"Aging", "Relic" oder wie auch immer

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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RB
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Beitrag von RB »

Ich habe mal als Jugendlicher mit einem Luftgewehr auf einen Höfner-Bass geschossen. Das Gewehr hatte ich in Ermangelung von passenden und fachgerechten Geschossen mit einer Schraube geladen. Die Schraube muß im Flug getaumelt haben und schlug schräg ein, so daß man ein perspektivisch verkürztes schraubenförmiges Loch im Bass sah. Gilt das auch ?

Zu meiner Entlastung muß ich vielleicht die Vorgeschichte erzählen:

Ein Schulkamerad hatte diesen Bass und zu meinem Neid auch eine WEM-Bass-Anlage dazu. Er wollte aber einen Fender precision oder Jazz-Bass haben und trat daher gegen den Höfner-Bass, so dass der Hals abbrach. Das Kalkül ging seinerzeit dahin, seiner Oma zu sagen: "Oma, mein Bass ist kaputt, was soll ich nur tun ?" und auf eine Geldspende der Oma zum Erwerb eines Fender Jazz Bass zu hoffen. Darf man sagen, daß das so eine Art "griechische Methode" im Kleinen war, oder wäre das populistisch ? Die Sache ging auf und mein Bekannter konnte nur wenige Tage später einen Fender Jazz-Bass, schwarz mit hellem Griffbrett an seine WEM-Anlage anschließen.

Ich indes rettete den sodann aus zwei Teilen bestehenden Höfner-Bass und schraubte den zuvor fest verleimten Hals unter Anwendung all meiner handwerklichen Kenntnisse wieder an. Es bedarf sicher keiner besonderen Vertiefung, daß meine Fähigkeiten sich damals (ich war 16 Jahre) auf einem beklagenswerten Niveau befanden. Ein Gewinde M-5 trat unterhalb des Halses am Halsfuß aussen aus. Dort hatte ich eine Stufe hineingesägt und neben Unterlegscheibe eine Mutter aufgeschraubt. Diese Konstruktion stellte den Antagonisten des Saitenzugs dar. Der Hals war leicht seitlich schief am Korpus, die ersten vier bis fünf Bünde liessen sich aber immerhin bespielen.

Dieser Baß bekam den glatten Schrauben-Durchschuss, was seiner Verwendbarkeit im oben beschriebenen Rahmen keinen Abbruch tat.
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Orange
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Beitrag von Orange »

Also wenn das "Relic" gut gemacht ist dann mag es mir schon gefallen, allerdings bei diesem Modell das ich gerade beim T. entdeckt habe finde ich es leider meiner Ansicht nach wirklich schlecht gemacht, tut mir leid - obwohl Lakewood :| .

Bei dieser Lakewood D14 finde ich es schon um einiges besser :) .
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Sieht aus als ob sie schimmelig wäre. Igitt. Von Relic zu Schimmelig. Börks.

Wo ist denn der Magic Takadingsbums mit dem Kotz-Smilie?
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Orange
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Beitrag von Orange »

Pappenheim hat geschrieben:Sieht aus als ob sie schimmelig wäre. Igitt. Von Relic zu Schimmelig. Börks.

Wo ist denn der Magic Takadingsbums mit dem Kotz-Smilie?
Schimmelig ... Pappe du musst etwas "Neudeutsch" denken, ich glaube das heißt jetzt "Schimmlic" :rotfl: , oder sogar "Heavy Schimmlic" :lol: !

Meinst du den hier? Bild
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Ja, einen ähnlichen, aber der vom Mr. Magic speibt volles Rohr eine Gitarre an. Hat er glaub ich selbst gebastelt. Würde hier perfekt passen.
Saitensprung

Beitrag von Saitensprung »

Ich mag es auch nicht. Irgendein Bild oder Video von der Frankfurter Musikmesse dieses Jahr zeigt auch eine künstlich gealterte Lakewood im Hintergrund - ich kann mich einfach nicht damit anfreunden, dass man eine schöne Gitarre ohne Anlass beschädigt, nur um sie alt und gebraucht aussehen zu lassen. Es wirkt irgendwie total überzogen. Meine über 25 Jahre alte Yamaha (ebenso ihr Vorgänger im Kindergarten) hat so ziemlich alles mitgemacht, was es hierzulande gibt - leichter Regen, Hitze, Kälte, Staub, klebrige Kinderflossen und immer wieder ist sie umgeworfen worden. Geplegt wurde sie mit nem feuchten Lappen und nem Tröpfchen Spülmittel alle Jubeljahre - aber außer ein paar Dellen gibt es nicht annäherd eine Stelle, die so versifft aussieht, wie auf dem Lakewood-Modell.
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jay-cy
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Beitrag von jay-cy »

Dass relic von der Stange so bescheiden aussieht, liegt wohl auch zum Teil daran, dass der Aufwand, der betrieben werden muss, um ein überzeugendes Ergebnis zu erzielen, in den Bereich des Herstellungsaufwands der non-relic Gitarre gehen würde (siehe z.B. dieLesPauls von Mirko Tasic - mehr als doppelt so teuer wie die offiziellen Vintage Modelle, die als Basis dienen).
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**Stefan**
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Beitrag von **Stefan** »

Ok, der thread ist schon älter - aber ich musste so lachen! Wollte meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen - herrlich!
Ich habe übrigens vor kurzem für meine alte Strat bj. 82, (meine erste richtige Gitarre)- der ich auf vielen Bühnen, viel Schweiß und Abrieb zugemutet habe, gerade neue weiße Poti- und Pickupkappen sowie ein Pickguard gekauft. Die Gitarre von Grund auf gereinigt und poliert. (Soweit das Möglich war...)
Die Gitarre sah einfach arg gebeutelt aus ;-) - Und jetzt kommts: da kannst du machen was du willst - man sieht ihr die Jahre immer noch an! Also, Bühnen machen wirklich einen tollen "heavy-relic Job" und: man muss nix ausgeben, sondern kriegt was dafür! Aber - Jedem das seine! Wirklich!
„Information ist nicht Wissen, Wissen ist nicht Weisheit, Weisheit ist nicht Wahrheit, Wahrheit ist nicht Schönheit, Schönheit ist nicht Liebe, Liebe ist nicht Musik, Musik ist das Beste.“

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Orange
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Beitrag von Orange »

**Stefan** hat geschrieben:Ok, der thread ist schon älter - aber ich musste so lachen! Wollte meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen - herrlich! ...
Ja, dieser Thread ist schon toll, vor allem wenn man so wie ich (und ich glaube ich bin hier im Forum damit relativ alleine auf weiter Flur :( )
dann noch ein Faible für das Zeug hat.

Und ich sage es nochmal: Diese Lakewood habe ich 2 Monate nachdem ich meine Breedlove gekauft habe entdeckt und verda*** nochmal,
hätte ich die 2 Monate vorher gesehen wäre es mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,9% diese sogar geworden. Noch dazu mit Sattelbreite 44mm ... :D

Bild

Muss ich gleich dazu sagen: Ich bin zufrieden mit meiner Klampfe ... UFF, muss man ja gleich dazu sagen ... hätte ich fast vergessen ... ! :whistler:
Gast

Beitrag von Gast »

Ich habe hier noch eine Guseto Geige aus dem 19. Jahrhundert liegen (ungarischen Ursprungs). Die sieht so ähnlich aus. Habe ich mich früher immer geschämt zu spielen, die anderen schauten alle so überheblich mit ihren neuen und gepflegten Instrumenten. Ich wusste damals ja noch nicht, dass relic mal Kult wird!
Fayol
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Beitrag von Fayol »

Gesamtschulfan hat geschrieben: ...
Ich wusste damals ja noch nicht, dass relic mal Kult wird!
nur mal so für mein ego!

mein stöllchen sieht nicht relikt aus und ist es auch nicht.

dafür aber ich (baujahr ende des 2. drittel des 20. jahrhunderts) und das garantiert.

ergo (u.a. mit hilfe von gesamtschlfan's logik)
Fayol = relic = kult = Fayol 8)

Fayol

p.s. das wissen aber die wenigsten, also um ehrlich zu sein nur diejenigen, die diesen beitrag lesen... :oops: ...naja zumindestens ist damit der anfang gemacht. :lol:

bearbeitet weil: mensch wäre das schön mal so ganz fehlerfrei schreiben zu können....
Zuletzt geändert von Fayol am Mi Aug 31, 2011 11:05 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Fayol
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Beitrag von Fayol »

Kaindee hat geschrieben:
...

hätte ich die 2 Monate vorher gesehen wäre es mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,9% diese sogar geworden. Noch dazu mit Sattelbreite 44mm ... :D

...
aus reinem interesse:

ist es das aussehen, die sattelbreite vernachlässige ich mal jetzt, die die 99,0% ausgemacht hätten?
oder gibt es noch andere motive?

Fayol
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Kaindee hat geschrieben:Und ich sage es nochmal: Diese Lakewood habe ich 2 Monate nachdem ich meine Breedlove gekauft habe entdeckt und verda*** nochmal, hätte ich die 2 Monate vorher gesehen wäre es mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,9% diese sogar geworden. Noch dazu mit Sattelbreite 44mm ... :D

Bild
Also ich kann diesen Faible für Relic ja im Ansatz verstehen - wenn Gürtelschnallen- und Strummingspuren gefallen, na von mir aus. Aber diese Lakewood sieht aus, als hätte jemand draufgepisst und nicht trockengewischt. Es sieht einfach aus wie ein veritabler Nass-Schaden. Das versteh ich nicht, geht einfach nicht.
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Orange
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Beitrag von Orange »

Fayol hat geschrieben: ... aus reinem interesse:

ist es das aussehen, die sattelbreite vernachlässige ich mal jetzt, die die 99,0% ausgemacht hätten?
oder gibt es noch andere motive?

Fayol
Motiv ist einfach nur weil es mir gefällt. Und ich denke mal das es auch eine hochwertige Gitarre ist die einfach schon "das gewisse etwas" hat was mir so gut gefällt. :)

@Pappe: Draufpieseln (um es mal schön auszudrücken) und nicht trockenwischen ... NEIN, das mach ich nicht. Und ich behandle meine Gitarre deswegen auch jetzt nicht schlecht nur damit sie bald mal so aussieht. Ich spiele sie einfach und da ich mit dem Plek´ viel - sehr viel - schruppere wird sich das vermutlich in den nächsten Jahren sowieso etwas rauskristallisieren.

Gibt auch "Relic-Gitarren" die mir einfach aus optischen Gründen auch nicht gefallen wie die schon erwähnte Gibson Artist Aaron Lewis "Aged".
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**Stefan**
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Beitrag von **Stefan** »

Mein grundsätzliches Verständisproblem liegt einfach wie folgt:
Warum kauft man sich denn keine ALTE Gitarre, wenn einem der Look gefällt?!?

Und warum aged man mit riesen Aufwand seine Strat optisch, um dann moderne Pick-ups reinzubauen. Jay-C?

I simply don't get it....

...aber ich bin an Antworten interessiert

@pappenheimer: Du bist in letzter Zeit oft sehr ungehalten, scheints mir...(':wink:')
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