Ulrich Peperle hat geschrieben:Learning by doing, es kann mich nur nach vorne bringen.
Da sind wir absolut einer Meinung, auch dem Rest deiner Antwort kann ich prinzipiell zustimmen.
Was mich irritiert, ist der Versuch des Quantensprungs von bestenfalls embrionaler Spielfähigkeit (siehe Carulli-Thema) zu einem Stück mit nicht zu unterschätzenden technischen Stolperfallen. Hier bietet sich ein Vergleich aus dem Sport an:
Ein wesentliches Problem beim Hürdenlaufen ist die kluge Kalkulation der Zwischenschritte, wenn man die zu eng nimmt, kommt man nicht vorwärts, sind sie zu weit, hat man keine Kraft mehr für die eigentliche Hürde, setzt man sie falsch, fliegt man auf die Nase.
Aber OK- Korrekturen (auch oder gerade auf mentaler Ebene) sind letztlich Sache deines "Trainers"
Man man man,so eine Schülerin wünscht sich doch jeder Lehrer
Nicht unbedingt! Nach meiner langjährigen Erfahrung gibt es nämlich nur eine unscharfe Trennlinie, auf der Motivation in Aktionismus umschlägt und zudem signifikante Korrelationen zum Typus, der alles anfängt und nichts zu Ende bringt.
Ein wichtiger Faktor bei der zeitlichen Kalkulation des Erarbeitungspensums ist die Relation zwischen Übungsaufwand und musikalischem Inhalt. Und da würde ich es als Zumutung empfinden, monatelang an einem Stück mit "überschaubarer Tiefe" herumkauen zu müssen, nur weil sich ein Schüler mangels gesunder Selbsteinschätzung die Latte zu hoch gelegt hat.
mfG
Ulrich
[Psychologiemodus ein]
also bezogen auf: "...auf der Motivation in Aktionismus umschlägt und zudem signifikante Korrelationen zum Typus, der alles anfängt und nichts zu Ende.."
Nun, ich glaube das ich es nicht schaffen werde, Dir meine Sicht der Dinge zu vermitteln. Warum?
Deine Posts zeigen mir, dass - obwohl wir uns nur aus dem Netz kenn - wir völlig unterschiedlich ticken/ schwingen.
Ich bin ein positiver, sehr fröhlicher Mensch, habe jeden Tag Freude am Leben und wenn es nichts zu lachen gibt, dann suche ich mir was. Ich kann - sogar besonders gut - hervorragend über mich selbst lachen.
In Deinen Posts überwiegen die negativen Einwürfe, die Sekpsis, die Befürchtungen...Widerspruch an allen Ecken, wo man einfach auch einmal die Dinge "sein lassen könnte". Einfach so für sich...
Schau: Was soll mir passieren, als das ich mit den - noch nicht selbst versucht zu spielenden Noten - morgen zu meinem Lehrer gehe und der sagt: Mach mal hier, mach mal das und dann: Sienst Du, das solltest Du können, um das Stück zu üben. Also verweilen wir für den Moment bei dem, was wir machen und dann schauen wir weiter in ein paar Wochen. Ich habe jetzt 8 Wochen Carulli geübt und ein spanisches Stück. Jetzt lechze ich nach mehr. Und wie kann man seine Grenzen besser kennen lernen, als durch das Verlassen der "Komfortzone"?
Ich probiere gern neues aus, manches gefällt und bleibt, anderes wird "verworfen", wenn ich nach dem Test merke, es ist nichts für mich.
Doch jeder Versuch hatte seinen Sinn und sei es nur das Kennenlernen der eigenen Grenzen. Ich sehe mein Leben durchaus als Chance an, sich ganzheitlich zu entwickeln und dazu muss man eben auch mal Rückschläge erfahren. Was ist schlimm daran? Der triviale Satz: Selbst wenn man auf die Nase fällt, ist man einen Meter weiter gekommen, der passt schon (auf mich).
Und in punkto zu Ende bringen: Mei schau doch, wieviele hier im Forum die Stücke wechseln, weil Sie gerade keine Lust auf eines haben. Und dann später doch wieder zu diesem zurückkehren.
Wenn also Satie dazu führt, dass ich die Vorzeichen gut aufs Griffbrett übertrage, ein, zwei Griffe hinbekomme und mein Wissen um nur 1 Note erweitere, dann ist das ein Gewinn für mich.
Dein Denken könnte ich dann akzeptieren, wenn ich hier mit Tommy Emmanuel angekommen wäre mit wunder nicht was. Aber es ist ein Stück, dass für Fortgeschrittene beziffert ist und so werde ich herausfinden, ob ich bereit dafür bin, oder eben noch nicht.
Diese Strategie hat immer funktioniert. So habe ich meinen ersten 4000er erklommen. ich wusste ich kann es schaffen, denn ich war auf vielen 2000-3000er Bergen und habe mir aber auch gesagt: Wenn die Grenze kommt, dann im Zweifel umdrehen.
Voraussetzung für alles was ich tue ist unbedingte Ehrlichkeit. Und ja - da kommen wir zum Ursprungsgedanken zurück - ich kann gut damit umgehen, wenn ich merke an meine Grenzen zu stoßen und kann das aufgrund meines guten Lehrers auch von ihm akzeptieren. [Psychologiemodus aus]
Hier schließt sich der Kreis.
Danke an alle für Links und Notentipps!!
Beste Grüße und einen fröhlichen Regentag mit Gitarre und Buch wünscht
Kerstin