Die Frage, ob Du weitermachen oder komplett entsagen willst, mußt Du selbst beantworten. Solltest Du aus Freude am Musizieren weitermachen wollen, gibt es in diesem Thread ja schon einige Denkanstöße, die vielleicht nützlich sind. Ich werfe meine zwei cents auch noch dazu:
Vorneweg:
Irgendetwas ist an Deinem Konzept falsch gewesen, denn Schwierigkeiten, das Tempo durchzuhalten, hört man bei vielen Deiner Aufnahmen. Es klingt teilweise so, wie Tante Else am Klavier (entschuldige die etwas freche Metapher), die zwischendurch auf die Noten schaut, wodurch k
leine Verzögerungen entstehen. Ich weiß nicht, ob Du auf Noten oder Tabulatur schaust, oder ob es an den Fingern und dem Kopf liegt, die eine als schwierig empfundene Stelle bewältigen wollen (die Spinne kriecht über den Drahtverhau, eine weitere Metapher). Und das ist dann das Ergebnis regelmäßigen Übens, als
üben geplant, angesetzt und durchgeführt. Das Ergebnis ist Dir nicht befriedigend, also stimmt - wie gesagt - das Konzept nicht.
Ich kann von Ferne nicht diagonstizieren, weil wir uns nur virtuell kennen, aber ich möchte einfach einmal aus meiner eigenen Erfahrungswelt Parallelen und auch deren Fehlen bezeichnen und versuchen, dem näher zu kommen, was die Ursache sein könnte.
I. Üben
Habe ich nie in einer "regulierten" Art und Weise getan. Ich kam von der Schule, warf die Tasche in eine Ecke und griff in der anderen Ecke nach der Gitarre.
Spielen hieß das bei mir und es geschah immer dann, wenn mir danach war. Gestern und vorgestern habe ich ein wenig gespielt, zwei oder drei Tage davor habe ich keine Gitarre angefaßt. Darüber mache ich mir keine Gedanken. Erst, wenn die spielfreie Zeit länger wird, als eine Woche, nehme ich die Gitarre infolge einer bewußten Entscheidung in die Hand und spiele einige Techniken durch, allerdings eher, um die Feinmotorik zu behalten. Wer einmal drei Wochen pausiert hat, wird vielleicht nachempfinden können, daß die erste Woche danach frustrierend ist, weil die erforderlich ist, den feinmotorischen Stand von vorher wieder zu erlangen. Diese ganze Art und Weise "hat sich so ergeben" und ist keine bewußte Entscheidung. Ich besitze mindestens ein Buch, das einen kompletten Workshop beinhaltet, das fristet aber bisher ein einsames Dasein. Gelegentlich lese ich abends vor dem Einschlafen darin und nehme mir vor, mir den Workshop vorzunehmen und schlafe mit einem guten Gefühl ein.
Ich bin kindergeigenunterrichtgeschädigt. "Hast Du schon geübt", hieß es damals. Hätte nur noch gefehlt, daß mein Vater "spiel nicht mit den Schmuddelkindern" zu mir sagt und meine Mutter peitschenschwingende Asiatin gewesen wäre, die aus mir unter Ausschaltung des eigenen Willens einen Konzertgeiger hätte machen wollen. Ich habe das Geigespiel aufgegeben, mir eine Gitarre geliehen und nie mehr geübt.
Dennoch kann es vorkommen, daß ich bestimmte Stellen immer und immer wieder wiederhole, dann aber nicht, "weil jetzt Üben ist", sondern weil es sich so ergibt.
In den letzten zwei, drei Jahren ist aber zumindest eine Art institutionellen Übens hinzugekommen, die auch gelegentlich mit etwas Frustration verbunden war und ist. Dieses Üben dient dem Erlernen des Melodiespiels mit dem Plektrum, damit ich nächstes Jahr in L. vor dem DiSt etwas angeben kann, das ist mein Ziel

. ich stelle Band in a Box an, lasse die Begleitung laufen und spiele dazu. Man hat dann die im Internet allehzeit zugänglichen Cracks vor Augen und ich finde mein Spiel zum Erbrechen, aber ich kann nicht anders, es artet auch in Spaß aus. Woran liegt es ? Das ist die Überleitung zum Thema
II. Motivation
zur Motivation gehört neben der allgmeinen Liebe zur Musik auch der Spaß am Musizieren. Andererseits besteht das Streben nach weiterer Vervollkommnung und Erweiterung der technischen Fertigkeiten auch aus einer permanenten, latenten Unzufriedenheit und dem Wunsch mehr zu erreichen. Es ist also ein Balanceakt und meiner Meinung nach ist das Beherrschen dieser Balance für das erfolgreiche und dauerhafte Musizieren essentiell wichtig. Holger hat einen Aspekt davon oben auf den Punkt gebracht, indem er schrieb, er besinne sich hin und wieder auf das Erreichte und die Erkenntnis, daß es immer Gestade gebe, die man noch nicht erreicht hat. Und das leitet zum dritten Thema über:
III. Überforderung vermeiden und Selbsteinschätzung
Wenn die gesteckten Ziele zu anspruchsvoll, zu weit entfernt sind, kommt es zu einem Zustand permanenten Versagens, weil die Verbesserungen und Vervollkommnungen, die man möglicherweise erlebt, nicht bis zum hehren Ziele reichen.
Vielleicht wäre also das Ausbrechen aus "anberaumten Übeterminen" hilfreich, desgleichen die Besinnung auf das Erreichte und die Bescheidung bei den Zielen.
Überhaupt: Warum spielst Du dieses Stück von dem Herrn Langer ? Hast Du Dir die Frage vorgelegt, ob Dir diese Musik gefällt und ehrlich und mit vollem Herzen "ja" gesagt ?
Du solltest zum Tomis gehen und vorher die Akkordbegleitung einiger Fiddletunes erlernen. Das macht Laune und ist Doping für das Timing. Der kann was, das Angebot ist was wert.