Hochwertige Gitarren als Geldanlage - was haltet ihr davon?

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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Rolli
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Beitrag von Rolli »

Gitarrenmacnher: Alles was die großen bis mittelgroßen Hersteller nach dem Krieg, spätestens ab dem Folkboom der 60er gebaut haben, ist eigentlich Massenware.

Dann musst du schon eine Gitarre haben, die ein berühmter Musiker gespielt hat. Und die möchtest du nicht bezahlen
Mhhhh.... Fender Strats und Teles, Gibson Les Pauls und ES 335 zwischen 1957 bis 1964 sind alles Massenware... so manche Gretsch oder Jazz-Mama auch, aber wenn ich mir da die Preisentwicklung ansehen, dann bereue ich so manchen früheren Verkauf! [/quote]
Schöne Grüße, Rolli
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rwe
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Beitrag von rwe »

Als Geldanlage taugen sie nur spekulativ.

Zwei Gründe:

(1) Die Hersteller machen sich den Markt durch die zahlreichen Sondermodelle selbst kaputt. (Das ist vergleichbar mit den Briefmarkenrepubliken.) Ein intransparenter Markt wird aber keine besonders "begehrenswerten" Modelle ausbilden. Dies könnte dann allenfalls noch durch die Kombination mit besonderen Historien eine Rolle spielen (Oetter, berühmte Vorbesitzer, Rio, ...) Welche von den Martin-D28-Modellen soll man sammeln?

Und Seltenheit alleine macht auch keinen besonderen Markt, z.B. halten meine "geliebten" Gurians seit Jahren einen konstanten Preis auf dem Gebrauchtmarkt, obwohl sie limitiert sind (knapp 5000 Stück in ca. 15 Jahren), eine historisch wichtige Rolle haben (erster oder einer der ersten stilprägenden Boutiquehersteller in den 1970ern) und die Instrumente von vielen bedeutenden Spielern gespielt wurden (Simon, Bensusan, Dylan, ...). Der heutige Gebrauchtpreis ist zwar nominell deutlich höher als der Neupreis (jedenfalls in US$), aber das war's auch schon.

(2) Der Markt beruht auf Mythen. Die (frühe) Babyboomer-Generation ist noch mit den Heroen groß geworden, die jetzt allmählich in Rente gehen. Unseren Kindern sagt Dylan relativ wenig, Simon noch weniger und CSN&Y hört sie auch nicht. Dass mal ein Neill Young eine Martin-irgendwas, ein Paul Weller eine J45, Kottke Bozo und Clapton eine 000-28 gespielt haben, interessiert die jetzigen jungen Leute kaum. Wer soll also später die ganzen Modelle aufkaufen? In ca. 10 Jahren, so meine Vermutung, wird der Markt sicih sehr stark polarisieren. Einige wenige Instrumente werden noch als Sammleranlagen im Wert steigen (wie der Flügeltüren-300SL), für andere werden die Märkte langsam zusammenbrechen, weil die potenziellen Kunden wegsterben und die alten Besitzer sich allmählich davon trennen (Rheume, ...) (bei den Autos die Youngtimer, vielleicht nicht in 10, aber in 20 Jahren).

Aber man kann sein Geld durchaus sinnloser ausgeben.
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Jack Isidore
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Beitrag von Jack Isidore »

@rwe:

das finde ich sehr vernünftig analysiert. Ich glaube auch, dass wir gerade jetzt, wo die vielen Adepten der Rock'n Roll Generation ins gesetzte Alter und zu Geld und Wohlstand gekommen sind, einen ziemlichen Boom auf dem Gitarrenmarkt erleben, gerade, was die hochpreisigen Modelle angeht. Wir können uns halt jetzt die ganzen Sachen leisten, von denen wir früher nur geträumt haben - und das tun wir auch!

Aber was in zehn oder mehr Jahren passiert, wenn dieser Markt zusammenbricht - wer weiß das schon. Viele Ideale werden verschwinden, andere vielleicht auch wieder aufleben oder mystifiziert werden. Aber natürlich - es ist und bleibt ein Risiko.

Und trotzdem

@aventinus53:
mach Dir keinen Kopf. Was Du gerade tust, ist völlig ok und zudem das schönste Hobby der Welt (ich tu's auch immer mal wieder... ;-) ). Und völlig wertlos werden die wundervollen Schätzchen nie. Also genieße es einfach ...

viele Grüße,
Jack
Viele Grüße,
Jack

Jack's schöne Gitarrenmusik auf YouTube:
http://www.youtube.com/user/JackIsidoreGuitar/videos
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aventinus53
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Beitrag von aventinus53 »

rwe hat geschrieben:Aber man kann sein Geld durchaus sinnloser ausgeben.
Das nehm' ich mal als erstes Fazit der Diskussion mit ins Bett - vielen Dank schon mal für eure Beiträge, habe einiges gelernt heute abend, meine Euphorie ist dankenswerterweise ein wenig gedämpft worden, meine Faszination beim Anblick (und natürlich Anhören bzw. Anspielen) toller Gitarren natürlich nicht, aber das hatte ich ja auch nicht bezweckt mit diesem Thread! Bin natürlich weiterhin gespannt wie ein Flitzebogen auf die hier:
Bild; werde euch dann nach ihrem Eintreffen berichten, wie sie klingt, denn bisher hatte ich in diesem Forum noch kaum was darüber gelesen!
Musik wäscht den Staub des Alltags von der Seele
Stefan Meigel Custom Dreadnought
Martin D 28
Martin Grand 12-16 GTE
BSG J 43 F-Tw.
Lakewood D-32
Tama TG 120-12
Taylor LKSM 12-string
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Epiphone SG-Electric
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aventinus53
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Beitrag von aventinus53 »

Jack Isidore hat geschrieben:Aber was in zehn oder mehr Jahren passiert, wenn dieser Markt zusammenbricht - wer weiß das schon. Jack
So ist es, keiner kennt die Zukunft! Als die CD rauskam, hat man auch sofort die LP zu Grabe getragen - hat sich auch als Fehlprognose erwiesen :wink: !
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Taylor
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Beitrag von Taylor »

Eine gute und teure Gitarre kaufe ich mir, um sie zu spielen. Es macht bestimmt ne Menge Spaß eine feine und teure Gitarre zuspielen. Und wenn man dann eine Gitte für Strumming, eine für Picking und ne 12-saitge hat, perfekt. Man kann natürlich gerne Gitarre spielen und sich ne feine Uhr kaufen. So macht’s Eric Clapton. siehe Bild http://www.album-art.net/art/music/albu ... e_king.jpg Ist ne Rolex in Edelstahl....

Gruß
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Gitarrenspieler
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Beitrag von Gitarrenspieler »

Hochwertig ist auch so ein Begriff den jeder anders auslegt! Bin sicher, dass eine ALDI-Gitarre wenn die einer wie GG (schwarz/rot/gold) gespielt hat, teuer verkauft werden kann. So lange es Fans von GG gibt sicher, aber das steh ja schon oben bei „rwe“
Ich habe 2002 für meine Gibson J-45 (Mahagoni/Fichte) 2400 Euro bei einem Händler mit dem ich befreundet bin bezahlt. Preis bei den großen Versandhändlern damals 2800 Euro. Und heute? Die Dinger bekommt man für 1800 bis 2500 Euro je nach Modell. Verhältnis Dollar/Euro war damals umgekehrt, das muss man dazu noch sagen und Gibson hat seitdem seine Verkaustrategie in Europa total umgekrempelt.
Als Geldanlage ist das nix für mich, drauf spielen und das Geld in Rotwein anlegen...
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
https://www.taaken.net
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Newbie
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Beitrag von Newbie »

Als Geldanlage halte ich da auch nix von. Ich denke man sollte auch unterscheiden, was gebrauchte Gitarren z.T. als Preis bringen, wenn sie in einem Laden, oder gar in einer Institution wie tfoa.eu angeboten werden. Als Privatmann gestaltet sich der Wiederverkauf wesentlich schwieriger, oder wer hat schon Lust wg. einer tollen Gitarre 300km oder mehr zu fahren. Wenn ich dagegen eine Auswahl vorfinde, nehm ich den Weg eher auf mich. Mal abgesehen von Zeit und Kosten. Was ist wenn man die Mühe auf sich genommen hat, und beim Anspielen funkt es einfach nicht. Wenn man schon ein paar hochwertige Instrumente hat, ist die Verlockung eines Blindkaufs gering.
"Ich habe keine Zeit, mich zu beeilen" I. Strawinsky
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rudi
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Beitrag von rudi »

Ich denke man Kann nicht erwarten eine neue "Markengitarre" zu kaufen,
und diese ein paar Jährchen später mit Gewinn wieder zu verkaufen.
Wenn man sich aber auf dem Gebrauchtmarkt umsieht, und dort ein älteres, guterhaltenes und wohlklingendes Model aussucht und kauft,
kann man eigentlich nicht viel verkehrt machen. Da haben die meisten Gitarre Ihren Wertverlust schon hinter sich, und wenn man auf das richtige "Pferd" gesetzt hat, durchaus auch einen( wenn auch kleinen) Wertzuwachs vor sich.
Aus meiner Sicht ist es ideal wenn es möglich ist sein Hobby möglichst ohne großen Geldverlust zu betreiben.
Wer andauernd neu kauft und nach kurzer Zeit wieder verkauft wird goßes Verluste machen.
Wer aber gebraucht nach preiswerten ( nicht billig !!) Gitarren sucht und diese wieder verkauft wird mal Gewinn mal Verlust machen.
Eine Gitarre als echte Geldanlage zu sehen, ist wie mit den meisten Geldanlagen, reine Spekulation. Es kann gut gehen muß aber nicht!
Wenn ich daran denke das mein damaliger Gitarrenlehrer Anfang der 70ziger eine Robert Bouchet Gitarre für unter 2000,- DM gekauft hat.... :roll: .
Meine Antonio Marin ( s. Avatar) habe ich auch, vor ein paar Jahren relativ günstig erstanden und glaube nicht das ich, bei einem Verkauf, einen Verlust machen würde. Aber es dauert bis man einen Käufer findet.
Das eingesetzte Geld läßt sich also nicht so schnell wieder realisieren.
Ob ich mir allerdings mir 10 Gittarre nur aus Geldanlagegründen zulegen würde...
Die müssen ja auch andauernd gespielt werden um klanglich fir zu bleiben, das glaube ich eher nicht.
Aber schön ist es sein Hobby so günstig wie möglich zu betreiben
und dabei hochwertige Gitarren zu spielen!
:wink:
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Rainer H
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Beitrag von Rainer H »

Ich denke man braucht Ahnung von Gitarren, und Langfristig, mit Sachverstand, meiner Meinung nach zumindest schöner als Geld auf der Bank. Ich denke es geht aber nur mit älteren, besonderen Gitarren, die auf jeden Fall neu nicht mehr zu bekommen sind, und die man zu einem schnäppchen Preis bekommt.
Gruß Rainer
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StringKing
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Beitrag von StringKing »

Hab' gestern in einem Bericht gehört, dass Immobilien sich lohnen z.B. London. ;)
Innerhalb eines Jahres soll sich der Wert in bestimmten Stadtteilen verdoppeln.
Gruß StringKing
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landmesser
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Beitrag von landmesser »

Alte Weisheit:

Geld allein macht nicht glücklich.
.
.
.
.
Es gehören auch noch Immobilien, Aktien, Gold und gute Gitarren dazu.

Viele Grüße
landmesser

StringKing hat geschrieben:Hab' gestern in einem Bericht gehört, dass Immobilien sich lohnen z.B. London. ;)
Innerhalb eines Jahres soll sich der Wert in bestimmten Stadtteilen verdoppeln.
Frei Cörper Kultur auch für Dicke
Mischkin
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Beitrag von Mischkin »

Gitarren sind zum Spielen da. So ein edles Teil im Koffer verbunkern, damit der Wert erhalten bleibt, falls sie denn mal was Wert wird finde ich greulich. Wenn ich eine hätte und sie würde zufällig wertvoll würde ich sie nicht verkaufen, weil ich sie weiterhin spielen will.
Ausserdem verderben die Spekulanten den Musikern die Preise, die sich dann gute Vintage-Instrumente nicht mehr leisten können. Das geht zu Lasten der Instrumente, der Musik, der Musiker und der Zuhörer.
Guild M 120
RainSong CH-OM1000NS
Seagull SWS Mini Jumbo
Collings OM2H Deep Body Option
Martin OM 42
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ralphus
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Beitrag von ralphus »

Ich denke man braucht Glück!

Glück für folgende Aspekte:
- die RICHTIGE Gitarre
- den RICHTIGEN Verkäufer (mit keiner Ahnung, der zum geringen Preis verkauft)
- den RICHTIGEN Käufer (mit extremstem GAS und / oder keiner Ahnung, der zum zu hohen Preis einkauft)
- das RICHTIGE Marktumfeld beim Kauf
- das RICHTIGE Marktumfeld beim Verkauf
- extrem viel Zeit (möglichst über mehrere Menschengenerationen)

Jeder Faktor wird in seinen Wahrscheinlichkeiten miteinander multipliziert. Dann ergibt sich eine Wahrscheinlichkeit für ein gutes Geschäft die so gering ist, dass man auch Lotto spielen kann und das als Wertanlage bezeichnen kann ;-)

Man kann das machen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass man mit Gold, Immobilien, Aktien, unternehmerischen Beteiligungen ein bessere Geldanlage hat, ist a.m. Sicht sehr viel höher ;-)
Viele Grüße

ralphus
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rambatz
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Beitrag von rambatz »

StringKing hat geschrieben:Hab' gestern in einem Bericht gehört, dass Immobilien sich lohnen z.B. London. ;)
Innerhalb eines Jahres soll sich der Wert in bestimmten Stadtteilen verdoppeln.
Und wenn dann die Englische Imobilienblase platzt, steht man ohne Hosen da.
You can't always get what you want
And if you try sometime you find
You get what you need

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