Gibsy Gitarren

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jion
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Gibsy Gitarren

Beitrag von jion »

Hallo,

gerade Neu angemeldet, und schon wieder eine Frage.

Mir wurde eine Gibsy Gitarre (Django Reinhard) angeboten. Was unterscheidet eine Gibsy Gitarre in der Spielweise von einer "Normalen Girtarre"? was haltet ihr von einer solchen Gitarre?

Gruß

Jion
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RB
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Beitrag von RB »

Gypsy oder gipsy schreibt man das.

Spielweise ? Die sind so gebaut, daß sie laut und durchdringend klingen und haben manchmal eine etwas längere Mensur. Aber sie werden wie eine richtige Gitarre gestimmt.

Amtlich ist es, irgendwelche eklig klingenden Akkorde mit komplizierten Namen und hektische Melodien darauf zu spielen.
Hubert
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Beitrag von Hubert »

RB hat geschrieben:Amtlich ist es, irgendwelche eklig klingenden Akkorde mit komplizierten Namen und hektische Melodien darauf zu spielen.
Och, "Ich" finde das schon ganz nett.
Wawau Adler Gypsy Trio
http://www.youtube.com/watch?v=-WUZDYFU63U

Viele Grüße
Hubert
jion
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Beitrag von jion »

Danke für den Link, ist schon beeindruckend....

Gruß

Jion
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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

Das ist beeindruckend:

Der Meister: Django Reinhard spielte hauptsächlich nur mit Zeige- und Mittelfinger der linken Hand.

Ich wollte diese Musik immer spielen können, war aber viel zu faul. Das lernt man nur durch üben...
* * * * * * * * * * * * * * *

"I usually play songs in two chords, C and G, and every once in a while I throw in an F, just to impress the girls."
(Woody Guthrie)
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tired-joe
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Re: Gibsy Gitarren

Beitrag von tired-joe »

jion hat geschrieben:Mir wurde eine Gibsy Gitarre (Django Reinhard) angeboten. Was unterscheidet eine Gibsy Gitarre in der Spielweise von einer "Normalen Girtarre"? was haltet ihr von einer solchen Gitarre?
Ich nehme an, es handelt sich um eine Kopie der Selmer-Maccaferri Gitarre, wie sie Django Reinhardt spielte. Den Namen "Gipsy" Gitarre findet man zwar haeufig, ist aber irrefuehrend.

Diese Gitarren klingen sehr speziell, sie haben einen leicht gewoelbte Boden und Decke, und sind auf Lautstaerke getrimmt, und sie klingen nur gut, "wenn man Akkorde mit komplizierten Namen und hektische Melodien darauf spielt", um mal den Meister zu zitieren :wink:

Sie werden mit duenne Saiten bespannt, und mit einem moeglichst dicken Plektrum gespielt. Das traegt zu dem durchdringenden Ton bei. Zudem erlauben die duennen Saiten einen schoioenes Vibrato. Ein Bluegrasspicker benutzt zwar auch ein Plektrum, doch ist die Spieltechnik sehr verschieden. Ohne in die Einzelheiten zu gehen: Der Bluegrasser uebt den Wechselschlag (Ab- gefolgt vin einem Aufschlag) bis zum Abwinken, waehrend Django und Gefolgsleute eine Art "sweep picking" zelebrieren, also beim Wechsel des Anschlags von einer Saite auf die naechste nicht die Pickrichtung aendern. Na ja, schwer zu erklaeren.

Was ich eigentlich sagen nur sagen wollte: Fingerpicking und Strumming klingen auf so einer Gitarre sehr bescheiden.

Wenn du nicht wie Django spielen willst, wuerde ich so eine Gitarre nicht kaufen.

Wenn du wie Django spielen willst, ist so eine Gitarre allerdings amtlich.

Joe
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Pan
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Beitrag von Pan »

Sehr gut info von luthier Paul Hostetter: http://www.lutherie.net/sitemap.html
Juan
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Beitrag von Juan »

Hi
Man sollte vielleicht noch sagen, dass es im Wesentlichen 2 Modelle gibt. Das Design der Gitarre stammt aus den 30er Jahren und ist seither kaum geändert worden. Das Erste Modell war mit einem großen D-förmigen Schallloch (D-hole) versehen, später wurden auch Gitarren mit einem kleinen ovalen Schallloch (Oval-hole) gebaut ein. Es hat sich irgendwie eingebürgert, dass auf den D-holes Rythmus-Gitarre gespielt wird und auf den Oval-hole Lead, aber eine feststehende Regel ist das nicht und es gibt einige bekannte Gitarristen die sich da nicht dran halten (Joscho Stephan spielt als Solist zum Beispiel eine D-hole). Eine Zeitlang wurden die Gitarren auch mit einer resonatorartigen internen Struktur gebaut (Sound-Box oder so ähnlich). Die hat sich meines Wissens aber nicht durchgesetzt.
Es wurde schon mehrfach betont, dass der Sound eines solchen Instruments sehr speziell ist und sich sicher nicht für jeden Stil eignet. Dem kann ich mich eigentlich anschließen, wenn ich auch sagen möchte, dass es nicht nur Jazz-Manouch sein muss.
Wenn Dir eine solche Gitarre angeboten wird, kommt es natürlich darauf an, was für eine Musikrichtung dich interessiert. Wichtig ist aber auch um was für ein Instrument es sich handelt.
Die Originalselmers sind m.W. unbezahlbar, wenn überhaupt noch zu bekommen. Dann gibt es aber zwischen den typischen koreanischen low-end und maßgeschneiderten Sonderanfertigungen eine riesige Bandbreite.
Vor vielen Jahren gab es mal eine Neuauflage der beiden Maccaferi-Modelle von Ibanez. ich hatte eine D-hole vor einiger Zeit mal in der Hand und muss sagen, dass das soundmäßig einwandfrei war. Ich meine aber gehört zu haben, dass die Ibanez-Maccaferis mittlerweile auch eine Art Sammlerstatus erworben haben. Solltest Du so ein Teil angeboten bekommen, würde ich es aber ausgibig testen und - wenn der Preis stimmt - zuschlagen.
Ich selbst habe mir 2005 eine Ovale-Hole von John-Le Voi in Alford (GB) bauen lassen. Ich habe ihn vor einigen Jahren in seiner Werkstatt besucht, als ein Kumpel seine Gitarre dort abgeholt hat. Das hat mich dann auch auf den Geschmack gebracht und als ich ein paar Kröten zusammen hatte, wollte ich dann auch meine eigene Oval-hole haben und hab sie bei John bestellt. Üblicherweise werden die Instrumente mit Palisanderkorpus und Fichtendecke ausgeführt, ich habe mich aber für einen Mahagoniekorpus entschieden ... und Mann, ich liebe das Teil!!!
Der Preis war - für ein handgefertigtes Instrument - auch akzeptabel und die Fertigung und Lieferung lief völlig unproblematisch ab. Also ich kann John Le Voi nur bestens empfehlen.
Ich spiele mit einem Palisanderpick, was ungefähr einen halben Zentimeter dick ist und ein richtiges Profil für die Finger aufweist. Aber es gibt auch Picks in Horn oder Knochen, ja sogar Stein habe ich schon gesehen.
Der Stil spielt sich auch nicht nur beim Solieren völlig anders, sondern auch beim Begleiten. Typisch ist der Rythmus der sehr choppy daher kommt, auch Pompe Manouche genannt. Das ist aber noch lange nicht alles. Neben den besagten Akkorden mit den unausprechlichen Namen, wird da auch rumgewirbelt und Rythmuspattern alterniert, dass es eine wahre Freunde ist. Ich würde sagen, ordentlich Rythmusgitarre zu spielen ist im Jazz Manouche genauso anspruchsvoll wie einigermaßen zu solieren.
Also, man muss sich für diesen Stil schon sehr interessieren und auch gut Zeit investieren, bis man da einigermaßen mithalten kann (ich meine, ich kanns immer noch nicht richtig), aber es macht einfach total Laune, und wenn Du dann noch Leute findest, die Deine Leidenschaft teilen, dann geht da wirklich die wilde Wutz ab.
Achja, es findet jedes Jahr in Augsburg das Django-Reinhardt-Memorial statt, wo man nicht nur seine musikalischen Abkömmlinge hören kann, sondern wo auch eine Gitarrenausstellung stattfindet, bei der man wirklich jedes Instrument - auch die für € 10.000,-- testen kann. Augsburg ist wirklich eine Alternative, für diejenigen, für die Samois sur Seine ein bißchen weit ist.
Okay, jetzt habe ich Dich vielleicht ein bißchen zugetextet. Sorry die Begeisterung hat mich einfach mitgerissen.
Ich würde Dir empfehlen, Dich erst einmal mit dem Gipsy-Stil ein bißchen vertraut zu machen um zu sehen, ob Dich dieser Stil so fesselt, dass Du die Anschaffung eines typischen Instrumentes dafür wirklich wagen willst. Du kannst - jedenfalls die Basics - mit einer guten Stahlsaitengitarre ausprobieren. Natürlich ist der Klang anders und auch das Handling, aber Du bekommst eine Ahnung, ob es was für Dich ist.
Viel Spass dabei und vielleicht magst Du ja mal Deine Erlebnisse dabei posten.
Gruss

Jens
http://www.myspace.com/jensitos
http://www.youtube.com/user/jewe321?feature=mhee
Martin J-40 (2008)
Ovation Legend Electric (1981)
LeVoi Oval Hole Selmer-Type (2005)
und noch einiges mehr
Gast

Beitrag von Gast »

Hier auch mal reingucken:
http://emicad.altervista.org/
Hi
Hei
Juan
Beiträge: 312
Registriert: Mi Okt 21, 2009 11:11 am

Beitrag von Juan »

und hier kann man das ganze mal in Aktion sehen:

http://www.youtube.com/watch?v=2yfQN8-tVlQ

Gruss


Jens
http://www.myspace.com/jensitos
http://www.youtube.com/user/jewe321?feature=mhee
Martin J-40 (2008)
Ovation Legend Electric (1981)
LeVoi Oval Hole Selmer-Type (2005)
und noch einiges mehr
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