Warum gibt es mehr Tabs als Partituren auf dem Internet ?

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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Ulrich Peperle
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Beitrag von Ulrich Peperle »

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Davanlo
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Beitrag von Davanlo »

Ulrich Peperle hat geschrieben:Die Kanonbildung in Repertoires, also die Herausbildung von "Standards", die jeder mal gespielt hat, mal spielen möchte oder gespielt haben sollte, ist immer von Leitfiguren geprägt worden
mfG
Ulrich
Das meinte ich auch so ... konnte es nicht so klar ausdrücken :bide:
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tele
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Beitrag von tele »

http://www.delcamp.net/pdf/TAB_carcassi ... 3_op60.pdf
Diese Tabulatur enthält die gleichen Informationen wie die Noten.(zumindest für Gitarristen)
Wären die Noten mit Fingersätzen nicht unter der Tabulatur, könnte man die Fingersätze über und unter die Tabulatur schreiben.
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Ulrich Peperle hat geschrieben:Aber das gängige Repertoire ist doch medial so omnipräsent, das die Annahme naiv ist, hier würde jeder Interpret im stillen Kämmerlein das Rad neu erfinden.
Omnipräsent ist das Repertoire seit ein paar Jahren nur, weil Youtube & Co. von Hinz und Kunz zur Selbstdarstellung genutzt wird. Für den Unterricht spielt die Ominpräsenz keine Rolle. Auch als ich noch unterrichtete, haben die wenigsten meiner Schüler CDs gekauft. Ich beziehe mich konkret auf den Unterricht. Da spielte die mediale Ominpräsenz überhaupt keine Rolle. Ich selber habe mir selten Noten gekauft von Stücken, die ich auf CD hatte. Ich habe einen Blick in die Notenhefte geworfen und dann entschieden, ob ich mich dran wage. Meinen Schülern hatte ich das auch vermittelt. Mit Tabulaturen habe ich nur bei Flamenco gearbeitet.
Davanlo hat geschrieben:Da kann eine zu enge Notation die Kreativität hemmen.
Da stellte sich mir die Frage, woran man Kreativität festmacht. Für die Interpretation gilt immer auch die künstlerische Freiheit. Folglich kann jeder selbst entscheiden, wie er das Stück spielen will - solange es "das Stück" bleibt. Viele sind zufrieden, wenn sie es nur technisch, also steril mechanisch reproduzieren können. Wichtig finde ich, dass man den Schülern Gestaltungsmöglichkeiten vermittelt, damit die Sterilität nicht zum Selbstverständnis wird.
tele hat geschrieben:Ich sehe keinen Grund, warum dieses Stück nicht in rhythmisierter Tabulatur notiert werden könnte.
Wenn man will, kann man restlos alles in Tabulatur übertragen. Die Frage ist, ob man das braucht. Aus meiner Sicht ganz klar nein.
tele hat geschrieben:Letztlich ist der einzige Unterschied zwischen Noten und Tabulaturen, dass Noten eine instrumentenunabhängige Klangschreibweise ist, während Tabulaturen eine instrumenten- und stimmungsabhängige Griffschreibweise ist.
Ich sehe ncoh einen weiteren Unterschied. Mit Noten kann man sehr einfach musikalsiche Zusammenhänge vermitteln. Mit Tabulaturen ist das nicht möglich.
tele hat geschrieben:Obwohl von Hause aus Notist sehe ich 3 spezifische Anwendungsbereiche, in denen die Tabulatur überlegen ist
Mir fällt als 4. Punkt die Slide Gitarre ein. Dies ist als Tabulatur tatsächlich leichter lesbar und schneller verständlich. Für andere Zupfinstrumente in anderen Stimmungen widerspreche ich allerdings. Wenn man Noten lesen kann und weiß, wie das betreffende Instrument gestimmt ist, dann braucht man keine Tabulatur.
tele hat geschrieben:Zudem entspricht das Denken in Positionen und Skalenbildern eher der improvisatorischen Realität, als das Denken in Noten.
Die E-Gitarre nimmt eine Sonderstellung ein und ist schon von ihrem Ansatz her nicht mit Musik im klassischen Standardrepertoire zu vergleichen. Wenn mit "Skalenbildern" schablonenartige Muster gemeint sind, wie bspw. die Pentatonik, dann halte ich genau das für falsch widerspreche ich dem. Beim Improvisieren denkt niemand in Noten sondern in viel mehr in Klängen, die sich durch das Tongebilde aus Harmoniegerüst und Melodie ergeben sollen.
Liebe Grüße
Bernd
:
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Davanlo
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Beitrag von Davanlo »

Mit Noten kann man sehr einfach musikalische Zusammenhänge vermitteln. Mit Tabulaturen ist das nicht möglich.
Da muss ich wiederpreschen ... wenn Griffe und Melodie auf der Tabulatur stehen (und man die Noten (nicht Notation) kennt und die Rollen der Noten im Kontext springt einem die Harmonie im Gesicht ... wobei die traditionelle Harmonielehre vom linearen Klavier oder von der monotonischen Geige dominiert. Für ein Matrix-artiges Instrument wo die Noten bidirektional ausgelegt sind fällt viel Information vom Tisch.
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berndwe
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Beitrag von berndwe »

Alles schwerwiegende philosophische Fragen, die mich persönlich nicht so sehr bewegen, wenn ich ein Stück erlernen will, bei dem ich noch nicht herausgehört habe wie es funktioniert. Ich such dann schon einmal im Internet und zu diesem Zweck ist mir egal ob ich Noten vorfinde oder Tabs.

Als ich vor Jahrzehnten Gitarre lernte wurde beides benutzt. Carulli und Sor kamen in Notenschrift daher, Dowland als Tabulatur. Ob bei der Wiedergabe Musik daraus wird, hängt vom Spieler ab und nicht von der Methode der Niederschrift.

Faszinierend fand ich damals schon, dass es gelingt Musik, die man damals nur auf diese schriftliche Weise "konservieren" konnte, nach Jahrhunderten wieder erklingen zu lassen.
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doc
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Beitrag von doc »

Geht auch andersrum: Das, was man auf der Gitarre probiert, kurz und grob in Tabs notieren, damit es nicht vergessen wird. Der Tab-Editor macht dann auch die Noten dazu, gibt an, wie die Gitarre gestimmt ist usw. Der Rest kommt beim Spielen.
doc
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string
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Beitrag von string »

An alle erst mal ein herzliches Willkommen im Hobbygitarristen-Forum.

Bei diesem thread, der vom ursprünglichen Thema etwas abgedriftet ist,
kommen mir inzwischen doch einige Fragen in den Sinn:

Wie viele hier im Forum sind eigentlich reine Hobbymusiker?

Für wie viele hier im Forum

- sind reine Notenschriften und den daraus sofort erkennbar notwendige Harmonielehre-Zusammenhänge von Bedeutung?

- möchten einfach NUR ein ihnen ans Herz gewachsenes Stück nachspielen,
ohne es analysieren zu wollen?

- komponieren und arrangieren selbst Stücke, für die reine Notenschriften und Harmonielehrewissen wirklich hilfreich ist?

Ich möchte damit nicht sagen, dass diese Themaausweitung für mich völlig uninteressant ist,
aber diese akademische Strenge mancher Beiträge lassen in mir immer mehr psychoanalytische
Fragen aufkommen.

Stehe ich mit diesen Gedanken hier alleine?
________________________________
"Das Wesentliche im Umgang miteinander ist nicht der Gleichklang,
sondern der Zusammenklang".
Ernst Ferstl
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Stehe ich mit diesen Gedanken hier alleine?
Keine Ahnung, für mich jedenfalls sind die idR ausführlichen "akedemisch strengen" Gedanken zu den Themen jene Beiträgen, von denen ich am meisten zehre.
www.holgerhendel.com | facebook | youtube | twitch | Heavy Silence - finest acoustic cover
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Davanlo
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Beitrag von Davanlo »

Ich nehme mein Hobby sehr zu Herzen. Bin damit auch manchmal an öde oder strenge philosophische Beiträge interessiert.

Ich finde es auch super wenn so ein Thema aufkommt das nicht in einem nutzlosen Streit driftet. Ein bischen Abwechslung von Themas wie "Gibson oder Fender, welche brennt länger ?" oder "Ich hasse AER, muss ich zum Doktor ?".
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Davanlo
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Beitrag von Davanlo »

die OT Frage habe ich mir eigentlich nicht gestellt ... es war der Vater eines Sohnes der zur Zeit klassische Gitarre lernt und mal was "lustiges oder modernes" spielen möchte um die Motivation zu behalten.

Der Vater meint sein Sohn würde allmählich Mut verlieren.

Er kann (und will ?) keine Tabulatur lesen, sein Lehrer hat davon streng abgeraten, weil Griffe und Tabs die Spieltechnik verschrotten (ich zitiere). Er suchte moderne Sachen in Notation auf dem Internet, und so tauchte diese Frage auf.

Ich frage mich ob er da im Klassikunterricht richtig orientiert ist, wollte darüber aber keinen Senf äußern.
Ulrich Peperle
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Beitrag von Ulrich Peperle »

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Manati
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Beitrag von Manati »

Davanlo hat geschrieben:Er suchte moderne Sachen in Notation auf dem Internet
Warum um alles in der Welt sucht er dafür nicht lieber die nächstgelegene öffentliche Bibliothek auf?

Dort gibt es "moderne Sachen" in Standardnotation haufenweise.

Das Internet ist keineswegs immer die beste Anlaufstelle!
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Ulrich Peperle
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Beitrag von Ulrich Peperle »

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Manati
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Beitrag von Manati »

"Illegal" kopieren?

Och bitte ... eine Kopie für den privaten Eigenbedarf? Nicht päpstlicher werden als der Papst, bitte.
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