Frage zur Liedermappe

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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mbern
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Frage zur Liedermappe

Beitrag von mbern »

Kaindees Liedermappe und diverse youtube Videos haben die Frage in mir aufkommen lassen, ob es noch Sänger gibt, die ihre Lieder auswendig lernen.
Ich bin nur ein schlechter Gitarrist, der seine Lieder begleitet, aber vor anderen zu spielen und dabei immer auf einen Zettel zu starren, finde ich persönlich doof. Daher ist es mir wichtig, eine oder zwei Stunden lang Lieder vortragen zu können, ohne Zettel vor der Nase zu haben.

Wie macht ihr das, immer Zettel vor der Nase, oder frei Schnauze?
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Bei der Repertoiregröße der meisten meiner Projekte benötigen die jeweiligen Sänger durchaus eine Mappe - sei es die Metalband mit 35 Songs für den Abend oder das Folk-Duo, bei dem wir erst kurz vor Gigbeginn die Setlisten aus einem ca. 90 Songs umfassenden Repertoire generieren.

Ich liebe das auch nicht, wenn jemand aus einer Mappe abliest, "absingt". Andererseits gibt es diverse Mucker, "ernsthafte" Mucker, die von einem Blatt spielen. Soll es geben. :? Nicht mein deal, live. Ich versuche mit der Angabe der Tonart, Info über Capo, tuning und ggf. harp-position und Randnotizen zum sound...klarzukommen, ich muss aber auch nicht singen. Ich kann mir vorstellen, dass es für einen Sänger schon heftig sein kann, das gesamte Repertoire im Kopf zu haben, insbesondere, wenn es um Repertoire-Volumen von vll. 3 x ca. 30 Songs geht wie in der Metal-Truppe, in der wir sowohl klass. Hardrock als auch Böhse Onkelz und AC/DC covern - jeweils ca. 30 Nummern in der playlist, für ´nen Sänger sicher nicht ganz leicht zu wuppen. Aber nicht meine Wahl, ich würde zusehen, dass ich die Texte in den Schädel bekomme. Und live - da ist unbedingt darauf zu achten, dass unter keinen Umständen das Schielen auf ´nen Textzettel die performance beeinträchtigt. Das darf aus meiner Sicht nur unauffällig geschehen, fürs Publikum kaum wahrnehmbar. Da gehe ich von mir selbst aus - würde ich es gut finden, wenn mein Lieblingssänger Hansi Kürsch auf der dicken Bühne auf ein Orchesternotenpult schielt?! Ney!
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Pida
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Re: Frage zur Liedermappe

Beitrag von Pida »

mbern hat geschrieben:vor anderen zu spielen und dabei immer auf einen Zettel zu starren, finde ich persönlich doof
Fände ich auch, habe ich aber - bei Konzerten jedenfalls - noch nie gesehen. Auch ich handhabe das so, dass eine Seite zu jedem Song dabei ist. Bis auf das Umblättern alle 8-9 Minuten dürfte das aber kaum auffallen, da ich nur gelegentlich draufschaue.

Ich wundere mich, wie oft Notenständer/Zettel auf der Bühne damit verbunden werden, dass die Musiker ununterbrochen dort drauf starren. Oft dienen Texte/Noten nur als Backup; man fühlt sich sicherer, weil man im Fall der Fälle eben nachschauen könnte.
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Krümel
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Re: Frage zur Liedermappe

Beitrag von Krümel »

mbern hat geschrieben:aber vor anderen zu spielen und dabei immer auf einen Zettel zu starren, finde ich persönlich doof.

seh ich auch so - bei meiner letzten band musst ich erst alle davon überzeugen, dass wir ohne noten und text spielen :roll:
ich find ein notenständer vor jedem auf der bühne schaut einfach nach nix aus... vor allem weil auf der bühne die leute dann oft dazu tendieren sich davor zu verstecken... find ich einfach nicht gut. entweder man will auf der bühne stehn oder nicht.
abgesehen davon lenkt es auch zu sehr ab, wenn musik und text nicht 100% im kopf sitzt. man kann sich nicht aufs wesentliche konzentrieren.
Ich denke nur Musik. Ich bin verliebt in die Musik, ich liebe die Musik, ich denke nichts als sie und an anderes nur, wenn es mir Musik schöner macht.
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notenwart
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Beitrag von notenwart »

was ich vortrage, kann ich auch auswendig
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OldBlues
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Beitrag von OldBlues »

nun, den Notenständer als "Versteck" zu nutzen ist sicher doof... das sollte so nicht sein.

Aber die Texte, Notizen, Kleinkram, o.ä. in erreichbarer Nähe ablegen ist mitnichten unprofessionell, auch wenn's denn auf'nem Notenständer ist.
Lieber ab u. an auf'n Zettel schau'n (so als "Krückstock") als irgendwann total aus'm Text zu kommen.
„simple music is the hardest music to play, and blues is simple music“ ... Albert Collins
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

notenwart hat geschrieben:was ich vortrage, kann ich auch auswendig
Und wie lange hältst Du auf die Art durch an einem Abend?
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Rolli
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Beitrag von Rolli »

hi, bei meinem soloprogramm habe ich ein textblatt auf dem boden liegen. bei der coverband hab ich einen ordner mit ca 200 leadsheets und bei einigen seltenen titeln oder jazzstandards muss ich mal auf die chords schauen oder in einen text linsen. sonst versuche ich möglichst alles aus dem ärmel zu schütteln.
Schöne Grüße, Rolli
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www.rolandkalus.de - Gitarrenunterricht, aber nur wenn's wirklich sein muss ;)
notenwart
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Beitrag von notenwart »

Pappenheim hat geschrieben:Und wie lange hältst Du auf die Art durch an einem Abend?
rein akustisch ca mehr als 1h (15 Stücke) ; Gesang ca 1,5h (ca 20 Lieder)
Wobei ich ca 100 Lieder im Kopf habe, die sind aber nicht alle vortragsreif. (ist so ein leichter Autismus)
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Paeida
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Beitrag von Paeida »

Ich denke, der freie Vortrag kommt mit der Zeit. Ich hatte am Anfang auch alles in einem Ordner, inzwischen spiele und singe ich unser Programm komplett frei. Sollte mal ein Texthänger kommen, wird halt eine Strophe doppelt gespielt, oder etwas gedichtet.
Weitere Möglichkeit ist, ein Medley aus mehreren unvollständigen Stücken zu basteln ;-)

Kommt allerdings nur noch selten vor und wenn, ist es in meinem Fall egal, da ich Tanzmukker bin und das Publikum ohnehin mehr mit Trinken und Klöhnen beschäftigt ist, als darauf zu achten, ob ich/wir gut spielen und singen :? .
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Ich mag es auch nicht, wenn sich jemand hinter dem Notenständer versteckt. Mein Bandkollege machts leider immerzu, aber er meint, er kann nicht anders. Er hat aber auf Grund seines Berufes nicht die Zeit, in dem Ausmaß zu üben, dass er es könnte.

Ich habe mir den K&M Konzepthalter besorgt, der auf dem Mikroständer montiert wird und auf den ich so ein bisschen seitlich runterschaue.

Bild

Dadurch gibt es wenigstens zwischen mir und Publikum keine Barriere mehr, und ich hab trotzdem meinen Schummelzettel in unmittelbarer Nähe. Ist ein gutes Ding.

Was ich aber klarerweise auch merke: Je mehr und länger ich übe, desto mehr kann ich auswendig. Bei einem Repertoire von mittlerweile fast 150 Stücken ist aber ganz und gar unmöglich, alles auswendig zu können. Es werden aber im Lauf der Zeit immer mehr. :)
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Orange
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Beitrag von Orange »

Also ich finde es natürlich auch besser wenn man alles "frei Schnauze"
spielen kann, aber das funktioniert bei mir (noch) nicht.
Ich bin relativ Textsicher, aber die "Musik" dazu muss ich mir schon noch ablesen.

Wobei ich auch sagen muss das ich ein paar wenige Stücke auswendig spielen kann.
Und so wie bei den Anderen: Je mehr ich spiele desto besser geht´s auswendig.
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Paeida
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Beitrag von Paeida »

@ Kaindee:

Les dich ein bisschen in Harmonielehre ein. Quintenzirkel pauken und Mollparallelen, damit entlastest du den reinen "Akkordfolgespeicher" im Kopf :-)
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Orange
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Beitrag von Orange »

Paeida hat geschrieben:@ Kaindee:

Les dich ein bisschen in Harmonielehre ein. Quintenzirkel pauken und Mollparallelen, damit entlastest du den reinen "Akkordfolgespeicher" im Kopf :-)
Du wirst lachen aber mein Harmonielehre-Buch liegt sogar am Nachtkästchen und ich bin gerade dabei darin zu "schmökern".
Eigentlich schon seit längerer Zeit aber zu später Stunde vor dem Schlafen geht halt auch nicht mehr so viel rein.

Und mir ist auch schon aufgefallen das ich in den letzten Wochen hier eine Steigerung beim Spiel bemerkt habe weil ich diverse Akkorde mittlerweile schon "automatisiert" habe.
Woher auch immer das kommen mag ?

Also: Weiterlernen und dann auswendig spielen, macht einfach mehr her !
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Paeida
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Beitrag von Paeida »

Für Autodidakten kann ich dir die Bücher von Werner Pöhlert empfehlen, ist/war ein Jazzer, der da ein paar tolle Sachen geschrieben hat, die man auch alleine "draufschaffen" kann...

Hab durch "meine Neue" auch wieder Elan, wieder zu üben, Finnes ist eine zusätzliche Motivation für mich, freue mich auf seinen Blog!
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