Ich habe der GEMA bis vor einigen Jahren Kritsich und ablehnend gegenüber gestanden, wurde ich doch mal von einem "wohlmeinenden Zeitgenossen" als Veranstalter einer nicht gemeldeten öffentlichen Darbietung bei der GEMA gemeldet. Es handelte sich um einen Musikerstammtisch, der sich mehr oder weniger regelmäßug traf, Der Wirt des Lokals hatte uns versichert, dass mit der GEMA alles klar sei und dass wir uns um nichts zu kümmern hätten - tja, denkste. Ich bin damals der angemeldeten Forderung von ca. 6000,- DM nur dadurch entgangen, weil es mir gelungen ist die GEMA-Vermutung zu entkräften.
Dann wurden vor ca. 2 Jahren Songs von mir und Songs an denen ich mitgeschrieben habe auf einer CD veröffentlicht. Und so habe ich mich eher nolens als volens bei der GEMA angemeldet. Reich bin ich dadurch nicht geworden, aber ich habe nicht nur die Aufnahmegebühren und den Jahresbeitrag wieder bekommen, sonderne es bleibt auch was übrig für Saiten, neuen Kapodaster etc.
Auf Veranlassung des Wirtes bei dem wir nun unsere Veranstaltung abhalten (siehe:
www.isemuc.de) werden die Veranstaltungen der GEMA gemeldet und über den Wirt abgerechnet. Dazu lassen wir an jedem Abend den Hut rumgehen. Das hat bislang gut funktioniert und wir haben unsere Ruhe.
Die Rolle der GEMA sehe ich nach wie vor kritisch, aber ich lehne sie nicht mehr grundsätzlich ab.
Kritikpunkte sind bei mir:
- die absolute Intransparenz des Abrechnunbgssystems, auch nach nunmehr 3 jahren Mitgliedschaft habe ich keinen Dunst davon wie sich mein Lizenzaufkommen errechnet,
- der zeitliche Verzug mit dem die Abrechnungen erstellt werden ist gerade bei längerfristigen Projekten, wie einer CD-Veröffentlichung erheblich. Auf der anderen Seite´, wenn Du als GEMA-MItgleid selbst eine CD veröffentlichen möchtest, wirst Du sofort zur Kasse gebeten, auch wenn Du noch nicht eine einzige davon verkauft hast. Das kann ganz schön ins Geld gehen, vor allem wenn das on Top zu den bereits angefallenen Produktionskosten noch zu zahlen ist.
- die Ungleichgewichtung von sogenannter "Ernster " und sogenannter "Unterhaltungsmusik" bei der Verteilung der Gebühren, Gefühlt dürfte das Lizenzaufkommen hauptsächlich in der Unterhaltungsmusik anfallen, die Ernste Musik partizipiert aber überproportional an diesem. Kann mir mal jemand sagen, warum meine Songs als Unterhaltungsmusik eingestuft werden? Sie sind meine Art mich künstlerisch auszudrücken und für mich mindestens ebenso ernst, wie die Kantante eines beliebigen Neutöners für diesen. (Möglicherweise verlassen bei mir aber weniger Leute den Saal).
- die Tatsache, dass ich als Autor mit einem nur geringen Linzenaufkommen nur angechlossenes Mitglied sein kann und mich insofern gegenüber den "Vollmitgliedern" diskriminiert sehe, (Z.B. haben m.E. in der Mitgliederversammlung die Erben von Vollmitgliedern mehr zu sagen, als ich als angeschlossenes Mitglied, obwohl diese Leute in keiner Weise künstlerisch tätig sind und wahrscheinlich auch keinerlei Bezug zu den geschützten Werken haben).
Die Liste könnte man noch erheblich verlängern, aber darum geht es ja in dem Threat nicht. Nach meiner Auffassung, befindet sich die GEMA in einer strukturellen Krise, weil die früheren Haupteinnahmequellen aus den Tonträge-Lizenzen stetig abnehmen und nicht durch die an ihre Stellen tretenden neuen Lizenzgebühren (z.B Downloads) substituiert werden können. Die GEMA hat es bislang nocht nicht verstanden ein Konzept für die Zukunft zu finden und klammert sich deshalb an die altbekannte Strategien, nämlich durch ihren Alleinvertretungsanspruch für Autoren eine Veröffentlichung - etwa über Youtube - zu blockieren, wenn der jeweilige Interessent nicht bereit ist entsprechende Gebühren zu bezahlen. Gerade wenn diese Interessenten die Autoren/Verlage/Labels sind,die ihre Musik selbst veröffentlichen wollen ( aus welchen Gründen auch immer), ist das höchst ärgerlich und führt zu den geschilderten Auseinandersetzungen.
Die GEMA wird hierdurch zum Selbstzweck - und das kann nicht sein!
Als wirtschaftlicher Verein unterliegt die GEMA der staatliche Aufsicht, da diese aber nur beschränkt wirksam ist - wie die letzten Diskussionen gezeigt haben - sehe ich nur zwei Alternativen:
- Mitglied werden und sich am Vereinsleben aktiv beteiligen oder
- Gründung einer Konkurrenzveranstaltung.
Beide Alternativen sind uthopisch, aber wie sagte schon Che Guevara:
"Seamos realistas, hacemos lo imposible"
In diesem Sinne, danke für Eure Gedlud beim Durchlesen dieses Sermons.
Gruss
Jens