Gitarrenfotoworkshop Part 3 "Die magische Schärfentiefe

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Thorsten Faust
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Gitarrenfotoworkshop Part 3 "Die magische Schärfentiefe

Beitrag von Thorsten Faust »

Hallo zusammen!
Heute werden wir das letzte Mal etwas theoretisch, aber "Schärfe" ist beim Fotografieren eben ein wichtiges Thema.

Technikfetischisten dürfen gerne mehrere Tausend Euro für ein hochwertiges Objektiv ausgeben und sich zu Recht an der aussergewöhnlichen Abbildungsqualität weiden. Bleibe ich aber mit meinen Bildern auf dem Computermonitor mit seiner doch eher bescheidenen Auflösung, schiesst man eventuell mit Kanonen auf Spatzen.

Ungewollte Unschärfe kann mehrere Ursachen haben:
Die häufigste ist nach meiner Erfahrung Verwackeln bei langen Belichtungszeiten.
Also, wenn Ihr noch kein Stativ habt, besorgt Euch eins. Ohne geht's auf Dauer wirklich nicht.
Später beim Beleuchten geht es ohnehin nicht ohne Kamera auf dem Stativ. Da braucht es zwischen Gitarre, Kamera und Licht unverrückbare Bezugsgrößen.
Von mir aus reicht auch das billigste Klapperteil. Besser als gar keins. Dann benutzt man clevererweise den Selbstauslöser und der ganze Klapperatismus hat nach dem Auslösen genügend Zeit zur Ruhe zu kommen.

Klar, häufige Ursache ist natürlich auch ein im Nirvana umherirrender Autofokus.
Da sind all diejenigen im Vorteil, die die Schärfe an ihrer Kamera manuell einstellen können.

Was oft als Unschärfe wahrgenommen wird, aber eigentlich keine ist, ist Bildrauschen bei hohen ISO-Settings. Aaalso, wenn die Kamera ohnehin auf dem Stativ steht, möglichst runter mit dem ISO-Wert. (Kleiner ISO-Wert - geringe Empfindlichkeit - wenig Bildrauschen)

So, jetzt aber endlich zur legendären Schärfentiefe:
Die Blende in Eurem Objektiv funktioniert im Prinzip wie die Iris im Auge und lässt sich über Zahlenwerte (1 / 1,4 / 2,8 / 4 / 5.6 / 8 / 11 / 16 / 22 / 32 ...) einstellen.
Dabei gilt:
Kleiner Blendenwert - große Öffnung - große Lichtmenge
Großer Blendenwert - kleine Öffnung - geringe Lichtmenge
Jede Änderung um einen ganzen Blendenwert halbiert bzw. verdoppelt die durchgelassene Lichtmenge.

Und was hat das jetzt mit dieser Schärfentiefe zu tun?
Viel, denn die Blende steuert nicht nur die Lichtmenge, sondern hat auch Einfluss auf die (tataaa!) Schärfentiefe.
Bei geöffneter Blende (kleiner Wert) sind nur Bildpunkte scharf, die sich auf einer Ebene senkecht zur Aufnahmerichtung befinden. (hääääh?)
Ich hab da mal was vorbereitet:

Bild

Bei einer sich schließenden Blende dehnt sich jetzt die Schärfenebene etwa zu einem Drittel nach vorne und zu zwei Drittel nach hinten in Aufnahmerichtung zu einem Raum aus.
Die Schärfentiefe beschreibt jetzt den Abstand vom vordersten gerade noch scharfen Bildpunkt zum hintersten gerade noch scharfen Punkt:

Bild

...und hier ist die Blende noch weiter geschlossen:

Bild

Wie schnell und wie weit sich dieser Schärferaum beim Abblenden ausdehnt, ist ausserdem noch vom Aufnahmeabstand und der Brennweite abhängig. Aber det kriejen wa späta im Praxisteil ...

Sodele, das war's mal wieder für heute.
Fragen, Kritik und Anregungen sind wie immer dringend erwünscht

Sonnige Grüße
Thosi
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