Blitzverkäufe

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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bookwood
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Blitzverkäufe

Beitrag von bookwood »

Es kommt vor, dass ganz neue Gitarren ganz schnell wieder zum
Verkauf angeboten werden. Oft liest man dann eine Begründung,
die so oder ähnlich wie in dieser aktuellen Anzeige lautet: Hanika PF 58

Ist es denn wirklich denkbar, dass jemand eine nicht gerade billige
Konzertgitarre anschafft und just dann erst merkt, dass er doch wohl
eher ein Stahlsaitenspieler ist? Also ich kann mir das nicht vorstellen
und denke immer mehr an „Ablenkungsmanöver“.
Gruß
von
Ralf
Tripple xXx
Beiträge: 1709
Registriert: Mi Jun 22, 2011 4:24 pm

Beitrag von Tripple xXx »

Aufjedenfall,oder es ist jemand,der zu viel Geld hatt,und sich dachte "Die brauche ich".
Saitensprung

Beitrag von Saitensprung »

Ich denke da ähnlich. Bestimmt ist die Mehrzahl der Anbieter ehrlich, aber ich trau den Angaben langsam auch immer weniger. Natürlich ist der Klang immer hervorragend und das Instrument so gut wie nie gepielt. Manchmal frag ich mich, oft die Gitarren wirklich so gut klingen, oder ob sie nur deshalb wieder verkauft werden, weil sie schrottig sind. Dann braucht man natürlich eine gute Ausrede und lässt die Marke in bestem Licht erscheinen.
Naja, es wird auch keiner eine Anzeige machen: "Verkaufe krachneue Lakewood weil sie furchtbar klingt und ich für das Geld lieber 2 Takamines hätte."

Ich bin zum Glück gerade nicht in der Situation, eine Gitarre zu suchen.
Zuletzt geändert von Saitensprung am So Aug 07, 2011 4:01 pm, insgesamt 1-mal geändert.
notenwart
Beiträge: 4285
Registriert: Di Dez 18, 2007 12:33 pm

Beitrag von notenwart »

die Anzeige ist seltsam;

zum einen wegen des von Dir bemerkten Ablaufes und der Begründung;
zum anderen wegen des Umstandes, dass kein Hiscox-Koffer (wie sonst immer bei Hanika) dabei ist; zudem sind die "natural" Modelle, also die wachsgefinishten preiswerter als die hochglanzlackierten, so dass man eine Hanika PF58nat durchaus auch schon für EUR 1.400,- neu erwerben kann.

Insofern - erscheint mir auch sehr speziell dieses Angebot
-------------------
Aber es gibt ja auch hier im Forum zeitlich eng beieinander liegende Käufe und Verkäufe.
Ulrich Peperle
Beiträge: 643
Registriert: Do Sep 01, 2005 1:27 am

Beitrag von Ulrich Peperle »

[Beitrag vom Verfasser entfernt]
Zuletzt geändert von Ulrich Peperle am Sa Apr 09, 2016 1:48 pm, insgesamt 1-mal geändert.
Gerrit
Beiträge: 1158
Registriert: So Jan 29, 2006 1:45 pm

Beitrag von Gerrit »

Mutmassungen spiegeln höchstens das eigene Gewissen wieder, sind der Wahrheit aber meist ferner, als sich manch einer vorstellen kann, oder besser gesagt, möchte?

Wer zudem mutmasst das eine Hanika 58 schrottig sein kann, der hat bisher wohl kaum Hanikas in den Händen gehabt.

Trotzdem: Da hat sich einer wohl doppelt "verkauft". Das ist schade, mehr nicht. Die Preisvorstellung des Verkäufers lässt für mich eindeutig auf absolute Ahnungslosigkeit schliessen. Warum derjenige diese Gitarre für den Preis gekauft hat, bleibt wohl im dunkeln. Allerdings gibt es im Raum aus dem der Verkäufer kommt, kaum irgendwelche ernst zu nehmende Läden, wo man Gitarren kaufen kann. Und die Nähe zur niederländischen Grenze lässt viele Menschen dort eh eher in "Holland" einkaufen, denn in Deutschland.
Gruss, Gerrit

Dreier Concert Classic, Rio/Alpenfichte, Taylor GS Mini Mahogany
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OldPicker
Beiträge: 4637
Registriert: Mi Feb 09, 2005 3:04 pm

Beitrag von OldPicker »

Ich begreife solche Angebote einfach nicht.

Es ist mir einfach schleierhaft, wie man sich so ein teures Instrument kaufen kann - um es dann als "super-toll-einmalig-aber nicht für mich" wieder zu verscherbeln. Diese Mentalität des Dealens kann ich allein deswegen nicht begreifen, weil ich mir selbst immer lange und intensiv Gedanken mache, was ich für welchen Preis anschaffen will. Wenn ich losziehe um eine Gitarre (oder etwas anderes) zu kaufen, liegen davor Wochen, manchmal Monate des Überlegens, des Probierens und des Verhandelns. Letzteres gar nicht einmal mit dem Verkaufenden, eher mit mir, meinem Gewissen, meinem Geldbeutel und meiner Liebsten.

Ich habe oft erfolglos überlegt, wie es zu solchen angeblichen "Fehlkäufen" kommen kann. Neben bodenloser Dummheit, Verhältnislosigkeit gegenüber den eigenen Mitteln, unbedarftem Desinteresse allgemein, übermäßiger finanzieller Mittel, (eingeschränkt auch) falscher Beratung und unterschwelligem Prestigewahnsinn fiel mir praktisch nichts ein. Einzig die Möglichkeit, dass man kurz nach dem Kauf unverschuldet in eine finanzielle Notlage gekommen ist. Das könnte ich gerade noch nachvollziehen.

Ich nehme solche Angebote weder ernst, noch interessieren sie mich. Ich denke, ich weiß was ich will. Und ich bereite einen (Gitarren) Kauf so vor, dass ein Fehlkauf nahezu ausgeschlossen ist. Wer mit sich selbst, seinen Wünschen, seinen Finanzen und Möglichkeiten so sorglos und unbedarft umgeht und dann einen Fehlkauf erleidet, der ist halt selber Schuld.

Es grüßt euch aus Bremen,
der olle
* * * * * * * * * * * * * * *

"I usually play songs in two chords, C and G, and every once in a while I throw in an F, just to impress the girls."
(Woody Guthrie)
_______________________________________________
Saitensprung

Beitrag von Saitensprung »

Ich glaube, der Link galt nur als ein Beispiel unter vielen.
verstehen kann ich nicht, wie sich jemand ein so teures Instrument kaufen "muss", wenn es später - wie schon so oft gelesen - ungespielt nur im Koffer oder Schrank liegt. Wie geht denn das? Eben da kommen bei mir Zweifel auf, besonders wenn es dann noch heißt - super Klang, einzigartig usw. Für mich steht da zwischen den Zeilen nur, dass diese Gitarre einfach gar nichts für ihr Geld hergibt, denn sonst würde man sie ja nicht verkaufen wollen.
stringbound
Beiträge: 2069
Registriert: Mi Aug 29, 2007 2:16 pm
Wohnort: Potsdam

Beitrag von stringbound »

Ich verstehe solche Angebote ziemlich gut.

Das erinnert mich an den Kauf meiner ersten Akkustischen, einer Taylor 314ce, das war im Juli 2006.
Trotz intensivem Testens aller möglicher Gitarre, guter Beratung durch meine Kollegen aus der Gitarrenabteilung usw. habe ich nach ein paar Monaten festgestellt, dass ich nie an die Gitarre gewöhnen werde.
Da die Gitarre die Akustische war, mit der ich am Besten zurecht kam, war ich drauf und dran aufzugeben.

Glücklicherweise hatten wir gerade zu diesem Zeitpunkt eine Taylor Roadshow im Laden mit einer GC5e, dem neuen Modell mit kurzer Mensur.
Einmal kurz angespielt, wusste ich, dass das die richtige Gitarre für mich war.
Ich habe Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt um die Gitarre (ein unverkäuflicher Prototyp) zu bekommen.
Die Taylor 314ce habe ich nicht mehr gespielt, seit ich die GC5e hatte, also habe ich sie im Juli 2007 verkauft und das Geld in eine GC7e investiert.

So ewas passiert und für fehlende Sachkenntnis muss man dann, im wahrsten Sinne des Wortes, Lehrgeld bezahlen.
Mancher (Gitarren-)Traum, den man sich erfüllt, entpuppt sich als (Gitarre gewordener) Alptraum.
Jemand dafür an den Pranger zu stellen oder böse Absichten zu unterstellen finde ich nicht ok.

Fest steht, dass der Verkäufer der Hanika doppelt gestraft ist: er hat die Gitarre viel zu teuer gekauft und wird sie nur mit (für ihn erheblichem) Verlust wieder verkaufen können.
Nicht Jeder setzt sich mit Gitarren so sehr auseinander wie die kleine Clique von Spezialisten in diesem Forum. ;-)
notenwart
Beiträge: 4285
Registriert: Di Dez 18, 2007 12:33 pm

Beitrag von notenwart »

Frauen kaufen sich Handtaschen, die sie kaum tragen, Männer kaufen sich teure Autos;
Männer kaufen sich teure Frauen und Frauen werfen sich den größten Idioten an den Hals... alles auf der Suche nach dem Glück.

Da ist ein Gitarrenkauf, bei dem derjenige jetzt mal ein paar hundert Euro verliert im günstigsten Fall eine wirklich unglaublich billige Erfahrung
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berndwe
Beiträge: 8038
Registriert: So Feb 20, 2005 3:38 pm
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Beitrag von berndwe »

OldPicker hat geschrieben: Ich habe oft erfolglos überlegt, wie es zu solchen angeblichen "Fehlkäufen" kommen kann.
Mir wird manchmal schwindlig wieviel Geld für Spontankäufe ausgebenen wird (eine Gitarre zu kaufen, mit der man eigentlich nicht viel anzufangen weiß, würde ich als Spontankauf bezeichnen).

Ich habe in meinen Leben auch schon viele Sachen - auch Musikalienartikel - impulsiv gekauft, weil ich glaubte ich brauche sie und später haben sich die Dinge als entbehrlich oder unpassend herausgestellt. Nur Gitarren waren noch nicht darunter.

Bei Gitarren habe ich es auch so gehalten wie Oldpicker. Man überlegt sich doch schon, was man haben will, wieviel man dafür ausgeben muss und probiert aus bevor man kauft. Dann hat man vielleicht auch nicht sofort das Geld frei um sich erwählte Gitarre zu kaufen und muss auch noch ein wenig warten, womit sich Zeit der Vorfreude verlängert. Diese Phase des erwartungsvollen "Sich-Annäherns" an die Wunschgitarre ist am Ende fast genauso schön wie der Besitz des Instruments.

Jedenfalls ist die Besitzphase schöner, wenn man sich vorher beim Aussuchen und Warten Mühe gegeben hat.

Wer mal eben spontan 2.000 € oder mehr raushauen kann und es auch tut ist halt anfällig für kostspielige Fehlkäufe.
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Mokkafreund
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Registriert: Mi Jun 15, 2011 9:29 pm

Beitrag von Mokkafreund »

Mir fallen zu dem Thema zwei Dinge ein:

1. Ich habe mir vor etwa 12 Jahren mal für 2100DM eine Martin D1 gekauft, das war damals für mich enorm viel Geld (ist natürlich auch heute nicht wenig ...). Natürlich war ich vor dem Kauf oft in dem Laden und habe die Gitarre immer wieder in die Hand genommen, bevor ich sie dann endlich mittgenommen habe. Zuhause bemerkte ich dann Dead Spots, ich weiß nicht mehr in welchem Bereich, aber es war wirklich krass und, warum auch immer, hatte ich es im Laden vorher nicht bemerkt. Ich hatte das Glück, dass ich sie gegen eine Gutschrift zurückgeben konnte und kaufte daraufhin eine Yamaha CPX10, die macht mir bis heute Spaß (übrigens kein Vergleich mit aktuellen CPX Modellen). Möglicherweise bemerkt ein anderer, dass er mit der Halsbreite oder ähnlichem doch nicht glücklich wird, dies ist ihm vorher nur nicht aufgefallen, weil der Klang so betörend war, vieles ist da denkbar ...

2.Das was für mich in einem direkten Vergleich besser zu sein scheint, kann auf Dauer doch die schlechtere Wahl sein. Mir ist das mal bei Lautsprechern aufgefallen.Im direkten Vergleich empfindet man oft die Box mit den ausgeprägteren Höhen und den kräftigeren Bässen als vermeintlich besser, dass solche Eigenschaften auf Dauer aber auch nerven können, bemerkt man erst nach längerem hören in den eigenen 4 Wänden, vielleicht kennt ihr das auch.
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bookwood
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Registriert: Mo Okt 18, 2010 4:49 pm

Beitrag von bookwood »

Bei meinen eigenen Anschaffungen halte ich es auch eher wie OldPicker,
trotzdem habe ich einige Instrumente schon nach relativ kurzer Zeit wieder
verkauft, weil ich was Neues, was Besseres und Teureres haben wollte.
Das passiert natürlich häufiger, wenn man G.A.S.-geschädigt ist und sich
zudem aus der Basisklasse zügig nach oben orientiert.

Ich kann auch nachvollziehen, dass man eine Gitarre wieder loswerden möchte,
wenn man trotz anfänglicher Begeisterung damit einfach nicht warm wird. Das
kann man dann aber ganz offen kommunizieren, weil es sich ja nicht um einen
wirklichen Mangel handelt. Im Konzertgitarrenforum gibt es z.B. gerade so einen
bedauerlichen Fall mit einer über 7.000 € teuren Meistergitarre.

Ich bin weit davon entfernt, dem Anbieter in meinem Beispiel unlautere Absichten
zu unterstellen. Aber es mutet seltsam an, wenn jemand, kaum dass er diese
doch sehr ordentliche Gitarre besitzt, plötzlich feststellt, gar kein Nylonspieler
zu sein. Nun, nichts ist unmöglich. Außerdem kann ich verstehen, dass man
eigene negative Einschätzungen (unabhängig von echten technischen Mängeln
oder Schäden) nicht als „Verkaufsargumente“ veröffentlicht. Vielleicht werden
solche Geschichten, gern auch noch gewürzt mit der Floskel „zum Herumstehen
zu schade“, oft bemüht, weil man meint, der kaufbereiten Zielgruppe unbedingt
eine Begründung liefern zu müssen. Bei mir schürt das halt bisweilen einen
gewissen Argwohn. Andererseits: Wer nach 4 Wochen schon wieder verkauft,
wird um die Frage nach dem Warum wohl so oder so nicht herumkommen…
Gruß
von
Ralf
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