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Klangoptimierung durch Emil Weiss - Ja, ich habe es getan!

Verfasst: Mi Mai 03, 2006 11:00 am
von guitar-hero
Moin, moin allsaits,
liebe FingerPicker und Meister des einhändig gespielten Plektrums.

Das Resümee vorweg:

Ich würde es sofort wieder tun!


Vorgeschichte:
Nach einer Neubundierung und einem kleinen Tuning hatte meine "Lucie" Larrivée LC 72 kein wirkliches Lächeln für meine Streicheleinheiten mehr übrig.


Der Sprung über den eigenen Schatten:
Als notorischer Zweifler, ständig skeptisch hinterfragender und ungläubiger Ignorant gegenüber allem Unbekanntem brauchte ich etwa 2 Jahre, bis ich endlich über meinen Schatten sprang und bei Emil Weiss, ifa, anklingelte.
Der Kaffeeduft kam mir schon entgegen. "Emil, nur ganz kurz ein Tässchen Kaffee und ein paar Fragen." - Es wurden mehr als 2 Stunden!
Einige weitere schlaflose Nächte folgten, bis ich endlich ... Emil meine Gitarre übergab.


"Werner, Du kannst Deine Gitarre abholen!"
Ihr könnt es nun glauben, oder nicht, ... doch ich fühlte mich wie eine Jungfrau vor dem 1. Mal und traute mich nicht, den Gitarrenkoffer zu öffnen!
Als ich es endlich wagte, und völlig schräg und falsch vor Nervosität die ersten Akkorde klimperte, muss Emil wohl gedacht haben, "wozu braucht DER eine wohlklingende Gitarre?"

Ich lauschte ... versuchte als Ingenieur "wissenschaftlich" und "kritisch" zu bewerten und zu vergleichen ... und ... konnte nur sagen: Klingt GUT!

Um mir auch MEINE Verspannung zu nehmen, führte mich Emil an den "geheimnisumwobenen Ort der Stimulation".
Ich durfte live miterleben, wie gerade eine Martin 000-28EC VS aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt.


Jeder ist seines Glückes Schmied.
Liebe Freunde,
jede Ausgangssituation ist eine andere. Jedes "delta" sieht anders aus.

Ich habe mit Emil lange darüber diskutiert, seine Arbeit doch verkaufsfördernder zu präsentieren und zu vermarkten.
Emil ist Enthusiast, Klangfetischist, aber ... scheint in diesem Punkt irgendwie genervt, sich jeder nachwachsenden "Generation" neu "beweisen" zu müssen.

Ich wollte diese Mentalität zunächst nicht akzeptieren, doch irnxwie habe ich Emil dennoch verstanden. Darum auch meinerseits nur soviel:
Emil Weiss weiß was er tut.

Meine "Lucie" ist wieder RUND. Sie hat ihr Fundament wiedererhalten, singt souverän und ausgeglichen wie früher.
ICH HABE MICH NEU VERLIEBT! :D

Wenn Ihr mit dem Klang Eurer Gitarre zufrieden seid, ... OK!

Wenn Ihr - aus welchen Gründen auch immer - Handlungsbedarf seht, ...

... ICH bin überzeugt!

Bis die Nächte.

Verfasst: Mi Mai 03, 2006 11:27 am
von matthiasL
Im Gegensatz zu vielen habe ich mich nie an dem billigen Emil Bashing beteiligt. Ist doch klar das es funktioniert. Das weiss doch jeder ernsthafte Gitarrist.

Das krasse ist der Preis ...

Ich weiss zwar nicht was du fuer die Bundierung bezahlt hast und ich kapiere nicht warum danach die Klampfe nicht mehr recht gewollt hat. Offensichtlich haben die hoeheren Bundstaebchen die Saiten-Schwingungen begrenzt. Was anderes kann ich mir nicht vorstellen. Ich haette hier dem Typ der dir die Klampfe versaut hat echt was erzaehlt. So was darf nicht passieren. Ich dachte die Emil-Methode bezieht sich aufs Holz und auf die Holzverbindungen, aber das es auch bei deinem Problem geholfen hat kann ich mir nur so erklaeren, dass die Gitarre noch grosse (Holz)reserven hatte, die gewwckt wurden.
Anyway, da hast fuer die Bundierung 250 (meine Schaetzung) und Emil 770 zusammen 1000 EUR bezahlt. Dafuer bekommt man schon ne vollmassive aus dem Osten, die (mit ein bisschen Glueck) richtig geil klingt.

Also Emil-methode OK, der Preis nicht und der Rest, das wuerde ich mir so nicht gefallen lassen.

Cheers ML

Verfasst: Mi Mai 03, 2006 3:25 pm
von pegahorn
also hat sich der Ausflug nach Ober-Erlenbach doch gelohnt :D

viel Spass mit Lucie

Gruß Richard

Verfasst: Mi Mai 03, 2006 4:02 pm
von H-bone
matthiasL hat geschrieben:Ich weiss zwar nicht was du fuer die Bundierung bezahlt hast und ich kapiere nicht warum danach die Klampfe nicht mehr recht gewollt hat. Offensichtlich haben die hoeheren Bundstaebchen die Saiten-Schwingungen begrenzt. Was anderes kann ich mir nicht vorstellen. Ich haette hier dem Typ der dir die Klampfe versaut hat echt was erzaehlt. So was darf nicht passieren. Ich dachte die Emil-Methode bezieht sich aufs Holz und auf die Holzverbindungen, aber das es auch bei deinem Problem geholfen hat kann ich mir nur so erklaeren, dass die Gitarre noch grosse (Holz)reserven hatte, die gewwckt wurden.
Matthias, das ganze ist schon logisch, sowohl die etwas "matte" Klampfe nach dem Neubundieren als auch der Effekt von Emils Behandlung... jedenfalls dem "Neubundierer" sollte man keinen Vorwurf machen und zwar deshalb:
Die Bundstäbchen werden bekanntermassen in einen gesägten Schlitz eingepresst (meist 0,6 mm) und haben am Fuss (der Teil der im Schlitz verschwindet) kleine "Widerhäkchen" die das Bundstäbchen sicher im Schlitz halten sollen. Diese Widerhäkchen (lass sie 0,05 mm rausstehen) drücken nun erstmal gegen die "Wände" des Schlitzes, sprich diesen etwas auseinander, am Schlimmsten bei Ebenholz, da am härtesten. Nun, 0,05 mal Zwei pro Bund mal 21 Bünde sind immerhin 2 mm !!! die das ganze Griffbrett "gespreizt" wird. Durch Saitenzug und Einspielen schaffen sich diese Häkchen dann ins Holz und schaffen wieder eine Integrität im Halsbereich. Bei einer Neubundierung passiert exakt das Gleiche, ist ja kaum anzunehmen dass die neuen "Häkchen" sich exakt in die alten "Kerben" setzen, also brauchts auch hier wieder Einspielen...
Ganz klar dass hier Emils Behandlung immenses gebracht hat... aber 770 Ocken ??? :shock:

Gruss, H-bone

Verfasst: Mi Mai 03, 2006 4:21 pm
von RB
Ich habe diese Gefühlsaufwallungen ("wie klingt doch diese Gitarre, wie konnte mir das die ganze Zeit entgehen") einfach so - ohne Behandlung des Instruments - und das schon mehrfach mit verschiedenen Gitarren. So lange ich keine naturwissenschaftlich nachvollziehbare Erklärung des Emil-Effekts habe, zweifle ich.

Wenn ich dann nach Leumünden und Testpersonen schaue, stelle ich fest: Die einen sagen so und die anderen sagen so. Das gilt insbesondere für die Tester vom Acoustic Guitar Magazine, die eine Reihe von Gitarren einer amerikanischen Rpttelmaschine anvertraut hatten. Man meinte am Ende, der Effekt sei, wenn vorhanden, im Grenzbereich zur Einbildung.

Dann gibt es aber wieder Leute, die Ihre Instrumente Emilifizieren ließen und drauf schwören und es gibt Leute wie L. Kottke, die ihre Gitarren einer lauten Stereo-Beschallung ausgesetzt haben, weil dies die verborgenen Qualitäten des Instruments hervorzaubere.

Vielleicht würde ich es auch versuchen, wenn es nicht so teuer wäre. Das gute alte Einspielen bringt den Effekt - sofern vorhanden - günstiger. Und mag es auch Jahre dauern, das nehme ich hin.

Verfasst: Do Mai 04, 2006 6:34 am
von chrisb
moin,

von der beschallung mittels stereoanlage habe ich auch schon gehört. das hat mal vor jahren ein tester von gitarre&bass mit zwei nagelneuen strats ausprobiert. die eine wurde 24h beschallt und die andere nicht. dann hat er die teile mit auf die messe mitgenommen und vom publikum testen lassen. angeblich klang die beschallte glambfee besser.

von der emilfizierung hör ich das erstemal. kanns mir durchaus vorstellen, versteh nur noch nicht ganz was das für´ne maschine ist und wie sie funktioniert. was wird da wie gemessen?

die emil theorie könnte auch erklären, warum zwei haargenau baugleiche gitarren unterschiedlich klingen: weil sie von haus aus unterschiedlich "natürlich" entdämpft sind.

für mich stellt sich die fragen, wenn das nachträgliche "mechanische" entdämpfen so eine klangverbesserung bringt, warum machen das nicht alle gitarrenhersteller bevor sie ihre glambfeen verkaufen? abgesehen von den kosten würde das ja dann eine qualitätsverbesserung bringen.

Verfasst: Do Mai 04, 2006 8:05 am
von Gast
@chrisb

Andere Hersteller machen es, z.T. jedenfalls. Das Verfahren ist nicht (mehr) geschützt und sehr wohl bekannt (siehe hier). Der gute Hartmut Hegewald bietet etwas ähnliches an, für 150 - 200 Euros (lt. Aussensaiterforum). Es gibt mittlerweile noch andere Anbieter, da muss man mal googeln. Ob sie es genau so wie Emil machen kann ich allerdings nicht sagen.

Verfasst: Do Mai 04, 2006 8:23 am
von matthiasL
@ H-Bone: Manchmal liest man hier wirklich gute Sachen. Super, vielen Dank fuer die Erklaerung. Macht Sinn.

Warum veraendert der unter mehr Spannung stehende Hals die Schwingungsbereitschaft der ganzen Gitarre. Hat das soviel Einfluss??

Cheers ML

Verfasst: Do Mai 04, 2006 8:39 am
von H-bone
matthiasL hat geschrieben:Warum veraendert der unter mehr Spannung stehende Hals die Schwingungsbereitschaft der ganzen Gitarre. Hat das soviel Einfluss??
Der Hals hat einen immensen Einfluss auf das Sustain der Gitarre. Sustain entsteht ja dadurch dass eine schwingende Masse, möglichst schwer und hart, die Schwingung wieder an die Saiten zurückgibt. Der Korpus soll das ja möglichst wenig leisten (ausser bei E-Gitarren), dieser soll die Schwingung ja in die Luft befördern. Also ist bei 'ner Akustik hauptsächlich der Hals für das Sustain zuständig. Ist der aber nun solchermassen "gespreizt" federt er die Schwingung in seine "Hohlkammern" ab und diese verpufft.
Das ganze ist auch der Grund warum viele sagen dass ein "schön fetter" Hals 'ne Menge Sound bringt... (ich übrigens auch :wink: )

Gruss, H-bone

Verfasst: Do Mai 04, 2006 9:18 am
von Joachim
@H-Bone:

Vielen Dank für Deine kompetenten Ausführungen!

Verfasst: Mo Mai 08, 2006 5:22 pm
von guitar-hero
Moin allsaits,

nachdem ich nun die 1. "Flitterwoche" hinter mir habe, vielleicht doch noch ein paar Anmerkungen:
matthiasL hat geschrieben: ... Ich dachte die Emil-Methode bezieht sich aufs Holz und auf die Holzverbindungen, aber das es auch bei deinem Problem geholfen hat kann ich mir nur so erklaeren, dass die Gitarre noch grosse (Holz)reserven hatte, die gewwckt wurden.
Matthias, Du bringst es auf den Punkt ... zumindest auf EINEN: ;-)

Jedes komplexe Schwingungs-"System" hat seine Reserven.
Selbstverständlich haben - wie h-bone es schon vortrefflich erwähnte- einzelne Parameter entscheidende Bedeutung für das Gesamtsystem.

Doch gerade mein Beispiel zeigt deutlich, dass eine Optimierung -trotz möglicher Schwächen der Einzelparameter- erreicht werden konnte.
Entscheidend ist m. E. der GANZHEITLICHE Ansatz.
fingerpicker hat geschrieben:...Andere Hersteller machen es, z.T. jedenfalls. Das Verfahren ist nicht (mehr) geschützt und sehr wohl bekannt (siehe hier). Der gute Hartmut Hegewald bietet etwas ähnliches an, für 150 - 200 Euros (lt. Aussensaiterforum). Es gibt mittlerweile noch andere Anbieter, da muss man mal googeln. Ob sie es genau so wie Emil machen kann ich allerdings nicht sagen.
Jau, SO ISSET! Manch einer versucht in Reumont's und EMIL's Fußstapfen zu treten. :P

Der "EINE" beschränkt sich allerdings auf Streichinstrumente, der Andere" auf ...

Was allen "Nachahmern" allerdings gemein ist:
Sie beschränken sich m. W. letztendlich auf ein "Standardprogramm".

Möglicherweise deshalb, weil sie -aufgrund fehlender Erfahrung- nicht WIRKLICH an die Grenzen des Machbaren gehen?

Nach meinem Kenntnisstand ist Emil Weiss der EINZIGE, der wirklich mit Reumont zusammengearbeitet hat, und dessen Erkenntnisse aus 1. Hand "schwarz auf WEISS" ;-) vorliegen hat.

Insbesondere ist hier natürlich auch erwähnenswert, wie Emil die Erfahrung von Reumont für die Optimierung von Blasinstrumenten weiterentwickelte.
(Dazu gern mehr - ich müsste vorher allerdings erst Emil's Einverständnis einholen, weil ... der Kerl ist ja nicht immer einfach. ;-) )


Bis die Nächte.

Verfasst: Mi Jul 31, 2013 8:51 pm
von SilvusPlait
Hallo zusammen,

hier mal ein Hörtest auf meiner FB-Seite:

http://www.facebook.com/video/embed?vid ... 8936765099


Viel Spaß,
Danny

Verfasst: Do Aug 01, 2013 6:26 am
von Rainer H
Joachim hat geschrieben:@H-Bone:

Vielen Dank für Deine kompetenten Ausführungen!
Dem schließe ich mich an, vielen Dank.
Gruß Rainer


PS: Was macht der, ist das wie Löffeln??

Re: Klangoptimierung durch Emil Weiss - Ja, ich habe es getan!

Verfasst: Mo Jan 10, 2022 3:38 pm
von Klampfen-Uli
guitar-hero hat geschrieben:
Mi Mai 03, 2006 11:00 am

Emil Weiss weiß was er tut.
Ich habe den Eindruck, das Projekt gibt es nicht mehr, die Internetseite und Domain sind weg.

Vielleicht lebt er auch nicht mehr?

Falls nicht, ein weiterer schwerer Verlust ... nach Benno Streu, Karl Sandvoss usw. ...

Die Liste der Gitarrenflüsterer wird immer weniger - ohne dass ich von Nachwuchs wüsste.

Re: Klangoptimierung durch Emil Weiss - Ja, ich habe es getan!

Verfasst: Mo Jan 10, 2022 5:26 pm
von fingerstricker
Klampfen-Uli hat geschrieben:
Mo Jan 10, 2022 3:38 pm
Vielleicht lebt er auch nicht mehr?
Hallo Uli,
ja, der Emil ist vor 2 Jahren leider verstorben (click)