Nur noch zu den Kleinen...

Alles, was mit akustischer Gitarrenmusik zu tun hat und sonst nirgends hineinpaßt

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Newbie
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von Newbie »

Ist es nicht auch eine weitere Variante zum Niedergang des Einzelhandels und der Kaufhäuser worüber hier geschrieben wird? Zum einen eben durch das Internet, zum anderen aber auch durch den Rückgang der Binnenkaufkraft...

An dieser Stelle würde mich interessieren, ob sich jemand noch an den Preis seiner Gitarre um das Jahr 2002, also dem Zeitpunkt der Bargeld-Euro-Einführung, erinnert und eben der Vergleich zu heute? Würde mich mal interessieren, was eine OM-42 damals kostete im Vergleich zu jetzt. Wenn man dazu das Verhältnis der eigenen oder fiktiven Netto-Lohnentwicklung setzt, wäre mal spannend was da raus käme.
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Gitarrenspieler
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von Gitarrenspieler »

Newbie hat geschrieben:Ist es nicht auch eine weitere Variante zum Niedergang des Einzelhandels und der Kaufhäuser worüber hier geschrieben wird? Zum einen eben durch das Internet, zum anderen aber auch durch den Rückgang der Binnenkaufkraft...

An dieser Stelle würde mich interessieren, ob sich jemand noch an den Preis seiner Gitarre um das Jahr 2002, also dem Zeitpunkt der Bargeld-Euro-Einführung, erinnert und eben der Vergleich zu heute? Würde mich mal interessieren, was eine OM-42 damals kostete im Vergleich zu jetzt. Wenn man dazu das Verhältnis der eigenen oder fiktiven Netto-Lohnentwicklung setzt, wäre mal spannend was da raus käme.
Habe im Feb. 2002 meine Gibson J-45 gekauft. Ein Freund der damals einen Gitarrenladen betrieben hat, hat mir die besorgt. Bezahlt hab ich bei ihm damals 2400,-- Euro. Preis bei größeren Versandhändler lag damals bei 2800,-- Euro. Feine Gitarre finde ich heute noch. Ein ähnliches Modell kostet heute etwa das gleiche was ich bezahlt habe.
Beachten muss man den Wechselkurs von damals, für einen Euro gab es 0,86 $
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notenwart
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von notenwart »

Newbie hat geschrieben:....An dieser Stelle würde mich interessieren, ob sich jemand noch an den Preis seiner Gitarre um das Jahr 2002, also dem Zeitpunkt der Bargeld-Euro-Einführung, erinnert und eben der Vergleich zu heute? Würde mich mal interessieren, was eine OM-42 damals kostete im Vergleich zu jetzt. Wenn man dazu das Verhältnis der eigenen oder fiktiven Netto-Lohnentwicklung setzt, wäre mal spannend was da raus käme.
Ist jetzt sehr lange her. Ich habe 1982 eine Rudolf-Stark-Konzertgitarre bei Florian Lehmann (hier), damals noch ohne eigenes Ladengeschäft sondern mit einer Werkstatt irgendwo in Berlin-Pankow, gekauft. Damals etwa 700,- Ostmark, das entsprach so einigermaßen einem durchschnittliche Monatslohn. Die gleiche Gitarre (oder eine sehr ähnliche) wird heute gebraucht hier für EUR 400,- angeboten. Entspricht vielleicht einem Wochenlohn. Wenn ich jetzt den Aspekt, dass es eine gebrauchte Gitarre ohne exklusive Eigenschaften ist, berücksichtige und ebenso berücksichtige, dass die Lohnspreizung heuite erheblich größer ist als damals, ist der Preis 1982 in der DDR in etwa vergleichbar mit dem heutigen.
Bernd C. Hoffmann
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Ich hatte 2005 meine eigene Gitarrenserie aus spanischer Produktion. Es waren bessere Schülergitarren für 370 € Listenpreis. Klanglich und teilweise von der Holzauswahl konkurrierte sie mit Instrumenten im 700 bis 800 € Bereich. Gespart hatte ich bei den Mechaniken sowie Ober- und Untersattel. Wegen der zwischenzeitlich deutlich gestiegenen Holzpreise kann ich sie zum Einstandspreis von ca. 700 € einkaufen. Das lohnt sich für mich nicht mehr. Heute wird das Segment von Duke und La Mancha (China-Produktion unter deutscher Vorgabe) bestens bedient.


NACHTRAG
Newbie hat geschrieben:Ist es nicht auch eine weitere Variante zum Niedergang des Einzelhandels und der Kaufhäuser worüber hier geschrieben wird? Zum einen eben durch das Internet, zum anderen aber auch durch den Rückgang der Binnenkaufkraft...
Das sicher auch. Dank Internet gibt es aber auch neue Marketingstrategien, mit denen man Kaufinteressenten aus dem Internet direkt in die Ladengeschäfte bekommt. Nur wollen die Händler nicht in Outsourcing investieren sondern alles alleine machen. Wegen der strukturellen Komplexität der Kampagne vereinfachen sie diese und verbrennen damit lediglich Geld. Zudem setzen sie die falschen Kommunikationsinstrumente ein setzen so den Wirkungsgrad extrem herab. Möglichkeiten gibt es also, doch sind sie in manchen Branchen, hierzu zählen auch kleinere Musikhäuser, schwierig zu realisieren, weil diese, wenn es ordentlich gemacht wird, mindestens 2 Tode sterben müssen.
Zuletzt geändert von Bernd C. Hoffmann am Do Jan 03, 2019 1:10 am, insgesamt 3-mal geändert.
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Newbie
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von Newbie »

Newbie hat geschrieben:An dieser Stelle würde mich interessieren, ob sich jemand noch an den Preis seiner Gitarre um das Jahr 2002, also dem Zeitpunkt der Bargeld-Euro-Einführung, erinnert und eben der Vergleich zu heute? Würde mich mal interessieren, was eine OM-42 damals kostete im Vergleich zu jetzt. Wenn man dazu das Verhältnis der eigenen oder fiktiven Netto-Lohnentwicklung setzt, wäre mal spannend was da raus käme.
Der Gedanke hat mich nicht mehr losgelassen. In einer Martin Preisliste von 2004 ist die OM-42 mit 5200$ gelistet, aktuell sind es 7300$. Die Wechselkursmittelwerte $/€ für 2004 und 2018 sind nicht so verschieden mit 0,8 bzw 0,83, was dann 4160 bzw 6060€ ergibt. Gehen wir mal davon aus, die Ladenpreise verhalten sich jeweils proportional zu den Listenpreisen. Die fiktive Gehaltserhöhung, die die oder der andere in den letzten 14 Jahren erzielen konnte, reflektiert ja teilweise den Erfahrungszuwachs und möglicherweise einen Inflationsausgleich. Allerdings war das vermutlich bei den wenigsten 50% mehr Netto. Und für den jüngeren Kollegen, der jetzt da steht wo man selbst vor 14 Jahren stand ist das eben gefühlt 50% teurer. Und dann guckt man eben mit Hilfe des Internets, ok, wo is am günstigsten. Oder seh ich das falsch?
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andi2
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von andi2 »

Für dieses Einzelbeispiel gesehen mag das korrekt sein. Andererseits eine gesellschaftliche Entwicklung (Kaufkraft) anhand der Preise von Luxusartikeln eines einzelnen Herstellers - und da auch nur ein Modell - ableiten zu wollen, ist bestenfalls schwierig. In der Breite sind Saiteninstrumente (Gitarren) deutlich günstiger und im Schnitt auch besser geworden. Man kann sogar auf ihnen spielen.... Die Preise für Lebensmittel haben sich nominal geändert, andererseits müssen wir heute für ein Stück Butter weniger lang arbeiten als meinetwegen 1960 oder 1990. Sooo einfach ist das dann auch wieder nicht. Es spielen sehr viele Faktoren eine Rolle, unter anderm die "gefühlte" Preissteigerung.

Aber zurück zum Thema: Warum Firmen wie Thomann so erfolgreich sind und kleine Händler vor Ort weniger (von Ausnahmen abgesehen) hat ebenfalls viele Gründe.
Der erste dürfte sein, dass die kleinen Händler ihr Geschäftsmodell nicht angepasst haben. Seit flächendeckender Verfügbarkeit des Internets, ungefähr ab 1996, das ist mehr als 20 Jahre her, haben nur wenige Musikinstrumentenhändler dieses Medium auch intensiv genutzt. Thomann hats und einige andere auch. Die stehen gut da. Das war sicherlich ein Risiko und "Neuland" und sicherlich hat der eine oder andere Händler der nicht mehr am Markt ist, dafür Lehrgeld gezahlt und ging pleite.

Bei Thomann und anderen (noch) erfolgreichen Händlern hat es halt geklappt. Ich erinnere mich noch vage an einen seinerzeit sehr erfolgreichen Versender für Musikinstrumente und Zubehör, damals die Nummer 1 in Deutschland, der Kataloge versendete und viel und sehr plakativ in Musikzeitschriften Werbung machte (Beileger, Anzeigen usw.). DER hat dicht gemacht weil er den Internethandel entweder nicht wollte oder zu spät das Potential gesehen hat. Dabei hätte dieser Versender ideale Voraussetzungen für einen guten Übergang gehabt (breite Kundenbasis etc.) Der Name des Versenders ist mir mittlerweile entfallen, aus Gründen, nehme ich an ;)

Nun, der lokale Händler vor Ort hat kein "Angebotsmonopol" mehr. Das fing schon zu "Otto" und "Quelle" Zeiten an und mit der großen Zeit der Kaufhäuser in großen und kleineren Städten bis Anfang der 2000er. Die größen Gemischtwarenläden der Republik sind entweder eingegangen (Quelle) oder haben den Umschwung auf Online geschafft (Otto, Bader) wenn auch nur mit Hängen und Würgen. Früher gab es auch tatsächlich "Kaufhäuser" in jeder kleinen oder mittleren Stadt, meist mit lokalen Inhabern. Da gabs halt fast alles. Das entsprach dem Bedürfnis der Kunden (Bequemlichkeit, alles aus einer Hand usw.) - sogar noch bis in die 90'er hinein. Dann kam das Internet was der Bequemlichkeit der Kunden sehr entgegen kam, spätestens mit Wegfall der getakteten Verbindungen und damit einher gehend der massiven Verbilligung der Kommunikationskosten im Vergleich zur Nutzung.

Wann habt Ihr zuletzt ein aktuelles TelefonBUCH gesehen? Branchenbuch ja, aber bereits 2007 habe ich es nicht mehr eingesehen mehrere tausend Euro jährlich in ein, zwei Anzeigen zu schalten, wo meine Webseite bereits lief und mir Kunden brachte, das Branchenbuch hingegen nicht bzw. deutlich weniger. Früher hieß es: Wenn du nicht im Branchenbuch stehst, existierst du nicht... heute ist das ganz anders. Die berüchtigten Fax-Fake-Abo-Angebote für irgendwelche (Online-)Branchenbücher haben seit 2010 oder 2011 auch stark nachgelassen und graben nur noch erfolgreich bei den unverbesserlichen die gedanklich im letzten Jahrhundert stehen geblieben sind.

Lokale Musikgeschäfte haben, wie andere Branchen auch, Konkurrenz durch ein Medium bekommen welches für den Nutzer einfacher und bequemer ist. Sich davon abzugrenzen ist nicht einfach. Thomann hat es durch Serviceversprechen geschafft die meines Wissens auch ganz gut eingehalten werden und durch eine spezialisierte Angebotstiefe (Bequemlichkeit!).

Geschäfte lassen sich dort machen wo Bedürfnisse des Kunden erkannt und bedient werden (können...). Wo liegt heute das Bedürfnis von uns Kunden?
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berndwe
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von berndwe »

Das Bedürfnis des Kunden (bzw der meisten Kunden) liegt wohl darin, das was man haben will möglichst unverzüglich und möglichst ohne eigenen Aufwand zu bekommen. Letzteres schließt ein, dass man beim Handel keinerlei Ärger hat, zum Beispiel wenn man einen Kauf rückgängig machen will.

Das Geschäftsmodell von Thoman (oder etwa Amazon) besteht im Grunde darin, Ungeduld und Bequemlichkeit der Kunden auf effektive Weise zu befriedigen.
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Rainer H
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von Rainer H »

Ich denke 95% von uns sind keine Standartkunden , nur die aller wenigsten hier kaufen eine Gitarre für mehr als 6000 Euro neu beim Händler .
Wenn ich so viel Geld ausgebe, was ich noch nie habe , würde Ich mir meine Traumgitarre bauen lassen, bei dem Für mich am sympatischten besten Gitarrenbauer, der eben nicht gerade 5 Jahre lieferzeit hat. Natürlich gibt es auch Entusiasten, die eine Martin Gitarre für 15000 Euro Neu kaufen , aber ich denke das sind die wenigsten.
Die meisten hier sind wie Ich, die kaufen Gitarren , die So um die 1000-3000 Euro kosten gebraucht, die aber mal wesentlich teurer waren, oder sehr Alt sind .
Aber die aller aller meisten, Hobby Gitarristen kaufen Gitarren zwischen 200-800 Euro neu , Die Sind aber nicht in solchen Foren wie diesem Unterwegs .
Gruß Rainer
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fingerstricker
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von fingerstricker »

Moin,
Geschäfte lassen sich dort machen wo Bedürfnisse des Kunden erkannt und bedient werden (können...).
Der Satz fasst das ganz schön zusammen. Ich bezweifle allerdings, dass es nur um die Bedürfnisse wie Bequemlichkeit geht.
In unserem Kleinstädtchen mit ca. 25ooo Einwohnern (inkl. Eingemeindungen) gibt es beispielsweise noch drei "Musikläden" im Tante Emma Stil, - aber zugegeben, wir sind auch ein sehr musikalisch aktives Städtchen.

Aber klar, - kein Kunde hat hier das Bedürfnis in einem kleinen Laden ein Soundmodul oder das neueste Keyboard oder eine CustomShop Strat zu testen und zu kaufen. Heute zieht man sich Testberichte auf BONEDO rein und lässt das Objekt der Begierde zum Test vom DHL Menschen an die Tür liefern.
In den 80ern, als jede Tanzkombo den Sound von Van Halens JUMP haben musste war das noch anders. Ich bin in einem der Läden seit über 30 Jahren Stammkunde/-gast und habe die Höhen und Tiefen des Ladens miterlebt.
Der Laden hat mittlerweile komplett auf Laufkundschaft umgestellt, - entsprechend ist das Sortiment. Das ganze funktioniert nur mit gutem "Networking", d.h. Schulen, Musikvereinen (die es bei uns en masse gibt), Faschingskapellen usw.
Ausserdem agiert er als Platform für Unterricht, - d.h. es werden Räume zur Verfügung gestellt, ein hat ein Heer an Lehrern an der Hand und vermittelt diese... Tja und eben diese Schüler brauchen Einsteigerinstrumente und Noten. Deren Eltern möchten beraten werden. Die eine oder andere Klappe am Saxophon will wieder zurechtgebogen, ein Tuba-Ventil gängig gemacht, ein Kork unter der Querflötenklappe getauscht, ein Satz Seiten gewechselt werden usw.

Mittlerweile hat er noch ein paar Bistrotische reingestellt (und im Sommer vor dem Laden platziert), - so kann man dort Samstag nach dem Marktgang noch ein wenig Bekanntschaften pflegen und einen Kaffee oder Cappuccino schlürfen (und ich muss meinen Kaffee nicht mehr schnorren :whistler: ).
Aber klar, - da gehört ne ordentliche Portion Idealismus dazu und reich wird man da nicht... aber vielleicht zufrieden.

Gruß
fingerstricker
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berndwe
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von berndwe »

Rainer H hat geschrieben:Ich denke 95% von uns sind keine Standartkunden , nur die aller wenigsten hier kaufen eine Gitarre für mehr als 6000 Euro neu beim Händler .
Wenn es um den Kauf von Gitarren geht wäre mein Rat auch sich der Ungeduld und der Bequemlichkeit nicht im Übermaß hinzugeben.

Einerseits will man solch eine Gitarre vor dem Kauf mal in den Händen gehabt haben, andererseits hat die ausgiebige Suche nach der Traumgitarre auch ihren Reiz.

Man fasst den Entschluss eine hochwertige Gitarre zu kaufen, man überlegt und plant wie man den Kauf finanziert, man recherchiert und fachsimpelt mit Gleichgesinnten, man fährt verschiedene Fachgeschäfte an und probiert Gitarren aus und man malt sich den Moment aus, wenn man die Traumgitarre dann zuhause aus dem Koffer holen und spielen kann. Diese Zeit der Vorfreude ist fast so schön wie der Besitz der Gitarre selbst.

Insofern trifft meine Aussage von oben auf Luxusgitarren wohl nicht zu, wohl aber auf andere Ausrüstung zum Musikmachen zum Beispiel Recorder, Mischpulte, Mikrofone und dergleichen, wo man darauf vertrauen kann, dass jeder Artikel auf Lager die gleiche Qualität hat wie der Regalnachbar.
andi2
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von andi2 »

Das ist für mich ein schönes Beispiel für "Bedürfnisse erkennen und bedienen". @fingerstricker.
Natürlich, lokal kann das sehr unterschiedlich sein und Bequemlichkeit ist ja auch nicht alles.
Ich denke, der/die Inhaber/in hat vieles richtig gemacht weil er/sie das Angebot auf die Kunden und deren Bedürfnisse abstimmt und auch z.B. auch Lehrangebote vermittelt. Eine Art Cross-Selling-Strategie. Mit den offenbar nachgefragten Lehrangeboten zieht man Kunden die ihrerseits dort kaufen, das "Fast-Café" als sozialer Treffpunkt, Reparaturservice usw. Was machen die anderen Läden? Wenn örtlich dauerhaft eine hohe Nachfrage nach Instrumenten und Zubehör besteht, können auch die überleben, wenn die Nachfrage aber etwas nachlässt- wer von den genannten drei Läden wird dann eher überleben?

Für mich - aus der Entfernung - eine erfolgreiche Strategie.
wuchris
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von wuchris »

berndwe hat geschrieben:Das Bedürfnis des Kunden (bzw der meisten Kunden) liegt wohl darin, das was man haben will möglichst unverzüglich und möglichst ohne eigenen Aufwand zu bekommen. Letzteres schließt ein, dass man beim Handel keinerlei Ärger hat, zum Beispiel wenn man einen Kauf rückgängig machen will.

Das Geschäftsmodell von Thoman (oder etwa Amazon) besteht im Grunde darin, Ungeduld und Bequemlichkeit der Kunden auf effektive Weise zu befriedigen.
Wenn man nicht gerade in direkter Nachbarschaft zu einem gut sortierten (!) Musikgeschäft wohnt, verbrät man schlicht Stunden an Zeit, nur um ein paar Dinge des täglichen Musikerbedarfs einzukaufen. Für 5 Päckchen Saiten und 2 Packungen Plektren seh ich es schlicht nicht ein, auch nur 10 Minuten in einem Geschäft zu verbringen. Binnen 3 Minuten ist das Zeug beim T bestellt und liegt am nächsten Tag bei mir daheim im Flur bzw. kommt dort hin, wo ich es hinschicken lasse. Portofrei.
Andererseits würde ich nicht beim T o.ä. eine Gitarre für > 500 Euro einfach so bestellen oder "blind" eine PA kaufen. Sowas hab ich schon immer vor Ort erledigt und dort auch gern ein paar Prozent mehr bezahlt. Wenn nämlich mal was kaputt geht und man trotzdem spielen muss/will, ist mir dort noch immer geholfen worden. Sei's mit einer Erweiterung der PA für ein Wochenende oder einer Leih-PA, die dann nur einen symbolischen Betrag kostete. Wichtig ist aber, dass man überhaupt auf die Schnelle was bekommt, wenn's brennt.
Alles hat seine Berechtigung.... und seine Zeit.
Asat3
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von Asat3 »

Ich jetzt auch,
Nach meiner Meinung ist Thomann eher ein Preistreiber, alle orientieren sich am Thomannpreis....
Ich finde es durchaus berechtigt wenn Mann jederzeit mit Rücknahmegarantie ein Angebot vorhält dazu auf Anfragen schnell und kompetent reagiert auf breiter Fläche alles da hat.... dann auch Preise vorgibt.
Ich glaube die Kostenstruktur bei solch großen Händler ist eine andere aber nicht unbedingt günstigere.
Nach meinen Erfahrungen können Händler locker diese Preise halten ggf. deutlich 10-15% unterbieten, das erlebe ich nicht nur bei Musikinstrumenten.
Gerne würde ich vor Ort bei guter Auswahl kaufen....leider halten die meisten nicht mit Amazon und eben auch T.. mit
Und das bei Auswahl Beratung u.s.w.
An dieser Stelle freue ich mich z.B. über Firmen wie Taylor oder Suhr die eine sehr hohe Qualität in der Breite bieten, die Mann jederzeit auch Online kaufen kann. Bei F oder G und auch Martin sei das mal dahingestellt.
Alles hat seine Berechtigung und vieles ist Heute deutlich einfacher geworden.
Musikalische Grüße Frank
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tomis
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von tomis »

nach 2 bieren las ich mich auch manchmal hinreissen:
ich verstehe dich so, daß du das prinzip der freien marktwirtschaft als gegeben hinnimmst
und auch in ordnung findest
leider funktioniert das durch plattmachen anderer anbieter
was durch den onlinehandel noch einfacher geworden ist
früher wurden durch qualität und zuverlässigkeit punkte gemacht
heutzutage durch lieferzeit und preis

ich arbeite auch machmal zu geringerem stundensatz
nicht um irgendwelchen montagetrupps aus sonstewo (die auch leben wollen) mit zu halten
sondern um kunden, welche es nicht so dicke haben, ihren wunsch zu erfüllen
gibt's halt kein maskara für die mädchen... mal so und mal so
( nicht um jeden preis )

amazon ist nicht billig sondern böse

es hat nicht alles seine berechtigung nur weil es da ist und sich scheinbar behauptet
und ich empfinde heutzutage vieles als schwieriger ( außer geld los zu werden )

die gemeinschaft funktioniert nur, wenn man seine kohle sinnvoll verteilt

ich gebe zu: saiten kaufe ich online, manchmal auch kleinmaschinen usw mit geringer marge
aber gar manchesmal auch offline um geschäftsbeziehungen zu pflegen
( fachgeschäfte sind nach meiner erfahrung um genau 19% teurer, ab dafür...)
aber wenn's drauf ankommt, verlasse ich mich auf sichtkontakt
und gitarren ohne anspielen ? niemals, viel zu gefährlich, egal welcher hersteller

(wo ist eigentlich dieser sozityp aus berlin mit seinen links ?)

btw: wer oder was ist firma suhr ?

uff jetzt hört's aber auf
was sabbel ich hier eigentlich rum
mit Blues und Gruß
Thomas
Bernd C. Hoffmann
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Re: Nur noch zu den Kleinen...

Beitrag von Bernd C. Hoffmann »

Asat3 hat geschrieben:Ich glaube die Kostenstruktur bei solch großen Händler ist eine andere aber nicht unbedingt günstigere.
Nach meinen Erfahrungen können Händler locker diese Preise halten ggf. deutlich 10-15% unterbieten (..)
Dann bist Du offenbar falsch informiert. Unterbieten kann man letztlich alles. Die einzige Frage, die darüber entscheidet, ist die, ob man bei entsprechender Preisgestaltung noch profitabel ist - abgesehen davon, dass man sich in die Spirale des Preis-Dumpings begibt, was die allerwenigsten wollen. Kein Händler ist so dumm, dass er das ausreizt, wenn er das Risiko nicht kalkulieren und entsprechend gegenfinanzieren kann. Zudem ist marketingseitig bekannt, dass man gegen das Image des Billigheimers nicht mehr ankommt, sobald man sich auf diese Ebene begeben hat (der finanzielle Aufwand einer solchen Korrektur verschlingt weitaus mehr Geld als man durch Billigpreise eingenommen hat). Da stehen auch andere Faktoren hinter, die von den Zulieferern diktiert werden, insbesondere Boni und Malusse, fallende Umschlagshäufigkeit am Jahresanfang und im Sommerloch etc. Die Kostenstrukturen sind vergleichbar. Lediglich die Kosten für Lagerhaltung und Logistik nehmen einen anderen Stellenwert ein als beim stationären Händler, der i. d. R. auch höhere Mietkosten hat als einer, der sein Gebäude in der Pampa als Eigentum stehen hat. Davon abgesehen bilden im Handel nur der Einkauf und Verkauf die Kernprozesse, aus denen der Gewinn erwirtschaftet wird. Mit entsprechend hoher Marktmacht kann man auch im Einkauf gezielt Druck ausüben. Lebensmitteldiscounter wie Aldi, Lidl etc. haben es vorgemacht. Auch die oft günstigen Preise z. B. bei Mediamarkt und Saturn sind kein Resultat von intelligenten Vertriebsstrategien sondern des Einkaufs! Thomann wäre schön doof, wenn er das nicht ausschöpfen würde. Ein gut sortiertes traditionelles Musikhaus hat diese Möglichkeit nicht.
Liebe Grüße
Bernd
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