Gitarrenbau als Hobby

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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relaxrecords
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Gitarrenbau als Hobby

Beitrag von relaxrecords »

Hallo Leute,

habe gesehen das es hier auch ein paar Leute gibt die sich für Gitarrenbau interressieren.
Ich habe auf meiner Homepage mal ein paar Fotos meines letzten Bauprojektes eingestellt und auch ein paar persöhnliche Erfahrungen zum besten gegeben. Vielleicht sind auf den Fotos ja ein paar praktische Tips zu sehen. Vielleicht motiviert es aber auch diejenigen, die erst mit dem Gedanken spielen sich auf dieses Abenteuer einzulassen, doch lieber zum Gitarrenbauer ihres vertrauens zu gehen!
Ich habe meine (Hobby!)Werkstatt 2006 u.a. aus Zeitgründen aufgelößt.
Außerdem spielt es sich schlecht wenn mal wieder ein Fingernagen beim schleifen oder hobeln draufgegangen ist. Auch nach einer Stunde Arbeit mit der Ziehklinge sind die Finger nicht wirklich locker genug zum Gitarrespielen....
Fotos und Kommentare hier: http://www.relaxrecords.de/html/gitarren.htm

Viele Grüße,
Michael
mbern
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Beitrag von mbern »

Sowas ist immer interessant und ich habe gleich eine Frage:

Warum nimmst du einen Hals aus Sperrholz?
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Gitarrenspieler
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Beitrag von Gitarrenspieler »

mbern hat geschrieben:...Warum nimmst du einen Hals aus Sperrholz?
Vermute aus Stabilitätsgründen (Verwinden)! Wenn man das Holz geschickt wieder zusammenleimt (ob nun mit oder ohne Furnier in der Mitte) heben sich dort Kräfte auf.
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relaxrecords
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Beitrag von relaxrecords »

Es ist kein Sperrholz!! Der Hals besteht aus einem Stück mit doppelter Halslänge das in der Mitte durchgesägt wird. Es wird dann mit einem dazwischengelegtem 3-4mm starken Mahagoni oder Palisanderstreifen zusammengeleimt. Dadurch wird ein Verziehen des Halses kompensiert und er wird insgesamt stabiler. Der angestzte Kopf und Fuß minimieren dan Abfall.
Bei den McIlroy Gitarren und bei den alten 12Saitigen Guilds ist das auch so.Wobei hier der Hals aus einem Stück ist. Es ist halt ein höherer Arbeitsaufwand.
Natürlich funktioniert auch ein einteiliger Mahagoni Hals, aber dann sollte man sicher sein das das Holz absolut(!) trocken ist und das die Maserung möglichst gleichmäßig ist.
Es gibt ein Buch von Franz Jahnel mit dem Titel "Die Gitarre und ihr Bau"
Ist zwar für Westerngitarren weniger interessant aber es gibt u.a. ein paar ausfühliche Kapitel zum Thema Holzeigenschaften und Restfeuchtigkeit.

Gruß,
Michael
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chrisb
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Beitrag von chrisb »

hi michael,

schöne arbeit und schönes hobby!
hast du die 10 gitarren nur für dich gebaut?

hast du noch holz oder werkzeug übrig?
chrisb
mbern
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Beitrag von mbern »

relaxrecords hat geschrieben:Es ist kein Sperrholz!! Der Hals besteht aus einem Stück mit doppelter Halslänge das in der Mitte durchgesägt wird.
Ah, ich dachte, weil du auf deiner Seite schreibst, alle Hälse wären gesperrt - hatte ich falsch verstanden.
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RolfD
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Beitrag von RolfD »

Holz hat die Eigenschaft, aus der Umgebungsluft Feuchte auf zu nehmen und diese auch wieder abzugeben ("hygroskopisch"), wird daher als Baumaterial - wenn richtig konstruiert - sehr geschätzt. Dabei verändert das Holz sein Volumen und "dehnt und schwindet" sich in unterschiedlichen Verhältnissen je nach Richtung der Maserung. Nicht selten verzieht es sich dabei, d.h. ein gerades Brett wird mehr oder weniger gekrümmt. In mehreren (meist dünnen) Schichten und mit gegenläufiger Maserung (um jeweils 90 Grad versetzt) verleimtes Holz nennt man Sperrholz, weil man mit diesem Trick (Sperren) diese unangenehmen Eigenschaften weitestgehend minimiert hat.
Bei Propellern im Flugzeugbau hat man dieses Prinzip schon vor vielen Jahrzehnten angewendet.

Im Gitarrenbau (und manchen anderen Anwendungen) sind diese Eigenschaften eher unter anderen Gesichtspunkten zu betrachten, denn allzuviel Bewegung mag man da gar nicht. Daher hat man auch z.B. Gitarrenhälse aus mehreren Holzteilen zusammen geleimt.
Soweit erst mal.
Grüße
Rolf
mbern
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Beitrag von mbern »

@RolfD
Danke für die Erklärung.

@Michael
Ich bleibe bei Hobbygitarrenbauer Geschichten gerne hängen.
Du bist Handwerker, ich eher Mundwerker und für mich ist dies der wichtigste Satz auf deiner Seite:

"Man sollte sich aber im klaren darüber sein, das man nie den Qualitätsstandard eines professionellen Gitarrenbauers erreichen wird!"

Das bringt mich einen Schritt weiter, hin zu der Entscheidung, dass ich davon die Finger lassen werde. Also genau das was du im Eröffnungsartikel schreibst: "Vielleicht motiviert es aber auch diejenigen, die erst mit dem Gedanken spielen sich auf dieses Abenteuer einzulassen, doch lieber zum Gitarrenbauer ihres vertrauens zu gehen! "

Wenn es dir nicht gelingt an das Niveau heran zu kommen, dann sollte ich die Finger davon lassen und das werde ich auch tun.
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chrisb
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Beitrag von chrisb »

"Man sollte sich aber im klaren darüber sein, das man nie den Qualitätsstandard eines professionellen Gitarrenbauers erreichen wird!"
naja, "nie" würde ich nicht sagen.
es gibt schon ausnahmen, bei denen aus "nicht-gelernten" oder "hobbyisten" auch professionelle gitarrenbauer geworden sind.
bestes beispiel unser maddin!
oder
http://www.feistauer-gitarren.de/index.html fällt mir noch ein.
chrisb
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RolfD
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Beitrag von RolfD »

.... wenn man eine Leidenschaft entwickelt für ein Handwerk (oder auch andere Sachen), dann kann, aber muss das nicht in eine Meisterschaft führen. Der Weg dahin ist nicht selten eine höchst individuelle Entscheidung, kostet Kraft und ist meist von vielen Zweifeln begleitet. Aber ich kenne doch einige, die das wirklich geschafft haben, oft sehr bescheiden und mit viel Konzentration auf die Sache. Kein schneller und erst recht kein einfacher Weg. Außerordentlich lobenswert, wenn sich jemand dafür entscheidet. Man sollte solche Menschen unterstützen, wenn man die Möglichkeit dazu hat. Respekt und Anerkennung sind das Mindeste.
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chrisb
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Beitrag von chrisb »

schön gesagt rolf!
chrisb
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