Gig-Akquise

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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DiSt
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Gig-Akquise

Beitrag von DiSt »

Liebe Gemeinde,
angeregt durch den Wiedervorlage-Thread würde ich gerne mal eure Vorgehensweisen und Erfahrungen bei der Gig-Akquise hören.

Viele Veranstalter bieten ja auf ihrer Website ein Kontaktformular an, und/oder es gibt eine Email-Adresse. Persönlich vorbeischauen ist sicherlich am effektivsten, verbietet sich aber oft wegen der Entfernung.

Wie geht ihr nach einer Initiativ-Bewerbung vor? Ich gebe natürlich immer einen Verweis auf unsere eigene Homepage mit (da steht eigentlich alles Wesentliche drin, Referenzen, Audio- und Videoschnipsel), biete aber auch an, bei Bedarf eine CD zuzuschicken. So weit, so gut. In den seltensten Fällen erhält man innerhalb von zwei Tagen eine begeisterte Mail zurück... also heißt es nachhaken. Wie sind eure Erfahrungen? Ich scheue mich immer ein wenig, das telefonisch zu machen (Nerv-Gefahr), aber wahrscheinlich wäre das bei manchen Veranstaltern die einzig sinnvolle Methode.
Ebenso scheue ich davor zurück, unaufgefordert ein ganzes Media-Pack mit CD und Presse-/Veranstalter-Material hinzuschicken.

Als hilfreich hat sich bei mir schon in einigen Fällen erwiesen, sich auf befreundete Musiker/Acts zu beziehen, die schon mal dort gespielt haben.

Nun bin ich auf eure Erfahrungen gespannt...
Dieter
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OV1667
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Beitrag von OV1667 »

Moin,
auch wenn sich meine seltenen Auftritte eher spontan und durch Abwesenheit des eigentlichen Gigs ergeben :wink:
vielleicht ist es besser, wichtige Infos über die eigene Person (Kontaktdaten, Auszug aus Playlist, Referenzen ...) zusammengefasst in einem PDF an den mutmaßlichen Veranstalter zu schicken, als ihm die "Mühe der Suche auf der Homepage zuzumuten"?
2. Gedanke: warum CD auf Anforderung? Warum nicht ein "kleines Werbepaket" direkt schicken?

Spontane Gedanken. Vielleicht tragen sie zur Ideenfindung bei.
Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann.
(Jean Paul)
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OldPicker
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Beitrag von OldPicker »

Hallo Dieter,

ich hatte mich auch schon einige Male höchst intensiv bemüht für unsere Gruppe upDate, die OldPickers und sogar für Klaus Weiland. Kontaktiert habe ich über 40 Locations im Großraum Bremen. Neben Mails, persönlichem Abgeben einer Demo-CD, Telefonaten und richtigen Briefen mit Demo-CD war da alles dabei. Und bei den Locations handelte es sich in jedem Fall um Bühnen für Musik und Kleinkunst, Kulturhäuser und andere entsprechende Veranstaltungsorte.

Ob es daran lag, dass die Veranstalter einfach keine Lust hatten zum Antworten, ob die angebotene Musik nicht gefragt war, sie Angst vor dem Zahlen von Gage haben, ob für sie alles unter "Lady Gaga" oder den "Dubliners" nicht akzeptabel war... Kurz und gut: Auf KEINE meiner Anfragen habe ich eine Antwort erhalten. Bei Klaus Weiland hatte ich sogar noch ein paar Anrufe nachgesetzt, alte Schulfreunde beim Rundfunk angesprochen... Aber die Leute waren alle mehr als kurz angebunden - wenn ich sie überhaupt persönlich erreicht habe - und schlicht nicht interessiert. Ich habe mich so blamiert und gefrustet gefühlt, dass ich mir schwor, nie wieder so etwas anzufassen.

Alles darüber hinaus käme mir wie Bettelei vor, und das brauche ich nicht. Wenn es sich ergibt, dann gut. Aber um jeden Preis bei Veranstaltern sich anbiedern, um dann für ein paar Euro gnadenhalber auf die Bühne zu dürfen? Neee. Einer lud uns mal ein (die OldPicker, welche aus meinem Freund Daddy und mir bestehen). Seine Angebot: "Ich stelle euch kostenfrei die Bühne für 60 Minuten zur Verfügung." Eine Freiluftveranstaltung mit reichlich Gästen. Kostenfrei hieß dabei: Keine Gage, keine Kostenerstattung für Anfahrt (je 60 Kilometer hin und zurück), keine Verpflegung, eigenes Equipment ist mitzubringen. Die Werbung für uns wäre ja wohl Entschädigung und Ehre genug. Wir haben dann nach kurzem Kopfnicken des Einverständnisses dieses Angebot nicht wahrgenommen.

Für mich ist es daher einfach vorbei, mich irgendwo zu bewerben. Schon gar nicht werde ich mich irgend so einem Casting-Quatsch stellen. Ich bin gerne vor Zuhörern. Macht wirklich Spaß. Aber nicht um jeden Preis.

Wie man sich gut vermarktet, das kann ich dir, wie du gelesen hast, leider nicht sagen. Meine Erfahrung ist dabei zusammenfassend, dass es recht schwer ist, sich und seine Musik auf die Bühne zu bringen. Manche erniedrigen sich selbst zum Bettler und spielen für jeden Preis nur um vor das Publikum zu kommen, andere sitzen daheim und warten auf Anrufe von gut zahlenden Auftraggebern. Der Rest aber ist harte Arbeit und cleveres Marketing. Da reicht es nicht mehr, nur ein guter Musiker zu sein...

Viel Erfolg und gutes Gelingen,
Dieter
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"I usually play songs in two chords, C and G, and every once in a while I throw in an F, just to impress the girls."
(Woody Guthrie)
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DiSt
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Beitrag von DiSt »

Hallo Namensvetter,
das klingt ja recht frustrierend - ganz so schlimm ist es mir/uns bisher nicht ergangen. Aber die Tendenz ist schon zu erkennen.
Zu dem Spaßvogel, der "die Bühne kostenlos zur Verfügung stellt": Es gibt da einen netten englischsprachigen Musterbrief für solche Gelegenheiten, so nach dem Motto:
"Lieber Wirt, ich feiere demnächst meinen xx. Geburtstag und möchte dazu 60 Freunde einladen. Ich freue mich, Ihnen die Gelegenheit anzubieten, mich und meine Gäste kostenlos bekochen zu dürfen. Stellen Sie sich vor, 60 potenzielle Kunden auf einem Haufen! Sie dürfen zum Aufwärmen der von Ihnen vorbereiteten Speisen meine Küche benutzen, ohne dass ich Ihnen die Stromkosten in Rechnung stelle. Ich gehe natürlich davon aus, dass Sie sämtliche benötigten Gerätschaften selbst mitbringen und nach dem Ende des Fests auch wieder mitnehmen und bei sich zu Hause reinigen" :wink:
Dieter
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tomis
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Beitrag von tomis »

das kann ich alles bestätigen
aber warum ist das so ?
kennt jemand einen veranstalter ?
vielleicht rückt der mal mit der sprache raus
vielleicht ist ja ein ytvideo mit 1mill klicks der schlüssel
gibts da mglw eine maschine für ?
mit Blues und Gruß
Thomas
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Für mich ist es daher einfach vorbei, mich irgendwo zu bewerben.
Ebenso.

Der Trick: Eine Person, die NICHT zur Band gehört / aufführender Künstler ist. Denn diese Person / Manager ist nicht direkt angreifbar und spricht einfach nur im Namen anderer, viel entspannter, mit Abstand. Das ist wesentlich vielversprechender, zumindest meinen Erfahrungen nach, als es selbst zu tun; da ist man irgendwie...keine Ahnung, ich kann es nicht sagen - befangen?! No idea. Jedenfalls kann ich sowas nicht mehr. Macht es irgendwer anders für mich und sagt mir dann einfach "Du, am 12.03. da und da ab 20:30 Uhr..." jo - damit kann man arbeiten, so sollte es sein.
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thust
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Beitrag von thust »

Ich schicke als erstes eine Info Mail mit dem Hinweis auf die Homepage und den Link zu einer Demo Seite. Bei 20 mails bekomme ich da max. eine Antwort. Dann rufe ich alle angemailten so lange an, bis ich den Zuständigen gesprochen habe ( das können schon mal mehrere Anrufe sein) und schreibe mir alle Gesprächsnotitzen auf. Die, die überhaupt kein Interesse haben rufe ich nach einen Jahr wieder an, alle anderen sagen meist, wann ich mich wieder melden soll, oder im Glücksfall macht man schon mal einen Termin klar.
Über Veranstaltungsagenturen habe ich bisher nur sehr wenige Muggen bekommen.
Das wichtigste ist: "Am Ball bleiben!" ;-)

LG
Andreas
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Sperris
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Beitrag von Sperris »

Ich fande und finde es immer schwer, sich selber anzubiedern. Für Sperris&Wicca hat unser Booker (Mann der Sängerin) das gott sei Dank immer erledigt. Seine Erfahrungen waren wie folgt:

1. Keine Material unaufgefordert zusenden! (Landet sowieso in der Mülltonne)
2. Anrufen und ersten Kontakt knüpfen.
3. So lange auf die Nerven gehen, bis der Gig zustande kommt, damit der nervige Typ nicht immer wieder anruft.
4. Verbindliche Termine zur Wiedervorlage machen, im Sinne von" Wenn nicht jetzt, wann dann..."
5. Bei jedem Gig nachfragen, ob der Veranstalter jemanden kennt, der Interesse haben könnte.

Trotzdem eine nervenaufreibende Sache!

Gruß Ralf
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Geli
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Beitrag von Geli »

Liebe Leute,
denkt bitte daran, dass sowohl Telefonakquise als auch Akquise per Email verboten ist, es denn der Angesprochene, -geschriebene stimmt der Telefon- oder Mailwerbung ausdrücklich zu.
So steht es jedenfalls in §7, UWG.
Gruß
Geli


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Davanlo
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Beitrag von Davanlo »

Neue Tendenz in meiner Gegend ist das man die Bühne "mietet" und dann mit Eintrittskarten bezahlt (Bar ist für den Veranstalter). Zumindest ist eine PA mit geschultem (?) Personal dabei ...

So 80 Personen Saal um die 150 €. Dazu kommt das der Veranstalter meint das 5€ Eintritt angemessen ist, mehr zahlen die Leute nicht.

Ab 30 Personen ist die Miete bezahlt, ab 35-40 spiele ich umsonst. Ab diesem Punkt gibt es Einkommen.

Als Eigen-Veranstalter sind natürlich Sabam (~Gema) und Versicherungskosten zu bezahlen, und es gibt keine freien Getränke oder Snacks.

Ich mach es dieses mal, denn der Saal ist nett, und das Konzert wird aufgenommen und ich filme, um Live-material zu machen, aber ich finde es nicht ok.
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Manati
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Beitrag von Manati »

Geli hat geschrieben:Liebe Leute,
denkt bitte daran, dass sowohl Telefonakquise als auch Akquise per Email verboten ist, es denn der Angesprochene, -geschriebene stimmt der Telefon- oder Mailwerbung ausdrücklich zu.
So steht es jedenfalls in §7, UWG.
Gruß
Geli
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DiSt
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Beitrag von DiSt »

Na, Geli, so eng würde ich das aber nicht sehen.
Erstens sind ja unsere Ansprechpartner keine Verbraucher im Sinne des Gesetzes, sondern selbst Unternehmer. Bei einem Wirt oder Veranstalter, der Live-Musik anbietet, kann man doch wohl von einer "zumindest mutmaßlichen Einwilligung" ausgehen. Schließlich bieten die ja Live-Musik nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit an, sondern aus Geschäftsinteresse.

EDIT: Manati war ein paar Sekunden schneller (von wegen Verbraucher :lol:
Dieter
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OV1667
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Beitrag von OV1667 »

@Geli
Das gilt nicht für einen Anruf (oder eine Mail) an einen Veranstalter.
Sowas nennt man Initiativbewerbung und auf dem Arbeitsmarkt ist das ebenso üblich und erlaubt.
Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann.
(Jean Paul)
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Sperris
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Beitrag von Sperris »

Der Begriff Verbraucher ist im § 13 BGB sehr eindeutig geregelt! Ein Veranstalter ist demnach definitiv kein Verbraucher!

Wenn man es doch so versteht, kann man dummerweise in Zukunft auch keine Konzerte mehr besuchen, weil weder der Dienstleister den Veranstalter, noch der Veranstalter den Dienstleister anrufen dürfte!

Gruß Ralf
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RB
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Beitrag von RB »

Wie oft spielt ihr denn live oder wie ist zumindest die Zielvorstellung ? Das würde mich einmal interessieren. Ich weiß nicht, wer von Euch das zum Broterwerb macht, deswegen würde ich gerne einmal eine Vorstellung vom Umfang der Sache bei Euch bekommen.
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