Gitarrenseminar bei Pierre Bensusan
Verfasst: Mi Aug 13, 2014 12:09 pm
In diesem Jahr habe ich an dem Seminar bei Pierre Bensusan teilgenommen und möchte einige der dort gesammelten Erfahrungen kurz beschreiben.
Das Seminar läuft eine Woche lang bei Pierre daheim auf einem kleinen Gehöft in der Nähe von Paris. Die neun Teilnehmer (zwischen 15 und 63 Jahre alt) kamen diesmal aus den USA, Kanada, der Schweiz und Deutschland. Gute Englischkenntnisse sind empfehlenswert. Zum Glück wurde das Seminar nicht auf Französisch gegeben.
Viele Teilnehmer waren zum wiederholten Mal dort, weniger, weil ihnen der Lernstoff ausging, sondern eher wegen der Atmosphäre: Neun Gitarristen in einer Art Jugendherbergsatmosphäre für eine Woche zusammengesperrt – da erlebte man neben viel Musik vor allem die schönen Töne der Zwischenmenschlichkeit.
Pierres Unterrichtsschwerpunkt ist auf der einen Seite technischer Art. Dehnübungen und Arpeggien gehören zur Tagesordnung, einige davon sind echte "Braintwister", wie einer der Teilnehmer sie nannte. Salsabass mit dem Daumen, während die Finger der rechten Hand Sechzehntel spielen und die linke Hand anderweitig beschäftigt ist, da kamen viele ins Schwitzen. Pierre legt auch ein ordentliches Tempo vor und verlangt viel von den Teilnehmern (darunter spontanes Transponieren eines Motivs in eine andere Oktave und Tonart), bleibt aber immer fair und lässt keinen zurück, der es mal nicht versteht oder länger zum Üben benötigt.
Neben viel Technik vermittelte der Meister die Kunst, Musik zu komponieren, und zwar ohne Instrument. "Your fingers have no brain" ist sein Credo, und er behauptet, dass Musik mit Tiefe am einfachsten und echtesten dort entsteht, wo wir nicht durch technische Fähigkeiten begrenzt sind, eben im Kopf und nicht am Instrument. Das wurde bei einer Übung deutlich, die als Dirigentenspiel bezeichnet wurde: Einer der Teilnehmer steht als Dirigent vor den anderen und gibt einen einfachen Rhythmus mit Klatschen oder Fingerschnippen vor. Dann gibt er einem der anderen vor, was dieser dazu singen soll, etwa einen kurze Basslinie, eine hohe kleine Melodie oder ein Perkussionsgeräusch. Das macht er der Reihe nach mit allen, bis eine Art Stegreif-Acapella-Chor entstanden ist. Der wird dann noch dirigiert: Diese "Instrumente" mal lauter, jene mal leise, einige können auch mal Pause machen etc. Die Musik entsteht dadurch ohne Gitarre nur im Kopf des Dirigenten – und das erwies sich tatsächlich als einfach für alle – vom Spaß mal ganz abgesehen, den wir dabei hatten.
Das sind nur kurze Ausschnitte aus einem umfangreichen und inspirierenden Programm. Pierre ist ein Meister, der kurze Ideen der Teilnehmer aufschnappte und daraus spontan Stücke improvisierte, deren Dichte ich nach Monaten des Überarbeitens nicht erreichen würde. Das Material, dass ich mit nach Hause nahm, reicht zum Üben und Umsetzen für einige Jahre. Danach, das weiß ich schon jetzt, fahre ich wieder hin.
(Wer Interesse an dem Seminar hat: Die Anmeldungen für August 2015 laufen bereits. Für Fragen stehe ich gern zur Verfügung.)
Das Seminar läuft eine Woche lang bei Pierre daheim auf einem kleinen Gehöft in der Nähe von Paris. Die neun Teilnehmer (zwischen 15 und 63 Jahre alt) kamen diesmal aus den USA, Kanada, der Schweiz und Deutschland. Gute Englischkenntnisse sind empfehlenswert. Zum Glück wurde das Seminar nicht auf Französisch gegeben.
Viele Teilnehmer waren zum wiederholten Mal dort, weniger, weil ihnen der Lernstoff ausging, sondern eher wegen der Atmosphäre: Neun Gitarristen in einer Art Jugendherbergsatmosphäre für eine Woche zusammengesperrt – da erlebte man neben viel Musik vor allem die schönen Töne der Zwischenmenschlichkeit.
Pierres Unterrichtsschwerpunkt ist auf der einen Seite technischer Art. Dehnübungen und Arpeggien gehören zur Tagesordnung, einige davon sind echte "Braintwister", wie einer der Teilnehmer sie nannte. Salsabass mit dem Daumen, während die Finger der rechten Hand Sechzehntel spielen und die linke Hand anderweitig beschäftigt ist, da kamen viele ins Schwitzen. Pierre legt auch ein ordentliches Tempo vor und verlangt viel von den Teilnehmern (darunter spontanes Transponieren eines Motivs in eine andere Oktave und Tonart), bleibt aber immer fair und lässt keinen zurück, der es mal nicht versteht oder länger zum Üben benötigt.
Neben viel Technik vermittelte der Meister die Kunst, Musik zu komponieren, und zwar ohne Instrument. "Your fingers have no brain" ist sein Credo, und er behauptet, dass Musik mit Tiefe am einfachsten und echtesten dort entsteht, wo wir nicht durch technische Fähigkeiten begrenzt sind, eben im Kopf und nicht am Instrument. Das wurde bei einer Übung deutlich, die als Dirigentenspiel bezeichnet wurde: Einer der Teilnehmer steht als Dirigent vor den anderen und gibt einen einfachen Rhythmus mit Klatschen oder Fingerschnippen vor. Dann gibt er einem der anderen vor, was dieser dazu singen soll, etwa einen kurze Basslinie, eine hohe kleine Melodie oder ein Perkussionsgeräusch. Das macht er der Reihe nach mit allen, bis eine Art Stegreif-Acapella-Chor entstanden ist. Der wird dann noch dirigiert: Diese "Instrumente" mal lauter, jene mal leise, einige können auch mal Pause machen etc. Die Musik entsteht dadurch ohne Gitarre nur im Kopf des Dirigenten – und das erwies sich tatsächlich als einfach für alle – vom Spaß mal ganz abgesehen, den wir dabei hatten.
Das sind nur kurze Ausschnitte aus einem umfangreichen und inspirierenden Programm. Pierre ist ein Meister, der kurze Ideen der Teilnehmer aufschnappte und daraus spontan Stücke improvisierte, deren Dichte ich nach Monaten des Überarbeitens nicht erreichen würde. Das Material, dass ich mit nach Hause nahm, reicht zum Üben und Umsetzen für einige Jahre. Danach, das weiß ich schon jetzt, fahre ich wieder hin.
(Wer Interesse an dem Seminar hat: Die Anmeldungen für August 2015 laufen bereits. Für Fragen stehe ich gern zur Verfügung.)