Oscar f?r Fingerpicker

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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still_improving
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Beitrag von still_improving »

Für wahr, Rudi!
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Admin
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Beitrag von Admin »

Wenn an irgendeinem Lagefeuer der Welt oder auf irgend einer Open Stage irgend jemand das bringen würde, würde ich ihn unterstützen und vielleicht mitmachen. Wenn da aber jemand als Star präsentiert wird, der auch noch ein großartiger Musiker sein soll, dann wird knallhart die Meßlatte herausgeholt, gemessen und für zu kurz befunden.

Stümperhaftes Spiel war schon immer stümperhaft und das muß man durchaus auch sagen dürfen. Der Typ kann nichts, da wird eine große Blase als Kunst dargeboten und die Leute fallen darauf herein.

Da nützt es auch nichts, die Extreme, die Virtuosen und Akrobatiker heraufzubeschwören und "die Seele" und "das Gefühl" als Antipoden zu bemühen. Diese Sprüche höre ich nun schon seit 45 Jahren, wenn jemand, der nicht spielen kann, einen Ton auf der E-Klampfe hochzieht. Bei dem ist das dann nicht nur Gefühl, sondern sogar "Feeling". Da gehe ich nicht mit. Musik ist zu einem bestimmten Teil solides Handwerk, das man sich mühsam mit einer gewissen Hartnäckigkeit und viel Zeit draufschaffen muß.

Wer eine Skulpur schaffen will, sollte halbwegs mit Hammer und Meißel umgehen können. Hier wollen sie einen als Bildhauer präsentieren, der den Hammer nicht halten kann und der einen schielenden Ytong-Stein als badende Aphrodite präsentiert. So to say.
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DiSt
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Beitrag von DiSt »

Admin hat geschrieben:...Der Typ kann nichts, da wird eine große Blase als Kunst dargeboten und die Leute fallen darauf herein...
Wenn das einer aus dem Forum über Bohlen sagt, kann ich das nachvollziehen (wobei, stimmt auch nicht - er kann aus Scheixxe Geld machen). Bingham so pauschal als Nichtskönner abzutun finde ich etwas derb. Und wo wird da was als Kunst dargeboten? Kunsthandwerk vielleicht, in der Ausführung sicherlich nicht im oberen Drittel angesiedelt, aber was soll's.
Ich leg' das Ganze unter "Neiddebatte" ab.
Dieter
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Dylan
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Beitrag von Dylan »

Ich glaube man muss hier doch einfach mal differenzieren. Du hast mit deinen Aussagen mit Sicherheit in vielen Dingen recht.

Aber wer hat hier z.B. behauptet dass er denn ein guter Gitarrist sei, bzw. ein grossartiger Künstler.

Ich habe gesagt, dass mir das Lied gefällt. Und dazu ist es nun mal nicht nötig ein anspruchsvolles Fingerpicking hinzulegen. Hätte es hier einen Oscar für Fingerpicking gegeben, hätte er den mit Gewissheit nicht verdient. Aber er spricht wohl sehr viele Menschen mit seinem Stück an, sonst wäre er hier warscheinlich kaum Diskussionsthema.

Wir können Musik, glaube ich nicht nur nach handwerklichem Können einstufen. Diskussionen darüber sind warscheinlich genau so kontrovers als wollten wir hier über van Gogh, Dali, Piccasso ect. diskutieren. Da würden sich mit Sicherheit genügend finden die z.B. Piccasso, würde er auf sein handwerkliches Können reduziert, einen Anspruch auf Kunst verweigern.

In diesem Forum gibt es einige Leute, die das Handwerk des Gitarristen exzellent beherrschen. Ich beneide sie auch alle darum und würde es selbst gerne in dieser Weise beherrschen. Aber, sind es alles Künstler?

Ich habe mich daran gestört, dass alles nicht HANDWERKLICH perfekte zerrissen wird und darüber die MUSIK vergessen wird.


Gruss Ludwig
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clone
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Beitrag von clone »

Dylan hat geschrieben:Da würden sich mit Sicherheit genügend finden die z.B. Piccasso, würde er auf sein handwerkliches Können reduziert, einen Anspruch auf Kunst verweigern.
Da hast du nun genau den erwischt, dessen handwerkliches Können wirklich über jeden Zweifel erhaben ist. Sicher, über die späteren Abstraktionen gibt es unterschiedliche Meinungen. Aber wer einmal seine frühen Sachen gesehen hat, auch als Kind und Schüler. Eine Jahrhundertbegabung der Mann... .
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Dylan
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Beitrag von Dylan »

clone hat geschrieben:
Dylan hat geschrieben:Da würden sich mit Sicherheit genügend finden die z.B. Piccasso, würde er auf sein handwerkliches Können reduziert, einen Anspruch auf Kunst verweigern.
Da hast du nun genau den erwischt, dessen handwerkliches Können wirklich über jeden Zweifel erhaben ist. Sicher, über die späteren Abstraktionen gibt es unterschiedliche Meinungen. Aber wer einmal seine frühen Sachen gesehen hat, auch als Kind und Schüler. Eine Jahrhundertbegabung der Mann... .
Ich wollte hier ja das kontroverse der Diskussion verdeutlichen. Man könnte hier ja z.B. einen Vergleich mit Michelangelo und Piccasso diskutieren. Hätte Piccasso das handwekliche Rüstzeug gehabt um Bilder a la Michelangelo zu malen ....ect......

Eine nicht endende Diskussion.

Gruss Ludwig
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RB
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Beitrag von RB »

Jeder kann die Diskussion da "ablegen", wo es pläsiert, meinethalben auch als "Neiddebatte". Fragt sich nur, worauf man da neidisch sein wollte.

Und ansonsten: All die allgemeinen Reden, daß man nicht technisch perfekt sein müsse, daß es auf anderes ankomme: Alles gut und schön, aber was hat es mit dieser Darbietung zu tun ?
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Dylan
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Beitrag von Dylan »

FAZIT

Es gibt sehr verschiedene Ansichten und Meinungen zu diesem Thema. Das ist etwas natürliches in einem Forum. Und in unserer Gesellschaft ist es Gott sei Dank jedem freigestellt seine Meinung, ohne Nachteile befürchten zu müssen, zu äussern.

Ich möchte das gerne respektieren und werde daher die Debatte in keine "Schublade" ablegen. Genau so werde ich die Meinung der Anderen respektieren, auch wenn sie meiner Auffassung wiedersprechen.


Gruss Ludwig
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still_improving
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Beitrag von still_improving »

So oder so,

unabhängig davon, dass das Topic des Threads "Oscar für einen Fingerpicker" ist, und somit natürlich etwas mißverständlich ist, nochmal Folgendes.

Ryan Bingham hat Glück gehabt, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein oder besser, gewesen zu sein. Den Star muss er sich noch verdienen. Er hat nunmal den Oscar aufgrund des Films gewonnen, das war es und somit den Ruhm für diese Sache an der Backe. So ist es in unserer Gesellschaft eben. Kann aber in den nächsten Wochen auch alles wieder vorbei sein, weil nichts nachkommt. Die Nachhaltigkeit muss er erst noch mal unter Beweis stellen.

Künstlerischer Anspruch bezüglich des Pickings ist hier einfach nicht angebracht. Er ist ja kein ausgewiesener Fingerpicker und stellt sich so auch nicht dar. Sondern er ist Singer/Songwriter oder Liedermacher, wie auch immer, und somit stellt die Gitarre nur eine begleitende Funktion dar, und keine Hauptrolle.
Ein Tommy Emmanuel würde müde lächeln und sicherlich mit 6 Promille besser spielen. Aber genau das will der Bingham ja gar nicht. Ihm geht es ja mehr um den Text und die Message, die der Song vermitteln soll. Er will ja den Cowboy mimen, der am Lagerfeuer sitzt und mit seinem Leben und der Gesellschaft hadert. Nicht umsonst ist er ehemaliger Rodeoreiter. :lol:

Later
Lars
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RB
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Beitrag von RB »

Man stelle sich vor, ich würde übermorgen auf dem Piano den Entenwalzer spielen (oder wie das heißt) und würde damit ein Video veröffentlichen. In einem ausgewiesenen Piano-Forum schreiben hilfreiche Geister dann: "Es soll ja kein Klavierkonzert sein, nur eine Etüde". Und: "Ich finde das mit viel Gefühl gespielt."

Ich fürchte nur, daß mich keiner derart liebt, daß solch freundliche Äußerungen kämen. Die würden vielmehr über mich herfallen, wie ein Geschwader blutrünstiger Pyranhas. Dabei habe ich den Flohwalzer (genau so heißt es) wirklich mit sehr viel Gefühl gespielt.
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rudi
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Beitrag von rudi »

Hoffentlich läuft die Diskussion hier noch eine ganze Weile !! :lol:
Ich finde es echt amüsant.
Da gibt so mach einer, der hier einen Verriß schreibt, mehr über sich selbst preis als ihm wahrscheilich bewußt ist.
Lustig fand ich den Kommentar von "Auwaldgitarre" oder so ähnlich.
Hier im Faden wurde der Sänger und sein Spiel als " Kleinkinderkacke" degradiert. Die Stücke die auf seiner Webseite zu finden waren, sind von der Technik und von Gesang nun auch keine Highlights gewesen.
Hier zur Diskussion gestellt mußte er sich auch verhaltene Kritik anhören, und sofort zog er beleidigt von dannen. Na super !! Aber anständig auf Anderen herumhacken !
Der Kommentar von unserem Admin fand ich auch gut.
Da würde mich wirklich mal interessieren was für Musik er denn gut findet.
Wenn er so hart mit anderen ins Gericht geht , wie hält er es wohl mit sich selber??
Hoffentlich hat er auch wirklich Spaß am Spielen und ärgert sich nicht immer darüber das er noch nicht gut genug ist. Der Verdacht liegt, zumindest für mich, ziemlich nahe.
Ich will ja gerne glauben das hier ein großer Anteil besser spielen kann als der "Oskargewinner" aber deshalb gleich so viel Häme ausgießen ??
Außerdem wird er scheinbar nur an diesem einen Stück gemessen.
Aber es macht einen Heidenspaß mal richtig auszuteilen :wink:
Also nur weiter so !!!
Ich finde es Klasse !
Und den Betroffenen schert es wahrscheinlich genauso wenig als wenn der Hund den Mond anbellt !
Bei der massiven Fachkompetenz hier kommt der nächste Oskartgewinner sowieso aus unseren Reihen !
Und der kann dann nächstes Jahr was erleben ! :lol:

Schönes Wochenende
Rudi
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RB
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Beitrag von RB »

Ich halte von mir selber nicht viel. Weder charakterlich noch künstlerisch. Daher wundern mich die vielen netten Kommentare, die ich schon erhalten habe. Aber nein, eigentlich wundern sie mich inzwischen nicht mehr. Soll ja nur Songbegleitung sein :mrgreen:
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rudi
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Beitrag von rudi »

Zu schnell nach vorne geprescht, aber trotzdem interessant!
Ich meinte den Admin der sich auch so nennt!
:)
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Beitrag von Admin »

Ich, wieso ich ? Ich habe mir das Video noch einmal angeschaut und da wurde mir alles klar. Schaut Euch doch mal die Gitarre an, die der spielt. Das kann doch nichts werden. Diese Dinger sind so schwer zu bespielen, daß es den stärksten Eskimo vom Schlitten haut. Kein Wunder, daß er nicht mehr hinbekommt, das müssen ja Schmerzen in den Fingern sein, unvorstellbar. Und dieser verzerrte Ton, wenn der Gesang erklingt, ist nichts anderes, als eine lose Leiste im Gitarrenkorpus, die mitschwingt. Das ist bei diesen Gitarren so. Und man tauscht sie nicht um, weil die, die man bekommt, womöglich noch schlimmer ist.
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still_improving
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Beitrag von still_improving »

Es ist einfach die Mischung aus Country und Gibson, die dem Reverend nicht passt. :wink:

Daran liegt es, es ist diese Aversion. :P
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