Welches Gitarrenlehrbuch für erwachsene Anfänger

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Holger Hendel
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Re: Welches Gitarrenlehrbuch für erwachsene Anfänger

Beitrag von Holger Hendel »

Es gibt tatsächlich Menschen, die einen Dr. in Physik haben oder mehrere Fremdsprachen flüssig sprechen und schreiben können, die aber dichtmachen wenn sie ein Blatt mit Noten oder Tabs vorgelegt bekommen (habe ich bei Workshops erlebt).
Isso, erlebe ich quasi täglich. Mein eindrucksvollstes Erlebnis dieser Art war ein Arzt, welcher sporadisch zum Training kam um "wieder reinzukommen". Er hätte hauptsächlich Klassik und ein wenig Liedbegleitung gemacht, vor vielen Jahren. Meine Erklärungen, ich sei dann der falsche Trainer für ihn (weil nix Klassik auf der Ladentheke), waren ihm egal; warum auch immer. :lol: So kam er vorbei, ye good ol´ "Spanische Romanze" sollte aufgelegt und aufgefrischt werden. Ich fragte, ob Standardnotation (SN) oder tab, tab waren ihm gänzlich unbekannt. Eine kurze Erklärung (traditionelle Notationsform, "Malen nach Zahlen"...blablabla...) und der Mann war wie weggebeamt. Saß mit seiner Gitarre vor der Romanze, Blick auf die tab. Ich konnte weggehen, hab Kaffee gemacht. :lol: So nach 10 Minuten fing er dann an mich zu fragen, warum man ihm das nicht "früher" gezeigt hätte und warum Menschen nach SN Gitarre lernen würden. Nach tab ginge das ja wohl viel einfacher usw. Klar, er konnte die Romanze ja längst spielen und konnte sich auch blitzschnell in die tab eindenken, für ihn war die tab offensichtlich viel leichter zugänglich. Kann man so sehen, ich bin da ganz bei dem Bögershausen-Satz: "Das Spielen lernen wir nach Tabulatur, die theoretische Orientierung im Haus der Musik anhand des Notensystems.".

Das war für mich ein eindrucksvolles Erlebnis und brachte mich zum Nachgrübeln darüber, weshalb ich selbst irgendwann die Noten fast komplett hinter mir ließ. Also zum Erarbeiten von Titeln nutze ich quasi ausschließlich (gut gemachte) tab. Das lag bei mir damals an open tunings! Kein Plan, mit welchem Stück es konkret losging, doch ich wurde der SN überdrüssig.
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berndwe
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Re: Welches Gitarrenlehrbuch für erwachsene Anfänger

Beitrag von berndwe »

Wobei man im Grunde ja gar nicht lernen muss wie Tabs funktionieren. Es ist ja nichts anderes als ein Koordinatensystem, analog zu einem Schachbrett - zumindest was die Lage der Töne angeht. Was die Rhythmik betrifft ist das für beide Notationsarten ja identisch.

Die verbreitete Angst vor der Notenschrift ist meiner Meinung nach übertrieben. Wer gelernt hat seinen Namen zu schreiben ist auch in der Lage zu lernen Noten zu schreiben und zu lesen. Mir hat es mein Gitarrenlehrer parallel zum Gitarrespielen beigebracht.
rwe
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Re: Welches Gitarrenlehrbuch für erwachsene Anfänger

Beitrag von rwe »

berndwe hat geschrieben:
Do Jun 06, 2024 11:56 am
Was die Rhythmik betrifft ist das für beide Notationsarten ja identisch.
Mittlerweile ja. Wenn man sich frühe Tabs ansieht, dann waren dir rhythmisch fast nur in der Lage, simple Patterns abzubilden. Gut, hat sich gebessert.
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