Gesundheitsprobleme durch Gitarrenspiel?

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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scifi
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Gesundheitsprobleme durch Gitarrenspiel?

Beitrag von scifi »

Hi zusammen,

Da mein Gitarrenspiel schon immer von körperlichen Problemen begleitet wird, wollte ich mal fragen, wem es noch so geht. Das Musik machen nicht unbedingt gesund ist, sehe ich bei einigen Profis (Orchestermusikern), die ich kenne. Das kann schnell bis zur Berufsaufgabe gehen. Bei den Gitarristen ist vielleicht Leo Kottke ein bekannter Fall, der fast seine Karriere an den Nagel hängen musste.

Ich frage mich nun, was besonders typisch ist für Akustikgitarristen und mit welchen Tricks der einzelne die Probleme angeht.

Das soll jetzt hier kein Selbstmitleids-Thread geben, aber ich finde das Thema schon sehr relevant. Mich blockieren die Probleme teilweise erheblich.

Meine Beschwerden:
=> Sehnenentzündung Handgelenk
=> Daumengelenksschmerzen
=> "Gitarren-/Mausarm" (Ellenbogen)

Meine "Therapien":
=> Belastungsverlagerung durch wochenweisen Wechsel zwischen Finger- und Flat-Picking (hilft zumindest der Schlaghand)
=> wenn es kritisch wird eine Woche pausieren
=> Tubenweise Sport-Gel auf die Unterarme und Fingerknöchel
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Davanlo
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Beitrag von Davanlo »

Ich hab seit einigen Monaten Schulterprobleme ... und noch keine Lösung gefunden ... schwimmen und Qi-Gong helfen ein bisschen ...
TheManWithoutStrings
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Beitrag von TheManWithoutStrings »

Tubenweise Sport-Gel auf die Unterarme und Fingerknöchel
Kannste lassen, hat leider null Effekt...lediglich Diclofenac-Salbe hat einen nachgewiesenen leichten Schmerzlinderungseffekt......lieber richtig kühlen mit Eispackung (max 20 min.) bringt viel mehr......vielleicht aber auch Wärme...musst Du mal ausprobieren.....Elektrostimulation (Tens) hilft auch vielen......

Vielleicht mal zum Osteopathen oder Giztarrenlehrer gehen um unnötige Anspannungen/Fehlhaltungen beim Spiel zu entdecken und ggf. zu lösen....

Vielleicht auch mal zum Doc ? Gicht ? Rheuma?.....
Lakewood diverse
Hanika
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RB
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Beitrag von RB »

Ich habe überhaupt keine Probleme, von der Ausnahme einmal abgesehen, daß mir hin und wieder die Fingerspitze des Zeigefingers, manchmal die des kleinen Fingers der Greifhand schmerzen. Ein Bekannter, der auch spielt, sagt dazu: Nerv freigespielt. Dann mache ich ein oder zwei Tage Pause.

Wenn aber ein regelrechter Tennisarm und Sehnenscheidenentzündungen entstehen, würde ich entweder einen Haltungs- bzw. Technikfehler oder eine körperliche Neigung zu derlei Beschwerden vermuten - oder beides.

Vielleicht solltest Du Deine Bewegungsabläufe einmal auf Verbesserungspotential hin würdigen. Ich wüßte zwar nicht, wie man das anstellen sollte, aber das scheint mir zumindest ein Ansatzpunkt zu sein.
mbern
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Re: Gesundheitsprobleme durch Gitarrenspiel?

Beitrag von mbern »

scifi hat geschrieben:Hi zusammen,

Da mein Gitarrenspiel schon immer von körperlichen Problemen begleitet wird, wollte ich mal fragen, wem es noch so geht. Das Musik machen nicht unbedingt gesund ist, sehe ich bei einigen Profis (Orchestermusikern), die ich kenne.
Und ich dachte immer, Musik machen wäre gesund...

Du schreibst, dein Spiel würde immer schon von körperlichen Problemen begleitet werden - und hast du gar nichts dagegen getan?

Ich brauche eine Fußstütze - so wie die Klassiker, setze aber den rechten Fuß darauf. Ich sitze auf einem Stuhl, neben dem rechts der Fernsehschemel steht, ein etwas tieferer Sitz ohne Stützen mit quadratischer Sitzfläche. Auf dem Schemel lastet das hintere Ende des Gitarrenkorpus'. Die Fußstütze ändere ich je nach Gitarre und Gefühl. Auf dem Schemel liegt noch eine Decke oder ein Kissen, so dass ich die Höhe des Gitarrenkorpus' regulieren kann. In den letzten Monaten habe ich pro Woche 20 bis 30 Stunden gespielt - ohne Probleme.
Ich glaube aber auch sagen zu können, dass ich eine gut trainierte Muskulatur habe. Wenn also eine bequeme, vernünftige Haltung nichts bringt, kannst du es noch mit Sport probieren.

Achja, statt Stuhl, Stütze und Schemelsitz gehen auch Sofa, Fußstütze und evtl ein Kissen - wieder für den Korpus - und vielleicht auch Kissen für den Rücken, falls das Sofa sehr tief ist.
Sonst würde ich es mal mit Gurt probieren, da kann man die Gitarre in vielen Höhen und unterschiedlichen Winkeln halten, man muss dabei nicht unbedingt stehen - irgendwas muss helfen, Muse darf nicht schmerzen.



Korrektur: Auf dem Sofa ist das Kissen nicht für den Gitarrenkorpus, sondern evtl zum draufsitzen. Kommt auf das Sofa an - ich brauche bei unserem Sofa nichts drunter.
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scifi
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Beitrag von scifi »

Ich fürchte auch das es bei mir an einer Mischung aus Veranlagung und Fehlhaltung/Überbeanspruchen liegt. Echt schwierig etwas dagegen zu unternehmen, ohne das Gitarrespielen ganz in Frage zu stellen. Meine bisherigen Ärzte spekulieren nur unreflektiert herum und etwaige Gitarrenlehrern in meiner Umgebung fehlt schlichtweg die Expertise ("also bei mir tut nix weh..").

Soll es nicht irgendwo in Süddeutschland eine Klinik für Musiker geben, wo man sich auf die speziellen Wehwehchen spezialisiert hat? Ich meine ich hätte mal einen Bericht im Radio darüber gehört.

Alternativ könnte ich es vielleicht auch mal mit einer Nylonsaitengitarre probieren (Spiele nur Steelstring). Vielleicht beansprucht das ja weniger Muskeln, Knochen, Sehnen, Nerven. Hat dazu jemand vielleicht eine Einschätzung?
TheManWithoutStrings
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Beitrag von TheManWithoutStrings »

Lakewood diverse
Hanika
mbern
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Beitrag von mbern »

scifi hat geschrieben: Alternativ könnte ich es vielleicht auch mal mit einer Nylonsaitengitarre probieren (Spiele nur Steelstring). Vielleicht beansprucht das ja weniger Muskeln, Knochen, Sehnen, Nerven. Hat dazu jemand vielleicht eine Einschätzung?
Kommt natürlich darauf an, was du für eine Stahlgitarre hast, also welche Form.
Die Knochen der Greifhand werden anders, vielleicht bei dir stärker oder weniger stark beansprucht. Das Halten der Gitarre ist einfacher, der rechte Arm muss nicht um ein Schlachtschiff gewickelt werden.
Diese Dreadnoughts sind eigentlich gar nicht für Menschen gebaut worden :)

Bei Konzert brauchst du ein dickeres Kissen auf dem Sitzschemel.
Spong
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Beitrag von Spong »

Wenn Schmerzen oder Schäden auftreten, kann ich mir nur vorstellen, dass es mit falscher oder zu angespannter Haltung zu tun hat. Robert Fripp bot seinerzeit Kurse an, die Gitarrenspiel mit Alexandertechnik verbanden, also Schultern zurück, grades Kreuz und Hintern raus :--) Ich bin sicher, eine Stunde bei einem klassischen Lehrer beseitigt diese Probleme.
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

hi,

mir hilft jetzt das spielen mit dem gurt (auch im sitzen). eine wirkliche wunderwaffe ist die ergoplay stütze. so entspannt habe ich noch nie die nylonstring spielen können. die greifhand ist ziemlich entspannt. außerdem sitze ich damit wesentlich gesünder.

probleme habe ich allerdings mit der schlaghand und dafür noch keine idee. bis auf die verwendung dieser stüzen die man über den unterarm zieht. die hilft schon das abquetschen der sehnen und gefäße zu vermeiden. aber die hand tut nach langen picking übungen manchmal doch weh.
Salud a Familia
Herigo Carajillo de los Bomberos de Alemania
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TorstenW
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Beitrag von TorstenW »

Ich handle momentan nach folgenden Prinzipien:

- Immer wieder leicht umsetzen, zwischendrin bewegen. Also beim Üben zwischendrin mal aufstehen, was trinken, das Getrunkene wegbringen etc.

- Bei langen Übe-Sessions (>2h) zwischendrin umbedingt ne Pause machen, und wenn es nur 5 Minuten sind, die man aus dem Fenster guckt.

- sobald irgendetwas anfängt weh zu tun: aufhören

Ein guter Teil meiner Mitstudenten hat schon Probleme. Sehnenscheidenentzündung, öfter auftretende Handgelenksschmerzen etc.
Musikmachen kann eine sehr einseitige Belastung sein, und darauf reagiert der Körper. Das sollte man irgendwie ausgleichen, wenn möglich.

Was ich auch generell empfehlen kann, ist da Heftchen "Zen und die Kunst Gitarre zu spielen".
Darin finden sich Übungen, körperlicher und geistiger Art, die wirklich helfen können sich beim Spielen nicht zu verkrampfen, sondern eher zu entspannen.
Zudem sind da auch einige gute Übestrategien und Konzentrationshilfen mit bei.
(greift alles ineinander)
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clone
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Re: Gesundheitsprobleme durch Gitarrenspiel?

Beitrag von clone »

scifi hat geschrieben:
Meine Beschwerden:
=> Sehnenentzündung Handgelenk
=> Daumengelenksschmerzen
=> "Gitarren-/Mausarm" (Ellenbogen)

Meine "Therapien":
=> Belastungsverlagerung durch wochenweisen Wechsel zwischen Finger- und Flat-Picking (hilft zumindest der Schlaghand)
=> wenn es kritisch wird eine Woche pausieren
=> Tubenweise Sport-Gel auf die Unterarme und Fingerknöchel
Ganz so heftig ist es bei mir ein Glück nicht. Was mir aber hilft ist eben ein Kompromiss. Will heißen: Hin zu einen handlichen Form wie einer OM und 0.11er Saiten. Falls du es nicht schon machst. Bei mir hilft es... .
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Brokenstring
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Beitrag von Brokenstring »

Helfen tut meist die "klassische" Sitzhaltung, wozu oft ein Gurt benötigt wird (im Sitzen!). Also Korpus zwischen die Beine, nicht auf dem rechten Oberschenkel ablegen, eventuell bis auf Brusthöhe hochziehen, Hals mindestens 45° nach oben, da greifts sich spürbar leichter als wenn die Gitarre am S..ck hängt und man die linke Hand um den Hals biegen muss. Dann noch Daumen auf den Hals und los gehts. Sitzposition insgesamt ist aufrecht mit geradem Rücken. Eventuell das Ganze auch im Stehen. Gitarre hängt dann mehr vor der Brust/Bauch als unten. Siehe z.B. alte Bilder der Beatles..., nicht so wie Keith Richards...
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Gott seis gedankt, dass ich bis zu 6 Stunden am Stück schmerzfrei spielen kann.

Ihr seid einfach alte Säcke! :P Duck und wech=>
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Gitarrenspieler
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Beitrag von Gitarrenspieler »

Ich hab das gleiche wie RB, Spitze des Zeigefingers der Greifhand. Fühlt sich manchmal wie ein Stechen oder ein kleiner Stromschlag an, so dass ich richtig zurückziehe.
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
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