Um das Ergebnis gleich vorweg zu nehmen: Joachim ist schuld!
Natürlich konnte ich mir nicht verkneifen, die Webseite von palmguitars zu
durchforsten und – habe prompt etwas gefunden, das in meinen aktuellen
G.A.S.-Plan passte. Ein freier Tag schien zudem ideal für einen kleinen
Ausflug nach Old Amsterdam. Gedacht – getan! Früh los, Mini-Parkhaus
mitten in der City, trotz sündhaft hoher Preise (18 €uro für 4 Stunden sind
ein Wort). Palms Laden öffnet erst um 12:00 Uhr, also genügend Zeit für
ein ausgiebiges Ontbijt.
Zwei durchwachsene Google-Bewertungen für palmguitars hatten meine
Erwartungen deutlich gebremst und der erste Eindruck scheint dem voll und
ganz zu entsprechen. Winziger Krosladen, der eher an eine Trödelkammer
denn an ein Gitarrengeschäft erinnert. Alles unter- und übereinander gestapelt
und ziemlich angestaubt. Ein einziger enger Gang (Kunden im Gegenverkehr
unmöglich) führt zum Inhaber, mit uns beiden ist der Laden voll. Kaum Platz,
eine Gitarre auszuprobieren, der Chef sitzt mir dabei fast auf dem Schoß.
Besondere Sorgfalt im Umgang mit den Instrumenten scheint er nicht zu
pflegen, mal fällt hier, mal kippt da was um. Aber er scheint doch ein netter
Kerl zu sein, der Herr Palm. Mein holländisch ist miserabel, englisch wäre
möglich, aber auf deutsch lässt er sich auch ein. Das Entgegenkommen
nehme ich dankbar an.
Draußen tobt der Monsun und auch im Laden ist die Luftfeuchtigkeit kurz vor
„unter Wasser“. Nach dem Auswechseln einer gerissenen Saite kriegen wir
das Objekt meiner Begierde kaum gestimmt. Alles klebt. Wir entdecken die
gemeinsame Freude am würzigen Duft klassischer Tonhölzer. Die Zypresse
in meinen Armen, obwohl schon von 2003, dringt tief in meine Nase und
Mijnherr Palm sucht nach einer gut hundert Jahre alten Steelstring, deren
Korpus aus südamerikanischem Palisander nach kubanischem Zigarrentabak
duftet. Hmm, ob sich, wer hier schnüffelt, den Besuch der umliegenden Coffee
Shops sparen kann?
Im Arsenal des angestaubten, extravaganten bis merkwürdigen Fundus
verstecken sich möglicherweise einige Rosinen für die Vintage-Zielgruppe.
Ein paar alte Schätzchen, die der Chef hervorkramt, ob mit Stahl oder Nylon
auf ’ner kleinen Torres-Style, klingen tatsächlich ziemlich gut. Und der Zustand
dieser Teile scheint nicht so schlecht zu sein.
Wir reden über Geld und werden handelseinig. Ich mach zwar keinen Super-
Schnapper, aber der Preis ist fair. Ein Ausflug, der sich nun doch gelohnt hat.
Was mir noch auffiel: Mindestens 90 % aller Radfahrer in Amsterdam geben
100 %-ig nix um rote Ampeln. Da darfst du als ungeübter Fußgänger nicht
benebelt sein, von was auch immer…
