Gitarre spielen im Alter

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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Highlaender
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Beitrag von Highlaender »

Im alter langsam anfangen

ganz langsam,

am besten Blues spielen,

langsam, aber mit Gefühl :D
Signatur ist, wenn hier etwas steht
Kerstin Muc
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Beitrag von Kerstin Muc »

Hallo Norbert,

gerne! Was mich neben der Tatsache, dass es immer auch ein Stück weit an der eigenen Einstellung zum Alter hängt, viel mehr beschäftigt,ist folgende Frage: Welches "Entwicklungspotenzial" und welche Behandlungsoptionen hätten wir bspweise betr. der Verhinderung einer Verschlimmerung von Altersdemenz?

Was mich zudem berührt, ist, dass Menschen, deren Gehirn "geschädigt" ist (die Ursache sei mal außen vor gelassen) immer noch nach Teils alten Standards und Methoden behandelt werden. Und das nur, weil nicht jeder Arzt weiß resp. die Tatsache nicht anerkennt, dass dsas Gehirn eben keine Landkarte ist, die wir im Lauf der Entwicklung anlegen und die dann unwiderruflich so festgelegt ist. Denn wie ich es sehe, beweisen Forschungsergebnisse, dass man - so noch genug gesunde Gehirnmasse vorhanden und keine weiteren peripheren Schäden vorhanden sind - sehr wohl, ähnlich dem Kleinkind - gewisse Dinge wieder lernen kann.

Viele lachen zwar darüber und sagen: Mei ich habe mein iphone zum Rechnen, aber ich versuche meine Art von Gehornjogging, in dem ich z.B. beim Einkaufen meine Sachen im Kopf addiere und schaue, wie dicht ich am "elektr. Kassenergebnis" bin. Wann immer es geht, versuche ich ohne nützliche Helferlein auszukommen. Das bringt zumindest ein gutes Gefühl im Sinne von "Ich kann mit den Jungen noch mithalten" :-)

Viele Grüße
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Blues53 hat geschrieben:Ich denke schon, dass die Motorik (Koordinationsfähigkeit) irgendwann im Alter nachläßt, aber es hat mich da glücklicherweise bisher noch nicht (für mich) merklich erwischt. Vielleicht bilde ich mir das ja auch nur ein... Wie ist das denn bei Leuten wie Paco de Lucia, der doch jetzt auch bald seinen 65. Geburtstag feiert, oder ist er eher eine Ausnahmeerscheinungen?
Hallo Norbert,

Paco d. L. feiert zwar bald seinen 65. Geburtstag, aber er ist kein Anfänger ;-). Insbesondere ist ein herausragender Grenzgänger, was Technik betrifft. Das wird zwar auch irgendwann nachlassen, aber einem "Normalsterblichen" wird das kaum auffallen. Wer als Kind oder Jugendlicher technisch aufbauenden Unterricht hatte und dies im wesentlichen kontinuierlich weiterentwickelt hat, verfügt über ein hochtrainiertes motorisches Gedächtnis, das fest im Unterbewusstsein verankert ist.

Meist ist es bei Hobbymusikern so, dass sie bei einem bestimmten Level stehenbleiben, der ihnen an Repertoire und technischer Fertigkeit ausreicht. Eine Weiterentwicklung und Verfeinerung des motorischen Gedächtnisses findet dan nicht mehr statt (z. B. Lagerfeuermusik). Und besonders bei Freizeitmusikern nimmt auch die berufliche Tätigkeit zuweilen Einfluss auf die technische Entwicklung. Beispielsweise wird ein Maurer, der ständig kräftig zupacken muss, gitarristisch nie so eine flüssige und präzise Feinmotorik entwickeln, wie jemand, der hauptsächlich am Schreibtisch sitzt und die Korrespondenz erledigt.

"Zu spät" ist der falsche Ausdruck, weil er "Nein" suggeriert. Alles, was das abstrakte Denken betrifft, wirkt sich positiv auf den Menschen aus, unabhängig vom Alter! Hierzu gehört insbesondere das Musizieren. Das "zu spät" würde ich austauschen gegen "Natürlich, aber es gibt auch Nüsse, die Du nicht mehr knacken wirst". Damit steht aber eine große Restmenge zur Verfügung. Wenn ich mit 50 erstmals anfange und will 3 Jahre später Asturias Augados Rondo A-Moll oder Sors Mozartvariationen spielen können, dann habe ich mir die falschen, unerreichbaren Ziele gesetzt.
Liebe Grüße
Bernd
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Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Herigo hat geschrieben:muss bernd leider recht geben, über eine gewisse geschwindigkeit kommt man im alter nur schwer hinaus. das verstehen der musik, in diesem fall flamenco, ist nicht das problem, aber ich sehe es manchmal als kaum machbar es selbst "nur" zu einer ernstzunehmenden begleitqualität zu bringen. das ist auch sehr tagesform abhängig.

das wirkt alles doch recht steif und ungelenk.
Hallo Herigo,

Du erinnerst Dich, dass ich Dich mal für einen Abend unter meinen Fittichen hatte. Ich bin mir sicher, dass Du mit der richtigen Herangehensweise noch einige nicht geahnte Schritte nach vorne gehen kannst. Aber die spielen sich nicht vorrangig auf Papier oder der Gitarre ab sondern im Kopf ;-)
Liebe Grüße
Bernd
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Kerstin Muc
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Beitrag von Kerstin Muc »

Bernd C. Hoffmann hat geschrieben: besonders bei Freizeitmusikern nimmt auch die berufliche Tätigkeit zuweilen Einfluss auf die technische Entwicklung. Beispielsweise wird ein Maurer, der ständig kräftig zupacken muss, gitarristisch nie so eine flüssige und präzise Feinmotorik entwickeln, wie jemand, der hauptsächlich am Schreibtisch sitzt und die Korrespondenz erledigt.
Da darf ich ein kleines Veto einlegen. Ich kenne einen Bergsteiger, der hat einen Muskeltonus in den Händen, da wird es mir schwindling und tagüber ist er Optiker und ab und an spielt er ganz vernünftig Fingerstyle Gitarre. In meinen Augen ein Feinmotoriker unter der Sonne. Auch Tzimon Barto beweist zumindest am Piano das Gegenteil. Und er ist Bodybuilder! Hab Ihn schon live gesehen, Hammer!

http://www.youtube.com/watch?v=cf666Warxp0
jpick
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Beitrag von jpick »

Kerstin Muc hat geschrieben:
Bernd C. Hoffmann hat geschrieben: besonders bei Freizeitmusikern nimmt auch die berufliche Tätigkeit zuweilen Einfluss auf die technische Entwicklung. Beispielsweise wird ein Maurer, der ständig kräftig zupacken muss, gitarristisch nie so eine flüssige und präzise Feinmotorik entwickeln, wie jemand, der hauptsächlich am Schreibtisch sitzt und die Korrespondenz erledigt.
Da darf ich ein kleines Veto einlegen. ...
... genau, Einspruch gegen "Pauschalierung": der erste, der mir was von Django Reinhardt auf der Gitarre beibrachte, war nämlich genau auch Maurer und spielte sensationell und sehr erfolgreich Gipsy-Jazz und nicht nur Akkorde. Aber vielleicht doch eher die Ausnahme der Regel.
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es hilft sowieso nur üben
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Natürlich bestäigen Ausnahmen die Regel. Wenn ich als Maurer eine Position als Polier inne habe, dann wird die eigentliche Arbeit von den anderen gemacht. Auch gibt es Leute mit einem angeborenen Talent.
Was Bosybuilder betrifft, die trainieren zum Einen nicht ihre Hande, zum Anderen machen sie gezielte Dehnungsübungen zur Lockerung. Beides sind keine Argumente für ein Veto. Die Regel ist ganz klar eine andere.
Liebe Grüße
Bernd
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Kerstin Muc
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Beitrag von Kerstin Muc »

Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:Natürlich bestäigen Ausnahmen die Regel. Wenn ich als Maurer eine Position als Polier inne habe, dann wird die eigentliche Arbeit von den anderen gemacht. Auch gibt es Leute mit einem angeborenen Talent.
Was Bosybuilder betrifft, die trainieren zum Einen nicht ihre Hande, zum Anderen machen sie gezielte Dehnungsübungen zur Lockerung. Beides sind keine Argumente für ein Veto.
Der Maurer benutzt auch eine Kelle zum Mauern (hoffe ich) und nicht direkt seine Hände.

Also ich sehe das einfach anders als Du. Auch ein Systemadmin kann u.U. körperlich sehr gefordert sein, die Sachen tragen sich ja meist doch nicht allein vom LKW/ Lager in einen Serverraum...Eine Gitarrespielende Krankenschwester muss bisweilen auch Patienten umbetten, die mehr als 50 kg wiegen (Respekt!), die Verkäuferin im Supermarkt räumt auch schwere Paletten ab...

Nach Deiner Aussage, verstehe ich Dich so, dass alle die Ihre Hände belasten, durch welche Art auch immer, das Spiel nicht so virtuos hinbekommen, wie Menschen, die das nicht tun.

Sehe ich einfach gar nicht so....es gehört viel mehr dazu....Handpflege z.B.

Grüße Kerstin
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flyingshoes
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Beitrag von flyingshoes »

das sehe ich aehnlich. zu zeiten in denen ich noch als schreiner, umzuegler und transporteur von allem moeglichen grossem und schwerem kram gearbeitet hab, hatte ich eher immer angst davor, mir was auf die griffel zu schmeissen oder sie sonstwie zu verletzen. siehe l l l . die koerperliche schwerarbeit war nicht das problem.
a how how how howl!
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Kerstin Muc hat geschrieben:Nach Deiner Aussage, verstehe ich Dich so, dass alle die Ihre Hände belasten, durch welche Art auch immer, das Spiel nicht so virtuos hinbekommen, wie Menschen, die das nicht tun.
Es ist eine Frage der Intensität. Ich hatte Maurer als Schüler, und selbst (nun mögen sich einige vielleicht wundern) bin ich gelernter Einzelhandeslkaufmann und habe im Supermarkt in der Heimwerkerabteilung gelernt, wo ich auch oft z. B. Fliesenpakete umpalettieren musste. Berufsbedingt habe ich auch schon einige IT-Firmen von innen gesehen. Ich habe noch nie gesehen, dass jemand Server von Hand hin- und hergetragen hat, wohl aber mit Fahrtischen. Deine Vergleiche hinken.

Mach doch mal einen ganz einfachen Test mit Dir selbst. Besorge dieses Trainingsteil:
http://www.rakuten.de/weiteres-fitnessz ... la-2012-02
Dann machst Du 15 Sätze mit 5 Wiederholungen, dazuwischen 1 Minute Pause. Das ganze 5x am Tag über 2 Wochen. Für diese 2 Wochen fasst Du die Gitarre nicht an. Nach den 2 Wochen spielst Du an Dein letztes Musikstück und sagst uns, wie es gelaufen ist. Die Antwort kann ich Dir jetzt schon geben.
Liebe Grüße
Bernd
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Kerstin Muc
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Beitrag von Kerstin Muc »

Hallo Bernd,

finde nicht, dass die Vergleiche hinken, aber ich lass Dir deine Meinung.
Betr. Training: Ich trainiere 3 mal die Woche und über den Winter (leider) nur Kraft. U.a. auch die Unterarme.

Deine Argumentation könnte aber durchaus der Schlüssel dazu sein, dass ich nicht ganz so schnelle Fortschritte an der Gitarre mache, wie andere
:D

Grüße Kerstin
Bernd C. Hoffmann
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Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Kerstin Muc hat geschrieben:Deine Argumentation könnte aber durchaus der Schlüssel dazu sein, dass ich nicht ganz so schnelle Fortschritte an der Gitarre mache, wie andere
:D
Aha! :D
Liebe Grüße
Bernd
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Kerstin Muc
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Beitrag von Kerstin Muc »

Bernd C. Hoffmann hat geschrieben:
Kerstin Muc hat geschrieben:Deine Argumentation könnte aber durchaus der Schlüssel dazu sein, dass ich nicht ganz so schnelle Fortschritte an der Gitarre mache, wie andere
:D
Aha! :D
was wiederum impliziert, dass alle, die hier im Forum echte Könner sind (also die Mehrzahl) brav die Stifte schwingen und ihre Händchen schonen.
Na ich bin mal gespannt, ob sich da jemand zu Wort melden möchte.

LG Kerstin
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Blues53
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Beitrag von Blues53 »

Hallo Bernd, kannst Du das bitte einmal näher erklären: 15 Sätze mit 5 Wiederholungen. Drückst Du 5x, dann 1 Minute Pause und das ganze 15x?

LG Norbert
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Orange
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Beitrag von Orange »

Kerstin Muc hat geschrieben: ... was wiederum impliziert, dass alle, die hier im Forum echte Könner sind (also die Mehrzahl) brav die Stifte schwingen und ihre Händchen schonen.
Na ich bin mal gespannt, ob sich da jemand zu Wort melden möchte ...
Huhu,

da möchte ich mich zu Wort melden. Ich schwinge täglich "meine Stifte" im Büro (Logistikabteilung) schone dabei vielleicht meine Hände,
aber auf keinen Fall meine Nerven. :shock:

Des weiteren bin ich aktiver Judoka, sprich ich mache JUDO, und da ist ein "fester Griff" viel Wert, meine Fingerchen werden da nicht geschont,
ganz im Gegenteil, nach dem Training kann ich teilweise meine "Griffel" kaum noch bewegen, und Verletzungen gehören zum Tagesgeschäft.

Also eine Mischung aus Bürojob und (harten) Sport ! Ob ich dadurch ein besserer oder schlechterer Gitarrist bin kann ich nicht sagen,
da ich hauptsächlich Strummer bin, aber immerhin reicht meine Fingerkraft aus das Plek zu halten und die Saiten fest genug niederzudrücken. 8)

Über Fingerkraft kann ich nicht klagen, und die "Fingerhanteln" liegen bei uns immer auf der Couch. Damit trainiere ich gerne beim Fernsehen,
oder in den Werbepausen. Ich mach allerdings immer so um die 100 - 150 Wiederholungen pro Satz (hört sich viel an, alles Trainingssache),
oder solange bis die Unterarme brennen. Da mach ich dann so 3 -5 Sätze, je nachdem wie es mich freut und bis ich nicht mehr kann.
Nicht täglich, aber so 3 - 5 x in der Woche auf jeden Fall, wie gesagt, liegen ja immer griffbereit da.

Also die kann ich nur jedem empfehlen, nicht nur Judoka´s ! :)

Ich habe übrigens (um zum Thema zurück zu kommen) vor 4 Jahren, damals war ich 32 Jahre alt, angefangen zu spielen.
Und ich dachte mir schon ich bin ein alter Hase beim anfangen, aber wenn ich mir das hier so anschaue ... :twisted: ... :wink:
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