Seite 1 von 1

GEMA und die Weihnachtsmärkte

Verfasst: Mo Dez 06, 2010 10:00 am
von chetpicker
Ich zitiere aus einem Schreiben von "Pflegen-zuhause":

"Aachen hat in diesem Jahr eine ganz besondere Neuerung auf dem Weihnachtsmarkt: Er findet ohne Weihnachtsmusik statt! Ja, Sie lesen richtig. Es gibt zwar ein Unterhaltungsprogramm auf einer Bühne mit gelegentlichen Musikdarbietungen, aber die Besucher werden nicht während der gesamten Öffnungszeit des Marktes über die Lautsprecheranlage „bedudelt“.

Vielleicht denken Sie jetzt: Toll, das muss ja himmlisch sein. Ein Weihnachtsmarkt nur hier und da an einem Stand mit dezenter Musik, ohne ungefilterte Dauerberieselung. Ich muss sagen, mir gefällt das tatsächlich.
Auch wenn der Grund gar nichts mit Kundenfreundlichkeit zu tun hat. Denn eigentlich ist es Gier, die uns diese besinnliche Ruhe auf dem Weihnachtsmarkt verschafft.

Die „Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte“ (GEMA) hat diese Neuerung mit einem 200-prozentigen Preisaufschlag verursacht: Mussten die Aussteller bisher 4.000 € für die Dauerberieselung der Kunden berappen, verlangte die GEMA in diesem Jahr satte 12.000 €. Das war den Ausstellern entschieden zu viel.
Das Ergebnis: Die Aussteller verzichten auf die Musik und sparen so auch die 4.000 €. Die Weihnachtsmarktbesucher können sich auf einen ruhigen Marktbesuch freuen und der GEMA wird ihre Gier zum Verhängnis: Statt 12.000 € gibt’s nämlich gar nichts."

Ich erspare mir jeden weiteren Kommentar!

Fröhlicher Nikolaus

Michael

Verfasst: Mo Dez 06, 2010 10:25 am
von Juan
Diese Reaktion kann ich extrem gut nachvollziehen. Ich bin zwar selbst GEMA-Mitglied (*duckundweg*), habe aber auch schon selbst meine liebe Not mit dieser Institution gehabt.

Die Frage ist, ob diese Vorgehensweise wirklich sicher ist. Offensichtlich wird es ja doch die eine oder andere musikalische Darbietung geben.Und dann greift wohl die sog. GEMA-Vermutung, die besagt, dass es sich um GEMA-pflichtige Werke gehandelt hat, die da gespielt worden sind.D.h. es besteht ein Anschein der GEMA-pflichtigkeit und die GEMA kann trotzdem die Gebühren erheben.

Diesen Anschein kann man entkräften, in dem man sich von den Musikern bestätigen lässt, dass es sich bei den gespielten Stücken um GEMA-freie Werke handelt. GEMA-frei sind m.w. z.B. Traditionals oder Volksweisen, bei denen ein Urheber nicht bekannt ist. Dann gibt es da noch eine Regel, die besagt, dass auch solche Stücke, deren Urheber bereits eine bestimmte Zeit verstorben ist, GEMA-frei sind. Aber wie das genau funktioniert, weis ich auch nicht. Vielleicht gibt es da im Forum Experten.

Mir haben diese Bestätigung vor einigen Jahren jedenfalls sehr geholfen.

Schade, dass die GEMA offensichtlich immer noch nicht kapiert hat, dass sie mit solchen Aktionen ihren Mitgliedern eher schadet, als deren Interessen wahrzunehmen. Tatsache ist aber auch, dass in den vergangenen Jahren die Einnahmen der GEMA kontinuierlich zurück gegangen sind, weil auch die Tonträgerumsätze als wesentliche Grundlage zurückgegangen sind. Nun versucht man wohl diesen Umsatzrückgang anderweitig zu kompensieren.

GEMA und kein Ende ....

Verfasst: Mo Dez 06, 2010 11:09 am
von tbrenner
Hallo zusammen,

die verschärfte Gangart der GEMA kann ich aus tagesaktuellem Anlass nur bestätigen: die sind sich inzwischen nicht zu blöde dafür, für eine Vereinshocketse, bei denen ein Quetschkommodenspieler mit Senioren Volkslieder und Evergreens singt (unkommerzieller + gemeinnütziger geht´s nicht...) die Hand aufzuhalten. Es wird wohlgemerkt kein Eintritt erhoben und Essen + Getränke werden zu "Sozialtarifen" abgegeben.

Man darf sich das so vorstellen, daß im GEMA-Apparat Hundertschaften von Leuten damit beschäftigt sind, jedes Gemeindeblättchen daraufhin durchzusehen, ob aus irgendeiner Miniveranstaltung noch Nektar zu saugen sei. Zu Zeiten eines florierenden CD-Verkaufs und entspr. Mittelfluss hat das alles die Herrschaften überhaupt nicht tangiert. Es kommt bei mir der Eindruck auf, daß ein überdimensionierter Apparat sich auf diese Weise sein Überleben sichern will. Ein Würgeeisen für jeden kleinkulturellen Ansatz und überhaupt nur noch eine Schande dieser Verein!
Sorry, mußte mich jetzt kurz mal auskübeln... :roll:

tbrenner

Verfasst: Mo Dez 06, 2010 11:16 am
von Spong
Nach den vielen sauren Äpfeln, die ich schon über die GEMA gehört habe, nehme ich die Nachricht aus Aachen mit große Befriedigung auf und hoffe auf eifrige Nachahmer.

Es gibt nicht allzuviel, was mich in diesem Land wirklich auf die Palme bringt, aber die Institutionen, die mich GE beginnen, gehören definitiv dazu.

Verfasst: Mo Dez 06, 2010 9:21 pm
von Gast
Ich war zwar heute nicht auf dem Weihnachtsmarkt in AC, habe mir aber sagen lassen, dass klein beigegeben wurde. Scheinbar läuft jetzt doch Musik auf dem Markt - schade. Ich wäre für eine konsequente Durchsetzung gewesen.

Gruß, M.

Re: GEMA und kein Ende ....

Verfasst: Mo Dez 06, 2010 9:31 pm
von guitar-hero
tbrenner hat geschrieben:...

Man darf sich das so vorstellen, daß im GEMA-Apparat Hundertschaften von Leuten damit beschäftigt sind, jedes Gemeindeblättchen daraufhin durchzusehen, ob aus irgendeiner Miniveranstaltung noch Nektar zu saugen sei. ...

Irnxwie müssen ja deren Gehälter auch bezahlt werden, oder? :roll:

___

Am peinlichsten fand ich es, dass unsere Kindergärten zur Zahlung gebeten wurden, wenn sie ein Martinslied von Rolf Zuckowski singen wollten.

Peinlicher geht's wohl wirklich nicht mehr!

meint
Werner.

nn

Verfasst: Di Dez 07, 2010 7:09 am
von string

Code: Alles auswählen

und der GEMA wird ihre Gier zum Verhängnis: Statt 12.000 € gibt’s nämlich gar nichts." 
RICHTIG! Super!
Michael, es muß denen wirklich weh tun, damit sie merken, dass sie sich nicht alles erlauben können.
Tja, Weihnachten, das Fest des Profits und der Gier. -In den Medien hört man ja überwiegend auch nur noch von den zu erwartenden Gewinnen in Prozent.

Trotz allem eine stressfreie, besinnliche Vorweihnachtszeit.

Gruß
Klaus

Verfasst: Di Dez 07, 2010 12:38 pm
von Muellermann
Hat zwar nichts mit Weihnachtsmärkten zu tun, passt aber zur GEMA

http://de.news.yahoo.com/2/20101207/tts ... b2fc3.html

Verfasst: Di Dez 07, 2010 12:44 pm
von Harald
Muellermann hat geschrieben:Hat zwar nichts mit Weihnachtsmärkten zu tun, passt aber zur GEMA

http://de.news.yahoo.com/2/20101207/tts ... b2fc3.html
ES IST EINFACH NICHT ZU FASSEN :twisted:

Verfasst: Di Dez 07, 2010 12:51 pm
von Juan
@Muellermann:

Dazu passt ein Gerücht, was vor einigen Jahren die Runde machte: Danach gehören die Rechte an der "Internationalen" einem deutschen Medienunternehmer und immer wenn auf dem roten Platz oder einer anderen offiziellen Veranstaltung der sozialistischen Internationalen das Stück gespielt wurde, hat bei dem die Kasse geklingelt.

Was lernen wir daraus? Nichts ist so ironisch, wie die Realität!

Verfasst: Di Dez 07, 2010 3:27 pm
von Hanjo
Naja, da Musik und Text aus dem vor-vorigen Jahrhundert stammen ist es natürlich erst einmal Gema-frei.

Es hat immer wieder Situationen gegeben wo die Politik der technischen Veränderung Rechnung getragen hat und mit Leercassettenabgabe, Abgabe auf Brenner etc. den Gemas dieser Welt geholfen hat in einem veränderten Umfeld die Einnahmen zu stabilisieren.
Da gab es definitiv keinen wie immer gearteten Handlungszwang dies zu tun.
Genau solche Momente wären richtig gewesen z.B. zu fordern, daß unverstärkte Musik in kleinem Rahmen, das Kofferadio breim Friseur etc. nicht mehr der Gemapflicht unterliegen.

Die Kultur der Gema Schnüffler, der Gebühren die Kleinkunst erschwert ist nicht der Gema vorzuwerfen, sondern der Politik die es offensichtlich so will.
Die Gema richtet sich nach Gewinnmaximierung aus so wie es auch jede Pommesbude tut.

Beste Grüße Hanjo

Verfasst: Di Dez 07, 2010 4:36 pm
von Gast
Hanjo hat geschrieben: Die Gema richtet sich nach Gewinnmaximierung aus so wie es auch jede Pommesbude tut.
Grundsätzlich hast du ja Recht. Allerdings sucht mich kein Pommesbudenverkäufer auf, wenn ich Hunger habe und zwingt mich dann seine Pommes zu kaufen. Bei der GEMA sieht das schon anders aus.

Gruß, M.

Verfasst: Di Dez 07, 2010 6:49 pm
von Herigo
kann man für sich so stehen lassen: :twisted:

Der türkische Regierungssprecher sagte mit Blick auf die vermeintliche Gema-Forderung für die Hymne, es gebe Dinge, die nicht einmal dem Teufel einfallen würden.