Warum ist die Gitarre so unbedeutend in der E-Musik

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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tele
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Warum ist die Gitarre so unbedeutend in der E-Musik

Beitrag von tele »

macht aber andererseits verständlich, daß die Gitarre in der "ernsten Musik" nach wie vor nicht wirklich angekommen ist.
Meint wuwei in dem Open-Tunings-in-der-Klassik-Faden. Ja, das Gefühl hab ich auch,z.B., wenn ich mir die musikalische Programmgestaltung beim ansonsten durchaus hörenswerten Deutschlandfunk anschaue. Da gibt es in den Pausen der Wortbeiträge bei den "Informationen am Morgen" reichlich gitarrenorientierte Fahrstuhlmusik, bei "On-Stage" dürfen gelegentlich elektrische Bluesgitarristen ihre abgehalfterten Pentatoniklicks zelebrieren, in den "Querköpfen" begleiten Kabrettisten ihre Gesänge auch schon mal auf der Gitarre, aber klassische Gitarre in Sendungen wie "Musikforum"? Fehlanzeige, solche Sendungen sind hauptsächlich Streichern und Pianisten vorbehalten. Der Deutschlandfunk ist sicher nicht das Maß aller Dinge, ich denke aber das ist kennzeichnend für die mangelnde Akzeptanz der Gitarre beim Klassikestablishment. Wie seht ihr das?
Liegt das wirklich an der mangelnden Substanz der Kompositionen?
tonidastier

Beitrag von tonidastier »

Was genau meinst du mit E Musik?
Warum die klassische Gitarre so wenig im klassischen Orchester oder
im Fernsehen oder bei irgendeiner Art Klassik Trios oder Duos,...
zum Einsatz kommt frage ich mich auch.
Keine Ahnung warum dies so sein könnte. Mit der Tradition kann dies
ja eher nicht zusammenhängen, da es die Gitarre ja auch schon länger
gibt, als z.B. das Klavier (halbwissen, hoffe das stimmt).
Aber es gibt ja auch Bach und andere anspruchsvolle klassische
Kompositionen für die Gitarre, so dass es an der Qualität des Notenmaterials
eigentlich auch nicht liegen kann.
tbrenner
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@ tele...

Beitrag von tbrenner »

...zum thema "gitarrenorientierte Fahrstuhlmusik" am Morgen - ich wäre froh, andere Sender würden mich auf der Fahrt zur Arbeit mit Musik von Larry Carlton, Duke Robbillard, Gregor Hilden u.ä. Kapazitäten beglücken. sind zwar oft nur Musikhäppchen zwischen zwei Wortbeiträgen, aber der Geschmack des DLF-Musikverwantwortlichen taugt zumindest mir ganz gut.

Grüssle,

tbrenner

:wink:
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rudi
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Beitrag von rudi »

Versuche mal in einer klassischen Orchesterbesetzung eine Gitarre zu finden!
Gibt es nicht ! :shock:
Allein daran sieht man schon den Stellenwert dieses Instrumentes in der klassischen Musik.
O.K. Gaaaannnnz selten darf es mal als Soloinstrument ( mit Orchester) glänzen! 8)
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Pida
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Beitrag von Pida »

Gitarren sind sehr leise Instrumente und nach dem Anschlag verklingt der Ton schnell. Damit ist schon kaum Platz in größeren Ensembles. Da hilft es auch nicht, dass sich ganz gut mehrstimmig spielen lässt - nimmt man eben zwei Geigen statt einer Gitarre.

Nach dem Anschlag lässt sich dann - anders als bei Streichern und Bläsern - der Ton kaum mehr formen. Es gibt nicht die Vielfalt zwischen dem pizzicato und dem 'endlosen' Bogestrich der Streicher.

Ich muss zugeben, dass ich auch keinen besonderen Reiz an der klassischen Gitarre sehe.
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rudi
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Beitrag von rudi »

Pida hat geschrieben: Ich muss zugeben, dass ich auch keinen besonderen Reiz an der klassischen Gitarre sehe.
Das muß man zum Glück nicht so sehen ! :wink: :wink:
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RB
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Beitrag von RB »

Die natürliche Lautstärke hat mit einiger Wahrscheinlichkeit einen Anteil an der Sache. Andererseits hat das Instrument doch aufgrund seiner Größe, der Vielseitigkeit in der musikalischen Verwendung und der Tatsache, daß es einen vollständigen "ernsthaften" Ton besitzt, weltweit durchgesetzt. Es ist ein Volksinstrument und das ist doch eine gute Sache.
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Tja, wir werden es wohl nie erfahren. Wahrscheinlich sind alle neidisch auf den wahnsinnig hohen Rock´n Roll-Faktor der Gitarre. Für mich gilt: Eine einzige Gitarre kann ein Orchester ersetzen.
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Herigo
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Beitrag von Herigo »

da ist schon einiges erwähnt was ich auch so so sehe, man kann auch sagen die gitarre hat ein orchester nicht nötig um schöne musik zu machen, das sieht bei pauken, kontrabässe, streichern und blässern und anderen monophonen instrumenten anders aus, deren nachteil sind im orchester von vorteil.
spontan fallen mir nur klavier und harfe ein, die einen ähnlichen tonumfang haben wie eine gitarre und die sind von der intonation auch problematisch wenn sie über alle tonarten benutzbar sein sollen.
vor allem sind die aber wesentlich unhandlicher.
es ist eine andere sache wenn man es nicht aus der sicht der orchestralen klassik sieht. wenn es das überhaupt gibt? was bedeutet klassische musik? alte musik kann es nicht sein, denn die gitarre ist viel älter, wenn man ihren ursprung beachtet, als die instrumente der klassischen musik und somit ist auch die musik die auf ihr gespielt wurde und noch wird. soundbound ist mit seinen unermüdlichen bearbeitungen von O'Carolan stücken, vielleicht für die erhaltung eines kulturgutes viel wichtiger als man denkt, durch ihn lernte ich diese musik erst kennen.
außerdem darf man nicht verkennen, dass klassiche musik auch eine herrschaftsmusik ist, die ihren ursprung im absolutismus und feudalismus des adels hat. sie war und ist nur eine nische im allgemeinen kulturgut der völker. nur dieser stand hatte die möglichkeit musiker und komponisten zu bezahlen und aufführungsorte zur verfügung zu stellen. wenn man sie als königin betrachtet sollte man sich genau diese bezeichnung auf der zunge zergehen lassen.
natürlich hat auch die lautenmusik ihre höfische tradition aber sie musste dem gemeinen volk nicht vorenthalten werden weil benötigte räumlichkeiten ihren vortrag nicht einschränkten.
grundsätzlich stellt sich mir die frage was überhaupt nun sogenannte klassische musik ist?
anders herum vielleicht macht die gitarre genau das was sie machen soll. sie ist viel zeitgemäßer und flexibler einsetzbar als fast jedes andere instrument, nur eingeschränkt durch ihre lautstärke und selbst das hat sie durch ihre elektrifizierung durchbrochen und kann nun auch von ihrer tonlänge und modulationfähigkeit mit orchesterinstrumenten mithalten.
wenn man das ganze etwas offener sieht kann man zum schluss kommen, dass die gitarre das weltumspannende, führende und meist verwendete instrument geworden ist. vielleicht muss man froh sein, dass man überhaupt noch klassische musik herkömmlicher art hören darf.
wer sitzt also in der nische fest?
[ist natürlich alles mein unakademisches geschwafel und erhebt keinen anspruch auf allgemeingültigkeit, somit ein produkt meiner eigenen mir oft unbekannten gehirnwindungungen oder auch winde :-)]
Zuletzt geändert von Herigo am Mi Mai 07, 2014 2:25 pm, insgesamt 2-mal geändert.
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pfunk
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Beitrag von pfunk »

Warum ist das Klavier so unbedeutend in der Folk-Musik?


:wink:
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Holger Hendel
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Beitrag von Holger Hendel »

Warum ist die Gitarre so unbedeutend in der E-Musik?
Warum ist das Klavier so unbedeutend in der Folk-Musik?
:lol: Mich erinnern diese Fragen gerade an die facebook-Präsenz von Deutschlandradio Kultur. :lol:
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Filigran
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Beitrag von Filigran »

gelöscht
Zuletzt geändert von Filigran am Mi Mai 18, 2016 5:00 pm, insgesamt 1-mal geändert.
rwe
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Re: Warum ist die Gitarre so unbedeutend in der E-Musik

Beitrag von rwe »

tele hat geschrieben:<...< aber klassische Gitarre in Sendungen wie "Musikforum"? Fehlanzeige, solche Sendungen sind hauptsächlich Streichern und Pianisten vorbehalten. Der Deutschlandfunk ist sicher nicht das Maß aller Dinge, ich denke aber das ist kennzeichnend für die mangelnde Akzeptanz der Gitarre beim Klassikestablishment. Wie seht ihr das?
Liegt das wirklich an der mangelnden Substanz der Kompositionen?
zunächst einmal wird es an der Zahl der Kompositionen liegen. Es gibt eben mehr Werke ohne Gitarre als solche mit. Wenn Scarlatti für Gitarre statt für Cembalo komponiert hätte, hätten wir alleine dadurch 555 Gitarrensonaten mehr... Dann ist die "klassische Gitarre" ein recht junges Instrument, in der heutigen Form gerade mal 150 Jahre alt. Instrumente der Violinfamilie, Blasinstrumente, Klaviere, Cembali etc. sind deutlich älter und wohl die meiste im Radio gespielte Musik stammt aus der Vor-Torres/Stuaffer-Zeit.

Tatsächlich scheint es in der zeitgenössischen "E-Musik" schon besser auszusehen. Die wird aber nicht unbedingt so häufig im Radio gespielt (DLF/DRKultur mal wieder ausgenommen). Und scheint hier im Forum fast kein Thema darzustellen.
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Gitarrenspieler
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Beitrag von Gitarrenspieler »

Ohne das ich den anderen Thread kenne, Paganini hat wenn ich mich nicht irre viel für Gitarre geschrieben. Aber finde auch das in der klassischen Musik (siehe typische Orchesterbesetzung) Gitarre wehnig vertreten ist. Erfreulich, ich habe vor kurzem „Orlando furioso“ (Oper von Antonio Vivaldi) gesehen/gehört (Theater am Goetheplatz in Bremen) dort war Gitarre im Ochster vertreten. Nur leider fast nie im Orchestergefüge zu hören.
Gruß Wolfgang Hemd aus der Hose macht noch keinen Varoufakis
https://www.taaken.net
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HR
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Beitrag von HR »

Ich denke, man sollte hier 2 Dinge unterscheiden.
1. das Repertoire für Gitarre ist in der sogenannten "klassischen" Musik sicherlich vorhanden. Allerdings nicht in diesem Ausmaß wie für Streicher oder Klavier.
2. Warum wird in den Medien diese Gitarrenmusik nicht mit der Intensität gesendet wie z.B Klavier oder Streicher? Diese Frage stellt sich mir aber auch für die zeitgenössische Gitarrenmusik. Ich höre z.B. im Radio (zumindest nicht im österreichischen) kaum bis gar keine akustische Gitarrenmusik. Maximal als Untermalungsmusik.

Als Orchesterinstrument sehe ich die akustische Gitarre auch nicht. Dazu ist sie, denke ich, zu leise.
lg
HR

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CD "Fingastail" auf soundcloud
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