Gitarren von deutschen Middle-Agern? Wohl weniger, auch wenn hier die Gitarrenläden auch mit US- oder deutschen Gitarren (Framus/Warwick, made in GER) bestückt sind. Und die in Griechenland, Spanien oder Italien auch eher nicht.
Zu guter letzt die Instrumente selbst: Es gibt heute verdammt gute Instrumente für recht wenig Geld. Die Produktion in China spielt da mit herein, aber auch Godin in Kanada oder Stoll in D zeigen, dass erstklassige (nicht-Custom-) Instrumente für akzeptabel wenig Geld gebaut werden können.
Und Martin, Gibson etc. sind heute im Vergleich zu den 1970ern absolute Großserienfertiger. Und die Dinger gehen kaum kaputt.
Gut für die Käufer, gut für working musicians.