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Hochpreisgitarre: Eine wahre Geschichte ....
Verfasst: Fr Apr 15, 2011 6:00 pm
von Spong
... die mir kürzlich ein Freund erzählte. Laut ihm genau so passiert.
Er ist im Laden, schaut sich bei teureren Steelstrings um. Er tritt viel auf und braucht sie beruflich. Er sieht eine Gitarre für 7000.
"Kann ich die mal probespielen?"
"Geht leider nicht. Die Kunden für solche Gitarren legen Wert darauf, dass sie noch nie gespielt wurden."
"Wie soll man denn rauskriegen, ob die Gitarre gut klingt, wenn man sie nicht spielen darf?"
"Das ist eine Gitarre, die für Sammler gebaut wird. Das Holz ist exotisch und klanglich so naja. Die Gitarre ist nicht dafür gebaut, dass jemand drauf spielt. Es ist eine Kapitalanlage. . "
Fand ich erstaunlich. Ist wohl exemplarisch für einen ganzen Markt. Rückt für mich dir Oberhochpreisgitarren in ein neues Licht ...
Verfasst: Fr Apr 15, 2011 6:08 pm
von Pappenheim
Geh bitte, der Ladenschwengel spinnt doch. Irgendwie kommts mir so vor, als ob die Hälfte der Verkäufer in den Läden ahnungslos sind.
Das Problem mit hochpreisigen Gitarren in den Läden ist schon mal das, dass auf den Gitarren zu 99% tote Saiten drauf sind. Und wenn man sich dann mit einer J-45 oder einer J-200 Prewar oder einer D-45 hinsetzt, dann schauen sie dich an mit einem Blick von wegen Du, mach ja nix kaputt! - und wenn man dann sagt: Tote Saiten! Dann schauen sie einen wieder an als ob man vom Mond käme.
Wenn man dann noch Fragen stellt, von wegen ist die Stegeinlage oder der Sattel aus Kunststoff oder Knochen ists dann meistens ganz aus.
Verfasst: Fr Apr 15, 2011 6:51 pm
von Crafters
Pappenheim hat geschrieben: Und wenn man sich dann mit einer J-45 oder einer J-200 Prewar oder einer D-45 hinsetzt, dann schauen sie dich an mit einem Blick von wegen Du, mach ja nix kaputt! .
....nicht bei uns; im Gegenteil, habe letztens mal mehrere "mehrtausender" KonzertGitarren angespielt (meine liegen so zwischen xxx + 400€)u. ich bin noch "Beginner") u. das war ganz normal. Man darf aber auch nicht vergessen, das da jeden Menge Leute rein kommen, u. woher soll der Verk. wissen, wie man mit den G. umgeht. Da ist schnell mal was passiert, was dann keiner war. Mir wäre als Verk. auch manchmal mulmig zumute. Einige "Kunden" kommen rein, spiel'n ne Weile u. gehen wieder, ohne Kaufabsicht. Und als Verk. sieht man das fast jeden Tag..
Verfasst: Fr Apr 15, 2011 7:00 pm
von Manati
Ich kenne das auch anders als Pappenheimer ...
Bei Just Music in Hamburg sind keine toten Saiten drauf (im Gegenteil - die verpassen jedem Ausstellungsstück von vornherein 12er Elixir), und argwöhnisch gucken tut da auch niemand.
Die höherpreisigen Gitarren, die dort stehen oder hängen, haben ein Kärtchen zwischen den Saiten, das darauf hinweist, dass man sich zum Probespielen dieses Modells bitte ans Personal wenden möge.
Besagtes Personal bittet den Kunden dann ggf. sehr freundlich, z. B. die Jacke auszuziehen - es sorgt also dafür, dass man nicht mit Reißverschlüssen, Nieten u. ä. das Instrument zerkratzt. Aber es steht jedem Interessenten frei, auch die teuersten Gitarren in Ruhe probezuspielen.
Solche "Blicke" und unprofessionelles Verkäuferverhalten, wie sie Pappenheimer beschreibt, habe ich dort nie erlebt.
Die Story von Spong finde ich zum Brüllen komisch - ein Gitarrengeschäft, das so auftritt, würde ich eh nie wieder betreten.
Verfasst: Fr Apr 15, 2011 7:05 pm
von TorstenW
Ich glaube man muss hier ein wenig differenzieren.
In gewisser Hinsicht, hat der Verkäufer schon recht, wenn er sagt, dass manche hochpreisige Gitarren durchaus Kapitalanlage sein können (wobei ich da zur Zeit eher skeptisch bin, ob das auch realistisch passiert.. ahb eher das Gefühl, dass da ein Preisverfall im Gange ist), und diese Gitarren dann auch möglichst keinen Kratzer haben sollten.
Oft sieht man dann auch in Läden Schilder mit einem "Anspielen bitte nur nach Absprache mit dem Personal". Das ist auch okay.
Der 14-Jährige Gitarrenanfänger braucht mit Sicherheit keine solche Gitarre anspielen.
Der Typ, der grad in den Laden kommt, und sich sofort die 10.000€ Klampfe packen will, ist aus Verkäufersicht auch erstmal eher suspekt.
Als Kunde sollte man den gebührenden Respekt zollen.
Ich trage zum Beispiel zum Anspielen keine Kleidung mit offenliegenden Knöpfen oder Reißverschlüssen. Ich nehm auch meine Uhr ab, bevor ich eine Gitarre in die Hand nehme, die mir nicht gehört.
Wenn ich in einen Laden gehe, spiel ich auch erstmal ein paar mittelpreisige Gitarren an, bevor ich mich den harten Brocken zuwende, damit der Verkäufer auch sieht, dass ich schonmal ne Gitarre in der Hand hatte.
Wenn man dann freundlich fragt, ob man die 10.000€ Gitarre mal spielen darf, sollte eigentlich jeder Verkäufer damit kein Problem haben.
Hab ich zumindest noch nicht erlebt. Und ich seh nun wirklich nicht aus, wie der gut betuchte Startgitarrist

Die teuerste Gitarre die ich in der Hand hatte, lag bei 22.000€, und da war dem Verkäufer auch klar, dass ich die nicht kaufen würde. Hab ich ihm sogar vorher gesagt.
Wenn dann echt nen Verkäufer ankäme und mir sagen würde "hey, darfste nicht anspielen".. Entweder würde ich da echt nen kleinen Aufstand machen, und mal mit dem Geschäftsführer reden, oder tatsächlich einfach gehen, und den Laden in Zukunft meiden. Sowas braucht es echt nicht.
Aber wie gesagt: ist mir auch noch nicht untergekommen.
Verfasst: Fr Apr 15, 2011 7:52 pm
von OldPicker
Über solch ein Verkäuferverhalten berichtete ich bereits, als mein Sohn bei PPC in Hannover eine Gitarre in der Preisregion um 3000 Euro kaufen wollte.
Ich selbst spreche immer den zuständigen Verkäufer an und stelle mich vor und frage, ob ich etwas testen darf, wenn ich neu im Geschäft bin; dann weiß er, wer ich bin und kann sich wieder entspannt seiner Arbeit zuwenden.
Mein Freund John berichtete mir von einem Gitarrengeschäft in London. Dort klemmt an jeder Gitarre - und es sollen sehr schöne und hochpreisige Instrumente dort ausgestellt sein - ein kleines Schild: "TEST ME"
Und in meinen bevorzugten Fachgeschäften habe ich so etwas auch noch nie erlebt: Andresen in Lübeck, Just Musik in Berlin und Hamburg, Beyer in Bochum, Oevermann in Minden - und der erneut ertrahlende Stern im Akustik-Gitarrenangebot: Musik-Produktiv in OS.
Verfasst: Fr Apr 15, 2011 8:01 pm
von Orange
Für mich gibt´s eigentlich 2 Lieblingsläden wo ich aber auch alles antesten darf, aber nicht nur weil ich schon einiges an Geld dort gelassen habe sondern weil die Verkäufer immer selbst spitz drauf sind die tollen Gitarren vorzuführen.
Bei "ER-Guitars" in Wels (AT) ist der Ladenbesitzer oft gar nicht dabei, drückt mir ein Stimmgerät in die Hand und sagt: Probier ruhig ein wenig durch. Und da ist es egal ob ich mir die € 250,-- Yamaha oder die € 2.500,-- Maton teste.
Bei "Musik Meisinger" in Burghausen (DE) ist´s ähnlich. Der Verkäufer von der Gitarrenabteilung lässt mich auch an alle Gitarren ran, gibt mir auf Wunsch ein Kabel für den Verstärker und lässt mich auch mal lange rumprobieren, ist aber jederzeit "abrufbereit" wenn man Fragen hat.
Hier hat er mir auch schon mal eine € 4.000,-- Taylor in die Hand gegeben (von sich aus) aus dem Taylor Customshop, hat zwar dazugesagt ich soll aufpassen zwecks Gürtelschnalle oder Reisverschluß, aber das ist für mich eh´ selbstverständlich.
Und als ich mir im Dezember die Breedlove dort gekauft habe hat er eine unglaubliche Breedlove im Wert von € 7.000,-- gezeigt und mir drauf vorgespielt, aber da wollte ich irgendwie das Teil gar nicht nehmen, regelrechte Erfurcht ... vom Feinsten !
OT: Breedlove ist ja sooooooooo suuuuuuuppppppeeeeer !!!
Verfasst: Fr Apr 15, 2011 8:49 pm
von Davanlo
Wenn ich in einen Laden gehe, spiel ich auch erstmal ein paar mittelpreisige Gitarren an, bevor ich mich den harten Brocken zuwende, damit der Verkäufer auch sieht, dass ich schonmal ne Gitarre in der Hand hatte.
Mach ich auch so ... und so schau ich mal was an Modellen rumliegt weil man öfter meine "Meinung" über billig oder mittel-Preis Gitarren fragt.
Verfasst: Fr Apr 15, 2011 9:59 pm
von jay-cy
Auch da mache ich gerne Werbung für Rudi Bults (TFOA). Man kommt rein, bekommt einen Kaffee (und bei Bedarf einen Aschenbecher

) und los geht's - freie Bahn. Der untere Laden ist vollgestopft mit Instrumenten zwischen 2500-5000 Euro. Wenn man in seine "Schatzkammern" in der oberen Etage möchte, reicht ein "ich geh mal hoch", und schon ist man allein in zwei Räumen mit Einzelstücken in der 5000plus Kategorie, obere Grenze offen. Rudi kommt dann irgendwann mal mit nem Kaffee hoch, aber geht auch wieder runter. Mehr aus Interesse als aus Kontrolle. Ein derartiges laisser faire hab ich in Deutschland noch nicht erlebt. Bei MP in Ibbenbüren ansatzweise, aber die haben auch nicht solche Sahnestücke...
Verfasst: Sa Apr 16, 2011 12:03 am
von TorstenW
jay-cy hat geschrieben: Ein derartiges laisser faire hab ich in Deutschland noch nicht erlebt.
Musst du mal nach Viersen zu Tommys gehen, da läuft das genauso.
Als ich das erste Mal da war, saß ich glaub ich so um die 5h alleine im Obergeschoss bei allerlei lustigen Instrumenten.
Tommy war gar nicht da, und die Verkäuferin (Name vergessen, shame on me) kam nur zwischendurch einmal kurz hoch um mir kurz beim Sabbern zuzugucken.
Und ich war da grad mal Anfang zwanzig, also nicht grad so der vertrauenserweckendste Typ Mensch..
Neuerdings hat Tommy (so las ich auf seiner Homepage) wohl sämtliche günstigen Instrumente aus seiner Sammlung gestrichen und spezialisiert sich auf Highclass..
Ich sollte da echt mal wieder hinfahren.. *ins Portemonnaie guck* oder vllt doch lieber nicht..
Verfasst: Sa Apr 16, 2011 8:05 am
von Pappenheim
jay-cy hat geschrieben:Auch da mache ich gerne Werbung für Rudi Bults (TFOA).
Hm. Ich glaube ich muss mal nach Holland.

Vitrinen-Instrumente ...
Verfasst: Sa Apr 16, 2011 9:35 am
von tbrenner
..ich glaube Spongs Eingangsgeschichte (...die zudem aus 2.Hand kam ...

) gibt erfreulicherweise noch nicht die Realität in den meisten Geschäften wieder.
So geschäftsschädigend werden wohl nur die wenigsten Musikshop-Inhaber und --Mitarbeiter drauf sein .....
Daß es die finanzstarke "Zahnwalt"-Fraktion unter den Gitarrenkäufern gibt,
die sich so ne edle Butikgitarre (länger hier mitlesenden Forumianern auch unter dem Stichwort "High End" geläufig....) eher als Skulptur an die Wand hängen, als sie denn forciert zu bearbeiten, ist aber eine nicht zu negierende Entwicklung.
Die verlangen dann halt Makellosigkeit für ihre vielen k€ ......
Sichert ja dann immerhin auch Arbeitsplätze in den kleinen + hochqualifizierten Gitarrenmanufakturen .
Schönes WE,
tbrenner
Verfasst: Sa Apr 16, 2011 10:35 am
von OldPicker
Neulich wurde mir von einem "Sammler" berichtet, der einige hochpreisige Gitarren bekannter Hersteller mit Schrauben und Dübeln stumpf an die Wand geschraubt hat. "Ich spiele sie nicht, ich verkaufe sie nicht. Ich will sie nur haben und ansehen..."
Sicher, da dreht sich einem Gitarristen das Herz mehrfach im Leibe, aber letztlich darf doch jeder mit seiner Kohle machen, was er will.
Auch einem Verkäufer ist es doch am Ende wurscht, was der Kunde nach dem Bezahlen mit dem Instrument macht. Und je weniger Spuren an dem guten Stück sind, um so weniger kann um den Preis gefeilscht werden. Wenn da eine Hand voll Rumdaddeler nur so aus Jux und Gier auf der "Sammlergitarre" rummachen, besteht natürlich eine gewisse Gefahr - zudem der Verkäufer weiß, dass der Durchschnittspicker nicht so in den Laden kommt, um ihm die 10.000Euro-Klampfe aus dem Regal wegzukaufen.
Ich selbst spiele natürlich auch gerne teure Gitarren an, aber irgendwie habe ich auch Verständnis für Händler, die besonders teure Instrumente in einem Glasschrank hängen haben und sie dem Kunden erst auf Nachfrage aushändigen. So habe ich es erlebt, dass mir drei von mir ausgesuchte Gitarren in einem Probezimmer auf die Ständer gestellt wurden, Amp dabei (so ich nutzen wollte), Tasse Kaffee dabei, ein paar nette Worte und das Angebot, jederzeit zur Beratung oder zum Plausch bereit zu sein. Dann hatte ich Zeit ohne Ende.
Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass mittlerweile in vielen Geschäften kein Aldi-Klima mehr herrscht, wo Massen von Instrumenten rechts und links herumhängen und man nur mit dem Wägelchen durchläuft und einpackt. Der Kauf einer guten Gitarre ist halt (zumindest für mich) ein besonderes Ereignis, zu dem ein wenig Ambiente, Klönschnack, Zeit und Ruhe - und auch Vertrauen in den Anbieter gehört.
Als in Hamburg ein sehr vielversprechendes Gitarrengeschäft geschlossen wurde, da hat mich das ziemlich mitgenommen. Ich hätte den Inhabern mehr Erfolg gewünscht, denn für mich als Gitarristen hatte dieses Geschäft einfach eine magische Anziehungskraft. Das Geschäft befand sich in einem Fachwerkhaus mit Nieschen und Winkelchen. Nette Leute mit wirklich fundiertem Wissen, was sie da anbieten. Musikertreffen mit Session. Sitz- und Klönecke. Edle und ausgesuchte Instrumente. Ein Ort zum Wohlfühlen und zum Leute kennenlernen.
Auch in Lübeck gibt es diesen Wohlfühlfaktor; das Geschäft ist in einem sehr hellen Stadthaus, es gibt optische Trennungen durch Ebenen, die Gitarrenecken sind gemütlich, das Personal ist kompetent und freundlich. Egal, ob man als Kunde eine Gitarre testen will, oder ob man einfach nur auf der Parkbank im Gitarrenzimmer Platz nehmen und die Instrumente betrachten möchte (oder einem Gitarristen lauschen, der eine Gitarre anspielt) - hier zeigt sich die Liebe zum Detail und der Wunsch, dem Kunden nicht nur einfach ein Instrument verkaufen zu wollen.
Ich kenne kaum ein Geschäft, in dem die Mitarbeiter so gruselig drauf sind, wie bei Spong beschrieben. Und ich bin überzeugt, dass, wenn man nur freundlich und höflich zu den Verkäufern ist und ein wenig Respekt vor der ausgestellten Ware zeigt, man auch keine Probleme bekommt, wenn man sie mal in die Hand nehmen möchte. Gegen eine Verkäufer mit schlechter Tageslaune oder grundsätzlicher Kundenallergie kann man allerdings so oder so nichts machen.
Vorschlag:
Wie wäre es denn mal mit einer Ratingliste gut sortierter Gitarrengeschäfte (mit Angabe der dort vorrätigen Marken)?
Euch ein schönes und höchst musikalisches Wochenende,
der olle
Verfasst: Sa Apr 16, 2011 1:31 pm
von Orange
OldPicker hat geschrieben:
Vorschlag:
Wie wäre es denn mal mit einer Ratingliste gut sortierter Gitarrengeschäfte (mit Angabe der dort vorrätigen Marken)?
Auf jeden Fall

, ich finde es eine sehr

.
Oft gibt´s kleine Läden die tolle Instrumente habe, aber evtl. im Internet nicht gefunden werden können und vielleicht gleich um die Ecke sind !
Verfasst: Sa Apr 16, 2011 2:50 pm
von scifi
Kaindee hat geschrieben:OldPicker hat geschrieben:
Vorschlag:
Wie wäre es denn mal mit einer Ratingliste gut sortierter Gitarrengeschäfte (mit Angabe der dort vorrätigen Marken)?
Auf jeden Fall

, ich finde es eine sehr

.
Oft gibt´s kleine Läden die tolle Instrumente habe, aber evtl. im Internet nicht gefunden werden können und vielleicht gleich um die Ecke sind !
Finde ich auch eine gute Idee. Ich bin hier in der Kurpfalz immer etwas ratlos, wohin ich gehen soll (nachdem sich bei bei Session Wallorf das Stammpersonal nach Frankfurt verabschiedet hat).