Warum gibt es mehr Tabs als Partituren auf dem Internet ?
Verfasst: Mi Okt 01, 2014 7:27 pm
ja, warum, eigentlich ?
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...und könntest die "Spanische Romanze" auf dem Kopf stehend hinterm Rücken rückwärts spielen, gell?tomis hat geschrieben:peter bursch hat schuld
wenn der nicht wäre, könnte ich jetzt noten lesen
Jau! Ich höre regelmäßig mittvierziger Gitarrenneulinge über ihren früheren Musikunterricht sinnieren wenn ich versuche, evtl. vorhandene Ressourcen zu aktivieren..."ja...C-Dur Tonleiter oder so hieß das...mussten wir lernen...keine Ahnung, warum...". So ist es noch heute gängige Praxis, im Kerncurriculum tauchen Noten in Klasse 2 zum ersten Mal auf und sind ab dann mehr oder weniger stark Gegenstand im Fach Musik. Also für bis zu 11 Jahre Begleiter im Leben der jungen Menschen und dennoch bleiben sie für viele absolut abstrakt. Kein Wunder, sind sie doch auch Inhalt diverser Klassenarbeiten und Lernzielkontrollen etc. Wenn ein junger Mensch kein Instrument aktiv erlernt und demnach mit Noten nur im Musikunterricht zu tun bekommt...und dort sind diese Dinger dann überwiegend negativ besetzt weil sie gelernt werden müssen und abgefragt werden...klaro, da ist man dann schnell durch mit der Sache. Die tab wird meist erst Jahre später "entdeckt" und man begegnet ihr unvoreingenommen, findet zu ihr naturgemäß schneller den Zugang ("Malen nach Zahlen")...Verlage haben sich seit Jahrzehnten darauf eingestellt. Ich sehe es also so wie berndwe: Es gibt einfach viel mehr "reine" tab-Spieler als solche, die nach Noten spielen können oder wollen.Es sollte beachtet werden, dass die Attraktivität für die Formalisierung der musikalischen Sprache im akademischen Lehrplan Musik teilweise aus dem Wunsch stammt, Schülerbeurteilung zu rationalisieren.
Ich behaupte das Gegenteil. Die allerwenigsten können das, weil sie keine Rhythmen bzw. Notenwerte präzise notieren können. Dazu habe ich schon viel zu viel Tabulaturschrott gesehen und hatte Fingerstyler im Unterricht, die genau diese Lücken schließen wollten.Eine Tabulatur lesen und erstellen können die meisten Fingerstylisten.
Es ist weniger eine Frage ob Tabulatur oder Noten, sonders des Willens, sich mit einer Sache zu beschaeftigen. Tabulaturen, gerade wenn sie offensichtlich nicht "exakt" sind, konnen Eigenititiative und Kreativitaet und damit letztlich auch das Gehoehr und Rhythmusgefuehl foerdern. Unter bestimmten Umstaenden und Voraussetzungen. Bei den fruehen Schallplatten von Grossmans Kicking Mule Label oder bei der ersten Lp von Marcel Dadi lag zusammengefaltet ein Blatt mit Tabs zu allen Stuecken im Lp cover. Diese Tabs, z.T. handgeschrieben, waren weit davon entfernt, die Stuecke genau wiederzugeben. Das war auch gar nicht der Zweck der Sache. Vielmehr gaben sie einen Hinweis, wie man wo etwas Greifen und Anschlagen soll. Damit - zusammen mit dem Gehohrten von der Schallplatte - konnte man sich diese Stuecke selbst erarbeiten bis man das Gefuehl hatte, dass es richtig klingt. Genau das war die Intention dahinter. Nicht das 100% Reproduzieren, sondern das selbst Erarbeiten und das Auseinandersetzen mit dem Stueck, mit der Hilfe der Tabulatur. Auch die Tabs in ASCII finde ich klasse. Pauschal Tabs abzuwerten ist pauschal nicht richtig. Es kommt auf den Zweck an.Bernd C. Hoffmann hat geschrieben: Das Argument der Vereinfachung wird zum Trugschluss, weil nach meiner Erfahrung die wenigsten Tabulaturspieler rhythmische Werte lesen können geschweige denn in der Lage sind, die Begriffe "Takt" und "Rhythmus" auseinander zu halten. Tabulaturspiel fördert selten elementare Grundlagen, die man eigentlich kennen sollte. Für die Vermittlung harmonischer Kenntnisse taugt die Tabulatur ohnehin nichts.