Seite 1 von 4

Händlerspanne bei Gitarren??

Verfasst: Di Okt 12, 2010 9:03 pm
von Dylan
Edit durch den Admin
Die Firma Lakewood Guitars hat heute Verbindung mit mir aufgenommen und mich darauf aufmerksam gemacht, daß die Veröffentlichung von Großhandelspreisen durch Unbefugte im Internet nicht gewünscht sind. Diese Angaben sind nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.

Der Initiator des Thread möge sich darüber klar sein, daß er als Speditionsmitarbeiter oder Frachtführer gehalten ist, das Postgeheimnis zu wahren. Das Postgeheimnis erfasst alle der Post zur Beförderung übergebenen Sendungen (Päckchen, Pakete), einschließlich der bei der Versendung anfallenden Daten (z. B Mitteilungen über die Person des Absenders, des Empfängers und den Inhalt der Sendung).

Interessant ist der Blick auf § 39 PostG, dessen Absatz 2 folgendermassen lautet:

(2) Zur Wahrung des Postgeheimnisses ist verpflichtet, wer geschäftsmäßig Postdienste erbringt oder daran mitwirkt. Die Pflicht zur Geheimhaltung besteht auch nach dem Ende der Tätigkeit fort, durch die sie begründet worden ist.

Absatz 3 lautet:

Den nach Absatz 2 Verpflichteten ist es untersagt, sich oder anderen über das für die Erbringung der Postdienste erforderliche Maß hinaus Kenntnis vom Inhalt von Postsendungen oder den näheren Umständen des Postverkehrs zu verschaffen. Sie dürfen Kenntnisse über Tatsachen, die dem Postgeheimnis unterliegen, nur für den in Satz 1 genannten Zweck verwenden. Eine Verwendung dieser Kenntnisse für andere Zwecke, insbesondere die Weitergabe an andere, ist nur zulässig, soweit dieses Gesetz oder eine andere gesetzliche Vorschrift dies vorsieht und sich dabei ausdrücklich auf Postsendungen oder Postverkehr bezieht. Die Anzeigepflicht nach § 138 des Strafgesetzbuches hat Vorrang.

Nach alledem sehe ich keine andere Möglichkeit, als dem Begehren des Herstellers Rechnung zu tragen.

Lakewood Guitars hat die Veröffentlichung dieser Stellungnahme anheimgestellt:

Der Beitrag wurde auf Wunsch von Lakewood Guitars aus dem Forum fingerpicker.de gelöscht, da vertrauliche Informationen unbefugt veröffentlicht wurden und dadurch eine unsachliche Diskussion aufgrund von ungenügendem kaufmännischem Wissen entfacht wurde. Die Preise von Lakewood Gitarren sind nach allgemeingültigen kaufmännischen Regeln kalkuliert. Die Handelsspannen entsprechen den in der Branche üblichen Kalkulationen, die für eine gute Vertriebsarbeit Voraussetzung sind. Davon profitieren Groß- und Einzelhandel, sowie auch der Endverbraucher selbst.


Verfasst: Di Okt 12, 2010 10:03 pm
von Gerrit
Ich denke das du richtig liegst.... :wink:

Verfasst: Di Okt 12, 2010 10:24 pm
von notenwart
ich habe in den letzten Tagen meine zukünftige "murmelnuschel" mal im Netzt gesucht und zwischen 4.200,- und 2.700,- gefunden-
ich gehe davon aus, dass auch letzterer noch einen kleinen Gewinn macht.....

Verfasst: Di Okt 12, 2010 10:30 pm
von TorstenW
Naja, was heißt große Händlerspanne.
Da kommen dann noch Zollgebühren drauf, dann will Ladenmiete, Personalkosten, Versicherung etc bezahlt werden und Gewinn möchte man ja auch machen.

Und es ist ja nicht so, dass man täglich nen Dutzend 2000€ Gitarren verkauft, die hängen dann auch schonmal Monate im Laden..

Verfasst: Di Okt 12, 2010 10:32 pm
von Holger Hendel
Würde mich nicht wundern. In dieser Branche wundert mich fast nix (mehr). ;)

Verfasst: Mi Okt 13, 2010 7:03 am
von Pappenheim
Na ja, das ist nun mal so. Torsten hat schon recht, Personal, Lokalmiete, Betriebskosten, das muss sich ja irgendwo mal rechnen.

Die Apotheken - zumindest in Österreich - hauen über 90% drauf. Deswegen gehts unseren Krankenkassen auch so schlecht....
Wenn man sich ein Medikament kauft, dass die Kasse nicht zahlt und es kostet 100 Euro, darf sich der Apotheker über 90 Euro Reingewinn freuen!

Verfasst: Mi Okt 13, 2010 7:07 am
von jafko
Pappenheim hat geschrieben: "...Die Apotheken - zumindest in Österreich - hauen über 90% drauf..."
"...Wenn man sich ein Medikament kauft, dass die Kasse nicht zahlt und es kostet 100 Euro, darf sich der Apotheker über 90 Euro Reingewinn freuen!
Mathe 6

:lol: :lol: :lol:

Verfasst: Mi Okt 13, 2010 7:36 am
von DiSt
Ist halt wie bei jenem Händler, der sagt, ich kauf's um eine Mark ein, und um zehn verkauf ich's, und von den zehn Prozent muss ich leben :lol:

Verfasst: Mi Okt 13, 2010 8:05 am
von OldPicker
Deswegen mag ich mir eigentlich auch keine "Stangengitarre" mehr kaufen, so schön sie auch sein mag.

Im Moment bin ich gut ausstaffiert, aber sollte sich die Gelegenheit ergeben, käme für mich wohl nur eine von Hand gebaute Gitarre direkt vom erfahrenen Gitarrenbauer in Frage. Dann kommt das Geld dort hin, wo es nach meiner Meinung hin gehört.

Eine "Markengitarre" muss schon sehr außergewöhlich ansprechend sein und der Händler ein echter Freund, um mich noch einmal von diesem Vorsatz abzubringen.

Verfasst: Mi Okt 13, 2010 8:21 am
von Spong
Es wirkt etwas krass, aber wenn man die "Auflagenhöhe" und die reingeflossene Arbeit berücksichtigt, ist das schon realistisch. Verkaufspreis plusminus das Dreifache vom Produktionspreis. Damit wird zumindest gewährleistet, dass der Produzent halbwegs über die Runden kommt.

Extremer und ziemliche Abzocke ist für mich eher zB Kleidung, eine Jeans, die für 5 Euro produziert wird und für 120 Euro verkauft ...

Verfasst: Mi Okt 13, 2010 8:33 am
von stringbound
TorstenW hat geschrieben:Naja, was heißt große Händlerspanne.
Da kommen dann noch Zollgebühren drauf, dann will Ladenmiete, Personalkosten, Versicherung etc bezahlt werden und Gewinn möchte man ja auch machen.

Und es ist ja nicht so, dass man täglich nen Dutzend 2000€ Gitarren verkauft, die hängen dann auch schonmal Monate im Laden..
Danke, aber ich möchte das etwas weiter verdeutlichen.
Aus Gründen der Übersichtlichkeit verwende ich Bruttopreise.

Einen deutschen "Premiumhändler" kostet eine Lakewood D32 (ohne TA und Cut) im EK ca. 1310.- Euro brutto.
Der normale EKP für liegt bei ca. 1511.- Euro brutto.
Der VKP liegt bei ca. 2100.- Euro brutto.

Das sieht nach einem Riesengewinn aus, aber davon gehen die Kosten für den Laden und die Mitarbeiter ab.
Auch das Finanzamt will seinen Teil haben und leben muss man auch.
Nach den Abzügen und Kosten bleibt von dem Gewinn nicht viel hängen.

Dazu kommt, dass man als Händler nicht jeden Tag Gitarren in dieser Preisklasse verkauft.
Manche Gitarren stehen über Jahre im Laden und wenn ein überarbeitetes Modell kommt, muss man den VKP senken, was den Gewinn weiter schmälert.

Teure Gitarren hat ein Händler im Laden damit seine Kunden sagen können:"Wow, Gitarren von "Martwood Gibslor" hat der hier auch, das ist ein guter Laden".
Geld wird mit Einsteiger- bis Mittelklassegitarren und mit "Kleinkram" wie Saiten, Pleks etc verdient.

Zurück zu dem schweizer Händler.
Um die Gitarren für den Händler in der Schweiz attraktiv zu machen, muss der EKP gesenkt werden.
Rechnet den Zoll, die Steuer und den Transport inklusive Versicherung dazu und ihr kommt auf Kosten die dem EKP des deutschen Händlers entsprechen.

Abschliessend: der Preis wird vom Hersteller oder dessen Vertrieb festgelegt, denn eine "Marke" soll in einem bestimmten Preissegment etabliert werden.
Lakewood sieht sich im Segment der "großen" amerikanischen Hersteller und das spiegelt sich im VKP.
Der gegenüber den amerikanischen Herstellern niedrigere EKP soll ein Anreiz für die Händler sein, ihren Kunden bevorzugt Lakewood Gitarren anzubieten.

Verfasst: Mi Okt 13, 2010 8:45 am
von Pappenheim
jafko hat geschrieben:Mathe 6 :lol: :lol: :lol:
Na ja, gerundet halt, sei nicht päpstlicher als der Papst... :?

Verfasst: Mi Okt 13, 2010 8:46 am
von Gerrit
Wieso müssen die EKP für Schweizer Händler attraktiv gemacht werden?? Die Gitarren sind hier ALLE im VKP meist erheblich teurer. Die MwSt beträgt aber trotzdem nur 7,6% hier. Sprich der Schweizer Händler hat die Gitarren ohnehin schon günstiger eingekauft.....

Für mich ist das einfach Abzocke und Verarsche. Man nimmt was der "Markt" so hergibt. Die Gewinnspannen sind bei Hersteller und Händler überzogen. Ich erinnere mal besonders an die "Aufpreise" verschiedener Korpushölzer im 4-stelligen Bereich. Der EKP liegt für den Hersteller vielleicht 100-200 Dollar über dem der "normalen" Hölzer. Der Kunde im Laden soll dann vielfach tausende mehr bezahlen...

Mir hat mal ein Lakewood-Händler ohne grosse Nachfrage 30% Rabatt für eine noch zu fertigende Custom angeboten, ohne das ich mich gross bemühen musste...

Kann jeder zu denken was er will.....

Verfasst: Mi Okt 13, 2010 9:02 am
von Rainman
ich muss mal eine Lanze für die Händler brechen
in unserer transparenten Geiz ist geil Gesellschaft wird dem Handel langsam die Lebensgrundlage entzogen.

Folgende Rechnung mal von zwei Seiten betrachtet:

Kunde

Einkaufswert des Händlers 100 Euro
Ladenverkaufspreis 200 Euro
Kunde denkt: "Sauerei 100 % Aufschlag gleich Gewinn des Händlers

Händler

Erzielter Verkaufspreis 200 Euro
Einkaufswert 100 Euro
Erzielte Handelsspanne nach Abzug der Umsatzsteuer 46,5%
Ladenmiete vom Umsatz gerechnet ca 15 %
Personalkosten vom Umsatz gerechnet 20 %
Vertriebskosten allgemein ca 10 %
nicht eingerechnet Ladenhüter und Bruch/Diebstahl
bleibt ca 1,5 % vom Umsatz in diesem Fall 3 Euro

Um Brutto also einen Lohn für den Händler von ca 3000 Euro zu erzielen müsste ein Umsatz von rund 200.000 Euro erzielt werden.

Also ist der gefühlte Aufschlag von 100% etwas wenig. Also die Rechnung noch mal mit 150% oder 200% gemacht.

Und jetzt die üblichen Handelsspannen zum Vergleich
Brot und Backwaren 75%
Fleisch an der Bedienung 35 %
Wurst an der Bedienung 50 %
Lebenmittel im Trockensortiment 30-40%
Bekleidung 150%
Werkzeug 100%
Gitarren ?

Verfasst: Mi Okt 13, 2010 9:11 am
von Gerrit
Jaja, sind schon alles arme Schweine die Hersteller und Händler, Banker und Versicherer.......

Deshalb hat der normale Bürger ja auch immer mehr Kohle in der Tasche auf der er rumsitzt und die er geizhafter Weise nicht ausgeben will und die Millionäre sowie Milliardäre sterben aus, die Armen....


Gehts noch???