Verlust von Magie.

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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Gitarrenspieler
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Verlust von Magie.

Beitrag von Gitarrenspieler »

Guten Morgen!
Mir kommt es so vor, als würden einige Lieder durch das Transponieren in eine andere Tonart, (die es mir erlaubt das Stück zu singen) ihre Magie oder ihren besonderen Charakter verlieren. Da ich ja eher singender Gitarrenspieler bin muss ich einiges transponieren damit ich es stimmlich hinbekomme. Zwei Beispiele: „Hotel California“ von den Eagles und noch mehr „Down by the River“ von Neil Young. Gerade das Young-Stück verliert deutlich (schade, würde das gern in mein Prog. aufnehmen) wenn es nicht in originaler Tonart gespielt wird finde ich. Geht das nur mir so?
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
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tonidastier

Beitrag von tonidastier »

Hallo Gitarrenspieler,

ich habe genau die Gleiche Wahrnehmung wie du! Vor allem weil meine 12 saitige einen Halbton tiefer gestimmt ist, da fällt es mir dann auf, dass Lieder dort nicht so schön klingen, außer man verwendet dann ein Capo.

Allerdings habe ich mal einen Artikel gelesen, dass es eigentlich keinen Unterschied machen sollte, in welcher Tonart ein Lied geschrieben ist.

Es hängt vielleicht einfach damit zusammen, dass das Lied dann ungewohnt klingt.

Außerdem ist es dann ja so, dass wenn du normal mit einem D Akkord Anfängst und nach Transponieren z.B. mit einem G schon mal der klangliche Unterschied darin liegen könnte, dass du beim G als ersten Ton das G spielst, und beim D Akkord als ersten Ton das A. d.h. die Abfolge der Töne innerhalb des Akkordes beim Abschlag ist eine andere. Zudem spielt man beim G ja alle Saiten, beim D nur 5.

Ich versuche das Lied dann einfach eine Oktave tiefer zu singen, das funkioniert bei mir eigentlich immer.

Mfg Andi
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Herr Grau
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Beitrag von Herr Grau »

Ist absolut so. Habe etliche Stücke, die man nur in einer bestimmten Tonart spielen kann, weil es sonst einfach nicht funkt.
Interpunktion und Orthographie dieses Posts sind frei erfunden.
Eine Übereinstimmung mit aktuellen oder ehemaligen Regeln wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt.
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Ich empfinde das ganz ähnlich.

Wobei es aber auch umgekehrt funzt: manchen Songs steht eine andere Tonart wesentlich besser als die Originaltonart, sicher spielen da noch andere Faktoren wie sounds mit rein. Gerade der "metal"-Bereich zeigt mir immer wieder, wie gewieft man mit extremen downtunings ("drop-c" ;) & co.) bekannten songs eine Frischzellenkur verpassen kann.
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Saitensprung

Beitrag von Saitensprung »

Kann ich auch bestätigen.
Die Magie eines Songs macht mitunter das glückliche Zusammenspiel aus der Stimme des Interpreten und der dazu passenden Tonlage aus. Das ist man dann auch so gewöhnt und empfindet es befremdlich, wenn man es für den Eigenbedarf eben transponiert.
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hmarke
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Beitrag von hmarke »

Gitarrenspieler hat geschrieben:Guten Morgen!
Mir kommt es so vor, als würden einige Lieder durch das Transponieren in eine andere Tonart, (die es mir erlaubt das Stück zu singen) ihre Magie oder ihren besonderen Charakter verlieren.
.

Moin,

der Effekt kann in Einzelfall auch ins Positive gehen. Insbesondere bei Gitarren ist dieser Effekt (positiv wie negativ) sehr ausgeprägt, und bei hochwertigen Gitarren umso mehr.
Das liegt daran, dass bei einer Gitarre nicht alle Töne gleich gut klingen und das Zusammenklingen mehrerer Töne komplexe (reale und eingebildete) Klangmuster erzeugen, die hochempfindlich darauf reagieren, wo man gerade greift und wie die Saiten gestimmt sind. Ganz besonders bei Stahlsaiten.
Anders formuliert:
Wenn man das Selbe höher oder tiefer spielt, dann verschieben sich die physikalischen Parameter nicht nur entsprechend, sondern deren Gewichtung untereinander ändert sich, da z.B. der Klangkörper der Gitarre das nicht linear abbildet.

Bezüglich "besser" oder "schlechter" kann man sich viel einbilden.
In erster Linie ist es nüchtern betrachtet hauptsächlich "anders".

Hin und wieder wird behauptet, dass allein die Tonhöhe etwas ausmacht, aber dieser Effekt maximal sehr gering.
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

hmarke hat recht was die typischen eigenheiten der gitarre anbelangt, die gibt es aber auch bei anderen instrumenten. auch die haben ihr spezifisches obertonspektrum und ihre klänge bei bestimmten tonarten. zu dem kommt, dass sie für jede tonart andere fingersätze haben.
was auf dem klavier in C gut klingt kommt bei den gitarren vielleicht in G besser.
nicht nur wegen des gesangs muss man transponieren, bläser brauchen das auch und da wird es meist sogar noch komplizierter weil es dann sowohl für den pianisten (ja ja die weißen tasten:-)) als auch für den gitarristen und bassisten schwerer wird so einfach die gewohnten lead und solo licks wie auch die wichtigen riffs entsprechend nah am original zu spielen. gerade die riffs sind sehr lagenabhängig, besonders bei der rockgitarre.

ob man es sofort hört wenn die gitarren einen halbton tiefer gestimmt sind bin ich mir nicht sicher, bei der gitarre ist das sicher eine elegante lösung weil die flageoletts an der gewohnten stelle bleiben und weiterhin eingesetzt werden können. das hat natürlich enge grenzen.
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Ulrich Peperle
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Beitrag von Ulrich Peperle »

[Beitrag vom Verfasser entfernt]
Zuletzt geändert von Ulrich Peperle am Sa Apr 09, 2016 1:58 pm, insgesamt 1-mal geändert.
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

Ulrich Peperle hat geschrieben:... Ein G-Akkord mit G im Bass ist ein Akkord in "stabiler" Grundstellung, ein D-Akkord mit A im Bass ist hingegen eine klanglich äußerst problematische und labile Umkehrung. .......
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...und klingt in meinen ohren oft falsch, unsauber oder matschig, ich vermeide das tiefe a beim "normalen" D oder Dm und spiele nur 4 saiten.
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Gitarrenspieler
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Beitrag von Gitarrenspieler »

Wenn ich mal bei dem Beispiel „Down by the River“ bleibe! Halbton tiefer bringt da wenig bei meiner Stimmlage, wenn ich die Gitarre ½ runterstimme klingt das auch noch ganz gut (z.B. die Intro Em7 auf A) selbst wenn ich die Git. einen ganzen Ton runterstimme geht das auch noch (nicht bei allen Git.). Mach ich aber aus dem Em7 (bei normaler Stimmung) einen Dm7 und aus A ein G ist der Zauber weg. Es sind scheint’s doch die anderen Griffe. Da wünscht man sich fast seine Variax Acoustic 700 (die ich mal hatte) zurück. :roll:
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

Gitarrenspieler hat geschrieben:.... Da wünscht man sich fast seine Variax Acoustic 700 (die ich mal hatte) zurück. :roll:
ich habe sie noch, aber na ja, ich finde die elektronischen altern.-tunings haben auch keine magie. eigentlich ist das doch ein argument für mehr als 4 "westerngitarren". 8)
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Mischkin
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Beitrag von Mischkin »

Das ist sehr unterschiedlich. Leo Kottke hat öfters die Gitarre deutlich tiefer als normal gestimmt (und dann in alternativer Stimmung). Das gibt einen typischen abgrundtiefen Bass, besonders auf der 12-saitigen. Bei normal hoher Stimmung ist der Charakter des Stückes oft weg.
Bei anderen Sachen nimmt man das Kapo und da ist es relativ Wurst. Die Stücke ändern sich natürlich stark, wenn man die Voicings ändert. Manche vertragen das z.B Fredl Fesl in C ist fast besser als Original in D, andere nicht.
Ein ähnliches Phänomen hat man auch, wenn alternative Stimmungen verwendet werden. Verwendet man die selben Akkorde in normaler Stimmung, ändert sich der Charakter des Stücks wegen der anderen Voicings.
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badpicker
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Beitrag von badpicker »

Ob das an der speziellen Charakteristik der Tonarten liegt?

http://g-o.de/dossier-detail-341-6.html

Die ich jedoch, ich gestehe, mit meinem vielleicht zu groben Sensorium, nicht empfinde. C-Dur: rein, d-moll: jenseitig traurig usw.

Mit G-Dur Grüßen
( "fröhlicher Jubel einer ausgelassenen Freude und einer muthvollen Kraft")

Ulli, der badpicker
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Pappenheim
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Beitrag von Pappenheim »

Herr Grau hat geschrieben:Ist absolut so. Habe etliche Stücke, die man nur in einer bestimmten Tonart spielen kann, weil es sonst einfach nicht funkt.
Geht mir ganz genauso. Ist ja auch normal.
jürgenM

Beitrag von jürgenM »

Hi,
auf der Gitarre bin ich kein Blueser, echt nicht, aber auf meinem Blasinstrument wird von mir erwartet, daß ich bluese, soule und sogar jazze.

Na ja, jeder hat sein Säcklein zu tragen...

Da ich kein Klavier kann, war für mich immer die Gitarre das Gerät, mir Harmonien, Akkordverbindungen klarzumachen um die Musik, die ich mache zu verstehen.

Dabei ist mir genau dieses Phänomen aufgefallen.

z.B.: Blues: Spielt man ihn in"E", klingt er urtümlich, nach Baumwollsklavenmusik des amerikanischen Südens. In "A-Dur" kommt er Westcoastig. In "B-Dur" ist er zwar einfach für Bläser, in "Es"kommt er aber für Bläser am fettesten.

G-moll ( als Bläserbegleitung) auf der Gitarre, 6/8tel -Takt und das Publikum wird feucht.

Afrikanische Musik a la "the lion sleeps tonight" geht für mich nur in F-dur., etwas schwer zu spielen, aber unumgänglich.

Gruß...Jürgen
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